Nachspielzeit: Ballon d´Or 2016

13. Dezember 2016 | News | BY Christoph Albers

Die Wahl des „Weltfußballers“ sorgt jedes Jahr für Diskussionen, so auch in diesem Jahr. Ich habe mir erlaubt meine Meinung mal zu „Papier“ zu bringen…

 

Wie im Vorfeld vermutet, hat Cristiano Ronaldo das Rennen gemacht und sich den Ballon d´Or geschnappt. Mit einem ziemlich deutlichen Vorsprung vor seinem Dauerkonkurrenten Lionel Messi und Antoine Griezmann.

Der Titel wurde erstmals wieder von „France Football“ allein verliehen, ohne Beteiligung der FIFA, die ihren Award im Januar verleihen wird. Das aber nur als Randnotiz, soll hier nicht das Thema sein.

Cristiano Ronaldo selbst bezeichnete das Jahr 2016 als das Beste seiner Karriere, was echt etwas heißen soll, schließlich wurde er schon zuvor dreimal zum Weltfußballer gekürt.

Diese Behauptung fußt selbstverständlich vor allem auf den gewonnenen Titel. Eine mehr als legitime Begründung in einem Teamsport. Allerdings ist dieser Titel eine individuelle Auszeichnung, daher sollte dies nicht das einzige Argument sein.

Cristiano Ronaldo gewann im Jahr 2016 mit Real Madrid die Champions League und mit Portugal die Europameisterschaft, die wohl wichtigsten Trophäen des Jahres. In der Champions League gelangen ihm dabei sagenhafte 16 Tore und 4 Assists in gerade einmal 12 Spielen. Seinen Anteil an dem Sieg ist also absolut unbestreitbar. Bei der Europameisterschaft schon eher. Zwar führte er die Mannschaft als Kapitän auf das Feld und erzielte auch, in der Vorrunde, sehr wichtige Tore für seine Mannschaft (mal ganz davon abgesehen, dass er den Gegner schon durch seine Anwesenheit beschäftigt), aber im Endeffekt war der EM-Titel ein Triumph der mannschaftlichen Geschlossenheit und der Taktik Fernando Santos´. Dennoch hat seine Leistung natürlich höchsten Respekt verdient.

Auch in der Liga gelangen ihm fantastische 35 Saisontore in der Saison 15/16. Allerdings blieb Real der Titel erneut verwehrt. Die Wertigkeit der Titel zu diskutieren ist mir allerdings zu müßig, daher werde ich es dabei belassen.

(Photo credit should read FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)

Zwischenfazit

Ronaldo hatte unbestreitbar ein fantastisches Jahr, Titel und Statistiken sind (wie immer) unglaublich. Betrachtet man diese harten Fakten, so muss er Zwangsläufig auch der Sieger dieses Awards sein. Doch machen ihn diese Fakten wirklich zum besten Fußballer der Welt?

Diese Frage zu beantworten ist natürlich nicht so ganz einfach, vor allem wohl nie ganz fair. In dieser Betrachtung werden zumeist nur Offensivspieler genannt, die Vergleichbarkeit der Positionen ist einfach nicht gegeben.

Dennoch will ich mich an dieser Stelle klar positionieren: Für mich ist Lionel Messi, nach wie vor, der beste Fußballer der Welt. Sein individuelles Können ist außergewöhnlich und seine Fähigkeiten sind von keinem Spieler der Welt reproduzierbar. Oft ist es sein schieres Genie, dass Spiele allein entschiedet und es ist in der Regel nicht mal zu verhindern. Er schießt zwar nicht mehr die schlichtweg perverse Anzahl an Toren, wie noch vor ein paar Jahren, aber dafür ist er mehr Spielmacher denn je. Diese Aufgabe kommt ihm, mit seinem Auge und der Fähigkeit für den „tödlichen“ Pass, absolut entgegen und mit Neymar und Suarez hat er natürich auch die passenden Mitspieler.

Was ihm, im Vergleich zu Ronaldo, in diesem Jahr ein wenig abging, sind die großen Titel. Er gewann zwar die Liga, aber nicht die Champions League. Und er verlor mit seinem Land, Argentinien, erneut im Finale der Copa America, im Elfmeterschießen, dennoch war er es, der sein Land überhaupt erst ins Finale geführt hat, ohne ihn wäre das unvorstellbar gewesen, so abhängig, wie man von ihm war. Am Ende fehlte erneut das Glück, aber macht ihn das zum schlechteren Fußballer?

Ich finde nicht. Aber da sind wir dann auch wirklich am Kern der Sache. Welche Kriterien sollen ausschlaggebend sein? Die Titel? Die Statistiken? Die individuellen Fähigkeiten?

Wahrscheinlich eine Mischung aus all dem.

 

Fazit

Cristiano Ronaldo ist, auch in Anbetracht aller von mir angeführten Argumente, ein mehr als würdiger Sieger. Der Award ist der verdiente Lohn für seine harte Arbeit und sein fantastisches Jahr. Allerdings ist er für mich dennoch nicht der beste Fußballer der Welt, aber er hatte dennoch das beste Jahr.

Individuelle Awards im Mannschaftssport werden der Sache selten gerecht, auch in diesem Fall. Um aber zumindest mehr Klarheit zu bekommen, sollte im Vorfeld einer solchen Wahl die Kriterien klar und eindeutig bestimmt werden, um eine Vergleichbarkeit zu bekommen, damit es nicht eine Wahl der Sympathie wird.

Auch ich beanspruche nicht für mich, die „richtige Ansicht“ zu haben. Ich sicherlich auch unglaublich viele Punkte nicht berücksichtigt, daher lade ich alle Leser hiermit herzlich dazu ein mit mir zu diskutieren.

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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