La Liga Vorschau Teil 3 | Stärker als je zuvor? – Atletico de Madrid

16. August 2018 | Vorschau | BY Christoph Albers

Es sind nur noch wenige Tage bis zum La Liga-Start und die Vorfreude steigt. Aus diesem Anlass gehen wir einmal alle Teams der spanischen Elite-Klasse durch und stellen sie euch näher vor.

Die Vorsaison

Die „Rojiblancos“ blicken auf eine sehr erfolgreiche Saison 2017/18 zurück. Der zweite Platz in der Liga war ein voller Erfolg, nicht zuletzt weil Lokalrivale Real Madrid auf Platz 3 das Nachsehen hatte. Die Meisterschaft war, obwohl man lange Zeit der einzige ernsthafte Konkurrenz für den FC Barcelona darstellte, kein Thema. Der Triumph in der Europa League setzte der Saison schließlich die Krone auf und machte das Ausscheiden in der Gruppenphase der Champions League (Chelsea und die Roma kamen weiter) mehr als vergessen. Das Viertelfinal-Aus in der Copa del Rey (gegen Sevilla) ist dann auch nicht mehr als eine Randnotiz.

Im Rückblick bleibt dennoch die Frage offen, was möglich gewesen wäre, wenn der Kader breiter aufgestellt gewesen wäre. In der Rückrunde bestand der Kader weitestgehend nur aus 19 Spielern, von denen auch immer mal wieder Spieler ausfielen, sodass mit Spielern aus der zweiten Mannschaft aufgefüllt werden musste. Dieses Problem ist den Verantwortlichen natürlich nicht entgangen, was sich auch in der Transferpolitik in diesem Sommer zeigte.

(Photo by JAVIER SORIANO/AFP/Getty Images)

Die Transfers

Mit Antonio Adan (31, kam für eine Million Euro von Betis), Santiago Arias (26, kam für 11 Millionen von Eindhoven), Rodri (21, kam für 20 Millionen Euro von Villarreal), Gelson Martins (22, kam ablösefrei von Sporting Lissabon), Thomas Lemar (22, kam für 70 Millionen Euro von Monaco) und Nikola Kalinic (30, kam für 14,5 Millionen Euro von Milan) wurden gleich sechs gestandene Spieler verpflichtet. Außerdem wurde Linksverteidiger Jonny für sieben Millionen Euro von Celta Vigo geholt (und direkt an die Wolverhampton Wanderers weiterverliehen) und Luciano Vietto kehrte von seiner Leihe (Valencia) zurück.

Adan ersetzt dabei Axel Werner, der an Huesca verliehen wurde, um Spielpraxis zu sammeln, Alias ersetzt Vrsaljko, den es zu Inter Mailand zog, und Rodri nimmt die Stelle von Gabi, der seine Karriere bei Al Sadd in Kater ausklingen lässt, ein. Abgesehen davon zog es Fernando Torres nach Japan, er wechselte zu Sagan Tosu. Mit Kevin Gameiro könnte allerdings noch ein weiterer Abgang hinzukommen, er ist vor allem bei Valencia im Gespräch. Mit Kalinic steht aber auch hier schon ein passender Ersatz im Kader.

Alles in allem dürfte die Mannschaft durch die Transfers deutlich stärker geworden sein. Arias könnte auf Anhieb zum Stammspieler auf der Rechtsverteidiger-Position einnehmen und eine klare Verstärkung im Vergleich zu Vrsaljko, der in Madrid nur selten so stark aufspielte wie in Italien oder im Nationalteam, darstellen. Rodri löst Gabi, der seinem Alter in der letzten Saison doch des Öfteren Tribut zollen musste, ab und ist, wenn er an die Form des Vorjahres anknüpfen kann, alles andere als ein Downgrade. Nelson Martins und Thomas Lemar sind zudem klare Verstärkungen und bieten außerdem die Möglichkeit an, die Außenbahnen wesentlich konsequenter zu besetzen, als das noch in der vergangenen Saison der Fall war. Dort kamen oft auch zwei eigentliche „Achter“, wie z.B. Koke und Saul, auf den Außen zum Einsatz, was das Spiel deutlich eindimensionaler werden ließ. So ist Atletico deutlich vielseitiger und schwerer auszurechnen. Gerade Gelson Martins ist als klassischer Außenspieler eine ganz neue Farbe im Team.

Die Verpflichtung von Lemar ist derweil ein echter Coup. Der 22-jährige verfügt über ein enormes Potenzial und ist schon jetzt ein ganz starker und vor allem sehr kompletter Spieler, der sowohl auf den Außenbahnen, als auch im Zentrum zum Einsatz kommen kann. Schon in den letzten Transferphasen war er heißbegehrt und stand unter anderem beim FC Liverpool, FC Arsenal und FC Barcelona im Fokus. Dass Atletico den Zuschlag bekommen hat, ist ein tolles Zeichen für den Verein und stellt einen weiteren Beleg dafür dar, dass sie jetzt zu den ganz Großen im Business gehören. Er dürfte eine klare Verstärkung sein.

Ein weiterer echter Coup, genauer gesagt zwei, ist, dass die „Colchoneros“ Keeper Jan Oblak und Superstar Antoine Griezmann im Verein halten konnten. Beide waren sehr begehrt und wurden vielfach mit einem Wechsel in Verbindung gebrahct, trotzdem sind beide noch da. Eine große Leistung des gesamten Vereins. Vor allem Griezmanns Vertragsverlängerung bis 2023 ist ein echtes und großes Signal. Atleticos Kader ist damit wohl noch besser aufgestellt als in den letzten, sehr erfolgreichen, Jahren. Die Verantwortlichen haben ganze Arbeit geleistet.

(Photo credit should read JAVIER SORIANO/AFP/Getty Images)

Der Kader in der Kurzanalyse

Jan Oblak ist, als einer der besten Keeper der Welt (nach Meinung des Autors der Beste), natürlich die klare Nummer 1. Mit Antonio Adan steht zudem eine gute und vor allem sehr erfahrene Nummer 2 parat, sodass das Tor in jedem Fall gut gehütet wird.

Die Viererkette, das Prunkstück Atleticos, bleibt weitestgehend erhalten. Arias ersetzt, wie bereits erwähnt, Vrsaljko und wird sich mit Routinier Juanfran um den Platz hinten rechts streiten müssen, wobei den Venezolaner die deutlich besseren Chancen besitzt. Links hinten ist der erfahrene und sehr dynamische Brasilianer Filipe Luis eigentlich gesetzt, doch nach seiner schweren Verletzung am Ende der abgelaufenen Saison, wird er sich sehr anstrengen müssen, denn mit Lucas Hernandez, der als Stamm-Linksverteidiger mit Frankreich Weltmeister geworden ist, steht ein mehr als ernstzunehmender Konkurrent im Kader. Der Franzose könnte allerdings auch in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen, wo er (angesichts seiner Qualitäten) eigentlich besser aufgehoben ist. Dort hat er mit Diego Godin, Jose Gimenez und Stefan Savic aber auch drei starke Konkurrenten. Godin dürfte als Einziger wirklich gesetzt sein, er ist der Anführer und der absolute Fels in der Brandung in Atleticos Hintermannschaft. Neben ihm scheint sein Landsmann Gimenez, der mit seinen erst 23 Jahren eine glänzende Zukunft vor sich hat, die besten Karten zu haben. In der Abwehr verfügen die „Rojiblancos“ also über eine brutale Qualität mit einer sehr hohen Leistungsdichte.

Im Mittelfeld sind eigentlich nur zwei Plätze so richtig fix vergeben. Koke (verlängerte bis 2024) und Saul Niguez (verlängerte sogar bis 2026) sind absolut gesetzt und sollen die Säulen für die Zukunft werden. Beide können sowohl im Zentrum, auf der „Acht“, und auf den Außenbahnen zum Einsatz kommen. Die wahrscheinlichste Variante ist, dass einer im Zentrum und einer auf der rechten Seite zum Einsatz kommt. Den übrigen Platz im Zentrum könnten Rodri, der in seiner Spielweise am ehesten Barcelonas Busquets gleicht, oder Thomas Partey, der vor allem mit einer überragenden Physis und einer tollen Dynamik überzeugt, einnehmen. Die Besetzung wird Trainer Simeone, der Vater des Erfolgs, wohl vor allem vom Gegner abhängig machen.

Im linken Mittelfeld wird Thomas Lemar aller Voraussicht nach seinen Platz einnehmen, mit Vitolo hat er allerdings auch einen starken Konkurrenten, der seinen Platz sicherlich nicht kampflos räumen wird. Auf der rechten Seite stellt Gelson Martins unterdessen eine offensive Alternative zu Saul oder Koke da, was gerade in Ligaspielen, gegen vermeintlich kleinere Teams, sehr interessant sein könnte.

In der Sturmspitze sind Griezmann und Diego Costa, die beide auch eine bemerkenswerte WM spielten, klar gesetzt. mit Angel Correa, der auch auf die Außenbahnen ausweichen könnte, und Neuzugang Nikola Kalinic, der vor allem dank seiner Kopfballstärke eine wertvolle Alternative ist, stehen aber sehr gute Optionen für Simone parat. Gameiro wird dagegen wohl bald weg sein, Viettos Zukunft ist noch völlig offen.

Die Top-Elf

Oblak – Arias, Gimenez, Godin, Filipe Luis – Saul Niguez, Koke, Rodri, Lemar – Diego Costa, Griezmann

Der Schlüsselspieler und „The One to watch“

Schlüsselspieler: Griezmann

The One to watch: Rodri

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Prognose

Atletico ist seit sechs Jahren ununterbrochen unter den Top-3-Teams in La Liga und hat sich in dieser Spitzengruppe auch fest etabliert. Auch in der kommenden Saison werden sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder dort zu finden sein. Die Mannschaft wurde nochmal spürbar verstärkt und auch in der Breite hat man sich etwas verbessert. Angesichts der hohen Leistungsdichte im Kader dürfte Atleti die Dreifachbelastung zudem noch besser wegstecken, als in den vergangenen Saison. Für den ganz großen Wurf und die erste Meisterschaft seit 2014 wird es aber wohl dennoch nicht reichen, weil Barcelona und auch Real Madrid insgesamt noch einen Tick stärker sind. Die Wiederholung des zweiten Platzes ist aber keinesfalls ausgeschlossen, außerdem ist davon auszugehen, dass sie lange ganz oben mitmischen werden. Des Weiteren ist ihnen auch ein sehr gutes Abschneiden in der Champions League zuzutrauen, schließlich verkörpert die Mannschaft alles, was die Sieger der letzten großen Turnier ausgemacht hat. 

(Photo credit should read JAVIER SORIANO/AFP/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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