Augsburg vs Wolfsburg: Die einen ohne Trainer, die Anderen ohne Torjäger

16. Mai 2020 | Vorschau | BY Jasper Glänzer

Vorschau | Es wird wieder angepfiffen! Nach zehnwöchiger Zwangspause startet die Bundesliga zurück in den Spielbetrieb, wenn auch unter diversen Auflagen. Am 26. Spieltag empfängt der abstiegsbedrohte FC Augsburg mit dem VFL Wolfsburg einen Kontrahenten, der noch auf Europa schielt.

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 15.30 Uhr, Live bei Sky.

Augsburg

Seit fünf Spielen wartet der FCA auf einen Sieg, das Torverhältnis von 3:13 Treffern spiegelt die aktuell Form des Klubs wieder. Aus den letzten neun Auftritten konnten die Fuggerstädter einzig die Partie gegen Werder Bremen gewinnen und leben aktuell nur von den Punkten, die man in der starken Phase Ende letzten Jahres holte. Momentan stehen die Süddeutschen auf Rang 14 und haben fünf Punkte Luft auf den Relegationsplatz. Nun werden die Karten neu gemischt.

Nach der zuletzt schwachen Phase, in der zugegeben auch einige schwere Gegner auf dem Spielplan standen, wird es für Augsburg vor allem in der Schlussphase der Saison darauf ankommen, die entscheidenden Punkte gegen die direkten Kontrahenten einzustreichen, um den Verbleib im deutschen Oberhaus zu sichern. 

Mit dem VFL Wolfsburg wartet nun allerdings zunächst ein Gegner, der durchaus höhere Ambitionen hat als den Klassenerhalt. Hier wird es vor allem darauf ankommen, dass die eigentlich starke Offensive um Florian Niederlechner ihre Form wiederfindet. Der 29-Jährige, der in der laufenden Saison bereits 19 Scorer-Punkte und damit die fünftmeisten der Liga vorzuweisen hatte, wartet bereits seit Anfang Februar auf ein Erfolgserlebnis. Ihm und seinen Offensivkollegen war es zuvor zu verdanken, dass der FCA sich trotz einer häufig desaströsen Defensivarbeit über Wasser halten konnte.

Für Augsburg-Trainer Heiko Herrlich wird es indes am Samstag nicht zum langersehnten Debüt als Cheftrainer kommen. Der 48-Jährige, der Anfang März als Nachfolger von Martin Schmidt übernahm, wartet infolge der Corona-Pandemie noch auf das erste Spiel seiner Truppe, das er als Übungsleiter betreuen darf. Beim Heimspiel gegen den VFL Wolfsburg hätte es nun endlich dazu kommen können, hätte der gebürtige Mannheimer unter der Woche nicht zwei Fehler begangen: Zunächst verließ er das Hotel, in dem sich der gesamte FCA Spieler- und Trainerstab derzeit in Quarantäne befindet, um im Supermarkt um die Ecke Zahnpasta und Handcreme einzukaufen. Anschließend hielt er es auch noch für eine gute Idee, diese Geschichte am Donnerstag bei der virtuellen Pressekonferenz im Vorfeld der Partie munter zum Besten zu geben. Sollte der geneigte Fußballfan angenommen haben, dass der Kalou-Vorfall auch dem letzten Bundesliga-Akteur eingebläut hat, dass mit den bestehenden Schutzmaßnahmen nicht zu spaßen ist, so wurde er von Herrlich eines Besseren belehrt. Die Konsequenz: Verlängerte Pflichtpause für den Coach, der weder das Abschlusstraining seiner Mannschaft leiten durfte noch bei der anstehenden Partie an der Seitenlinie stehen wird.

Wolfsburg

An die Bundesliga ohne Zuschauer müssen sich nicht nur die Zuschauer erst gewöhnen, auch für die 22 Akteure auf dem Feld ist die Atmosphäre, vor menschenleeren Rängen und ohne die nach vorne peitschenden Schlachtrufe zigtausender Anhänger zu spielen, ein völlig neues Gefühl. Die Wölfe haben ihre Feuerprobe dabei bereits hinter sich gebracht: Als einer von wenigen Bundesligisten hat der VFL bereits ein Geisterspiel bestritten. Vor der Corona-Zwangspause trafen die Niedersachen ohne Publikum im Hinspiel des Europa-Leauge-Achtelfinals auf Schachtar Donezk – und verloren 1:2.

Die zweite Partie vor leeren Rängen soll demnach anders enden. Glasner und sein Team wollen nach Europa, wofür am Ende der Saison mindestens der sechste Platz her muss. Dieser ist allerdings hart umkämpft, vor allem, da sich die Top-Fünf-Klubs auf zehn Punkte Abstand zu Schalke auf Rang sechs abgesetzt haben. Mit einem Sieg gegen Augsburg könnten die Wölfe die nur einen Punkt entfernten Königsblauen überholen und damit weiter an der Europa-Leauge-Qualifikation dran bleiben. 

Allerdings hat Glasner im Moment einige Sorgen. Top-Scorer Wout Weghorst (elf Tore, drei Vorlagen) sitzt eine Gelbsperre ab, Josuha Guilavogui, Yannick Gerhardt, William und Ignacio Camacho fallen verletzungsbedingt aus. 

Der Trainer des VfL Wolfsburg will sich davon jedoch nicht beunruhigen lassen:„Wir haben aus dem etatmäßigen Profi-Kader noch 15 Feldspieler zur Verfügung. Die machen einen guten Eindruck. Wir haben eine schlagkräftige Mannschaft auf dem Platz.“

Prognose

Es wird sich erst zeigen müssen, welchen Einfluss die leeren Ränge tatsächlich auf das Spielgeschehen auf dem Platz haben und wie die Teams damit umgehen werden. Rein sportlich hat der VfL trotz Verletzungssorgen die Nase vorn, alles weitere bleibt abzuwarten. 

Mögliche Aufstellungen:

Augsburg: Koubek – Framberger, Gouweleeuw, Jedvaj, Max – Baier, Khedira, Löwen – Richter, Vargas, Niederlechner

Wolfsburg: Casteels – Mbabu, Knoche, Brooks, Roussillon – Schlager, Arnold, Mehmedi – Steffen, Brekalo, Ginczek

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Photo by John MACDOUGALL / AFP

Jasper Glänzer

Wegen Ronaldo gekommen und für Asamoah geblieben. Gefangen zwischen Bolzplatz und VAR, dabei stets ein Herz für’s Mittelmaß. Kein Bock auf Bollwerk. Seit 2019 bei 90Plus.


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