Chelsea | Mit Havertz 200-Millionen-Marke geknackt – wie die Transfersperre half

4. September 2020 | News | BY Marc Schwitzky

News | Der FC Chelsea hat in diesem Sommer bereits mehrere Toptransfers an Land gezogen und über 220 Millionen Euro ausgegeben. Mit einem Jahr Anlauf könnte nun tatsächlich der Angriff auf die vordersten Liga-Plätze gelingen.

Chelsea mit weltweit höchsten Ausgaben

Lange hatte der Verein darauf hingearbeitet, am Freitagabend durfte der FC Chelsea dann offiziell verkünden: Kai Havertz (21) stößt ebenfalls zu den „Blues“! Der deutsche Nationalspieler, gekommen von Bayer Leverkusen, hat für fünf Jahre in London unterschrieben und soll Chelsea 80 Millionen Euro kosten, wobei die Ablöse durch Bonuszahlungen noch auf 100 Millionen anwachsen kann. Mit dem eingetüteten Havertz steigen die Transferausgaben des letztjährigen Tabellenvierten der Premier League (laut transfermarkt.de) auf 223 Millionen Euro – kein anderer Fußballverein auf der Welt hat in diesem Sommer mehr Geld für neue Spieler ausgegeben und es ist gut möglich, dass es auch so bleibt.

Havertz ist bereits der sechste Neuzugang, den Chelsea für die kommende Spielzeit verpflichtet hat. Vor dem offensiven Mittelfeldspieler unterschrieben Nationalmannschaftskollege Timo Werner (24) für 53 Millionen, Ben Chilwell (23) für 50,2 Millionen und Hakim Ziyech (27) für 40 Millionen Euro – des Weiteren kamen Thiago Silva (35) und Malang Sarr (21) ablösefrei. Immerhin: Alvaro Morata (27) ist hingegen für 56 Millionen Euro fest zu Atletico Madrid gewechselt, auch Mario Pasalic (25) hat sich für 15 Millionen Euro fest Atalanta Bergamo angeschlossen. Das drückt den Saldo zumindest auf Minus 150 Millionen Euro.

Transfersperre hilft Chelsea nachträglich

„Ich freue mich immer über neue Gesichter in der Mannschaft. Nach der Transfersperre im vergangenen Sommer hat man nun natürlich gehofft, dass wir ein paar echte Verstärkungen bekommen“, hatte Chelsea-Verteidiger Antonio Rüdiger (27) zuletzt transfermarkt.de erzählt. In der vergangenen Saison durfte der FC Chelsea keine Spieler verpflichten, da sich der Klub 29 Verstöße gegen die Regularien zur Verpflichtung Minderjähriger geleistet hatte. Chelseas damals neuer Cheftrainer Frank Lampard (42) war also angewiesen, mit dem bereits vorhandenen zu arbeiten – und das tat die Chelsea-Legende mit großem Erfolg.

In einem Jahr, in welchem keine neuen Stars verpflichtet werden konnte, waren die „Blues“ gezwungen, ihre stets gelobte aber oftmals sträflich ignorierte Jugendarbeit wieder aufzunehmen und den Verein nach vielversprechenden Talenten zu durchforsten. Mit Mason Mount (21), Tammy Abraham (22), Reece James (20), Callum Hudson-Odoi (19) und Fikayo Tomori (22) wurden Eigengewächse, die unter normalen Umständen wohl kaum eine Chance auf Einsatzzeiten gehabt hätten und wieder Teil der „Loan Army“ geworden wären, regelmäßig bei den Profis eingesetzt. Mit Erfolg: Abraham wurde mit 15 Toren interner Toptorschütze, Mount gelangen 13 direkte Torbeteiligungen – beide sind mittlerweile A-Nationalspieler – und James füllte die vakante Rechtsverteidigerposition mehr als zufriedenstellend aus. Auch andere junge Spieler wie Christian Pulisic (21) bestachen durch gute Leistungen, die auf dem Vertrauen beruhten, das ihnen in diesem Transfer-losen Jahr geschenkt werden konnte.

Mit einem Jahr Anlauf nach oben

So hat sich bei Chelsea in der Saison 2019/20 ohne großen Erfolgsdruck – denn was konnte man in einer Saison ohne Neuzugänge in Konkurrenz zu den großen Favoriten schon erwarten – ein neuer Kaderstamm hervorgetan. Lampard, selbst ja noch junger Trainer, hat bewiesen, Perspektivspieler weiterentwickeln und dennoch die Champions League erreichen zu können. Damit ist eine Profilschärfung des gesamten Vereins einhergegangen. Das Jahr ohne Neue hatte aber noch einen Vorteil: Chelsea hat ein Jahr lang sparen können, denn nur weil Geld nicht ausgegeben werden durfte, heißt das ja nicht, dass keins da ist.

Besonders in diesem so speziellen Transferfenster, in welchem sich zahlreiche Vereine Corona-bedingt finanziell zurückhalten müssen und daher keine allzu großen Transfers tätigen können, zahlt es sich für Chelsea aus, ein doppeltes Transferbudget zur Verfügung zu haben. So hat man zum einen den großen Vorteil, sich verstärken zu können, während die Konkurrenz kleinere Brötchen backen muss. Zum anderen aber wechseln womöglich Spieler zu Chelsea, bei denen sich die Blues normalerweise ein großes Wettbieten hätten liefern müssen. So wäre es gut möglich, dass ein Timo Werner in einem „dickeren“ Jahr von mehr Vereinen ernsthaft gejagt und der Preis damit in die Höhe getrieben worden wäre. So kostete der deutsche Nationalstürmer jedoch „nur“ 53 Millionen Euro.

Chelsea will Titel

Wie Chelsea auf dem Transfermarkt zum Nutznießer wird, könnte dies auch in der kommenden Saison der Fall sein. Der Londoner Klub hat nicht nur viel sondern auch klug Geld ausgegeben. Die dazugewonnenen Spieler sind größtenteils noch jung, aufgrund ihrerer Qualität allerdings auch eine sofortige Verstärkungen. „Der Klub setzt mit solchen Namen auch an das bestehende Personal eine klare Botschaft, dass man in der Gesamtentwicklung wieder einen Schritt weiter nach oben machen möchte. Ich finde das super“, so Rüdigers Einschätzung.

Die Marschroute ist klar: Nach einem Jahr Anlauf soll Chelsea wieder bei den Großen mitmischen. „Es ist mein Ziel, mit Chelsea viel zu gewinnen – hoffentlich schnellstmöglich. Deswegen bin ich dorthin gegangen“, stellte Werner gegenüber Bild klar. Laut Rüdiger ist es Chelseas Ziel, „nach und nach die Lücke“ zu Meister Liverpool und Vize Manchester City zu schließen. Womöglich bereits in der kommenden Spielzeit. Zwar erscheint die Dominanz der genannten Klubs noch recht groß, doch ist es zumindest nicht undenkbar, dass Chelsea bereits 2021/22 angreift. Der Kader ist in der letzten Saison organisch zusammengewachsen und kriegt nun den nötigen Feinschliff – Potenzial ist also da.

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(Foto: IMAGO)

Marc Schwitzky

Erst entfachte Marcelinho die Liebe zum Spiel, dann lieferte Jürgen Klopp die taktische Offenbarung nach. Freund des intensiven schnellen Spiels und der Talentförderung. Bundesliga-Experte und Wortspielakrobat. Seit 2020 im 90PLUS-Team.


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