Premier League | Mr. Effizienz; endlich postive Rekorde und mental starke Spurs

13. März 2018 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

Neue Woche, neues Top-Spiel im englischen Fußballoberhaus, aber auch aus den unteren Tabellenregionen gibt es viel zu berichten. Unsere Awards zum 30. Spieltag der Premier League Saison 2017/2018….

 

„Mr. Effizienz“ – Award: José Mourihno

Manch einer wird die Spielweise unattraktiv finden, andere vielleicht destruktiv oder gar einfallslos, doch José Mourinho stellt in dieser Saison eindrucksvoll unter Beweis, dass seine Methoden vor allem eins sind: raffiniert und effizient.

Effizient war Manchester United in dieser Saison vor allem in der Chancenauswertung, in Spielen, in denen ein Sieg vielleicht nicht verdient war, man aber trotzdem gewann. Effizient war man aber auch im limitierten Ballbesitz oder in der Zweikampfführung. Auch beim nicht unverdienten 2:1 über Liverpool schalteten die Gastgeber ihren Gegner effizient aus, denn die bewusst limitierten Spielanteile gegen die Reds wurden hervorragend genutzt und die so überragende Angriffsreihe um Roberto Firmino, Sadio Mané und Mohamed Salah komplett aus dem Spiel genommen.

Effizient war es ebenfalls, Marcus Rashford zum ersten Mal seit Dezember in die Startaufstellung zu beordern und damit den anfälligen Trent Alexander-Arnoldt zu beschäftigen. Rashford bedankte sich mit einem Doppelpack. Effizient war auch die Idee, das Spiel auf Romelu Lukaku auszulegen, der gleich beide Treffer vorbereitete und für die Liverpooler Innenverteidigung um den überforderten Dejan Lovren das ganze Spiel nicht zu bändigen war.

Effizient sind in dieser Saison nicht nur Mourinhos taktische Maßnahmen, vor und während den Spielen, sondern auch seine Ausbeute gegen die „Top-6“ der Liga. Konnte Manchester United 2016/2017 gegen diese Gegner im Schnitt nur 1,0 Punkte pro Spiel einfahren, sind es in dieser Spielzeit 1,63.

(Photo JORGE GUERRERO/AFP/Getty Images)

 

 

„Postive Rekorde“- Award: FC Arsenal

Sei es Spiele ohne weiße Weste, dem erstmaligen Verpassen der Champions League oder das frühste aus im FA Cup, in den letzten Monaten sorgten der FC Arsenal und Arsene Wenger eher durch negative Rekorde für Schlagzeilen. Da waren die Bestmarken, die die Gunners beim relativ ungefährdeten 3:0 über Watford verbuchten, eine willkommene Abwechslung.

Arsene Wenger konnte als Trainer des FC Arsenal nicht nur seinen 700. Sieg im 1222 Spiel feiern, sondern auch weitere Premier League Rekorde: Durch das 1:0 durch Shkodran Mustafi erreichten die Nordlondoner als zweite Mannschaft überhaupt 1000 Heimspiel-Tore. Vorgelegt wurde sein sehenswerter Kopfball-Treffer natürlich von Mesut Özil. Der deutsche Nationalspieler bereitete zum 50. Mal in der Liga einen Treffer vor und benötigte für diese Marke die wenigsten Spiele in der Geschichte des Wettbewerbs (143). Auch Petr Cech hatte endlich wieder einen Grund zur Freude. Nachdem der in die Jahre gekommene Schlussmann zuletzt erheblich in der Kritik stand, behielt er als erster Keeper der Premier League am Sonntag zum 200. Mal in seiner Karriere eine weiße Weste. Darüber hinaus konnte Cech zum ersten Mal seit 2011 einen Elfmeter parieren.

(Photo by ADRIAN DENNIS/AFP/Getty Images)

Diese Bestmarken werden die enttäuschende Saison natürlich nicht in Vergessenheit geraten lassen. Für Verein, Trainer, Spieler und Fans könnten das aber dringend benötigte Erfolgserlebnisse sein, die für Selbstbewusstsein sorgen. Durch den Gewinn der Europa League möchte man sich nach dem 2:0 Hinspiel-Sieg beim AC Milan nämlich über Umwege doch noch für die Champions League qualifizieren.

 

„Mentale Stärke“ – Award: Tottenham Hotspur

Bitteres Aus in der Champions League, früher 0:1 Rückstand beim AFC Bournemouth und die verletzungsbedingte Auswechslung des wichtigsten Spielers. In der Vergangenheit hätte sich Tottenham davon unterkriegen lassen und auch gestern hätte man einen Punkverlust wohl verziehen, doch für solche Gedanken ist in den Köpfen von Mauricio Pochettinos Spielers kein Platz!

Beim (etwas hohem) 1:4 Auswärtserfolg über die Cherries demonstrierten die Spurs auch an einem Tag, an dem nicht alles Rund lief und trotz des enttäuschenden Ausscheidens gegen Juventus in der Königsklasse eindrucksvolle mentale Stärke.

Tottenham verschlief zwar komplett die Anfangsphase, hätte sogar 2:0 in Rückstand geraten können, meldete sich aber auch nach der (wohl schweren) Verletzung von Sturm-Phänomen Harry Kane souverän zurück. Unterstützt von einem Christian Eriksen in Hochform und der anhaltenden Serie von Heung-Min Son, der erneut zwei Treffer erzielte, sicherten sich die Londoner drei ganz wichtige Punkte  im Rennen um die Champions League Plätze.

Wer (wie in der Vergangenheit) auf ein Einknicken der Spurs wartet, wartet wohl vergebens. Der Vorsprung auf Platz fünf beträgt nun fünf Zähler.

(Photo ADRIAN DENNIS/AFP/Getty Images)

 

„Heimlicher Chelsea-Spieler der Saison“  – Award: Willian

Die Saison 2017/2018 läuft für Antonio Conte und den FC Chelsea anders als erhofft. Der Abstand auf Spitzenreiter Manchester City beträgt mittlerweile 25 Punkte. Viel schlimmer noch, Stand heute würde der amtierende Meister sogar die Champions League verpassen, denn die Blues belegen mit vier Punkten Rückstand nur Platz fünf.

Dass der Abstand auf den Viertplatzierten aus Liverpool noch überwindbar ist und sogar verringert werden konnte, liegt vor allem an einem Mann: Willian. In einer Saison, in der bei den Blues eigentlich kein Feldspieler konstant gute Leistungen abrufen konnte, ragt der Brasilianer hervor. Auch beim eher ungefährdeten 2:1 Sieg über Crystal Palace war es Willian, der sein Team nach 25 Minuten auf die Siegerstraße führte.

Der 29-Jährige ist derzeit in der Form seines Lebens, erhöhte seine Ausbeute auf 13 Pflichtspieltore (persönliche Bestmarke) und führt dank seiner zehn Assists die vereinsinterne Scorer-Liste der Blues an. Da Eden Hazard mit Verletzungen und Formschwankungen zu kämpfen hatte, ist Willian wohl Chelseas heimlicher Spieler der Saison.

(Photo by Clive Rose/Getty Images)

 

„Hauptsache nicht verloren“ – Award: Swansea City

Es waren die außergewöhnlichsten Zahlen des 30. Spieltags der Premier League. Trotz 79 Minuten in Unterzahl (Jordan Ayew flog vom Platz), 19% Ballbesitz und 0:30 Torschüssen erkämpfte sich Swansea City gegen Huddersfield ein 0:0 Unentschieden.

Im Auswärtsspiel bei Huddersfield Town konnte Trainer Carlos Carvalhal eindrucksvoll beweisen, dass die vor Wochen noch verloren geglaubten Waliser nicht nur das Tore schießen, sondern auch das Verteidigen wieder für sich entdeckt haben.

Nach dem frühen Platzverweise war Carvahal offensichtlich darauf bedacht das „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen den direkten Konkurrent zumindest nicht zu verlieren und das gelang auf unkonventionellem Weg:

  • Die 30 Schüsse, übrigens die meisten für ein Team ohne Torerfolg seit 2016, waren keine zwingenden Torchancen, denn Swansea ließ lediglich vier tatsächliche Schüsse aufs Tor zu.
  • Swansea konzentrierte sich nach der Roten Karte nur auf die Verteidigung und kam nicht einmal zum Torabschluss. Das geschah in der Premier League zuletzt 2012, als die Blackburn Rovers gegen Tottenham die Partie ohne Torschuss beendeten.

Carlos Carvalhal wird’s egal sein. Seine Mannschaft hat nicht verloren und der direkte Konkurrent nicht gewonnen. Swansea konnte den Abstand auf die Abstiegsränge sogar um einen Punkt auf vier Zähler ausbauen.

(Photo by Stu Forster/Getty Images)

 

„Willkommen in der Abstiegshölle“ – Award: West Ham United

Eigentlich schien David Moyes West Ham nach einem schweren Start tatsächlich aus der Abstiegszone heruasführen zu können, doch nach drei klaren Niederlagen in Folge ist West Ham nicht nur endgültig im bitteren Abstiegskampf, sondern in einer satten Krise angekommen.

Trotz eines guten Auftakts in die Partie kamen die verschwenderischen Hammers in der ersten Halbzeit gegen Burnley nicht zum Torerfolg. In der zweiten Halbzeit wurden die Gäste mutiger und gingen nach 66 Minuten durch einen sensationellen Schuss von Ashley Barnes mittlerweile sogar recht verdient in Führung.

Es war der Moment, in dem die ohnehin schon angespannte Stimmung im London Stadium endgültig kippte. Die frustrierten Fans, denen vor dem Auszug aus dem geliebten Upton Park der Traum von Europa ins Ohr gesetzt wurde, verloren endgültig die Fassung. Eine Handvoll Fans stürmte den Platz, gingen auf die Spieler los, während eine Große Menschenmaße nach dem 0:2 wenige Minuten später sogar auf die VIP-Tribüne zumarschierte.


Die Spieler auf dem Feld reagierten geschockt, kassierten sogar noch das 0:3. Zu diesem Zeitpunkt musste Hammers-Besitzer schon aus dem Stadion geführt werden, nachdem einer der wütenden Anhänger ihn mit einer Münze im Gesicht traf.

Das gesamte Umfeld um den Verein ist in der bitteren Realität, nämlich der Abstiegshölle angekommen. Der Abstand auf die letzten drei Plätze beträgt lediglich drei Punkte und fünf der letzten acht Spiele finden im heimischen London Stadium statt…ob das noch ein Vorteil ist?

 

„Überfällige Entlassung“ – Award: Southampton

Vielleicht war es die Tatsache, dass Southampton nach nur einem Sieg in 17 Spielen bis auf einen Zähler vor die Abstiegszone gerutscht ist. Vielleicht war es auch die Ernüchterung, dass die Saints beim 0:3 gegen Newcastle gegen eine qualitativ schlechtere Mannschaft verloren hatten, die einfach mehr Leidenschaft zeigte und vor allem einen besseren Trainer an der Seitenlinie hat.

So oder so, in der wohl überfälligsten Entscheidung der laufenden Saison trennte sich Southampton gestern Abend von Mauricio Pellegrino. Der Argentinier wird mit 1,09 Punkten pro Spiel als der schlechteste Trainer in der Premier League Geschichte der Saints eingehen und schien von Tag eins nicht in das St Mary’s Stadium zu passen. Man kann Southampton für Loyalität loben und ja, das Wechseltheater um Virgil Van Dijk machte seinen Job nicht einfacher, doch die Mannschaft gab während der gesamten Saison nicht den kleinsten Hinweis dafür, dass es wirklich besser werden könnte,

Als Nachfolgekandidat wird unter anderem Marco Silva gehandelt, dem nach verheißungsvollen Saisonstart mit Watford der Flirt mit Everton wohl letztendlich zum Verhängnis wurde. Trotzdem, der Portugiese wäre eine exzellente Wahl, bewies sowohl bei den Hornets als auch mit Hull, dass er durch starkes Coaching und großes taktisches Wissen, ein Qualitätsdefizit mehr als ausgleichen kann. Wie gesagt, Qualität ist ohnehin vorhanden und acht Spieltage vor Schluss kann Southampton von Glück reden, dass ein Mann wie Marco Silva überhaupt verfügbar ist.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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