Pep-Bezwinger Espirito Santo und Tottenham komplett von der Rolle
7. Oktober 2019 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy
7 Awards | Achter Spieltag, achter Sieg für den FC Liverpool und acht Punkte Vorsprung auf Manchester City. Das und mehr gibt es wie immer in unseren …7 Awards…
„Komplett von der Rolle“ – Award: Tottenham
Eine Woche ist es her, da lobten noch den Charakter der Spurs, als man trotz Unterzahl und schwachen Tags einen Weg fand, Southampton mit 2:1 zu besiegen. Nach der 2:7-Demontage gegen die Bayern in der Champions League und dem 0:3 gegen Brighton am Samstag scheint es, als wäre das Lob verfrüht gewesen.
Gegen stark aufgelegte Seagulls geriet die Mannschaft von Mauricio Pochettino aufgrund eines Patzers von Hugo Lloris, der sich dabei zu allem Überfluss den Ellenbogen auskugelte, bereits nach drei Minuten in Rückstand. Im Anschluss knüpfte Tottenham an die Vorstellungen der bisherigen Saison an, sodass zu keinem Zeitpunkt nur ansatzweise das Gefühl aufkam, dass die Gäste das Spiel noch drehen würden.
Spielerisch läuft bei den Spurs nichts zusammen. Von der Intensität, die bereits letzte Saison spielerische Defizite kompensierte, ist nichts mehr zu sehen. Gerüchte über interne Probleme im Kader oder Wechselwünsche im Sommer scheinen den Teamgeist, der Tottenham letztes Jahr noch ins Finale der Champions League geführt hat, erheblichen Schaden zugefügt zu haben. Pochettino, der bereits in den letzten Jahren mehrfach andeutete, über die Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realität unzufrieden zu sein, gelingt es daher ausnahmsweise nicht, das Maximum aus einem überschaubaren und womöglich überspielten sowie mental ermüdeten Kader herauszuholen.
Alles in allem wirkt Tottenham 2019/2020 in jeder Hinsicht komplett von der Rolle. Pochettino, dessen Geduld in jüngster Vergangenheit nicht endlos schien, steht vor der größten Herausforderungen seiner fünfjährigen Amtszeit im Norden Londons.
„P̶o̶r̶t̶i̶o̶n̶ Meisterglück“ – Award: FC Liverpool
Erst letzte Woche erhielt der FC Liverpool den „Portion Glück“ – Award, als man trotz einer verhaltenen Leistung auswärts gegen Sheffield durch tatkräftige Unterstützung des Torwarts mit dem 1:0 „beschenkt“ wurde.
Auch am achten Spieltag hatten die Reds eine Portion Glück, vielleicht sogar Meisterglück, denn nur durch einen Elfmeter in der 94. Minute, den James Milner eiskalt verwandelte, sicherte sich die Mannschaft von Jürgen Klopp gegen Leicester City die nächsten drei Punkte (2:1), während Manchester City zuhause gegen Wolverhampton (0:2) die nächsten drei verspielte. Der Abstand Liverpools auf den Vorjahresmeister beträgt nun stolze acht Zähler.
Glücklich war vor allem das Timing, denn obwohl der Tabellenführer erneut nicht den besten Tag erwischte und die Foxes eindrucksvoll bewiesen, wieso sie einer der unangenehmsten Gegner der Liga sind, ging der Sieg aufgrund der besseren Chancen durchaus in Ordnung. Und ganz ohne Glück, das sich die Klopp-Elf nicht selten durch Qualitäten wie Effizienz, Kompaktheit und Cleverness erzwingt, geht es nun mal auch nicht.
„Pep-Bezwinger“ – Award: Nuno Espirito Santo
Mit nur vier Punkten aus den ersten sechs Spielen sind die Wolves bekanntlich nicht gut mit der zusätzlichen Belastung der Europa-League-Qualifikation zurechtgekommen und folglich schwach in die Saison gestartet.
Zu was Wolverhampton allerdings in der Lage ist und warum die Top-Sechs-Ambitionen alles andere als unbegründet sind, demonstrierte der Vorjahres-Aufsteiger ausgerechnet gegen Pep Guardiola – besser gesagt, natürlich gegen Pep Guardiola, denn der Spanier ist einer der Lieblingsgegner von Wolves-Coach Nuno Espirito Santo.
Mit einer defensive Meisterleistung brachten die Wolves Manchester City in ihrem Stadion zur Verzweiflung. Die Abstimmung in der Fünferkette war hervorragend, Konzentration, Stellungsspiel und Zweikampfverhalten mustergültig. Und so lauerten die Wolves auf Kontermöglichkeiten, mit der die ersatzgeschwächte City-Defensive massive Probleme hatte. Zwei von Raul Jiminez initiierte Gegenangriffe wurden schließlich von Adama Traoré perfekt abgeschlossen (80. und 90. +4).
Kontersituationen der Gäste sieht man im Etihad öfter, das bringt der dominante Spielstil der Cityzens nunmal mit sich. Dass die zumeist schier unaufhaltbare Offensive des Meisters allerdings so in Schacht gehalten wird, dagegen selten.
Das ist vor allem Pep-Bezwinger Nuno Espirito Sano zu verdanken, gegen den Guardiola in vier Spielen lediglich einmal gewinnen konnte (25%). Nur gegen Ronald Koeman (0%) and Jürgen Klopp (22%) sieht es noch schlechter aus.
„Sean Longstaff“ – Award: Matthew Longstaff
Vergangene Saison gab Newcastle-Mittelfeldspieler Sean Longstaff (21) sein Premier-League-Debüt, überzeugte in lediglich neun Einsätzen derart, dass sogar Manchester United auf ihn aufmerksam wurde.
Ein Jahr später ist es Matthew Longstaff, der ausgerechnet gegen Manchester United sein Debüt gab. An der Seite seines Bruders bot der 19-Jährige mit viel Energie im Mittelfeld eine couragierte Leistung und schoss Newcastle sogar zum 1:0-Sieg über abermals enttäuschende Red Devils.
Matthew Longstaff deutet an, es seinem Bruder nachzumachen und sich im Mittelfeld Newcastle Uniteds fest spielen zu wollen. Nicht nur das, er benötigte im Gegensatz zu Sean nur ein Spiel, damit Manchester United auf ihn aufmerksam wird…
„Nicht zu bremsen“ – Award: Chelseas junge Wilde
Wenngleich die Defensive der Blues weiterhin Bauchschmerzen verursacht – 14 Gegentore sind die viertmeisten der Liga – hat die Übergangssaison der unerfahrenen Mannschaft von Frank Lampard bereits nach acht Spielen eine positive Erkenntnis parat.
In der Offensive wächst tatsächlich was zusammen, nicht nur das, sie es derzeit kaum zu bremsen. Beim 4:1-Erfolg in Southampton leiteten erneut zwei junge Wilde, nämlich Tammy Abraham mit Saisontor Nummer acht und Mason Mount mit Torbeteiligung Nummer fünf, den Sieg ein.
Chelsea hat nun in zwei aufeinanderfolgenden Auswärtsspielen drei Tore in der ersten Halbzeit erzielt und stellt mit 18 Toren die drittbeste Offensive der Liga.
„Unkreativ“ – Award: FC Arsenal
Es ist bisher das Motto der Ära Unai Emery beim FC Arsenal. Trotz kreativer Einzelspieler bekommt es der Trainer nicht hin, eine nachhaltige Offensive zu entfalten, die sich die Anzahl an Torchancen erspielt, zu der die Mannschaft aufgrund der individuellen Klasse wohl zweifelsohne in der Lage wäre.
Das 1:0 gegen einer der schlechtesten Defensiven der Liga, die des AFC Bournemouth, lieferte einen eindrucksvollen Beweis dafür. Trotz spielerischer Dominanz brachte der FC Arsenal ganze zwei Schüsse aufs Tor zu Stande. Der Treffer (David Luiz; 9.) resultierte aus einem Eckball.
Nicht mal im Kader war übrigens erneut der wohl kreativste Spieler des FC Arsenal: Mesut Özil. Der Deutsche hat während Emerys Amtszeit in der Premier League die meisten Chancen aller Gunners eingeleitet (46) und das obwohl er in diesem Zeitraum nur 25 Mal spielte.
„Achillesfersen“ – Award: Norwich & Southampton
So sehr Norwich mit seinem mutigen sowie erfrischenden Offensivfußball zeitweise die Premier League begeistert und so sehr Ralph Hasenhüttl den FC Southampton durch seine taktischen Kniffe stabilisiert hat, beide Teams demonstrierten am achten Spieltag, dass sie jeweils über eine Achillesferse verfügen, die letztendlich wohl nicht mehr erlauben wird als einen Platz im unteren Drittel – im besten Fall.
Abstimmungsprobleme, individuelle Defizite und Fehler bringen die Canaries und Saints immer wieder um den Lohn. 21 Gegentore für Norwich sind nach acht Spielen deutlich zu viel, die meisten der Liga. 15 Gegentore, bei nur acht selbst erzielten Toren, sind auch für die stockende Offensive von Southampton kaum zu kompensieren.
Chris McCarthy
(Photo by DANIEL LEAL-OLIVAS/AFP via Getty Images)
Chris McCarthy
Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.