Europa League Vorschau – Gruppe I: Wolfsburg, Saint-Etienne, Gent, Olexandriya

15. September 2019 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Am 19. September startet die Gruppenphase der UEFA Europa League! 48 Mannschaften haben sich für diesen Wettbewerb qualifiziert, wieder einmal herrscht eine enorme Bandbreite, große Namen sind ebenso vertreten wie kleinere, unbekannte Teams, die den Reiz dieses Wettbewerbs ausmachen. Wir stellen alle 12 Gruppen detailliert vor!

Gruppe A: Sevilla, APOEL, Qarabag, Düdelingen

Gruppe B: Dynamo Kiew, Kopenhagen, Malmö, Lugano

Gruppe C: FC Basel, Krasnodar, Getafe, Trabzonspor

Gruppe D:  Sporting CP, PSV, LASK, Rosenborg

Gruppe E: Lazio, Celtic, Rennes, Cluj

Gruppe F: Arsenal, Frankfurt, Lüttich, Vitoria SC

Gruppe G: FC Porto, Young Boys, Rangers, Feyenoord

Gruppe H: Ludogorets, ZSKA  Moskau, Ferencvaros, Espanyol

Gruppe I: VfL Wolfsburg, Saint-Etienne, KAA Gent, Olexandriya

VfL Wolfsburg

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Die Rückkehr nach Europa

Nach drei Jahren Abstinenz kehrt der VfL Wolfsburg auf die europäische Bühne zurück, spielt erstmals seit dem Viertelfinale gegen Neapel 2015 wieder in der Europa League. Erarbeitet haben die Wölfe sich die Teilnahme durch eine starke Saison im vergangenen Jahr. Nach zwei Spielzeiten, in denen man in die Relegation musste, wurde man 2018/19 Tabellensechster.  

Trotz des Erfolges verließ Trainer Bruno Labbadia den Verein, seine Philosophie stimmte nicht mit der von Geschäftsführer Sport Jörg Schmadtke über ein. Schmadtke installierte mit Oliver Glasner (45) einen neuen Trainer. Der Österreicher kommt aus seinem Heimatland vom Linzer ASK.  

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Ein Schritt nach vorne 

Der Trainer ist nicht der einzige Neue beim VfL: Neben Joao Victor (25), den Glasner für 3,5 Millionen Euro aus Linz mitbrachte, kam auch Xaver Schlager (21) aus Österreich. Der zentrale Mittelfeldspieler vom Serienmeister Salzburg ist mit 15 Millionen Euro Ablöse der teuerste Sommertransfer. Schlager fällt mit einer schweren Knöchelverletzung allerdings auf unbestimmte Zeit aus.

Für die Abwehr wurden Kevin Mbabu (24) und Paulo Otávio (24) verpflichtet. Mbabu kam für über neun Millionen Euro vom Schweizer Meister Young Boys Bern und verstärkt die rechte Abwehrseite. Vom FC Ingolstadt stieß Otávio zum VfL und soll die Optionen hinten links erweitern. Im Sturm kommt mit U21-Vizeeuropameister Lukas Nmecha (21) eine interessante Leihgabe von Manchester City.  
Schwerwiegende Abgänge verzeichnete der VfL nicht, alle Stammspieler und Säulen des Teams konnten gehalten werden. Von den Neuzugängen waren Joao Victor und Xaver Schlager bislang gesetzt, umso bitterer ist der Ausfall des Österreichers.  

Taktisch stellt Glasner sein Team vom 4-3-3 der Vorsaison auf ein 3-4-3 um. Der Österreicher lässt offensiven Fußball mit viel Tempo spielen. Was bei Wolfsburg auffällt: Joshua Guilavogui (28), Mannschaftskapitän und gelernter defensiver Mittelfeldspieler, spielte bislang in der dreier Abwehrkette rechts hinten. Der Franzose hat als eigentlicher Zentrumsspieler den Überblick auf dem Feld, er sieht Räume und Laufwege, ist deshalb mit dem Spielaufbau von hinten vertraut. Ein spielstarker Innenverteidiger untermauert die These, dass Oliver Glasner attraktiven Offensivfußball spielen lassen möchte. Die spielstarken Außenverteidiger, Jérôme Roussillon (26) und William (24), sind für die offensivere Ausrichtung ebenfalls bestens geeignet.

(Photo by Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Im Sturm ist Wout Weghorst (27) im Zentrum gesetzt, die beiden Außenpositionen teilen sich bislang Josip Brekalo (21), Felix Klaus (26), und Neuzugang Joao Victor. Brekalo, Klaus und Weghorst waren bereits unter Labbadia Garanten für Torgefahr, mit Joao Victor wurden die Möglichkeiten erweitert. Auch Lukas Nmecha ist noch eine Option für den Mittelsturm, ebenso wie der zurzeit verletzte Daniel Ginczek (28).  
Insgesamt hat der VfL eine eingespielte Mannschaft, die gezielt verstärkt wurde, wodurch sich Glasner mehr Optionen bieten als letztes Jahr Bruno Labbadia.

Der Saisonstart gelang den Wölfen, aus den ersten drei Ligaspielen holte man sieben Punkte und überstand die erste DFB-Pokalrunde.

Im Fokus: Wout Weghorst

Der Holländer war in der vergangenen Saison ein Garant für den erfolgreichen Wolfsburger Weg, erzielte mit 18 Treffern 29 Prozent aller Wolfsburger Ligatore. Zudem legte er sieben Tore auf, mit Admir Mehmedi (28) und Maximilian Arnold (25) gemeinsamer Bestwert. 

Auch in die aktuelle Spielzeit ist der 27-Jährige gut gestartet, erzielte in den ersten vier Pflichtspielen gleich drei Tore und steuerte einen Assist bei. Weghorst ist mit seinen 1,97 Metern ein guter Kopfballspieler und weiß im Strafraum seinen Körper einzusetzen. Was ihn auszeichnet: Er ist vielseitig, lässt sich auch mal fallen und bedient die schnellen Außenbahnspieler. Ruft er seine Klasse konstant ab, kann er dem VfL mit seinen Torbeteiligungen wichtige Punkte in der Europa League bescheren. 

Prognose

Der VfL Wolfsburg hat eine schlagkräftige und eingespielte Mannschaft beisammen. In der offensiven Ausrichtung von Neu-Trainer Glasner darf aber die Defensive nicht vernachlässigt werden. Der VfL ist spielstark und kann mit St. Etienne und Gent mindestens mithalten. Platz ein in der Gruppe ist möglich, das Weiterkommen muss das Ziel sein und das sollte auch erreicht werden.

Piet Bosse

AS Saint-Etienne

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

In der vergangenen Saison spielten die Franzosen aus Saint-Etienne nicht im Europapokal. Dafür gelang die Qualifikation nach einer sehr guten Saison in der heimischen Ligue 1, die man auf Platz 4 beenden konnte. Durch diese Platzierung war die Mannschaft direkt für die Gruppenphase qualifiziert und musste nicht in die Qualifikation. 

Vieles ist neu in Saint-Etienne

Mit dem neuen Trainer Ghislain Printant kam man in Saint-Etienne nur schleppend in die Saison. Zum Auftakt wurden vier Punkte gegen Dijon und Brest eingefahren, in der Folge verlor man aber die zwei Auswärtsspiele in Lille (0:3) und Marseille (0:1). 4 Punkte aus 4 Spielen sind keine allzu gute Bilanz, Printant wechselte zuletzt auch das System von einem 4-2-3-1 auf ein 3-4-1-2.

Im Transfersommer tat sich einiges. Vor allem rund um den 18-jährigen Innenverteidiger William Saliba herrschte lange Hektik, Arsenal und Tottenham buhlten um den Youngster, die „Gunners“ setzten sich durch. Allerdings: Saliba spielt noch ein Jahr auf Leihbasis in Saint-Etienne, fehlte zum Saisonstart aber verletzungsbedingt, was man auf dem Platz auch merkte. 

(Photo by PASCAL GUYOT / AFP)

Zudem verlor man Remy Cabella (29) an den FK Krasnodar. Auch Habib Maiga (23, Metz), Jorginho (23, Ludogorets), Pierre-Yves Polomat (25,  Genclerbirligi), Oussama Tannane (25, Vitesse), Neven Subotic (30, Union), Makhtar Gueye (21, Nancy) und Mickael Panos (22, Pafos) wurden abgegeben. 

Die ganz großen Namen wurden im Sommer nicht verpflichtet, einige bekannte  Spieler sind aber dabei. Unter anderem kehrte Leo Lacroix (27) von seiner Leihe zum HSV zurück zu den Franzosen, Jean-Eudes Aholou (25) wurde von der AS Monaco ausgeliehen. Für Miguel Trauco (26, Flamengo), Sergi Palencia (23, Barcelona), Zaydou Youssouf (19, Bordeaux), Ryad Boudebouz (29, Betis) und Denis Bouanga (24, Nimes) gab man insgesamt knapp 15 Millionen Euro aus, der zuletzt vereinslose Yohan Cabaye (33) wurde ebenfalls verpflichtet.

Licht und Schatten

28 Spieler stehen nun im Kader des AS Saint-Etienne, der wie bereits erwähnt sowohl mit einer Vierer- als auch mit einer Dreierkette spielte. Und für beide Systeme stehen die entsprechenden Spieler zur Verfügung, vor allem, wenn Saliba wieder fit und einsatzfähig ist. Sergi Palencia und auch Miguel Trauco, die beiden Neuzugänge auf den Außenverteidigerpositionen, können die Rolle als Wingback vor der Dreierkette bekleiden, während der erfahrene Mathieu Debuchy (34) eher als Rechtsverteidiger in einer Viererkette spielt. 

Einen qualitativ hochwertigen Saliba-Ersatz hat man nicht, Kolodziejczak (27) hat immer wieder mit Aussetzern zu kämpfen, Kapitän Loic Perrin (34) ist erfahren, löst viele Dinge mit der nötigen Ruhe, aber ist nicht so explosiv und physisch stark wie Saliba. Auch im Angriffszentrum fehlt der klassische Knipser. Diony (26) und Beric (28) arbeiten viel, sind aber teilweise  zu verschwenderisch im Abschluss, obwohl mit Bouanga, Honorat (23), Nordin (21), Hamouma (32) und Monnet-Paquet (31) ausreichend Flügelspieler mit entsprechender Geschwindigkeit im Kader stehen, die die Mittelstürmer einsetzen können. 

Im Mittelfeld hingegen hat man die Baustellen schließen können. Aholou, wenn auch nur geliehen, ist eine ideale Ergänzung zum erfahrenen M’Vila (29) im defensiven Bereich. Auch Dioussé (21) ist überwiegend defensiv tätig, während Neuzugang Youssouf, genau wie der erfahrene Cabaye, eher für die fußballerischen Elemente zuständig ist. Und dann ist da ja auch noch Wahbi Khazri (28), der im Zusammenspiel mit Neuzugang Boudebouz für Furore sorgen kann.

Im Fokus: Wahbi Khazri

(Photo by ROMAIN LAFABREGUE / AFP) 

Und eben jener Khazri ist ein zentraler Mann in der Offensive der AS Saint-Etienne. 2018 wurde er aus Sunderland verpflichtet und in seiner Debütsaison zeigte er sowohl im offensiven Mittelfeld als auch als hängende Spitze oder Unterstützung im Angriff, was er kann. Die Zahlen aus der Saison 2018/19 sprechen eine deutliche Sprache. Der Tunesier war in 35 Spielen an 22 Treffern direkt beteiligt, vor allem in der Liga zeigte er mit zehn Vorlagen, welchen Wert er für die Mannschaft besitzt. Khazri ist ein Spieler, der sich seine Freiheiten auf dem Platz nimmt, gerne auch mal für einige Minuten abtaucht, nur um dann mit einer Idee, einem guten Abschluss oder einem ruhenden Ball zur Stelle zu sein. 

Prognose

Auch wenn der Saisonstart noch nicht ideal verlief, hat man bei der AS Saint-Etienne natürlich nur ein Ziel: Das Weiterkommen. Die Qualität ist vorhanden, um dieses Ziel auch zu erreichen. Vor allem, wenn man in der Liga wieder in die Spur findet und in der Europa League eine entsprechend gute Mannschaft aufstellen kann, sollte Platz zwei gut möglich sein.

Manuel Behlert

KAA Gent

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Der Traum von der Europa League lebte in der vergangenen Saison nur kurz beim KAA Gent. In der dritten Runde der Qualifikation bezwang man Jagiellonia Bialystok aus Polen mit 1:0 und 3:1, in der Folgerunde musste man sich Girondins geschlagen geben. Die Hauptrunde wurde also nicht erreicht, ganz im Gegensatz zu diesem Jahr. 

Saisonstart nach Maß

Der  KAA Gent kam durchaus sehr ordentlich in die neue Saison. In der Qualifikationsphase für die Europa League setzten sich die Belgier gegen Viitorul (6:3, 2:1), Larnaka (1:1, 3:0) und schließlich in den Playoff-Spielen gegen den HNK Rijeka (2:1, 1:1) durch. Auch zehn Punkte aus fünf Spielen in der  belgischen Liga sind eine solide Ausbeute. 

(Photo by JASPER JACOBS/AFP/Getty Images)

Trainer Jess Thorup lässt seine Mannschaft zumeist in einem 4-3-1-2-System spielen und hat in Sommer einige neue Spieler einbinden können. Spieler wie Renato Neto (27, Oostende), Arnaud Souquet (27, Montpellier), Sigurd Rosted (25, Bröndby), Anderson Esiti (25, PAOK) oder Birger Verstraete (25, Köln) wurden abgegeben und mussten ersetzt werden. 

Vor allem im Mittelfeldzentrum und in der Abwehr wurden also Plätze frei, entsprechend wurde reagiert. Sven Kums (31) kam per Leihe aus Anderlecht, Reuben Yem (21) wurde aus Trencin verpflichtet, Mikael Lustig (32) kam von Celtic,  Elisha Owusu (21) holte man aus Lyon, Jan van den Bergh (24) aus Beerschot, Alessio Castro-Montes (22) wurde von Eupen losgeeist und Michael Ngadeu Ngadjui (28) kam für stolze 4,5 Millionen Euro von Slavia Prag. 

Doch auch im Offensivbereich tat sich etwas. Giorgi Beridze (22) wurde aus der eigenen Reserve befördert, Stürmer Laurent Depoitre (30) kam aus Huddersfield und der junge Dylan Mbayo (17) wurde aus Lokeren verpflichtet. 

Großer Kader, Findungsphase

Weil auch noch einige Leihspieler zurückkehrten ist der Kader des KAA Gent mit 33 Spielern nun relativ groß. Das Durchschnittsalter liegt mit 25,2 Jahren im unteren Bereich, viele Talente stehen beim KAA Gent unter Vertrag. Das bereits angesprochene 4-3-1-2 ist generell gut eingespielt, die neuen Spieler müssen sich aber vor allem in der Defensive noch zurechtfinden. 

Das merkte man auch bei den bisherigen Ligaspielen. Die Abläufe sind noch nicht von jedem Spieler verinnerlicht, die ideale Abstimmung zwischen Ngadjui und Plastun (29) in der Innenverteidigung ist noch nicht hergestellt. Im Spiel nach vorne ist man allerdings schon sehr weit, Roman Bezus (28), Yuya Kubo (25) oder Giorgi Kvilitaia (25) bewegen sich klug hinter den Spitzen, setzen eben jene gut ein – und das, obwohl mit Chakvetadze (20) noch ein enorm wichtiger Spieler ausfällt.

Die Rückkehr des Spielmachers ist noch ungewiss, in der vergangenen Saison war er an 15 Toren direkt beteiligt und spielte sich in den Fokus einiger größerer Teams. Aber auch ohne Chakvetadze ist die Mischung aus Kreativität, Tempo und Wucht, die durch Depoitre oder aber auch Sylla generiert wird, sehr gut. Mit dieser Offensivabteilung müssen sich die Belgier vor niemandem verstecken.

Im Fokus: Jonathan David

Durch den Ausfall von Chakvetadze rückte Jonathan David (19) besonders in den Fokus. Der Offensivspieler kommt zumeist als zweite oder hängende Spitze  zum Einsatz und konnte zu Saisonbeginn enorm auf sich aufmerksam machen. Mit sechs Toren und vier Vorlagen in elf Pflichtspielen ist der Kanadier, der 2018 aus Ottawa in die Reserve des Klubs wechselte der unangefochtene Topscorer des  Teams. David ist schnell, wendig, trickreich und bringt eine enorme Geradlinigkeit mit. Er schaltet schnell, handelt instinktiv und kann sowohl mit links als auch mit rechts den Abschluss suchen.

Prognose

Der VfL Wolfsburg und auch die Franzosen aus Saint-Etienne sollten individuell eine Nummer besser besetzt sein als die Belgier aus Gent. Gegen Olexandriya ist die Mannschaft von Trainer Jess Thorup klarer Favorit, aber auch gegen die anderen beiden Mannschaften geht etwas, wenn sich die Defensive gefunden hat. Platz zwei ist nicht komplett unrealistisch!

Manuel Behlert

PFK Olexandriya

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Die beste Saison der Vereinsgeschichte

Der PFK Olexandriya ist erstmals in seiner Vereinshistorie für den Europapokal qualifiziert. Nachdem man 2016 und 2017 jeweils in der Qualifikation scheiterte, erreichte das Team dieses Mal über die ukrainische Liga direkt die Europa League-Gruppenphase. 

Ausschlaggebend für die erfolgreiche Spielzeit war der gute Start: Die ersten vier Spiele wurden allesamt zu Null gewonnen und über zwei Spieltage war man sogar Tabellenführer. Erst in der folgenden Meisterrunde, die Playoffs, mit den anderen fünf besten Teams bekam man Probleme, verlor fünf von zehn Partien. Durch einen starken dritten Platz in der Hauptrunde, die beste Platzierung der Vereinsgeschichte, erreichte man die europäische Bühne.

Gute Abwehrarbeit als Basis

Dort ist man nun in einer Gruppe von Teams gelandet, die letzte Saison allesamt nicht international vertreten waren. Im Duell mit dem VfL Wolfsburg, AS Saint-Etienne und KAA Gent ist Olexandriya klarer Außenseiter und das einzige Team ohne richtige Europapokal-Erfahrung.  
Die Qualifikation gelang vor allem durch gute Abwehrarbeit, die Ukrainer spielen stets mit Viererkette und fünf Mittelfeldspielern davor. Meistens wird im 4-2-3-1 gespielt, manchmal im flachen, aus Ketten bestehenden 4-5-1. Diese Formation ist die defensivere Ausrichtung des Stammsystems, der zentrale Mittelfeldspieler wird von der Position direkt hinter dem einzigen Stürmer nach hinten gezogen, hat dort defensivere Aufgaben. Dieses System hat Erfolg: In der vergangenen Saison stellte man mit nur 19 Gegentoren aus 22 Spielen in der Hauptrunde die drittbeste Defensive der Liga. 
Das zentrale Element in Olexandriyas Formation ist die Kompaktheit im Spiel gegen den Ball, in Ballbesitz lädt die Formation zum Spiel über die etwas offensiver eingeordneten Außenbahnspieler ein.  

Der Kopf hinter dieser Spielidee ist Trainer Volodymyr Sharan. Der 47-Jährige war bereits von Januar 2010 bis Dezember 2012 Trainer bei Olexandriya, ehe er im Sommer 2013 zurückkehrte. Seitdem trainiert er den Club ununterbrochen. In seiner Ägide gelang der Aufstieg in die erste Liga, dort schaffte er es auch, den Klub zu etablieren. Den Ukrainer zeichnet ein bestimmter Spielstil aus: Auch bei seinen anderen Stationen innerhalb der Ukraine sowie seiner ersten Amtszeit ließ Sharan meist mit fünfer Mittelfeld spielen. Die Defensive steht bei ihm im Vordergrund. Die Verbindung Olexandriya und Sharan scheint zu passen. Der Coach ist in seiner zweiten Amtszeit sehr erfolgreich und tief verwurzelt im Verein, 2003 beendete er hier auch seine aktive Karriere als Spieler.

In diese Spielzeit ist man nicht so gut gestartet wie letztes Jahr. Die ersten beiden Partien gingen verloren und nach sechs Spieltagen ist die Bilanz mit drei Siegen und drei Niederlagen sehr wechselhaft. Der Kader besteht ausschließlich aus europaweit unbekannten Spielern. Auffällig: Von 25 Profis sind nur drei Legionäre, die Kaderzusammenstellung ist also sehr homogen.   

Im Fokus: Yevhen Benada

Der zentrale Mittelfeldspieler ist der wertvollste Akteur im Team von Volodymyr Sharan. Im Zentrum ist er absolut gesetzt und stets Stammspieler. Von dort aus lenkt er das Geschehen mit seinen Pässen und übernimmt viele defensive Aufgaben. Benada ist ein emotionaler Leader mit aggressivem Spielstil, sah in bislang sechs Ligaspielen schon drei gelbe Karten. Der 27-Jährige ist seit 2011 im Verein, steht also für die Kontinuität des PFK Olexandriya.   

Prognose

Die Ukrainer sind in ihrer Gruppe absoluter Außenseiter. Vergleicht man die Europapokal-Erfahrung, das Spielniveau der heimischen Liga und die individuelle Qualität, hat Olexandriya in allen Punkten klar das Nachsehen. Im Normalfall hat man in dieser Gruppe nicht den Hauch einer Chance. Wird der defensive Stil konsequent durchgezogen, ist aber vielleicht die ein oder andere Überraschung drin. 

Piet Bosse

(Main Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)


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