Premier League: Leeds ist gekommen, um zu bleiben – gemischte Debüts für Werner, Havertz & James

15. September 2020 | Premier League | BY Chris McCarthy

Premier League – 7 Awards | Englands oberste Spielklasse ist wieder zurück. Am ersten Spieltag gab es bereits reichlich Gesprächsstoff und interessante Debüts.

„(Zurück)-gekommen, um zu bleiben“ – Award: Leeds United

Nach 16 Jahren in der Championship – der längste Zeitraum ohne Erstligafußball in der Geschichte des Vereins – ist Leeds United zurück in der englischen Beletage. Die Aufgabe zum Auftakt konnte dabei kaum eine schwerere sein: Auswärts beim englischen Meister, dem FC Liverpool, an der Festung Anfield Road.

Doch die Mannschaft von Marcelo Bielsa ließ sich davon nicht beeindrucken, ebenso wenig wie von insgesamt drei Rückständen! Der Aufsteiger demonstrierte mentale Stärke, Leidenschaft und viel Energie. Aus 1:0 wurde 1:1 (Jack Harrison), aus 2:1 2:2 Patrick (Bamford) und aus 3:2 3:3 (Mateusz Klich). Dabei stets im Mittelpunkt: Das selbstbewusste wie ansehnliche Direktspiel, das dem englischen Branchenprimus massive Probleme zubereitete. Erst das 4:3 in der 88. Minute, Neuzugang Rodrigo hatte plump den zweiten Elfmeter des Tages verursacht, brach Leeds United das Genick.

„Leeds United ist besonders“, sagte Jürgen Klopp nach dem Spiel und ergänzte: „Sie haben überragend performt und es war sehr schwer – für 95 Minuten.“ Liverpool benötigte viel individuelle Qualität, einen Sahne-Tag von Hattrick-Schütze Mohamed Salah und zwei Elfmeter, um den aufmüpfigen Aufsteiger zuhause nieder zu ringen. Die Whites gingen leer aus, zeigten aber eindrucksvoll, dass sie zurückgekommen sind, um zu bleiben.

„Glücksbringer“ – Award: Mohamed Salah

Dass der FC Liverpool trotz einer intensiven Schlacht gegen Leeds am Ende alle drei Punkte einfahren konnte, war vor allem Mohamed Salah zu verdanken.

Der Ägypter präsentierte sich am ersten Spieltag in beachtlicher Frühform. Sein zwischenzeitliches 3:2, ein unhaltbarer Hammer unter die Latte, zeugte von Qualität und Selbstbewusstsein. Seine Elfmeter verwandelte er eiskalt und souverän, speziell den entscheidenden in der 88. Minute zum 4:3-Endstand. Mo Salah bleibt somit der absolute Glücksbringer der Reds. Die letzten 35 Spiele, in denen der 28-Jährige traf, hat der FC Liverpool gewonnen: Laut Statistikdienst Opta die längste Serie in der Geschichte der Premier League.

„Gemischter Einstand“ – Award: Timo Werner & Kai Havertz

Es waren zwei der am sehnlichsten erwarteten Debüts des Spieltags: Kai Havertz und Timo Werner, für insgesamt 123 Millionen Euro aus der Bundesliga verpflichtet, standen direkt bei der ersten Partie des FC Chelsea in der Startaufstellung gegen Brighton & Hove Albion. Die Blues gewannen trotz einer durchwachsenen Vorstellungen mit 3:1.

Es war ein gemischter Einstand des deutschen Duos. Kai Havertz spielte meistens auf der rechten Seite, fand dabei allerdings kaum statt und kam nicht richtig ins Spiel. Der Neuzugang aus Leverkusen hatte lediglich 38 Ballkontakte und spielte 27 Pässe bei einer Erfolgsquote von 88 Prozent. Der 21-Jährige war bemüht, arbeitete mit nach hinten, erwischte aber insgesamt einen unglücklichen Abend für seine neue Mannschaft, die sich nach der Transferoffensive noch einspielen muss.

Ganz anders sah es bei Timo Werner aus. Die neue Sturmhoffnung aus Leipzig war dank seinen klugen und schnellen Bewegungen ein ständiger Unruheherd für die gegnerische Defensive. Durch seine Schnelligkeit und seine direkte Art lieferte er der Offensive des FC Chelsea eine Komponente, die in der letzten Saison fehlte. Werner erzielte zwar keinen Treffer, holt nach einem schnellen Sprint in den Strafraum dafür den Elfmeter zum 1:0 raus.

(Photo by RICHARD HEATHCOTE/POOL/AFP via Getty Images)

„Samba in London“ – Award: FC Arsenal

Damit der FC Arsenal den positiven Schwung unter Mikel Arteta weiter vorantreiben kann, benötigt es neue Spieler. Das gilt vor allem für die langjährige Baustelle, die Innenverteidigung, sowie für das oftmals zu harmlose Mittelfeld.

Zwei Neuzugänge aus Brasilien deuteten nun bei ihren Debüts an, die erhofften Verstärkungen auf den Problemzonen zu sein. Willian, der sich abslöefrei vom FC Chelsea anschloss, und Innenverteidiger Gabriel, der für 26 Millionen Euro aus Lille kam. Beim souveränen 3:0-Auftakterfolg gegen Fulham waren die beiden Brasilianer die Spieler des Spiels.

Willian belebte mit seiner flexiblen und dynamischen Spielweise das Mittelfeld, war bei allen drei Treffern involviert und legte zwei Tore direkt vor. Gabriel war nach nervösem Auftakt ein Stabilisator in der Innenverteidigung, wirkte ungemein präsent und fungierte als Antreiber im Aufbauspiel. Der 22-Jährige hatte die meisten Ballkontakte (121) sowie erfolgreichen Pässe (107) des Tages und erzielte als Krönung das 2:0 nach einer Ecke. In London tanzte man am Samstag Samba, die ersten Ansätze der Brasilianer waren verheißungsvoll.

(Photo by PAUL CHILDS/POOL/AFP via Getty Images)

„Gelungener Einstand“ – Award: James Rodriguez

Es gab nicht wenige, die daran zweifelten, ob James Rodriguez in der rauen Premier League funktionieren würde. Im „kalten“ Deutschland fühlte sich der Edeltechniker nicht wohl, bei Real Madrid blieb er vor allem in den späteren Jahren hinter den Erwartungen zurück. Nun soll er „ein Regal tiefer“, beim FC Everton, die dringend benötigte Spielkultur einhauchen.

Beim 1:0 Auswärtssieg gegen Tottenham war es genau das, was der Kolumbianer tat. Lucas Digne lieferte zwar die entscheidende Vorlage für Dominic Calvert-Lewins Tor. Doch Rodriguez war der Mann des Tages. Im Offensivspiel der Toffees war er *das* belebende Element. Der 29-Jährige agierte als Dreh- und Angelpunkt, leitete mit Hilfe seines guten Auges und gefühlvollen Fußes fünf Chancen ein – der höchste Wert für einen Debütanten in der Premier League seit Alexis Sanchez für Arsenal 2014.

James Rodriguez lieferte mehr als nur einen gelungen Einstand auf der Insel. Hält diese Form auch in den Wintermonaten, könnte er die Antwort auf die Kreativprobleme der Mannschaft von Carlo Ancelotti sein und seine Karriere nochmal ankurbeln.

„Willkommene Starthilfe“ – Award: Jamie Vardy & West Brom

In der vergangenen Saison war Jamie Vardy mit 23 Toren der Torschützenkönig der Premier League und das mit 33 Jahren. Am ersten Spieltag der neuen Saison erhielt der Angreifer von Leicester City nun eine willkommene Starthilfe, damit es 2020/2021 genau so weiter geht: Es ging zu West Bromwich.

Beim 3:0-Erfolg setzte Vardy seine Serie gegen den Aufsteiger fort. Der 33-Jährige war gewohnt gefährlich, holte einen Elfmeter raus und traf insgesamt zwei Mal vom Punkt. Vardy hat nun in all seinen fünf Auswärtsspielen gegen West Brom getroffen. Damit zieht er mit Ruud van Nistelrooy gleich, der in fünf von fünf Spielen bei Newcastle traf.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

„Gutes Business“ – Award: Newcastle

Zugegeben, einige Fans in Newcastle träumten im Sommer von Rekordneuzugängen und europäischem Fußball. Doch als die Übernahme des Vereins durch ein (kontroverses) saudi-arabisches Konsortium scheiterte, kehrte man am Fluss Tyne auf den Boden der Tatsachen zurück.

Der vielkritisierte Besitzer Mike Ashley ermöglichte dennoch einige Transfers. Ryan Fraser (Bournemouth) und Jeff Hendrick (Burnley) kamen ablösefrei. Für Callum Wilson (Bournemouth) und Jamal Lewis (Norwich) zahlte man immerhin knapp 40 Millionen Euro. Eine stolze Summe, insgesamt aber natürlich ein Transferfenster in einer ganz anderen Preisklasse als ursprünglich mit externer Unterstützung erhofft.

Drei Spielers des Quartetts demonstrierten am Samstag zum Premier-League-Start allerdings, dass man auch mit weniger Geld gutes Business machen kann. Beim 2:0-Erfolg über West Ham integrierte sich Hendrick nahtlos in das Mittelfeld, erzielte ein Tor und bereitete ein weiteres vor. Wilson war auf Anhieb eine gefährliche Präsenz im Angriff und traf zur Führung. Lewis beackerte die linke Defensivseite und demonstrierte guten Offensivdrang. Fraser kam noch nicht zum Zug, seine Qualitäten als blitzschneller Flügelspieler dürften aber auch nach einer enttäuschenden Saison bekannt sein.

Es war nur ein Spiel, gegen schwache Hammers, doch es scheint, als hätte sich Newcastle auch ohne Finanzspritze gut verstärkt.

Die Ergebnisse des 1. Spieltags der Premier League im Überblick

  • Fulham – Arsenal 0:3
  • Crystal Palace – Southampton 1:0
  • Liverpool – Leeds 4:3
  • West Ham – Newcastle 0:2
  • West Brom – Leicester 0:3
  • Tottenham – Everton 0:1
  • Brighton – Chelsea 1:3
  • Sheffield Utd – Wolves 0:2
  • Burnley – ManUtd verschoben
  • ManCity – Aston Villa verschoben

Chris McCarthy

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(Photo by PHIL NOBLE/POOL/AFP via Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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