Vorschau Serie A Teil 1: Inter, Fiorentina, Genua, Salernitana

16. August 2021 | Serie A | BY Marius Merck

Am Wochenende rund um den 21. August startet die neue Saison in der Serie A. Meister Inter will seinen Titel verteidigen, viele Klubs wollen das verhindern. Im ersten Teil unserer großen Saisonvorschau beschäftigen wir uns mit Inter, der Fiorentina, Genua und Aufsteiger Salernitana. 

  • Inter: Ein seltsamer Titelverteidiger
  • Fiorentina: Und jährlich grüßt das Murmeltier… oder ein Umbruch
  • Salernitana: Klassenerhalt überhaupt machbar?

Inter (Letzte Saison: Meister Serie A)

Juve. Jedes Jahr Juve – gleich neun Mal in Folge krönte sich der Rekordmeister zum Champion des Calcio. Der letzte Meister, vor dem dominantesten Phase im italienischen Fußball aller Zeiten, war das Triple-Inter aus dem Jahr 2010. Seitdem durchlebten die Nerazzurri zahlreiche Umbrüche und verschlissen zahlreiche Trainer. Von der einstigen Dominanz war nichts mehr übrig geblieben.

Dann kam im Sommer 2019 ein gewisser Antonio Conte (52) nach Mailand – und mit ihm ein gewisser Romelu Lukaku (28). Mit dem Italiener an der Seitenlinie und dem Belgier als Fixpunkt im Spiel gelang Inter nach vielen durchwachsenen Jahren endlich der ersehnte Turnaround. Schon im ersten Jahr unter Conte fuhr Inter mit der Vize-Meisterschaft das beste Ergebnis nach acht Jahren ein. In der vergangenen Spielzeit sollte es noch besser kommen. Die Nerazzurri starteten hervorragend in die Saison und lieferten sich mit dem Stadtrivalen Milan lange Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen an der Tabellenspitze. Durch die größere Konstanz in den Ergebnissen setzte man sich im Titelrennen ab. Der Gewinn des Titels stand schon deutlich vor Saisonende fest. Die Herrschaft von Juve? Endlich gebrochen.

Ein Titelverteidiger ohne Meistermannschaft?

Folgt nun eine Dominanz der Mailänder? Dies muss schon wenige Wochen nach der Meisterschaft stark angezweifelt werden. Die chinesischen Besitzer stellten in den letzten Jahren sehr generös finanzielle Mittel zur Verfügung. Allerdings hatten die Investoren eine Sache nicht auf dem Schirm, welche jedoch auch kein anderer Investor auf dem Radar hatte: COVID-19. Die Pandemie hat die finanziellen Verhältnisse im Weltfußball völlig durcheinander gewirbelt. Schon im Frühjahr häuften sich die Gerüchte, dass die Nerazzurri mit einem enormen Schuldenberg zu kämpfen haben sollen. Das bisherige Transferfenster widerspricht dieser Annahme nicht. Denn der Meister zerfällt.

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(Photo by IMAGO)

Conte hat dies wahrscheinlich schon kommen sehen. Der Meistercoach, welcher eine gewisse Investitionsbereitschaft seiner Arbeitgeber voraussetzt, kündigte schon kurz nach dem Scudetto seinen Vertrag. Offiziell um zu Verschnaufen. Hinter den Kulissen dürfte es mit streitbaren Übungsleiter über die finanzielle Ausrichtung gekracht haben. So soll Conte schon im Sommer 2020 wegen solcher Differenzen vor dem Abgang gestanden haben. Der nächste Verlust ließ nicht lange auf sich warten. Außenverteidiger (/-stürmer) Achraf Hakimi (22), drittbester Torschütze des Teams, verließ Inter nach nur einer Spielzeit und schloss sich für eine Ablöse von 60 Millionen Euro PSG an. Ein noch härterer Verlust kam nun kurz vor dem Auftakt in die neue Saison.

Auch Lukaku, Spieler des Jahres der Serie A, wechselte für rund 115 Millionen Euro zurück zu Chelsea. Dem Belgier gelang bei Inter der Sprung in absolute Weltklasse und entwickelte neben seinem Torriecher auch ungeahnte Qualitäten als Vorbereiter (zehn Assists 20/21). Doch damit ist der personelle Zerfall des Titelverteidigers wohl noch immer nicht abgeschlossen. Denn weitere Spieler werden weiterhin auf dem Markt gehandelt – und der Verein selbst scheint recht wenig dagegen zu haben. So wird Lukakus Sturmpartner Lautaro Martinez (23) hartnäckig mit einem Wechsel zu Tottenham in Verbindung gebracht, auch wenn dies sein Berater jüngst dementierte. Der Meistertrainer weg, der beste Torschütze & Spieler weg, der sensationelle Neuzugang aus dem Vorjahr weg. Und womöglich auch noch der zweitbeste Torjäger. Keine Frage, Inter ist personell alles andere als ein gewöhnlicher Meister. Das Gesicht der Meistermannschaft ist quasi jetzt schon nicht mehr existent.

Inzaghi soll Inter reformieren

Als Conte-Nachfolger wurde Simone Inzaghi (45) von Lazio verpflichtet. Der leistete der Trainer lange beeindruckende Arbeit und ließ dabei ansehnlichen Fußball spielen. Und zudem operiert der Coach taktisch in ähnlicher Weise wie sein Vorgänger. Denn auch Inzaghi bevorzugt die Variante mit einer Dreierkette und laufstarken Wingbacks. Dass mit Hakimi der womöglich weltweit beste Spieler dahingehend wegfällt, ist dahingehend umso bitterer. Eine weitere Parallele besteht in dem Fokus auf den Zielspieler im Angriff. Was Lukaku für Inter war, ist Ciro Immobile (31) bei Lazio unter Inzaghi gewesen.

Zwar fand Immobile nicht den Weg mit zu Inter, mit Edin Dzeko (35/AS Roma) allerdings ein anderer ehemaliger Torschützenkönig der Serie A. Der Bosnier ist fraglos noch immer ein Stürmer von internationaler Klasse. Aus finanzieller Sicht macht der Deal für Inter natürlich Sinn. Dzeko kommt ablösefrei und dürfte zunächst neben Lautaro gesetzt sein. Gleichzeitig wurde ein Hakimi-Ersatz verpflichtet. Denzel Dumfries (25/PSV), der bei der Europameisterschaft vor allem offensiv brillierte, besitzt durchaus die Fähigkeiten, die entstandene Lücke als rechter Wingback zu schließen. Daneben wurde mit Hakan Calhanoglu (27) ein weiterer ablösefreier Spieler unter Vertrag genommen, pikanterweise hier vom Stadtrivalen Milan.

Inwieweit Inter auf dem Markt überhaupt tätig werden kann, wird sich aufgrund der finanziellen Restriktionen erst zeigen. Denn genauso gut könnten auch noch weitere Spieler den Verein verlassen. Keine Steine in den Weg legen dürfte Inter den alternden Besserverdienern Arturo Vidal (34) und Alexis Sanchez (32). Aber auch Abwehrspieler Stefan de Vrij (29) wird mit einem Wechsel in die Premier League in Verbindung gebracht. In diesem Fall würde auch die Dreierkette aus dem Niederländer sowie Milan Skriniar (26) und Alessandro Bastoni (22) auseinandergerissen werden. Dumfries dürfte auf der rechten Seite sofort gesetzt sein, während Ivan Perisic (33) als linker Gegenpart in die Saison gehen dürfte. Calhanhoglu wird es nicht leicht haben, sich in der Inter-Zentrale zu behaupten, da Nicolo Barella (24) und Marcelo Brozovic (28) absolut unantastbar sind.

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Player to watch: Lucien Agoume (19)

Der französische U19-Nationalspieler war 2020/21 an Spezia ausgeliehen. Agoume kann auf die komplette Bandbreite an Attributen eines Mittelfeldspielers zurückgreifen. Der Franzose ist körperlich robust, weiß aber genauso durch sein Passspiel zu überzeugen. Auch technisch ist der 19-Jährige äußerst visiert. Daher überrascht es kaum, dass viele Experten den Vergleich zu seinem legendären Landsmann Patrick Vieira (heute 45) ziehen. Agoume könnte von dem personellen Durcheinander profitieren und zu einigen Einsätzen kommen, wenngleich auch eine erneute Leihe nicht ausgeschlossen sein dürfte.

Prognose Serie A:

Inter belohnte sich im Vorjahr nach zwei Jahren Aufbauarbeit mit dem Gewinn des Scudetto. Diese Mannschaft wurde nun auseinandergerissen, hochwertige Abgänge wurden qualitativ nicht adäquat ersetzt. Um dem noch nachzukommen, fehlen die finanziellen Mittel. Insofern ist die Titelverteidigung momentan als unrealistisch zu erachten. Vorausgesetzt, dass keine weiteren Leistungsträger den Verein noch verlassen, wäre das Erreichen der Champions League als Erfolg für Inter zu werten.

 

Fiorentina (letzte Saison: 13. Serie A)

Hätte es in den (späten) 1990er Jahren den Begriff des „Hipsterfans“ bereits gegeben, dann wäre wahrscheinlich auch die AC Florenz hier genannt worden. Die Fiorentina war die sportliche Heimat von Weltstars wie Gabriel Batistuta (heute 52) oder Rui Costa (heute 49). Auch wenn es nie zu dem ganz großen Wurf damals genügte, so war der Verein über die Landesgrenzen hinaus dem gemeinen Fußballfan bekannt – und sei es nur wegen den legendären violetten Trikots gewesen. Die Trikots sind heute weiterhin violett, mit Franck Ribery (38) spielte zuletzt ebenfalls ein Weltstar in der Toskana – doch der sportliche Glanz ist dem Verein abhanden gekommen.

Denn die Viola unterbot auch in der abgelaufenen Runde alle Erwartungen. Am Ende stand ein enttäuschender 13. Platz zu Buche. Es war sogar eine Verbesserung zu der Saison 2018/19, als der Verein als 16. gerade so den Abstieg vermied. Zwischen diesen beiden Resultaten befindet sich noch ein schnöder zehnter Platz 2019/20. Die Fiorentina gehört zum sportlich zum Mittelfeld der Liga, wahrscheinlich sogar eher zu dem unteren.

Wenig überraschend kostete die sportliche Misere einen Übungsleiters im Stadio Artemi Franchi seinen Job. Giuseppe Ianchini (57) musste für den ehemaligen Nationaltrainer Cesare Prandelli (63) im November weichen. Von diesem hatte man nach wenigen Wochen wieder genug und holte dann doch Ianchini zurück. Doch Ianchini ist bereits wieder Geschichte. Zur neuen Saison versucht die Fiorentina ihr Glück mit Vincenzo Italiano (43) an der Seitenlinie.

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Ribery verlässt die Fiorentina – was machen Milenkovic und Vlahovic?

Italiano beeindruckte zuletzt bei Spezia. Zunächst stieg er mit dem Verein in die Serie A auf und schaffte daraufhin sensationell den Klassenerhalt. Dies war genug für die Fiorentina, um den gebürtigen Karlsruher abzuwerben. Sein präferiertes 4-3-3 in offensiver Interpretation soll der Viola neues Leben einhauchen. Personell muss der Klub dabei ohne Ribery auskommen. Sein Vertrag wurde nicht mehr verlängert. Der Franzose wusste auch im hohen Alter noch zu glänzen, wegen häufiger Blessuren konnte er dies allerdings zu selten.

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(Photo by IMAGO: xLiveMedia FrancescoxScaccianocex xLiveMediax 0)

Daneben hat mit Alban Lafont (22/FC Nantes) ein weiterer Franzose den Verein verlassen. Der Torhüter sah wenig Land gegen Bartlomiej Dragowski (23), der eine der wenigen positiven Entwicklungen in den letzten Jahren darstellt. Ansonsten haben keine nennenswerten Leistungsträger den Klub verlassen. Dies könnte sich jedoch noch ändern.

Denn die beiden wertvollsten Spieler im Kader werden mit einem Wechsel in Verbindung gebracht. So soll Abwehrchef Nikola Milenkovic (23) vor einem Wechsel zu Tottenham stehen. Eine noch größere Summe dürfte Stürmer Dusan Vlahovic (21) generieren. Der Serbe schaffte im vergangenen Jahr seinen Durchbruch und traf 21 (!) Mal in der Serie A. An Vlahovic soll vor allem Atletico Interesse zeigen und seine Bemühungen nun intensivieren. Beide Abgänge wären aus sportlicher Sicht enorme Verluste. Immerhin dürften wohl mehr als 80 Millionen Euro generieren. Addiert man dazu die rund 50 Millionen Euro, die für den im Vorjahr abgewanderten Federico Chiesa (23) im Sommer 2022 von Juventus fällig werden, so ist die Fiorentina wenigstens finanziell gerüstet.

Fiorentina: Königstransfer aus der Bundesliga

Auch auf der Zugangsseite hat sich Florenz natürlich etwas getan. Stattliche 23 Millionen Euro überwies man für die Dienste von Nicolas Gonzalez (23/Stuttgart). Der Argentinier sollte auf den offensiven Außenpositionen gesetzt sein und im besten Fall Vlahovic unterstützen. Denn außer dem Serben sind die Optionen für die Sturmmitte rar. Christian Kouamé (23) fiel im Vorjahr sportlich etwas ab. Daneben steht mit dem routinierten Aleksandr Kokorin (30) lediglich eine weitere veritable Alternative zur Verfügung.

Ganz anders ist die Lage in der Defensive, welche auch ohne Milenkovic schlagkräftig wirkt. Kapitän German Pezzella (30), Lucas Martinez Quatra (25) oder Neuzugang Igor (23/SPAL, fünf Millionen Euro) besitzen allesamt (fortgeschrittenes) Serie-A-Niveau. Auch im Mittelfeld tummelt sich auf dem ersten Blick durchaus Qualität. In der wahrscheinlichen Dreierreihe mit je einem Sechser und zwei Achtern stehen Italiano zahlreiche Spieler zur Verfügung.

So kommen unter anderem mit Alfred Duncan (24), Erick Pulgar (27), Sofyan Amrabat (24) oder Gaetano Castrovilli (24) mehrere Kandidaten für die drei Plätze in Betracht. Die meisten Mannschaftsteile sind somit eigentlich qualitativ und quantitativ gut bestückt. Das Sorgenkind dürfte die Sturmmitte sein, falls es tatsächlich zu einem Abgang von Vlahovic kommt.

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(Photo by IMAGO)

Player to watch: Youssef Maleh (22)

Der Youngster war in der abgelaufenen Runde an Venezia ausgeliehen und schaffte mit dem Verein den Aufstieg. Maleh war dabei ein entscheidender Akteur. So kam der aktuelle U21-Nationalspieler in 29 Partien zum Einsatz und steuerte je vier Tore sowie Vorlagen zum Aufstieg bei. Maleh besticht durch eine äußerst feine Ballbehandlung, hat daneben aber noch Probleme im Defensivverhalten. Der Neustart des Vereins unter Italiano könnte auch die Chance für den versierten Mittelfeldspieler sein.

Prognose Serie A

Mit dem neuen Übungsleiter möchte sich die Fiorentina neu ausrichten. Das Personal dafür ist, wie auch in der Vorjahren, zumindest auf Papier durchaus vielversprechend. Vieles wird am Verbleib bzw. Abgang von Vlahovic hängen. Wenn alle Rädchen ineinander greifen, ist eine einstellige Platzierung in der Tabelle nicht unrealistisch. 

 

FC Genua (letzte Saison: 11. Serie A)

Die Info, mit welcher ein Leser nicht unbedingt rechnet, kommt direkt zum Start. Der FC Genua ist neunfacher italienischer Meister! Lediglich Juventus sowie den beiden Mailänder Klubs haben überhaupt mehr Scudetti gesammelt. Der letzte dieser Meistertitel datiert allerdings aus dem Jahr 1924. Der Verein dominierte den italienischen Fußball in seiner Geburtsstunden. Von dem einstigen Glanz ist heute beim Genoa Cricket and Football Club nicht mehr viel übrig. Die Rossoblu sind in den letzten Jahren der Inbegriff einer grauen Maus in der Serie A.

Mit Ausnahme von der Saison 2014/15, in welcher ein überraschender sechster Platz raussprang, landete der Verein in den letzten zehn Jahren nie besser als auf dem zehnten Rang. Die Platzierungen im Anschluss sprechen eine deutliche Sprache: 10., 16., 12., 17. und nochmal 17.. Insofern kann der 11. Platz aus der abgelaufenen Spielzeit fast schon als ein Erfolg gewertet werden. Was dem Verein dabei ganz klar fehlt: Konstanz. Denn jede der aufgezählten Platzierungen wurden von verschiedenen Übungsleitern erzielt. Bei kaum einem anderen Klub im italienischen Oberhaus ist die Fluktuation an Trainer und auch Spielern derart hoch. Immerhin: Womöglich bricht Davide Ballardini (57) diesen Fluch in dieser Saison.

Frischzellenkur für Genua

Auf dem Markt hat der FC Genua in diesem Sommer auf die Kaderbreite. So werden die verschiedenen Mannschaftsteile unter anderem von Verteidiger Zinho Vanheusden (22/Inter), Mittelfeldspieler Stefano Sturaro (27/Hellas) oder Angreifer Caleb Ekuban (27/Trabzonspor) verstärkt. Daneben findet sich eine äußerst prominenter Neuzugang. Denn ein frisch gebackener Europameister fand den Weg nach Genua. Salvatore Sirigu (34) kam ablösefrei von Torino. Der Routinier wird sich voraussichtlich einen Zweikampf mit Adrian Semper (23/Chievo) liefern, der ebenfalls ohne Ablöse zu dem Verein stieß.

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(Photo by IMAGO: Andrea Staccioli Insidefoto andreaxstaccioli)

Daneben rüstete der Klub in gewohnter Weise auf: Leihgeschäfte. Hernani (27) wurde von Parma ausgeliehen. Gleiches gilt für Mattia Barni (27), Kevin Agudelo (22/Spezia) sowie Andrea Favalli (24/Hellas). Zahlreiche Akteure haben die lingurische Hauptstadt wie jedes Jahr auf Leihbasis verlassen, dabei handelt es sich zum größten Teil um junge Eigengewächse. Der Abgang zweier Akteure dürfte den Verein dennoch besonders schmerzen und sollen deswegen hier hervorgehoben werden.

Angreifer Eldor Shomurodov (26) wechselte für 17,5 Millionen Euro an Ablöse zu der AS Roma. Der Usbeke zeigte in seinem Premierenjahr in Italien ansprechende Leistungen und erzielte acht Tore in der Liga. Daneben verließ Mittelfeldspieler Lukas Lerager (28) Genua und kehrt für eine Ablöse von 3,5 Millionen Euro nach Kopenhagen in sein Heimatland zurück. Allein durch diese beiden Verluste konnte der Klub ein Transferplus von fast 20 Millionen Euro verzeichnen, was womöglich noch (zu einem Teil) reinvestiert wird.

Schaulaufen der Routiniers

Ballardini operiert bevorzugt in einem abwartenden 3-5-2 System. So stehen sind die drei zentralen Mittelfeldspieler meist sehr defensiv. Statistisch fruchtete diese Marschroute nicht. Mit 58 Gegentoren stellte Genua im Vorjahr eine der schwächeren Defensiven der Serie A. Durch die zahlreichen Neuzugänge muss der Coach eine ziemlich neue Mannschaft formen. In dieser dürfte vor allem Neuzugang Vanheusden in der Dreierkette sofort gesetzt sein. Gleiches gilt für seinen Nebenmann und Kapitän Domenico Criscito (34).

Auch im Mittelfeld lässt sich eine geballte Ladung Erfahrung vorfinden. So greift Ballardini weiterhin auf die Routiniers Milan Badelj (32) und Valon Behrami (36) zurück. Mit Francesco Cassatta (24) sowie den Neuzugängen Sturaro und Cassatta stehen hier weitere Optionen Verfügung. Auf dem linken Flügel könnte der Deutsche Lennart Czyborra (22) zu einigen Einsätzen kommen. Im Angriff tummelt sich ebenfalls sehr viel Erfahrung. Goran Pandev (38) und Mattia Destro (30) können an einem guten Tag jedoch noch immer gegnerische Abwehrreihen vor Probleme stellen, was auch die DFB-Elf jüngst feststellte.

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(Photo by IMAGO: xNicolòxCampox)

Player to watch: Nicolo Rovella (19)

Der 19-jährige Mittelfeldspieler ist derzeit von Juventus ausgeliehen und wird dorthin 2022 zurückkehren. Zuvor könnte Rovella allerdings für einige Furore sorgen. Der schmächtige U21-Nationalspieler spielt vornehmlich im defensiven Mittelfeld und interpretiert diese Rolle ähnlich wie Legende Andre Pirlo (heute 42). Rovella verteilt als erste Anspielstation im Spielaufbau den Ball. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es nur eine kurze Weitergabe oder ein weiter Pass in die Tiefe ist. Rovella beherrscht bei Szenarien des Passspiels und kann damit das Tempo eines Spieles beeinflussen. Körperlich muss der Youngster zwar noch etwas zulegen, dennoch lohnt es sich, seine diesjährige Entwicklung im Auge zu behalten.

Prognose Serie A

Nicht Fisch, nicht Fleisch – genau nach diesem Motto wird wohl auch die nächste Spielzeit für den FC Genua verlaufen. In dem Kader befindet sich nicht massig Qualität, aber eben genug, um nicht abzustürzen. Die zahlreichen Routiniers werden dazu beitragen, dass der Verein erneut die Klasse halten wird – mehr aber auch nicht. Also alles so wie immer in Stadio Luigi Ferraris.

 

Salernitana (letzte Saison: 2. Serie B)

Es hat lange gedauert, bis die Unione Sportiva Salernitana 1919 den Weg zurück ins Oberhaus schaffte. Letztmals war der Verein in der Saison 1997 in der Serie A vertreten. Vor sieben Jahren dümpelte der Klub gar zwischen der dritten und vierten Liga Italiens. Nun ist Salernitana zurück – und möchte nach einer so langen Abstinenz gerne etwas länger bleiben. In dem insgesamt dritten Jahr im Oberhaus soll nun zum ersten Mal auch der Klassenerhalt gelingen.

Den Aufstieg schaffte Salernitana in der abgelaufenen Serie-B-Saison in souveräner Manier. Die Mannschaft sammelte in 38 Spielen 69 Punkte und lief so am Saisonende als zweitbestes Team über die Ziellinie. Der Abstand zu dem dritten Rang betrug am Ende ordentliche fünf Punkte. Umso beeindruckender wirkt dabei, dass diese Punktausbeute mit lediglich 46 erzielten Treffern erreicht wurde.

Die Definition eines Underdogs: Salernitana

Salernitana ist kein gewöhnlicher Aufsteiger. Die meisten Neuankömmlinge gehen logischerweise als Außenseiter in die Saison. Die Granata sind allerdings auf den ersten Blick die Definition eines absoluten Underdogs. Mit einem Kaderwert von lediglich 23 Millionen Euro ist der Verein sogar im Vergleich mit den Mitaufsteigern Empoli und Venezia abgeschlagen. Die beiden Klassenkameraden haben den rund doppelten Kadergesamtwert…

Insofern gilt es für Salernitana über die taktischen Elemente zum Erfolg zu gelangen. Dafür ist an der Seitenlinie Coach Fabrizio Castori (67) zuständig, der den Verein vor einem Jahr übernahm. Ein bevorzugtes System hat der Übungsleiter nicht. Im Aufstiegsjahr wechselte Castori gerne zwischen einem flachen 4-4-2 und einem 3-5-2, wobei die zweite Variante in der Rückrunde prägend war. Mit nur 34 Gegentoren lag der Grundstein für den Aufstieg ganz klar in der Defensive. So kassierten die Granata im Frühling über einen Zeitraum von sieben Wochen keinen Gegentreffer.

Wenn der Abstecher ins Oberhaus länger als zwölf Monate andauern, liegt es auf der Hand, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss. Die Mannschaft muss schlichtweg mehr eigene Treffer erzielen, ohne dabei die eigenen Stärken zu vernachlässigen.

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Ruggeri (Photo by IMAGO: xGiuseppexMaffiax)

Geringe finanzielle Mittel = Leihgeschäfte

Viel Geld konnte der Aufsteiger zum Schließen dieser Baustelle nicht in die Hand nehmen. Salernitana steht aktuell bei Gesamtausgaben von 800.000 Euro. Der prominenteste Neuzugang kam per Leihe von Sampdoria: Stürmer Federico Bonazzoli (24). Der ehemalige U21-Nationalstürmer spielte 2019/20 eine ordentliche Saison mit sechs Toren. Doch diese Leistungen konnte er im Folgejahr nicht bestätigen. Nun kann Bonazzoli seiner Karriere neuen Schwung verleihen.

Neben Bonazzoli kam mit Verteidiger Matteo Ruggeri (19/Atalanta) ein weiterer interessanter Youngster auf Leihbasis. Gleiches gilt für Grigoris Kastanas (23/Juventus), Nadir Zortea (22/Atalanta) oder Mamadou Coulibaly (22/Udinese). Auf permanenter Basis kamen dagegen Lassana Coulibaly (25/Angers) und Wajdi Kechrida (25/Belgrad). Man merkt bereits: Die ganz großen Namen fehlen im Kader. Selbst aus der ominösen „Veteranen-Ecke“ des italienische Fußballes, aus welcher gefühlt jährlich altbekannte Namen vornehmlich bei Aufsteigern auftauchen, lässt sich hier wenig finden. Sicher, Vid Belec (31), Norbert Gyomber (31) oder Joel Obi (30) haben einige Erfahrung in der Serie A. Letztendlich wirkt das personelle Gerüst schon äußerst dünn.

Player to watch: Matteo Ruggeri (19)

Der bereits angesprochene Leihspieler spielt in dem Mannschaftsteil, auf welchen am meisten gesetzt wird. Ruggeri wird bei Salernitana dauerhaft gefordert sein und kann daran wachsen. In der 19-Jährige gilt als spielstarker Verteidiger und kam selbst beim Champions-League-Team aus Atalanta bereits auf sechs Einsätze in der Serie A. Es wäre äußerst überraschend, wenn Ruggeri sich nicht bei Salernitana etablieren und eine wichtige Rolle einnehmen würde.

Prognose Serie A

Das Team wirkt auf dem Papier viel zu schwach besetzt. Qualitativ dürfte es im Oberhaus schwer werden, wenngleich man sicher in einigen Spielen unangenehm auftreten kann. Letztendlich wäre alles andere als der direkte Wiederabstieg eine riesige Überraschung.

(Photo by IMAGO: xGonzalesxPhoto TommasoxFimianox)

 

 

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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