Premier League: Mutige Spurs, ManUtd auf der Suche nach sich selbst & Auswärtskönige

13. Februar 2018 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

Der 27. Spieltag der Premier League Saison 2017/2018 sorgte für mächtig Gesprächsstoff und hatte auch einige interessanten Erkenntnisse parat! Unsere Awards…

„To dare is to do“ – Award: Tottenham Hotspur

Wie oft thematisierten wir die Probleme der Tottenham Hotspur gegen die „Top-6“ der Liga? Scheinbar beeindruckt agierten die Spurs gegen die vermeintlich überlegenen Teams immer wieder deutlich zu passiv und zahlten letztendlich dafür den Preis.

Beginnend mit dem Heimspiel gegen Manchester United am 31. Januar schien die Mannschaft von Mauricio Pochettino das eigentliche Vereinsmotto „To dare is to do“ endlich zu beherzigen – mit Erfolg!

Wie schon gegen die Red Devils (2:0) und gegen Liverpool (2:2), gingen die Spurs auch am Samstag mit stolzer Brust in das North London Derby gegen den FC Arsenal. Nach einer relativ ausgeglichenen ersten Halbzeit, in der beide Teams überraschend vorsichtig agierten, begann Tottenham die erschreckend inspirationslosen Gunners regelrecht an die Wand zu spielen. Dass es letztendlich nur beim 1:0 Heimsieg blieb (Kane, 49′), lag einzig und alleine an der schlechten Chancenauswertung, denn Arsenal offenbarte, einmal mehr, eklatante Schwächen in der Defensive.

Die Spieler von Arsene Wenger waren, wie so oft in der Fremde, nicht in der Lage, gegen couragierte und aggressive Spurs ihren Kombinationsfußball aufzuziehen.

Dank der mutigen Herangehensweise hat sich Tottenham nicht nur stolze sieben Punkte gegen drei „Angstgegner“ der Top-6 erspielt, sondern feste Größe im Kampf um die Champions League Plätze etabliert.

(Photo IAN KINGTON/AFP/Getty Images)

 

 

 

„Auf der Suche nach sich selbst“ – Award: Manchester United

Die Meisterschaft war bei 13 Punkten Rückstand auf Manchester City auch schon vor dem 27. Spieltag gelaufen, doch nach dem überraschenden 0:1 gegen Newcastle muss Manchester United allmählich auch nach hinten blicken.

Der Rückstand auf die Cityzens ist auf stolze 16 Zähler herangewachsen, der Vorsprung auf die Europa-League-Plätze jedoch auf vier Zähler geschmolzen.

Grund dafür ist vor allem eine kleine Identitätskrise. Durch die Verpflichtung von Alexis Sanchez ist, trotz der Klasse des Chilenen, etwas Balance abhanden gegangen. Anthony Martial musste nach einer starken Hinrunde auf den ungeliebten rechen Flügel ausweichen, während sich Paul Pogba auf der Achter-Position schwertut, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken.

Zu allem Überfluss geht Alexis Sanchez, wie schon bei Arsenal, auch bei den Red Devils etwas fahrlässig mit dem Spielgerät um. Die Folge sind unkonzentrierte Angriffe, die oftmals im so wichtigen letzten Drittel des Feldes im Sande verlaufen.

Trotz Chancenplus kostete Manchester United in Newcastle die letzte Konzentration in der Offensive, sei es beim Abschluss oder beim letzten Pass, drei wertvolle Punkte.
José Mourinho muss ein offensives Gleichgewicht zu schaffen und das Team sich selbst finden.

 

„Auf Ballon d’Or Kurs“ – Award: Kevin De Bruyne

Die fantastischen Leistungen Kevin De Bruynes werden nach 27 Spieltagen der laufenden Saison beinahe schon als selbstverständlich betrachtet. Passend zu diesem Trend, beanspruchte auch an einem Tag, an dem der Belgier in überragender Verfassung war, Sergio Agüero mit vier Toren beim 5:1 über Leicester die Schlagzeilen.

Dabei war wohl eher De Bruyne der beste Mann auf dem Platz. Seine 7 Saisontore und 14 (!) Assists, drei davon alleine am Samstag, sprechen wie so oft nur die halbe Geschichte.
Der Spielmacher war auch in dieser Partie der Dreh- und Angelpunkt der Cityzens, beeindruckt immer wieder durch ein herausragendes Auge, brillante Technik und geniale Ideen.

„Immer“ ist das Stichwort, denn De Bruyne ist neben Lionel Messi in dieser Saison wohl der einzige Spieler Europas, der Woche für Woche auf einem derartig hohen Level liefert.

Macht der belgische Nationalspieler auch auf den ganz großen Bühnen, nämlich in der Champions League und bei der Weltmeisterschaft in Russland, dort weiter, dann könnte die Ballon d’Or Trophäe wohl erstmals seit 2008 einen anderen Namen zieren als Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi.

(Photo by OLI SCARFF/AFP/Getty Images)

 

„Auswärtskönige“ – Award: FC Liverpool

Der 2:0 Sieg des FC Liverpool beim FC Southampton verlief eigentlich total unspektakulär und komplett nach Plan. Nachdem die Saints, trotz des frühen Rückstands (Firmino 6′), die Reds-Defensive um den souveränen Rückkehrer Virgil Van Dijk noch das ein oder andere Mal fordern konnten, gab es nach dem 0:2 durch Mohamed Salah kaum noch einen Zweifel am Auswärtserfolg der Klopp-Elf.

Viel interessanter war schon eine Statistik, die nach der Partie zum Vorschein kam. Der FC Liverpool hat dank seiner herausragenden Offensive schon jetzt mehr Tore in der Fremde erzielt (33) als in der kompletten Saison 2016/2017 und die meisten Auswärtstore aller Mannschaften der fünf europäischen Top-Ligen.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand, denn gerade auswärts kann sich Jürgen Klopp auf das schnelle Umschaltspiel und die individuelle Klasse von Roberto Firmino, Sadio Mané und natürlich Mohamed Salah verlassen.

(Photo by PAUL ELLIS/AFP/Getty Images)

 

„Befreiungsschlag“ – Award: Huddersfield

Nach einem sehr ansehnlichen Start in die Saison ging Huddersfield in den vergangenen Wochen allmählich die Puste aus. Die Anfangseuphorie war verpufft und der straffe Spielplan begann den dünnen Kader des Aufsteigers langsam aber sicher zu überfordern.

Die Unachtsamkeiten häuften sich und der Offensive gingen die Ideen aus. Seit dem 4:1 über Watford am 18. Spieltag erzielte Huddersfield in den folgenden acht Spielen ganze drei Treffer und holte ebenso wenige Punkte! Der Absturz war im vollen Gange, bis zum 27. Spieltag, als der Mannschaft von David Wagner gegen ein formstarkes Bournemouth (sieben Spiele ungeschlagen) ein überraschender Befreiungsschlag gelang!

Durch ein beeindruckendes 4:1 bremste Huddersfield die Talfahrt. Der Vorsprung ist auf einen Zähler geschrumpft, gerettet ist der Neuling aber noch lange nicht.

(Photo by GLYN KIRK/AFP/Getty Images)

 

„Nervenstark“ – Award: Newcastle United

So groß der Befreiungsschlag für Huddersfield war, so groß wurde dadurch auch der Druck für Newcastle United, denn ausgerechnet vor der Partie gegen Manchester United rutschten die Magpies auf einen Abstiegsplatz!

Unbeirrt von den Querelen im Umfeld des Vereins (Besitzer Mike Ashley) und der tabellarischen Situation boten die Hausherren eine inspirierende, geschlossene Mannschaftsleistung. Trotz Chancenplus auf Seiten der Red Devils (siehe oben), hielt die hervorragend eingestellte Mannschaft von Rafa Benitez die Null und erzielte in der 65. Minute nach einer sehenswerten Standardsituation sogar den letztendlichen Siegtreffer in Person von Matt Ritchie.

Anders als andere Konkurrenten im Abstiegskampf blieb das Team auch in der letzten halben Stunde ruhig und wirkte überaus konzentriert. Statt wüster Befreiungsschläge, griffen die Magpies trotz des enormen mentalen Drucks auch gegen einen übermächtigen Gegner wie Manchester United immer wieder zu spielerischen Mitteln und nahmen somit viel Zeit von der Uhr.

Dank der defensiven Heldentaten, insbesondere von Keeper Martin Dubravka, und einem klasse Coaching verdiente sich Newcastle die drei Punkte. Trainer Benitez, der mit begrenzter Spielerqualität zu kämpfen hat und viele Rückschläge hinnehmen musste, gebührt eine Menge Respekt.

(Photo by Stu Forster/Getty Images)

 

„Pechvogel“ – Award: Daniel Sturridge

Trotz der klaren Rollenverteilung wollten die abstiegsbedrohten Baggies aus West Bromwich den großen FC Chelsea am Montag ärgern. Immerhin hatten die Blues zuletzt zuhause gegen Bournemouth (0:3) und auswärts bei Watford (1:4) überraschend eindeutige Niederlagen kassiert.

Die Gäste legten auch munter los, wollten die spürbare Unsicherheit der Londoner ausnutzen, doch schon nach vier Minuten konnte Trainer Alan Pardew seine Pläne über den Haufen werfen. In seinem ersten Sprint des Spiels verletzte sich Hoffnungsträger Daniel Sturridge am Oberschenkel und musste bereits nach vier Minuten ausgewechselt werden. Das taktische Konzept, das in den ersten Minuten Wirkung zeigte, war hinüber und Chelsea fuhr einen souveränen 3:0 Sieg ein.

Obwohl Sturridge nach einer Schätzung des Trainers „nur“ zwei Wochen ausfallen wird, ist die jüngste Verletzung der Leihgabe aus Liverpool sowohl für den Tabellenletzten, der in der Offensive auf seine Qualität und Schnelligkeit angewiesen ist, als auch für den Engländer ein großer Rückschlag.

Daniel Sturridge, bei Liverpool nur noch bis 2019 unter Vertrag, wollte sich während seiner Leihe bei West Bromwich Albion für zukünftige Aufgaben, sei es bei den Reds oder einem anderen Verein, und vielleicht sogar für die Weltmeisterschaft in Russland empfehlen.

Laut physioroom.com ist die neuste Blessur für den Stürmer schon die 31. Verletzung seit 2013. Sturridge, mittlerweile 28 Jahre alt, ist einer der großen Pechvögel der Liga…

 

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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