Das 90PLUS Premier League Transfer-Roundup

1. Februar 2017 | News | BY Christoph Albers

Der Januar ist vorbei und das Transferfenster wieder geschlossen, zumindest bis zum Sommer. Wie gewohnt, war in England mal wieder einiges los. Einige Teams haben kräftig nachjustiert, andere haben sich vornehm zurückgehalten. Wir fassen das Geschehen für euch zusammen.

Die Top-Teams

FC Chelsea, FC Arsenal, Tottenham, FC Liverpool, Manchester City, Manchester United

Die Top-Teams haben sich auffällig zurückgehalten, von den Top-6 hat lediglich Manchester City Geld ausgegeben und das für Gabriel Jesus, dessen Transfer auch schon im Sommer feststand, aber immerhin 32 Mio. € gekostet hat. Jesus gilt als eines der größten Talente seines Jahrgangs und konnte bereits einige Erfah rungen, u.a. den Gewinn der olympischen Goldmedaille, sammeln. Ob er jedoch auf Anhieb eine große Hilfe im Kampf um die Champions League-Plätze sein kann, ist fraglich. Ansonsten vertraut man auf die vorhandenen Akteure. Dafür wurden aber einige Reservespieler abgegeben und zum Teil ordentliche Gewinne erzielte. Der FC Chelsea hat durch den Oscar-Verkauf ein Plus von mehr als 60 Mio. €erzielt, Manchester United auch immerhin fast 40 Mio. € (vor allem durch Depay und Schneiderlin), Liverpool und die Spurs haben jeweils ca. 5 Mio. € eingenommen. Insgesamt hat sich hier allerdings wenig getan.

 

(Photo by Friedemann Vogel/Getty Images)

 

Das Tabellenmittelfeld

FC Everton, West Bromwich, Stoke City, FC Burnley, Bournemouth, West Ham, Southampton, Watford

Im Tabellenmittelfeld haben fast alle Teams nochmal investiert und sich punktuell verstärkt. Die Ausnahmen bilden vor allem Bournemouth, bei denen sich nichts nennenswertes getan hat, und der FC Watford, die ein dickes Transferplus von ca. 20 Mio. €, vor allem durch den Verkauf von Odion Ighalo, erzielt haben. Watford hat sich dennoch personell etwas verstärkt, denn der formschwache Ighalo wurde durch Leih-Stürmer Niang (AC Milan) gut ersetzt, zudem kamen mit Mauro Zarate (ca. 3 Mio. €, Florenz) und Tom Cleverley (Leihe, Everton) günstige, aber durchaus ernstzunehmende, Alternativen für die Startelf.

(Photo by Matthew Lewis/Getty Images)

Auch West Ham United erwirtschaftete ein Transferplus, was vor allem dem Verkauf von Dimitri Payet (die Posse dürfte bekannt sein) zuzuschreiben ist. Dieses Plus fällt aber wesentlich geringer (ca. 8 Mio. €) aus, als das von Watford, da die „Hammers“ auch immerhin 20 Mio. € für die Verpflichtungen von Robert Snodgrass und Jose Fonte investierten. Robert Snodgrass (12 Mio. €, Hull City) ist eine Art Payet-Ersatz und könnte schon kurzfristig helfen, während Jose Fonte (9,2 Mio. €, Southampton) vor allem hinten für mehr Sicherheit sorgen soll. Beide waren bei ihren Teams Stammspieler und wussten zu überzeugen, sie kennen die Liga also bestens und wissen worauf es ankommt. Trotz des großen Verlusts von Payet, eine durchaus zufriedenstellende Transferphase für die Mannschaft von Slaven Bilic.

Ein ähnliches Fazit kann man auch beim FC Everton ziehen. Die „Toffees“ holten mit Morgan Schneiderlin einen erfahrenen „Sechser“ und mit Ademola Lookman ein vielversprechendes Talent für die Außenbahn. Abgegeben wurden lediglich Ersatzspieler, sodass der Kader deutlich verstärkt daherkommt. Wie auch der FC Burnley, der ebenfalls keinen Stammspieler abgeben musste und mit Linksverteidiger Robbie Brady (15,1 Mio., Norwich) und Ashley Westwood (5,8 Mio. €) zwei potenzielle Leistungsträger für sich gewinnen konnte. Insgesamt steht so aber auch ein Transferminus von knapp 20 Mio. € zu buche.

Stoke City konnte mit Stürmer Saido Berahino eine potenzielle Verstärkung für sich gewinnen (13,9 Mio. €, West Brom) und gab mit Bojan Krkic (Leihe, Mainz 05), der ohnehin nur eine untergeordnete Rolle spielte, nur einen namhaften Spieler ab. Ähnlich ist die Lage bei West Brom, die mit Jake Livermore (11,5 Mio. €, Hull City) eine Alternative für die Startelf verpflichteten und Saido Berahino ebenfalls nur einen namhaften Spieler, der ebenfalls keine wirkliche Rolle spielte, abgaben. Ein wenig anders sieht es da schon beim FC Southampton aus, die mit Manolo Gabbiadini (17 Mio. €, Napoli) ihren Sturm auf ein neues Level heben konnten, aber mit Jose Fonte einen absoluten Stamm- und Führungsspieler verloren. Hier ist es durchaus fraglich, ob die neue Qualität vorne die Schwächung der Defensive aufwiegen kann.

Insgesamt geht es für diese acht Teams aber auch „nur“ darum nicht in die Abstiegszone zu fallen, denn die ersten sechs Mannschaften sind ihnen deutlich enteilt, dafür sollten sie weitestgehend gut gerüstet sein, am meisten sorgen müssen sich meiner Ansicht nach der FC Watford und der AFC Bournemouth.

Der Tabellenkeller

Leicester, Middlesbrough, Swansea, Crystal Palace, Sunderland, Hull City

Es liegt in der Natur der Sache, dass gerade im Tabellenkeller die zweite Transferphase ausgiebig genutzt wird, um doch noch die Wende herbeizuführen und sich den Klassenerhalt zu sichern. Da wurde auch an dieser Stelle keine Ausnahme gemacht, zumindest teilweise.

(Photo by Srdjan Stevanovic/Getty Images)

Besonders hervorgetan hat sich dabei Crystal Palace mit seinem neuen Trainer Sam Allardyce, die fast 42 Mio. € investierten. Dafür kamen vier Spieler, die vor allem die Defensive verbessern sollen. Mit Jeffrey Schlupp (13,8 Mio. €, Leicester) und Patrick van Aanholt (11,8 Mio. €, Sunderland) wurde soll die linke Seite defensiv dicht gemacht und offensiv für mehr Impulse gesorgt werden. Luka Milivojevic (Piräus), der für eine stolze Summe von 16 Mio. € kam, soll das zentrale Mittelfeld verstärken. Der wohl prominenteste Neuzugang ist aber Mamadou Sakho, der vom FC Liverpool ausgeliehen wurde und in der Innenverteidigung gesetzt sein dürfte. Auf der Abgabenseite hingegen findet sich kein wirklicher Verlust, sodass die „Eagles“ deutlich gestärkt aus der Transferphase geht, den Klassenerhalt müssen sie sich aber noch auf dem Platz sichern.

Die übrigen Teams waren dagegen finanziell wesentlich bescheidener. Tabellenschlusslicht Hull City erwirtschaftete sogar ein Transferplus von knapp 6 Mio. €. Die Verkäufe von Robert Snodgrass und Jake Livermore spülten 23,5 Mio. € in die Kassen, bedeuten aber auch eine herbe Schwächung des Teams. Dafür wurden aber gleich 8 (!) Spieler verpflichtet, die der Mannschaft helfen sollen. Der teuerste war dabei der Pole Kamil Grosicki, der für 9 Mio. €von Stade Rennes kam. Mit seiner individuellen Klasse auf jeden Fall eine klare Verstärkung. Mit „Zehner“ Evandro (2,5 Mio. €, Porto), Flügelspieler Lazar Markovic (Leihe, Liverpool) und Stürmer Oumar Niasse (Leihe, Everton) wurde die Offensive zudem auch in der Tiefe weitreichend verstärkt, was den Abgang von Top-Scorer Robert Snodgrass vergessen machen soll. Der Abgang von Livermore soll durch die Verpflichtungen von Markus Henriksen (5,3 Mio. €, Alkmaar) und Alfred N´Diaye (Leihe, Villarreal) aufgefangen werden. Darüber hinaus wurde die Defensive mit den Leihspielern Andrea Ranocchia (Inter) und Omar Elabdellaoui (Piräus) namhaft verstärkt. Insgesamt geht der Kader, gerade in der Tiefe, deutlich gestärkt aus der Transferphase hinaus, trotz des Überschusses. Allerdings bleibt es äußerst fraglich, ob die vorhandene Qualität ausreichen wird.

Auch Sunderland hätte eine deutliche Verstärkung sicherlich gut gebrauchen können, so wirklich gelungen ist es ihnen jedoch nicht. Mit Bryan Oviedo und Darron Gibson kamen zwei Reservespieler des FC Everton, zudem wurde der zuletzt vereinslose Joleon Lescott verpflichtet. Dem gegenüber steht der Abgang von van Aanholt, der einen großen Verlust darstellt. Insgesamt ist das für mich zwar eine Verstärkung in der Breite, aber eine wirkliche Erhöhung der Qualität, die es in meinen Augen dringend gebraucht hätte, ist das bestimmt nicht.

Ganz anders sieht es bei Swansea City aus, die ohne einen schwerwiegenden Abgang auskamen und dafür gleich vier klare Verstärkungen holten. Martin Olsson (4,6 Mio. €, Norwich) für die Defensive, Tom Carroll (5,2 Mio. €, Spurs) für das zentrale Mittelfeld, Luciano Narsingh (4,6 Mio. €, PSV) und Jordan Ayew (Aston Villa) für den Angriff. Alle vier haben das Potenzial für die Startelf und könnten eine große Hilfe im Abstiegskampf werden. Der Kader scheint nach den Wünschen von Neu-Coach Paul Clement umgestaltet worden zu sein. Die „Swans“ sind für mich klare Gewinner der Transferphase.

(Photo credit should read ISSOUF SANOGO/AFP/Getty Images)

Leicester City und Middlesbrough haben sich dagegen eher punktuell verstärkt und beide kommen ohne schwerwiegende Abgänge aus. Meister Leicester hat mit Onyinye Ndidi (17,6 Mio. €, Genk) einen weiteren Versuch unternommen N´Golo Kante zu ersetzen und mit der Leihe von Molla Wague (Granada) eine Alternative für die Innenverteidigung geholt. „Boro“ hat mit Rudy Gestede (7,1 Mio. €, Villa) und Patrick Bamford (6,9 Mio. €, Chelsea) zwei Sturm-Alternativen und mit Adlene Guedioura (Watford) einen erfahrenen Mittelfeldspieler geholt. Jeweils Spieler, die eine sinnvolle Ergänzung der Kader sind, aber meiner Meinung nach auch keine Berge im Abstiegskampf versetzen können.

Für mich sieht Sunderland wie der klare Verlierer dieser Transferphase aus, Swansea hat aus meiner Sicht die beste Arbeit geleistet. Aber auch Palace und Hull haben wichtige Korrekturen vorgenommen.

 

 

 

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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