Premier League | Ein Top-Spiel, das keines war – Wenger nun wirklich, wirklich am Ende – Montagskinder

6. März 2018 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

Ein Top-Spiel, das keines war, Arsene Wenger nun wirklich, wirklich am Ende und Montagskinder aus Manchester. Unsere Awards zum 29. Spieltag der Premier League.

 

„Top-Spiel, das keines war“ – Award: Manchester City – FC Chelsea

Manchester City gegen den FC Chelsea – bei der Paarung hofften die meisten Fans wohl auf einen absoluten Kracher. Doch diese wurden enttäuscht, insbesondere vom FC Chelsea. Obwohl das Endresultat von 1:0 für die Cityzens eine andere Geschichte erzählt, hätte das Spiel nicht einseitiger sein können.

Antonio Conte war – bei zwei Punkten Abstand auf den so wichtigen Platz vier – von Anfang an nur auf Schadensbegrenzung aus. Mit einer Spielausrichtung, die passiver nicht hätte sein können, hoffte der Italiener dabei wohl irgendwie einen Punkt zu entführen. Obwohl Chelsea trotz 29% Ballbesitz und 303:902 Pässen nur ein Gegentor kassierte, ging das Vorhaben nach hinten los.

Die Blues präsentierten sich nicht wie der amtierende Meister, sondern wie ein Absteiger, der beim Ligaprimus nicht unter die Räder kommen wollte und wurde dementsprechend auch bestraft. Das Top-Spiel wurde dem Namen nicht gerecht und das liegt einzig und alleine an den überraschend negativen Gästen…

(JUSTIN TALLIS/AFP/Getty Images)

 

„Das war’s jetzt…wirklich“ – Award: Arsene Wenger

Haben wir ein anderes Resultat erwartet? Irgendwie nicht und das spricht Bände. Bei der Form, der aktuellen mentalen Verfassung und der eklatanten Probleme in sämtlichen Mannschaftsteilen fürchteten selbst die optimistischsten Fans des FC Arsenal, dass es bei Brighton & Hove Albion den nächsten Tiefschlag geben würde.

Und so kam es auch. Die sichtlich verunsicherte Mannschaft wirkt absolut planlos und scheint tatsächlich den Glauben an den Trainer verloren zu haben. Anders war die trostlose Leistung bei den abstiegsbedrohten Seagulls nicht zu erklären. Arsenal wirkt lethargisch, ohne jegliches Selbstbewusstsein und absolut inspirationslos.

Unabhängig von den desaströsen Ergebnissen in dieser Saison, den elf Spielen in Folge ohne weiße Weste, dem peinlichen Aus im FA Cup und den nun 13 Punkten Abstand auf den anvisierten Platz vier, ist es wohl das Auftreten auf dem Platz, gerade jetzt in dieser heiklen Situation, das Arsene Wenger nach 21 Jahren tatsächlich den Job kosten sollte und wohl auch wird.

Jeder andere Trainer Europas hätte wohl aller spätestens nach dem letztjährigen und erstmaligen Verpassen der Champions League nach 21 Jahren seinen Posten räumen müssen. Man könnte sagen es adelt den Verein, in der heutigen Zeit Loyalität zu demonstrieren, doch ist man mit den Vereinsstrukturen der Gunners besser vertraut, so weiß man: Es ist ein Festhalten aus Angst und vor allem Bequemlichkeit.

Sollte Wenger nicht die Europa League gewinnen, was bei der aktuellen Verfassung der Mannschaft einem Wunder gliche, sollte es das für den sturen Fußballromantiker gewesen sein…wirklich jetzt.

(Photo GLYN KIRK/AFP/Getty Images)

 

„Montagskinder“ – Award: Manchester United

Am Ende war es die individuelle Klasse, das gute Händchen von José Mourinho und die Erschöpfungserscheinungen beim abstiegsbedrohten Gastgeber. Beim 3:2 Auswärtssieg über Crystal Palace setzte Manchester United einen Trend fort, der sich in den letzten Wochen etabliert hatte: Nicht sonderlich gut spielen, aber trotzdem gewinnen.

Auch das ist eine Qualität, insbesondere des polarisierenden Trainers. Der Portugiese hatte darüber hinaus gehörigen Anteil daran, dass er zum ersten Mal in seiner Karriere ein Rückstand von 0:2 in der Premier League noch drehen konnte. Seine mutigen Auswechslungen, die den Zweck hatten, die traditionellen Außenverteidiger-Positionen aufzugeben, zahlten sich aus. Die Red Devils erzwangen somit gerade gegen Ende der Partie, als die aufopferungsvoll kämpfenden Londoner immer müder und passiver wurden, die Wende.

Den letzten Unterschied machten dabei die individuelle Klasse von Romelu Lukaku, der im Stile eines Top-Stürmers überlegt zum 2:2 abschloss, David De Gea, der beim Stand von 2:2 einen atemberaubenden Reflex zeigte und Nemanja Matic, der mit einem sehenswerten Weitschuss in der Nachspielzeit letztendlich das 3:2 beisteuerte.

Es war nicht schön, aber effektiv und so gewann Manchester United auch das 43. Montagsspiel im 62. Versuch – die beste Ausbeute in der Geschichte der Premier League. Wahre Montagskinder eben…

(Photo OLI SCARFF/AFP/Getty Images)

 

„Personifizierte Torgarantie“ – Award: Jürgen Klopp

Es war nicht die beste Saisonleistung des FC Liverpool und die musste es auch nicht sein. Gegen kompakt verteidigende Gäste aus Newcastle verließ sich Jürgen Klopp einmal mehr auf seine herausragende Offensive.

Diese machte erneut den Unterschied. Mohamed Salah (40′) erzielte kurz vor der Pause das 1:0, ehe Sadio Mané in der 55. Minute die Entscheidung beisteuerte. Das Tor des Senegalesen war ein ganz besonderes, denn es war der 200. Treffer unter der Leitung von Jürgen Klopp in der Premier League.

Seit seiner Ankunft im englischen Fußballoberhaus gelangen nur Manchester City mehr Tore (214). Der deutsche Publikumsliebling begeistert seither mit mutigem Offensivfußball die Anfield Road und das zahlt sich aktuell aus.

(Photo FRANCISCO LEONG/AFP/Getty Images)

 

„Im Schatten von Harry Kane“ – Award: Heung-Min Son

Natürlich ist Harry Kane der wichtigste und beste Spieler der Tottenham Hotspur, doch es gibt auch weitere Spieler, die einen erheblichen Anteil daran haben, dass die Spurs nach acht Siegen in elf Spielen souverän auf Platz vier stehen.

Einer davon ist zweifelsohne Heung-Min Son, der unter Mauricio Pochettino regelrecht aufblüht. An einem Tag, an dem Sturmphänomen Kane ausnahmsweise nicht das Runde ins Eckige bringen konnte, sprang der Südkoreaner in die Bresche.

Son erzielte beim souveränen 2:0 Sieg über Huddersfield gleich beide Tore und erhöhte seine Ausbeute auf zehn Saisontreffer. Im Schatten des großen Harry Kane, der in der laufenden Spielzeit wettbewerbsübergreifend an 38 Toren beteiligt war, hat Son mit 15 Toren und neun Assists die zweitbeste Ausbeute der Spurs vorzuweisen.

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

 

„Retter 2.0?“- Award: Carlos Carvalhal

Auch wenn der Abstand zum rettenden Ufer nie astronomisch hoch wurde, Swansea City schien aufgrund der erschreckend schlechten Leistungen der ersten 20 Spieltage der absolute Favorit auf den Abstieg zu werden. Mit der Entlassung des Retters der Vorsaison, Paul Clement, und der Verpflichtung von Carlos Carvalhal kam jedoch die nicht für möglich gehaltene Wende.

Nachdem die so harmlos wirkenden Swans zuvor gerade einmal 11 Tore in 20 Spielen erzielten, gelangen unter der Leitung des Portugiesen in neun Partien ganze 14 Treffer. Vier davon erzielten die Waliser beim beeindruckenden 4:1 über West Ham und kletterten damit auf Platz 13.

Es sind zwar nur drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze, doch die Form und vor allem die Lockerheit, die Carvalhal mit ins Liberty Stadium brachte, sprechen im Kampf um den Klassenerhalt derzeit ganz eindeutig für Swansea. Anders, als unter Clement, macht die Mannschaft jedoch auch spielerisch gewaltige Fortschritte.

(Photo by Stu Forster/Getty Images)

 

„Bedeutungslose Krise“ – Award: FC Burnley

Nachdem der FC Burnley und Sean Dyche die ganze Liga überraschten, folgte zuletzt der erwartete Knick. Ganze elf Spiele in Serie blieben die Clarets ohne Sieg, ehe die Formkrise mit dem 2:1 über Everton am Wochenende endlich beendet werden konnte.

Dass Burnley trotz dieser Phase immer noch auf Platz sieben steht, ist der sensationellen Hinrunde und der beeindruckenden Arbeit des Trainers zu verdanken. Bei noch neun verbleibenden Partien hat der Underdog schon jetzt seine beste Punkte-Ausbeute im englischen Fußballoberhaus eingestellt und das, obwohl die meisten Experten Burnley vor der Saison auf einem Abstiegsplatz sahen. Welche Krise?

(Photo by Jan Kruger/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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