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Nach den Spurs auch die Blues? Manchester United beim FC Chelsea gefordert

22. Oktober 2022 | Vorschau | BY Michael Bojkov

Vorschau | Am Samstagabend steht in der Premier League ein Topspiel auf dem Programm: Der FC Chelsea empfängt Manchester United. Im Prestigeduell der beiden Fußballgrößen steht auch sportlich einiges auf dem Spiel. Mit einem Sieg können die „Red Devils“ die „Blues“ überholen und erstmals in der laufenden Spielzeit auf einen Champions-League-Platz springen.

Anpfiff ist am Samstagabend um 18:30 Uhr, live auf Sky.

Chelsea: Guter Start unter Potter

Graham Potter (47) heißt der neue starke Mann an der Seitenlinie beim FC Chelsea. Der 47-Jährige konnte den hohen Erwartungen bei den „Blues“ schnell gerecht werden. Abgerechnet wird erst am Saisonende, aber zumindest der Start sah mit fünf Siegen und zwei Unentschieden vielversprechend aus. Verloren hat Chelsea unter Potter noch kein einziges Mal. Am Mittwoch wäre es fast soweit gewesen. Gegen den FC Brentford ging nicht sonderlich viel zusammen, während die „Bees“ im zweiten Durchgang eine Hundertprozentige liegen ließen. So trennte man sich am Ende bescheiden torlos.

Am vergangenen Wachendende gewann man zwar 2:0 gegen Aston Villa, aber auch im Villa Park riss man nicht die ganz großen Bäume aus, hatte Glück, dass Torhüter Kepa Arrizabalaga (28) ein ums andere Mal stark rettete. Kepa? Korrekt. Durch die Verletzung von Edouard Mendy (30), der etatmäßigen Nummer eins, bekam der eigentlich abgeschriebene Spanier eine weitere Bewährungschance – und die nutzte er. Mittlerweile ist Mendy zwar wieder zurück, Potter sieht ob der starken Leistungen Kepas aber aktuell keine Anlässe, seinen Torhüter zu tauschen.



An der fußballerischen Ausrichtung hat sich seit dem Trainerwechsel derweil wenig geändert. Das liegt auch daran, dass Thomas Tuchel (49) und Potter einen vergleichbaren Spielstil haben und daher zu erwarten war, dass Potter für einen sanften Übergang sorgt, um dann nach und nach erst seine eigenen Ideen zu implementieren. Im 3-4-3 steht Chelsea defensiv sehr stabil, kassierte unter Potter insgesamt erst zwei Gegentore. Mit Ball sind die „Blues“darauf bedacht, diesen auch möglichst lange in den eigenen Reihen zu halten und sich den Gegner zurechtzulegen. Was im Vergleich zu Tuchel auffällt: Im Offensivdrittel wirkt das Spiel etwas dynamischer und zielstrebiger. Befindet sich der Ball also in einer halbwegs aussichtsreichen Position, wird der Weg zum Tor schneller gesucht. 

Ein Spieler, der unter Potter besonders heraussticht, ist Mason Mount (23). Das Eigengewächs verzeichnet unter dem neuen Übungsleiter einen klaren Formanstieg, kreiert viele Räume für seine Mitspieler, initiiert aber auch Angriffe oder schließt selbst ab. Beim 2:0-Sieg im Villa Park erzielte der 23-Jährige beide Treffer.

Während sich Tuchel häufig um die Form des Offensivmanns sorgen musste, bereitet Potter eher die Verletztenliste Kopfzerbrechen. So müssen mit Reece James (22), N’Golo Kante (31) und Wesley Fofana (21) drei wichtige Spieler längerfristig passen. Besonders der Ausfall von James schmerzt, da er der einzige Spieler im Kader ist, der die Rolle des rechten Wingbacks etatmäßig spielt. So muss Potter improvisieren. In Brentford bearbeitete Ruben Loftus-Cheek (26) die rechte Seite. Gegen Manchester United wäre auch Cesar Azpilicueta (33) denkbar, der die Position bereits unter Tuchel einige Male gespielt hat.

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Manchester United zeigt, wie Fußball spielen geht

Schaut man auf die Tabelle, mag manch einer fast überrascht sein, dass er Manchester United auf Platz fünf findet – überrascht im positive Sinne. Nach dem katastrophalen Saisonstart hatte man Erik ten Hag (52) eine äußerst schwierige Saison prophezeit. Die ist es auch immer noch und die Mannschaft befindet sich nach wie vor in einem gewissen Aufarbeitungsprozess, aber sie hat sich gefangen. Die 3:6-Klatsche am neunten Spieltag im Manchester Derby war die letzte und einzige Niederlage seit dem Brentford-Debakel, daneben gab es sechs Siege und ein Remis. 

Ein Highlight war der jüngste 2:0-Erfolg gegen Tottenham, bei dem erstmals auch in Manchester wirklich zu sehen war, was Ten-Hag-Fußball kann. Die „Red Devils“ dominierten Ball und Gegner, standen hinten stabil, waren vorne angriffslustig. Alle Spieler schienen ihre Rollen zu kennen und gingen spielerisch sowie kämpferisch an ihr Limit.

Der Sieg gegen die „Spurs“ war so etwas wie die Musterlösung dessen, was sich die Fans zum Start der Saisonvorbereitung erhofft hatten. Nun stellt sich die Frage, ob wir derartige Auftritte von nun an vielleicht häufiger von ManUnited zu sehen bekommen. Dass es auch mit diesem Kader möglich ist, haben wir mit eigenen Augen gesehen. Dennoch gibt es einige Unwägbarkeiten, die eher dafür sprechen, das diese Performance eher Ausnahme als Regel war.

Chelsea Manchester United

(Photo by OLI SCARFF/AFP via Getty Images)

So können Formschwankungen einzelner Spieler, verbunden mit der fehlenden Einstellung, in schlechteren Spielphasen schnell mal die Überhand gewinnen. Auch die ständigen Unruhen im und rund um den Verein haben in der Vergangenheit nicht selten dafür gesorgt, dass die Mannschaft entgleist.

So bestimmt vor dem wichtigen Spiel an der Stamford Bridge wieder einmal Cristiano Ronaldo (37) die Negativschlagzeilen. Nach seinem vorzeitigen Abgang aus dem Stadion gegen Tottenham wurde der Portugiese von ten Hag für die Reise nach London nicht berücksichtigt. Verzichten muss der Trainer auch auf Anthony Martial (26), der nach wie vor verletzungsbedingt ausfällt. Bis auf die langzeitverletzten Aaron Wan-Bissaka (24) und Donny van de Beck (25) kann ten Hag sonst aus dem Vollen schöpfen.

Prognose

Auf dem Papier ist Chelsea der Favorit. Die „Blues“ spielen zu Hause, haben den nominell besseren Kader und auch die ausgereiftere Spielanlage. ManUnited wird wohl auf Umschaltsituationen setzten, was sie gegen balldominante Gegner präferieren. Hier muss Chelsea gewarnt sein. Dass United es auf diese Art und Weise kann, bewiesen sie bereits gegen Tabellenführer Arsenal. Am Ende wird es dennoch für einen knappen Sieg für die Hausherren geben.

90PLUS-Tipp: Chelsea gewinnt knapp mit 1:0 und festigt Tabellenplatz vier.

Mögliche Aufstellungen

Chelsea: Kepa – Chalobah, Thiago Silva, Koulibaly – Loftus-Cheek, Kovacic, Jorginho, Cucurella – Mount – Sterling, Aubameyang

Manchester United: De Gea – Dalot, Varane, Martinez, Shaw – Casemiro, Fred – Antony, Fernandes, Sancho – Rashford

(Photo by LINDSEY PARNABY/AFP via Getty Images)

 

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 bei 90PLUS und vorwiegend in Spanien unterwegs.


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