Nach 22 Jahren der roten Dominanz beendete Tottenham die Saison 2016/2017 erstmals wieder vor dem großen Nachbarn, dem FC Arsenal. Für viele der Anfang eines Trends, denn das Kunststück wurde letzte Saison wiederholt, die Spurs befanden sich auf dem Vormarsch und die lethargischen Gunners schienen sich erstmal aus den Top-Four zu verabschieden. Der Trend eines Machtwechsels in Nordlondon.
Mit dem in allen Facetten überzeugenden 4:2 gegen den “aufmüpfigen” und formstarken Stadtrivalen sorgte Arsenal nun für ein deutliches Statement. Die Gunners agierten forsch, gingen die sichtlich beeindruckten Spurs früh an und verdienten sich somit das 1:0 nach einem Handelfmeter. Dabei ließ sich Arsenal selbst nicht von einem mehr als unglücklichen Rückstand beirren, der durch einen Fehler Bernd Lenos und einer Schwalbe Sons erst möglich gemacht wurde.
Beflügelt von aggressiven, personellen (Lacazette und Ramsey für Iwobi und Mkhitaryan) und taktischen Korrekturen (Fünfer- auf Viererkette) des Trainers, kämpfte sich Arsenal zurück ins Spiel. Nach dem sehenswerten Ausgleich durch Pierre-Emerick Aubameyang begannen die deutlich laufstärkeren Gunners an der Dominanz der Anfangsphase anzuknüpfen. Alexandre Lacazette brachte die Gunners in Führung, ehe Lucas Torreira mit dem 4:2 für die Entscheidung sorgte.
Es war eine Machtdemonstration des plötzlich so stabilen und hungrigen FC Arsenal. Ein Ausrufezeichen, dass man mit neuem Konstrukt und neuem Trainer alles daran setzen wird, den Trend der letzten Jahre zu stoppen. Ein erster Schritt wurde am Sonntag gemacht…
(Photo by Clive Rose/Getty Images)
„Herzensbrecher“ – Award: FC Liverpool
Das Merseyside-Derby zwischen dem FC Liverpool und dem FC Everton war kein gutes Fußballspiel, aber es war ein typisches Derby voller Intensität und Elan. Ein Spiel, in dem die Reds forscher nach vorne spielten als zuletzt, dem Gegner gleichzeitig aber auch mehr Gelegenheiten offenbarten, als in den letzten Wochen.
Obwohl Liverpool sich nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte nach der Pause ein Übergewicht erspielte, stellten sich so ziemlich alle an der Anfield Road auf ein Unentschieden ein. Dann, in der fünften Minute der Nachspielzeit passierte der kurioseste Momente des wilden, aber insgesamt ausgeglichenen Spiels.
Ein missglückter Schuss von Virgil van Dijk wurde immer länger und für Toffees-Keeper Pickford plötzlich ganz unangenehm. Unsicher, ob der Ball auf der Latte landet, streckte der Engländer die Arme und sorgt somit dafür, dass der Ball wieder ins Spiel zurückkam. Dort stand Divock Origi zur Stelle und brach per Abstauber die Herzen der starken Gäste…wieder.
Keine Mannschaft in der Geschichte der Premier League hat in der 90. Minute einer Partie mehr Siegtreffer gegen eine andere geschossen, wie der FC Liverpool gegen den Stadtrivale Everton…
(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)
„Vertauschte Welt“ – Award: Southampton vs. Man Utd
Dass es bei José Mourinho und Manchester United in dieser Saison nicht rund läuft, ist kein Geheimnis. Auch beim stark abstiegsbedrohten FC Southampton wurde das evident. Die Red Devils gingen in einer desolaten Anfangsphase verdient 0:2 in Rückstand, kämpften sich aber wie aus dem Nichts nach Toren von Romelu Lukaku und Ander Herrera noch vor der Halbzeit zurück in die Partie.
Wer nun dachte, dass United zu einem erneuten Comeback ansetzen würde, wurde bitter enttäuscht. Nachdem das Spiel in der zweiten Hälfte vor sich hin dümpelte, kam es zehn Minuten vor Ende zu einer Schlussoffensive. Nicht von der Mannschaft mit Paul Pogba, Anthony Martial oder Romelu Lukaku in den Reihen, sondern von der drittschlechtesten Offensive der Liga. Die der Saints. Vertauschte Welt im St. Mary’s!
Die Schlussoffensive blieb zwar ohne Tor, doch es war eine erschreckende Erkenntnis aus einer erneut schwachen Darbietung der Red Devils.
(Photo by Michael Regan/Getty Images)
„Produktiv“ – Award: Raheem Sterling_
Beim verdienten 3:1 über ein tapferes Bournemouth leitete Raheem Sterling mit dem 2:1 den Sieg ein.
Es war sein achter Saisontreffer im zwölften Spiel – eine fantastische Quote. Wenngleich der Output des Engländers für viele ein Produkt des hervorragenden Kollektivs der Cityzens und deren atemberaubenden Offensivspiels ist, ist an der Effizienz Sterlings nicht zu rütteln. Galt der 23-Jährige in jüngster Vergangenheit noch als ineffizient und verschwenderisch vor dem Tor, hat er sich in diesem Bereich seines Spiels am auffälligsten weiterentwickelt.
Sterling nutzt seine Chancen und ist derzeit vor allem eins: Unglaublich produktiv.
(Photo OLI SCARFF/AFP/Getty Images)
„Auf dem richtigen Weg“ – Award: FC Fulham
Nach dem 3:2 Sieg über Southampton zum Einstand musste Claudio Ranieri mit Fulham ausgerechnet zu seinem Ex-Verein nach Chelsea. Eine undankbare Aufgabe.
Die Blues entschieden das Spiel dank zwei herausragenden Momenten zwar letztendlich mit 2:0 für sich, doch die Partie war deutlich knapper, als das Ergebnis vermuten lässt. Die Cottagers hielten couragiert dagegen, die Abwehr sah deutlich stabiler aus als vor der Einstellung des Italieners und die Angriffe waren durchdachter und gezielter. Der Ersteindruck aus Spiel eins der Ranieri-Ära wurde selbst gegen einen deutlich besser besetzten Gegner bestätigt.
Während Chelsea nach dem 1:3 gegen Tottenham froh sein wird, den Arbeitssieg eingetütet zu haben, kann auch Fulham optimistisch in die Zukunft blicken. Die Leistung macht Mut und mit Ranieri scheint man tatsächlich auf dem richtigen Weg zu sein…
„Kämpfer-Herz“ – Award: Cardiff City
Dass Cardiff City nicht über die spielerische Qualität der anderen 19 Erstligisten verfügt, war selbst dem Trainer im Vorfeld der Saison bewusst. Der überraschende Aufsteiger ging als großer Favorit auf den direkten Abstieg in die Spielzeit.
An einer Qualität der Waliser gibt es jedoch keinen Zweifel, ihrem Kämpferherz. Jüngstes Beispiel dafür, das 2:1 über die prinzipiell überlegenen Wolverhampton Wanderers.
Cardiff drehte das 0:1 durch pure Willenskraft und hat damit bereits neun Punkte aus Rückständen geholt. Der zweitbeste Wert nach dem FC Arsenal.
„Knipser“ – Award: Javier „Chicharito“ Hernandez
Lange Dribblings? Nein. Weitschüsse? Nein. Wenn man an Javier Hernandez denkt, dann kommen einem viel eher Abstauber oder gut platzierte Abschlüsse innerhalb des Sechzehners in den Sinn. Der Eindruck des „Knipsers“ wurde auch beim 3:0 seiner Hammers gegen Newcastle nun erneut bestätigt.
Mit seinem Doppelpack brachte der Mexikaner West Ham auf die Siegerstraße. Beide Tore wurden natürlich innerhalb des Sechzehners geschossen, wie die anderen 45 seiner Premier-League-Karriere übrigens auch. Ein klassischer Knipser eben.