Chelseas Revanche, Liverpools Hausaufgaben & Brightons besonderer Moment

20. Mai 2021 | Trending | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Dem FC Chelsea glückte eine Revanche. Liverpool und West Ham erledigten ihre Hausaufgaben und schafften sich eine bequeme Ausgangsposition für den letzten Spieltag. Ach ja, die Fans kehrten in die Stadien zurück. Bei Brighton spielte das eine besondere Rolle. Das und mehr: 

„Revanche geglückt“-Award: FC Chelsea

Am Samstag vermieste Leicester City Thomas Tuchel den traumhaften Einstand als Trainer des FC Chelsea. Die Foxes entschieden das Finale des FA Cups mit 1:0 für sich, die erste Titelchance für den Deutschen blieb ungenutzt. Drei Tage später trafen Chelsea und Leicester wieder in der Premier League aufeinander. Dieses Mal stand die Teilnahme an der Champions League 2021/2022 auf dem Spiel.

Mit 8.000 Fans im Rücken bestimmten die Blues die Partie und gewannen dank der Tore des formstarken Antonio Rüdiger und Jorginho am Ende verdient mit 2:1. Chelsea glückte somit die Revanche für das verlorene Pokalfinale, darüber hinaus machte die Tuchel-Elf zum Leidwesen des Gegners einen großen Schritt in Richtung Königsklasse. Die Londoner haben vor dem letzten Spieltag einen Punkt Vorsprung auf Rang fünf. Dort steht nun Leicester. Wie schon im Vorjahr droht den Foxes nach einer bärenstarken Saison auf den letzten Metern die Champions League aus den Händen zu gleiten.

„Hausaufgaben erledigt“-Award: Liverpool und West Ham

… denn der FC Liverpool erledigte am 37. Spieltag seine Pflichtaufgabe beim FC Burnley. Roberto Firmino, Nathaniel Phillips (erstes Profitor) und Alex Oxlade-Chamberlain besiegelten einen 3:0-Auswärtssieg. Die Reds sind nun punktgleich mit Leicester, stehen dank des um vier Treffer besseren Torverhältnisses auf Rang vier. Am Wochenende ist Crystal Palace zu Gast, Leicester empfängt Tottenham.

Auch West Ham United erledigte seine Hausaufgaben, mühte sich beim bereits feststehenden Absteiger West Bromwich Albion zu einem 3:1-Erfolg. Angelo Ogbonna (82.) und Michail Antonio (88.) besiegelten erst spät drei wichtige Punkte. Die Mannschaft von David Moyes nutzte die Patzer der Konkurrenz, belegt nun vor dem letzten Spieltag mit drei Punkten Vorsprung den letzten Europa-League-Platz sechs. Kommenden Sonntag genügt ein Unentschieden gegen Southampton, um eine starke Saison zu vergolden.

Roberto Firmino brachte Liverpool am Mittwoch gegne Burnley in Führung.

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„Tag zum Vergessen“-Award: Sergio Reguilón

Schlechten Tag gehabt? Es gibt jemanden, der wohl einen schlechteren hatte: Sergio Reguilón. 20. Minute, beim Stand von 1:0 gegen Aston Villa kommt eine Flanke in den Strafraum, der Linksverteidiger holt aus und haut die Kugel direkt aus knapp 13 Metern mit dem Außenrist unhaltbar in die Maschen. Problem dabei? Es war das eigene Tor, der Klärungsversuch rutschte dem Spanier über den Schlappen.

Eigentore kommen vor, keine Frage. Doch Reguilón schrieb nicht nur Geschichte – es war das 1000. Eigentor in der Geschichte der Premier League – er setzte sogar noch einen drauf. 19 Minuten später versuchte der 24-Jährige an der eigenen Eckfahne den Ball zu klären, ließ ihn sich aber von Bertrand Traore abnehmen. Dieser flankte in die Mitte, wo Ollie Watkins zum 2:1 abschloss.

Reguilóns Fehler hatten schwere Folgen, die Spurs verloren mit 1:2 und haben die Europa League somit nicht mehr in den eigenen Händen. Das lag allerdings nicht nur am spanischen Neuzugang, der eigentlich eine gute Saison spielt. Die komplette Mannschaft von Interimstrainer Ryan Mason enttäuschte vor heimischem Publikum auf ganzer Linie, zur Rückkehr der Fans gab es laute Buhrufe.

 

„Mit Köpfchen“-Award: FC Everton

Trotz einer erfreulichen Ausbeute von 59 Zählern hat der FC Everton eine schwierige Heimsaison hinter sich. Beflügelt von 6.500 Fans gelang am Mittwoch gegen Wolverhampton der erst sechste Heimsieg im Goodison Park. Der Kopfballstärke sei Dank. Der aktive Richarlison nickte nach 48 Minuten zum 1:0-Endstand ein – es war bereits das 14. Kopfballtor der Toffees in dieser Saison – Ligabestwert.

Auch der FC Everton hat noch Außenseiterchancen auf die Europa League. Punktgleich mit Tottenham, aber mit dem deutlich schlechteren Torverhältnis, muss Carlo Ancelotti auf Patzer von West Ham und Spurs hoffen sowie ganz nebenbei Meister Manchester City schlagen. „Es ist unvorhersehbar, aber wir sind im Kampf. Vielleicht werden wir das schwerste Spiel der Saison haben, aber im Kampf zu sein, ist wichtig“, sagte der Italiener bei der BBC.

„Grund zum Jubeln“-Award: Brighton

Immer wieder berichteten wir an dieser Stelle darüber, was für eine spielerisch starke Saison Brighton & Hove Albion 2020/2021 liefert. Einzig die Chancenverwertung verhinderte eine Platzierung in der oberen Tabellenhälfte. Am Dienstag gab es dennoch endlich einen Grund zum Jubeln.

Vor knapp 8.000 Zuschauern zwang die Mannschaft von Graham Potter Meister Manchester City in die Knie. Und das nach einem Zwei-Tore-Rückstand. Ilkay Gündogan und Phil Foden brachten die Citizens, die zwischenzeitlich einen Platzverweis (Joao Cancelo, Notbremse) hinnehmen mussten, in Führung. Doch dann baute der Ligaprimus in Unterzahl ab und Brighton drehte auf. Nach dem Anschlusstreffer von Leandro Trossard drückten die Seagulls mit starken Kombinationen und viel Intensität auf den Ausgleich. Es war eines der wenigen Male in dieser Saison, bei dem sie auch dafür belohnt wurden: Adam Webster köpfte erst zum 2:2 ein (72.), ehe der aufgerückte Dan Burn nach einem Kraftakt sogar noch den verdienten 3:2-Siegtreffer markierte (76.).

„Ich freue mich sehr für die Spieler“, sagte Potter nach dem Spiel bei der BBC und ergänzte: „Sie hatten ein schweres Jahr, sie blieben dran und es ist schön, einen fantastischen Sieg mit den eigenen Fans zu genießen.“ Nach viel Frust und ganzen 20 Punkten weniger auf dem Konto als dem Tabellensechzehnten laut expected Points zustünden, gab es doch noch ein freudiges Saisonhighlight.

 

„Führungsspieler“-Award: Edinson Cavani

Der zweite Frühling von Edinson Cavani hält an. Am Dienstag brachte der 34-Jährige Manchester United durch einen fabelhaften Lupfer aus 40 Metern gegen Fulham mit 1:0 in Front. Für den Angreifer war es der zehnte Saisontreffer.

Doch der Tabellenzweite konnte die Führung gegen den bereits feststehenden Absteiger nicht über die Zeit bringen. Joe Bryan glich spät aus. „Ich glaube es war vielleicht ein Weckruf“, sagte im Anschluss Trainer Ole Gunnar Solskjaer, eine Woche vor dem Europa-League-Finale gegen Villarreal. Die Gründe für die schlampige Vorstellung lagen für ihn auf der Hand: „Wir versuchten zu viel Schnickschnack, Kunststückchen, ausgefallene Dinge, Sachen, die die Fans freuen.“ 10.000 waren am Old Trafford vor Ort. „Das sind nicht wir, wir sollten effizienter sein“, betonte der Norweger.

 

Ein Spieler, auf den das zutrifft, ist der Torschütze. Cavani ist – wie bereits angesprochen – nicht nur eine immer wichtiger werdende Komponente im Angriffsspiel sondern ein wahrer Führungsspieler für die Red Devils geworden. Sein Vertrag wurde jüngst um ein weiteres Jahr verlängert. „Schaut euch Cavani an“, sagte Solskjaer und ergänzte: „Schaut, wie er das Spiel spielt. Jeder von uns sollte sich das ansehen. Die defensiven Zweikämpfe, Läufe, Tore, es gibt keinen Schnörkel. Und im Fußball ist dafür auch kein Platz.“

„Eigenwerbung“-Award: Joe Willock

Joe Willock sollte neben Emile Smith Rowe und Bukayo Saka in dieser Saison der nächste Youngster werden, der beim FC Arsenal den Durchbruch schafft. Bis auf einige Ausrufezeichen im Pokal und der Europa League, wusste der 21-Jährige aber nicht konstant zu überzeugen. Im Februar folgte eine Leihe zu Newcastle United. Der Engländer sollte Spielpraxis sammeln und – so die Erwartungshaltung vieler Experten – seinen Marktwert steigern, damit die Gunners im Sommer eine ordentliche Ablösesumme für ihn erzielen können.

 

Nach drei Monaten bei den Magpies ist das nicht nur eingetreten, Willock könnte sich sogar doch für eine ernsthafte Chance bei seinem Jugendverein empfohlen haben. Der dynamische Mittelfeldmann avancierte im Abstiegskampf zum Leistungsträger und zur Lebensversicherung. Beim 1:0 über Sheffield United erzielte Willock im sechsten aufeinanderfolgenden Premier-League-Spiel ein Tor und wurde damit zum jüngsten Spieler in der Geschichte des Wettbewerbs, dem dieses Kunststück gelang. Leistungen, Tore, Rekorde: Willock hat die Leihe genutzt, um gehörig Eigenwerbung zu betreiben.

Photo: xGlynxKirkx/Imago

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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