Frustschießen bei ManCity, ManUtd und der Fernandes-Effekt, Aubameyangs Blitzrekord

3. Juli 2020 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | 32. Spieltag! ManCity schießt sich gegen Liverpool den Frust von der Seele. Bruno Fernandes belebt die ManUtd-Offensive und der Kampf um die europäischen Plätze bleibt spannend.

  • Everton, Sheffield United und Arsenal schielen auf Europa
  • Platz acht könnte für die Europa League genügen
  • West Ham zeigt ein Lebenszeichen im Abstiegskampf

„Frustschießen“ – Award: Manchester City vs. Liverpool

Die gesamte Saison über musste der amtierenden Meister Manchester City mit ansehen, wie ein unaufhaltsames Liverpool von Sieg zu Sieg eilte und letztendlich den Titel an sich riss. Nur eine Woche später musste die Mannschaft von Pep Guardiola den frisch gebackenen Meister im heimischen Stadion empfangen und, wie es sich nunmal gehört, Spalier stehen, als die Reds das Spielfeld betraten.

Es hatte sich wohl einiges an Frust angestaut und dieser wurde im tabellarisch bedeutungslosen Topspiel von der Seele geschossen. Manchester City spielte sich nach einer halben Stunde in Rage und fegte die Klopp-Elf überzeugend mit 4:0 vom Platz. Der 20-jährige Phil Foden überragte einmal mehr.

Für Liverpool war es ein bedeutungsloser Stolperstein in der ersten Meistersaison seit 30 Jahren, von Manchester City dagegen ein erster Warnschuss im Hinblick auf die kommende Saison.

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

„Fernandes-Effekt“ – Award: Manchester United

Seit Ole Gunnar Solskjaer bei Manchester United im Amt ist – mittlerweile ca. 15 Monate – hat seine Mannschaft ein Problem: Es fehlt eine strukturierte, lebendige und produktive Spielphilosophie.

Lange gab es keine Aussicht auf Besserung…bis Bruno Fernandes kam. Seit der 55 Millionen Euro schweren Ankunft des kreativen Mittelfeldspielers im Winter strahlen die Red Devils plötzlich Spielwitz und Torgefahr aus. Beim 3:0-Auswärtssieg über ein überfordertes Brighton erzielte Fernandes zwei Tore und lieferte zahlreiche Impulse an der Seite des wiedererstarkten Paul Pogba.

Seit seinem Debüt im Februar hat Bruno Fernandes in 13 Spielen sechs Tore erzielt und vier weitere vorbereitet. Kein Spieler der Premier League hat seitdem mehr Torbeteiligungen vorzuweisen.

Durch den „Fernandes-Effekt“ ist ManUtd nun wettbewerbsübergreifend seit 15 Spielen ungeschlagen und wäre mit Platz fünf und 52 Punkten bei einem Ausschluss Manchester Citys für die Champions League qualifiziert. Ob es allerdings nachhaltig ist, das Offensivspiel auf die individuelle Qualität eines Einzelnen zu stützen, bleibt abzuwarten. Solskjaer und Co. wird es zunächst einmal egal sein.

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

„Lebenszeichen“ – Award: West Ham United

Ein Sieg aus den letzten zehn Spielen, zwei Niederlagen zum Restart, punktgleich mit den Abstiegsplätzen und keinerlei Hinweise, dass Besserung naht. Es durfte einem Angst und Bange werden um David Moyes und sein West Ham United.

Am Mittwoch gegen Chelsea drohte die Situation noch schlimmer zu werden. Den Hammers wurde gegen den formstarken Stadtrivalen das 1:0 aufgrund einer strittigen Abseitsposition aberkannt. Nur zwei Minuten später gingen die Blues per Elfmeter in Führung. „In diesem Moment dachte ich, alles würde gegen uns laufen“, sagte Moyes nach dem Spiel und erklärte: „Das erste Tor ist lebenswichtig, und wenn du das verlierst, denkst du, es geht schon wieder los.“ Immerhin ging West Ham in den letzten 20 Partien nach Rückstand auch als Verlierer vom Platz.

Doch die Hammers drehten das Spiel, gingen mit 2:1 in Front und vertrauten auch nach dem Ausgleich der kompakten und konterbasierten Ausrichtung. Und so war es ein schneller Gegenangriff, den Andriy Yarmolenko in der 89. Minute zum 3:2-Arbeitssieg vollendete.

Es war nicht schön und Chelsea erwischte nicht den besten Tag, aber West Ham lieferte durch einen beherzten und willensstarken Auftritt ein Lebenszeichen. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt nun drei Zähler.

(Photo by MICHAEL REGAN/POOL/AFP via Getty Images)

„Rekordgeschwindigkeit“ – Award: Pierre-Emerick Aubameyang

Am Mittwoch, beim ungefährdeten 4:0-Heimsieg über Norwich City, erzielte Pierre-Emerick Aubameyang seine Premier-League-Tore 50 und 51. Damit hat der Gabuner die 50er-Marke in Rekordgeschwindigkeit geknackt. Kein Spieler in der Vereinsgeschichte des FC Arsenal benötigte dafür weniger Spiele als der 31-jährige Captain (79). Selbst die Vereinsikonen Ian Wright (87) oder Thierry Henry (83) brauchten eine längere Anlaufzeit.

Womöglich könnten einige Treffer dazu kommen. Nach dem Spiel zeigte sich Trainer Mike Arteta optimistisch, dass Aubameyang seinen 2021 auslaufenden Vertrag bei Arsenal verlängern wird.

Aktuell sind die Gunners nach einer verkorksten Saison mit 46 Punkten auf Platz acht sogar wieder auf Europa-League-Kurs, dazu gleich mehr.

(Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

„Europäische Träume“ – Award: FC Everton

Als der FC Everton kurz vor Weihnachten Carlo Ancelotti einstellte, war die Abstiegszone lediglich drei Punkte entfernt. Fünf Monate und 14 Spiele später dürfen die revitalisierten Toffees plötzlich von Europa träumen.

Everton hat aus den 14 Spielen unter der Regie des Italieners mit der hochgezogenen Augenbraue 25 Punkte geholt – sieben mehr als in den 17 zu vor. Nach dem eindrucksvollen 2:1-Sieg über Leicester City ist man plötzlich sogar in Schlagdistanz zur Europa League.

Dadurch, dass drei der vier Halbfinalisten im FA Cup aktuell ohnehin für den europäischen Wettbewerb qualifiziert sind, Manchester City den Ligapokal gewonnen hat und womöglich von der Königsklasse ausgeschlossen wird, könnte dazu sogar der achte Platz genügen.

Dieser ist nun lediglich zwei Punkte entfernt. „Das Team zeigt guten Spirit und Motivation. Der Traum von der Europa League ist sehr wichtig für uns und der Grund, warum wir kämpfen.“ Machen die Toffees so weiter, könnte der Traum wahr werden…

(Photo by TIM KEETON/AFP via Getty Images)

„Europäische Träume reloaded“ – Award: Sheffield United

Auch Sheffield United durfte vor der Coronavirus-Pause von Europa träumen. Nachdem der Aufsteiger durch seinen unkonventionellen wie frechen Spielstil die Liga aufmischte, folgte zum Restart der Dämpfer: 0:3 gegen Newcastle United und 0:3 gegen Manchester United.

Gegen ein erschreckend lethargisches Tottenham kehrten plötzlich Intensität und Spielwitz in die Mannschaft von Chris Wilder zurück. Die schlechteste Offensive der oberen Tabellenhälfte kombinierte sich drei Mal munter durch den Strafraum der schlafmützigen Mourinho-Elf und ging mit 3:0 in Führung. Das zwischenzeitliche 1:1 wurde kontroverserweise aufgrund eines vermeintlichen Handspiels zwar aberkannt, Tottenham verlor am Ende dennoch verdient mit 1:3.

Sheffield United scheint wieder putzmunter zu sein und hat nun zwei Punkte Vorsprung auf die neuntplatzierten Spurs.

„Hattrick der anderen Sorte“ – Award: Allan Saint-Maximin

Dass Sommer-Neuzugang Allan Saint-Maximin (18 Millionen Euro aus Nizza) das Potential dazu hat, das Offensivspiel von Newcastle United grundlegend zu verändern, war ab der ersten Minute zu erkennen. Was aber lange fehlte, war die Produktivität.

Das scheint sich nun zu ändern. Beim souveränen 4:1-Heimsieg über den AFC Bournemouth war Saint-Maximin der überragende Mann auf dem Platz, spielte die Gegner mit seinen Tempodribblings schwindelig und: bewies Auge. Der 23-jährige Franzose lieferte einen Hattrick der anderen Sorte, legte die ersten drei Treffer seiner Magpies auf. Damit ist Saint-Maximin erst der dritte Newcastle-Spieler, der in einem Premier-League-Spiel drei Vorlagen liefern konnte. Insgesamt hat der Flügelspieler nun acht Torbeteiligungen auf dem Konto – fünf davon steuerte er in den letzten vier Spielen bei.

Während Newcastle sich im Mittelfeld festbeißt, wird es für Bournemouth langsam eng: Die unsicheren Cherries haben einen Zähler Rückstand auf das sicherer Ufer und alle Spiele seit dem Restart verloren.

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(Photo by PETER POWELL/POOL/AFP via Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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