FC Cádiz vs. Barça – Aufschwung oder Strohfeuer?

5. Dezember 2020 | Vorschauen | BY Christoph Albers

Vorschau | Auf die bittere 0:1-Niederlage bei Atlético Madrid ließ der FC Barcelona wettbewerbsübergreifend drei überzeugende Siege folgen, die nun Hoffnung wecken, dass es endlich wieder bergauf geht. Vor diesem Hintergrund ist das Auswärtsspiel bei Aufsteiger Cádiz dennoch ein Härtetest, zumal die Andalusier in der Tabelle noch vor den Katalanen stehen…

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 21 Uhr, Live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

  • Cádiz holte bisher lediglich zwei von 15 Punkten im eigenen Stadion – die schlechteste Heimbilanz der Liga
  • Antoine Griezmann und Martin Braithwaite trafen in jedem der letzten drei Pflichtspiele
  • Barça hat ligaweit den meisten Ballbesitz, Cádiz den wenigsten – ein Duell der Gegensätze

FC Cádiz

Der FC Cádiz hat mit 15 Punkten aus den ersten elf Spielen einen sehr ordentlichen Saisonstart hingelegt – nicht nur für einen Aufsteiger. Der sechste Platz ist angesichts dessen, dass einige Teams noch Nachholspiele haben, nur eine Momentaufnahme, doch daran muss sich die Mannschaft von Trainer Álvaro Cervera (55) sicherlich auch nicht messen lassen.

Betrachtet man ihren bisherigen Saisonverlauf, drängt sich auch der Eindruck auf, dass der momentane Erfolg nicht unbedingt nachhaltig ist. Zwar weichen die Expected Goals und Expected Goals Against nicht stark von den tatsächlich erzielten Toren und kassierten Gegentoren ab (-0,37 bzw. -0,59), doch die Tatsache, dass sie nur neun Tore in elf Spielen erzielten und damit 15 Punkte holten spricht dafür, dass sie in vielen engen Spielen die Oberhand behielten. Ob das tatsächlich so gehalten werden kann, ist zumindest fraglich.

Cádiz: Die schlechteste Heimbilanz der Liga

Auffällig ist zudem, dass Cádiz 13 ihrer 15 Punkte auswärts (beste Auswärtsmanschaft gemeinsam mit Real Sociedad) holte. Im eigenen Stadion kamen lediglich zwei Punkte aus fünf Spielen hinzu – die schlechteste Heimbilanz der Liga. Dieses Phänomen lässt sich im Übrigen nicht allein durch die Gegner erklären, schließlich spielte man bereits bei Real Madrid (1:0-Sieg) und Atlético Madrid (0:4-Niederlage). Auf Dauer könnte die schwache Heimbilanz also durchaus zum Problem werden – so auch am Samstag gegen Barça.

Der überraschende Erfolg bei den „Königlichen“ war natürlich der bisherige Höhepunkt der Saison und kann durchaus als Paradebeispiel für die Stärken der Mannschaft herangezogen werden. Real Madrid hatte zwar 75% Ballbesitz und die Partie fand auch größtenteils in der Hälfte der Andalusier statt, doch am Ende kamen bei Teams auf 14 Abschlüsse und die der Gäste waren sogar die gefährlicheren (1,14:1,77xG).

Extrem direkt – Defensive Kompaktheit und schnelles Umschaltspiel

Cádiz ist folglich vor allem im Umschaltspiel gefährlich und versucht ansonsten tief und sicher zu stehen. Mit durchschnittlich nur 37,6% Ballbesitz weisen sie in dieser Hinsicht ligaweit den geringsten Wert auf, die Passgenauigkeit von nur 67,2% wird zudem lediglich von Getafe unterboten. Zudem spielen sie die wenigsten kurzen Pässe und haben den höchsten Anteil an langen Bällen. Man kann ihren Ansatz also getrost als äußerst direkt bezeichnen. Darauf wird sich Barça einstellen müssen.

Cervera scheint seine Mannschaft ebenfalls ganz besonders auf diese Partie vorzubereiten. Die spanische Sportpresse geht davon aus, dass der Trainer seine Mannschaft in einem 3-4-3-System aufs Feld schickt, eine Formation, die die Mannschaft so bisher noch nicht gespielt hat – bisher bot er immer eine Viererkette auf. Sollte es tatsächlich so kommen, darf man das wohl als Reaktion auf Barças flexibles Offensiv-Quartett und als Anleihe an die Taktik von Atlético Madrid und Osasuna verstehen, die jeweils vor allem das Zentrum eng machen wollten.

Personell ist unterdessen eigentlich nur erwähnenswert, dass Álvaro Negredo (35), der wohl prominenteste Spieler des Aufsteigers, verletzungsbedingt fehlt. An seiner Stelle dürfte Choco Lozano (27), der in der Saison 2017/18 für Barças zweite Mannschaft spielte, im Sturmzentrum beginnen.

(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

FC Barcelona

„Belastungssteuerung“ ist derzeit wohl das beliebteste Wort rund ums Camp Nou und einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren der letzten Barça-Spiele. Trainer Ronald Koeman (57) verzichtete in der Champions League zuletzt zweimal in Folge gänzlich auf Lionel Messi (33), der es ihm mit einer ganz starken Leistung gegen Osasuna dankte. Aber auch andere Spieler wie Frenkie de Jong (23), Jordi Alba (31) und Antoine Griezmann (29) überzeugten zuletzt.

Griezmann im Aufwind – auch ohne Braithwaite?

Insbesondere Griezmann präsentierte sich zuletzt auffällig spielfreudig. Der Franzose traf in jedem der letzten drei Pflichtspiele, teilweise extrem sehenswert, und bereitete zudem ein weiteres Tor vor. Er bewegte sich auch ganz anders und schien es zu genießen, dass mit Martin Braithwaite (29), der ebenfalls in allen drei Spielen traf, eine „echte Neun“ auf dem Platz stand. Gegen Cádiz scheint er nun aber auf Braithwaite verzichten zu müssen, der eine Pause bekommen könnte. Es wird spannend zu sehen sein, ob das Griezmanns Aufschwung hemmt oder nicht.

Dass Koeman in dieser Phase verstärkt auf Rotation setzt, dürfte unterdessen kein Zufall sein. Die Spiele sind extrem eng getaktet und sein Kader ist durchaus von Verletzungen gebeutelt. Mit Gerard Piqué (33), Sergi Roberto (28) und Ansu Fati (18) fehlen gleich drei Leistungsträger verletzungsbedingt, ebenso wie die Backup-Innenverteidiger Samuel Umtiti (27) und Araujo (21). Diese Konstellation hatte allerdings auch ihre gute Seite, schließlich nutzte Youngster Óscar Mingueza (21), der sonst für Barças B-Team spielt, seine Chance und zeigte drei durchaus überzeugende Auftritte in Folge. Er dürfte also auch am Samstag seinen Platz neben Clement Lenglet (25) sicher haben.

Härtefall Dembélé

Ansonsten sind noch einige Plätze offen. Fraglich ist, ob Busquets direkt wieder von Beginn an spielt oder ob Pjanic (30) neben de Jong beginnt, ebenso wie die Besetzung der Offensive. Denn mit Messi, Griezmann, Philippe Coutinho (28), Pedri (18), Ousmane Dembélé (23), Trincão (20) und Braithwaite bewerben sich nämlich gleich sieben Spieler um die vier freien Plätze. Die erstgenannten vier Spieler haben derzeit die besten Chancen, zumindest wenn man der spanischen Sportpresse Glauben schenken darf.

Dembélé, der sich zuletzt richtig gut präsentierte, dürfte dabei ein echter Härtefall sein. Es liegt allerdings die Vermutung nahe, dass Koeman ihn in Hinblick auf das Spiel gegen Juventus am kommenden Dienstag schonen könnte. Zunächst gilt es allerdings den Test beim Aufsteiger zu bestehen, um nicht noch weiter in Rückstand auf die Tabellenspitze zu geraten.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Prognose

Der FC Barcelona ist klarer Favorit und sollte das Spiel unter normalen Umständen auch klar für sich entscheiden können. Die Gäste sind in guter Verfassung, haben einen ausgeruhten Messi zur Verfügung und scheinen die Chance zu spüren, die sich ihnen gerade bietet. Die Gastgeber sind unterdessen die schwächste Heimmannschaft der Liga, konnten keines ihrer letzten drei Spiele gewinnen und müssen zudem auf ihren prominentesten Spieler verzichten. Dass sie aber durchaus für eine Überraschung gut sein können, musste aber auch schon Real Madrid lernen.

Mögliche Aufstellungen:

FC Cádiz: Ledesma – Marcos Mauro, Fari, Alcalá – Isaac, Álex, Jonsson, Luis Espino – Salvi, Lozano, Esquierdo

FC Barcelona: Ter Stegen – Dest, Mingueza, Lenglet, Jordi Alba – Busquets, Frenkie de Jong – Messi, Pedri, Coutinho – Griezmann

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(Photo by ATTILA KISBENEDEK/AFP via Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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