Advantage Liverpool, Leicester macht ernst und Tottenhams leerer Tank

11. November 2019 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Gesprächsthema Nummer eins nach dem zwölften Spieltag der Premier League ist natürlich das Topspiel zwischen Liverpool und Manchester City. Das und mehr analysieren wir anhand der 7 Awards…

„Advantage“- Award: FC Liverpool

Es war ein furioses Fußballspiel zwischen dem FC Liverpool und Manchester City. Ein Topspiel, das dem Namen absolut gerecht wurde und mit einem 3:1-Sieg der Mannschaft, die 2019/2020 vor allem eines ist: Effizient.

Das wurde bereits nach 13 Minuten klar, als Liverpool mit seinen ersten zwei Schüssen mit 2:0 in Führung ging. Die Cityzens, die vor dem 0:1 vielleicht sogar einen Handelfmeter hätten erhalten können, zeigten trotz des klaren Resultats nach 51 Minuten (3:0) nämlich eine gute Leistung.

Das Team von Pep Guardiola hatte mehr und qualitativ hochwertigen Ballbesitz (55%), mehr Schüsse (18:12), mehr Pässe im Angriffsdrittel (129:49) und laut „expected Goals“ sogar das Chancenplus (1,48 zu 1,33). Anders als Liverpool, und das deutete sich schon letzte Woche an, ist Manchester City in der Offensive 2019/2020 eben nicht effizient genug. Gegen die Reds, die mit einer nicht zu bremsenden Intensität die Gäste ständig auf Trab hielten und womöglich dadurch die letzte Ruhe raubten, würde das eiskalt bestraft werden.

So heißt es nach zwölf Spieltagen „Advantage Liverpool“, denn die Reds haben neun Punkte Vorsprung auf die Cityzens. Die Meisterschaft ist damit noch nicht entschieden. Letzte Saison betrug der Vorsprung im Dezember sieben Punkte. Doch die beeindruckende Konstanz, mit der Liverpool diese Saison agiert, lässt den Vorsprung gegenüber dem amtierenden Meister gefühlt mächtiger wirken als 2018/2019.

„Top-Four-Kandidat“ – Award: Leicester City

Das 2:0 über den FC Arsenal war das nächste Statement von Leicester City unter Erfolgstrainer Brendan Rodgers. Die Foxes demonstrierten mit einer gewohnt spielfreudigen, selbstbewussten wie kompakten Vorstellung, dass der Hype um den Überraschungsmeister von 2016 mehr als berechtigt ist.

Mit nun 26 Punkten steht Leicester auf Platz zwei, das ist nach zwölf Spieltagen übrigens ein Punkt mehr als im Meisterjahr. An den Titel ist wohl dennoch nicht zu denken, so konstant präsentiert sich der FC Liverpool und zu gut besetzt ist Manchester City, um nicht wieder in die Spur zu finden. Auch Leicester dürfte die gnadenlose Effizienz im Angriff wohl schwer aufrechterhalten können. (Immerhin übertrumpft man seinen „expected Goals“ – Wert derzeit mit knapp 14 Toren – zehn Tore mehr als die nächst-effiziente Mannschaft, Tottenham.)

Das heißt allerdings nicht, dass Leicester abstürzen wird. Die kreierten Chancen sollten bei dem zielgerichteten Angriffsspiel mit der Zeit eher zu- als abnehmen, so gut läuft der Ball durch die Reihen. Darüber hinaus ist die Abschlussstärke von Jamie Vardy (Elf Tore – Ligaspitze) erwiesen und nicht formbedingt. Die Mannschaft besteht zudem zweifelsohne den visuellen Eindruck, ist technisch stark, homogen und perfekt ausbalanciert. Mit lediglich acht Gegentoren stellt Leicester sogar die beste Defensive der Liga – ein sattelfester Rückhalt.

Einzig die Kadertiefe könnte Leicester zum Verhängnis werden. Ansonsten deutet einiges darauf hin, dass Brendan Rodgers eine Mannschaft geformt hat, die 2019/2020 um einen Platz in den Top-Four konkurrieren wird. Alleine das ist für den Klub mit dem neuntgrößten Etat schon ein großartiger Erfolg und womöglich nur der Anfang.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

„Nächster Tiefpunkt“ – Award: Unai Emery

Das 0:2 gegen ein starkes Leicester war lange nicht der schlechteste Auftritt der trostlosen Amtszeit Unai Emerys beim FC Arsenal.

Nichtsdestotrotz war es erneut nicht mal ansatzweise gut genug und zugleich der nächste statistische Tiefpunkt für den Trainer. Mit 17 Punkten nach zwölf Spielen, acht Punkte Rückstand auf den anvisierten vierten Platz, ist der schlechteste Saisonstart seit 1982/83 perfekt.

Es bleibt wohl nur eine Frage der Zeit, bis Arsenal reagiert. Unabhängig von den Ergebnissen, weist alles, was seit Monaten auf- und abseits des Platzes derzeit passiert, auf keinerlei Besserung hin. Im Gegenteil…

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(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

„Ungeahnte Konstanz“ – Award: FC Chelsea

Im Sommer noch war beim FC Chelsea mit einem Jahr des Umbruchs zu rechnen. Aufgrund der Transfersperre offenbarten der junge Kader sowie der unerfahrene Trainer Frank Lampard schlichtweg zu viele Fragezeichen, speziell hinsichtlich der Konstanz.

Nach zwölf Spieltagen beweist das Konstrukt eindrucksvoll, dass die jugendliche Energie auch gewaltige Vorteile mit sich bringt. Beim souveränen 2:0-Erfolg über Crystal Palace stand die jüngste Chelsea-Startelf der Premier-League-Klubgeschichte auf dem Platz und lieferte die nächste erfrischend unbekümmerte Leistung ab.

Das Team um Fikayo Tomori (21), Mason Mount (20), Reece James (19) sowie die Torschützen Tammy Abraham (22) und Christian Pulisic (21) fuhr den sechsten Sieg in Folge ein: Die längste Siegesserie seit der Meistersaison 2016/2017 und die längste Siegesserie eines englischen Trainers seit Alan Pardew 2012 mit Newcastle United. Mit nur acht Punkten Rückstand auf Liverpool steht Chelsea auf einem beachtlichen dritten Platz.

Es bleibt abzuwarten, ob das junge Team diese ungeahnte Konstanz aufrecht erhalten kann, erst recht wenn ein Dämpfer folgt. Doch der notgedrungene Ansatz, auf die Jugend zu setzen, kann mit den unzähligen Talenten, die 2019/2020 einen Durchbruch erleben, schon jetzt als Erfolg betrachtet werden.

(Photo IAN KINGTON/AFP/Getty Images)

„Leerer Tank“ – Award: Tottenham Hotspur

Mit der Ankunft von Mauricio Pochettino 2014/2015 begann Tottenham sich fest in den Top-Four der Premier League zu etablieren. Mehr noch: Die Spurs schielten 2015/2016 sowie 2016/2017 sogar auf die Meisterschaft und erreichten 2018/2019 überraschend das Finale der Champions League.

Ein Schlüssel für den Erfolg war vor allem die Intensität, die der verbesserte allerdings vergleichsweise kleine Kader Tottenhams in den letzten Jahren an den Tag legte. Mit Laufarbeit, Leidenschaft und viel Energie wollte Pochettino das ein oder andere Defizite gegenüber den etablierten Schwergewichten in England und Europa kompensieren. Der Kader blieb in diesem Zeitraum mehr oder weniger gleich und vor allem zu klein.

Die Folge? 2019/2020 scheint der Tank der Spieler, die jahrelang an ihre Grenzen gingen, mittlerweile leer zu sein. Das jüngste Beispiel dafür offenbarte das 1:1 zuhause gegen Aufsteiger Sheffield United, ein Remis, mit dem die Spurs nach dem Spielverlauf gut leben können. „Das schwerste war für uns, mit ihrer Energie gleich zu ziehen“, gestand Pochettino nach dem Spiel gegen ein qualitativ deutlich schlechteres Team, das ihn mit seinen einstigen Waffen fast schlug.

Dass den Spurs die letzten Prozent an Intensität fehlen, ist 2019/2020 nicht von der Hand zu weisen. Seit dem 28. September warten sie in der Liga auf einen Sieg. 14 Punkte nach zwölf Spielen bedeuten zudem den schlechtesten Saisonstart seit 2008/2009.

„Heimseuche“ – Award: Southampton

Sicher, Ralph Hasenhüttl erhielt diesen Sommer kaum Unterstützung auf dem Transfermarkt. Die Aufgabe, Southampton von der Abstiegszone fern zu halten, wurde nicht leichter.

Die Leistungen der Saints hinken dennoch weit den Erwartungen hinterher. Den nächsten Beweis dafür lieferte der schwache Auftritt beim 1:2 gegen Everton. „Wir sind derzeit nicht gut genug“, gestand Hasenhüttl. Das trifft vor allem auf die Heimspiele zu, bei denen Southampton einen erschreckenden Trend eingeleitet hat:

Southampton hat nun erstmals vier Spiele in Folge im heimischen St. Mary’s verloren, hier zum Saisonstart in sechs Spielen lediglich einen Punkt geholt und ganze 21 Gegentore kassiert (Englischer Tiefstwert seit 1930).

Aufgrund der Heimseuche steht Southampton mit nur acht Zählern auf dem vorletzten Platz.

„Endlich“ – Award: Watford

Zwölf Spiele und einen Trainerwechsel hat es gebraucht, ehe Watford FC seinen ersten Sieg der Saison 2019/2020 feiern konnte.

Trotz 25-minütiger Unterzahl bestätigten die Hornets den Aufwärtstrend der letzten Wochen und gewannen verdient mit 2:0 bei Norwich City. Durch den ersten Sieg klettert Watford auf Rang 18.

Norwich dagegen ist trotz erfrischenden spielerischen Ansätzen sowie einem beeindruckten Sieg über Manchester City auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Der qualitativ suspekte Kader, mit dem Daniel Farke bereits in der Aufstiegssaison wahre Wunder vollbrachte, stößt auf seine Grenzen und ist auf dem letzten Platz angelangt.

Chris McCarthy

(Photo by Dan Mullan/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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