Der BVB zu Gast bei PSG – Erneute Enttäuschung für das Großprojekt?

11. März 2020 | Vorschau | BY Julius Eid

Vorschau | Thomas Tuchel plagen vor dem Rückspiel gegen Dortmund ernsthafte Personalsorgen, der BVB hingegen ist in Form und hat den Hinspiel-Sieg im Rücken. Droht PSG das nächste frühe Aus?

Anpfiff der Partie ist am Mittwoch um 21 Uhr, live auf Sky

BVB gewann das Hinspiel gegen PSG

Das Hinspiel im Signal Iduna Park ging bekanntermaßen 2:1 für den Gastgeber aus. Viele hatten eigentlich die Franzosen als Favoriten auf dem Zettel, doch die Elf von Lucien Favre verdiente sich die drei Punkte redlich. Am Ende kassierte man dennoch ein ärgerliches Gegentor. Dan-Axel Zagadou rutschte aus und Kylian Mbappé und Neymar nutzten dies eiskalt. Durch das Auswärtstor ist die Ausgangssituation vor dem Rückspiel weitestgehend offen. Doch ein Selbstläufer wird es für Tuchels Team auf keinen Fall.

Denn trotz des Gegentores hat der BVB erst einmal drei Punkte mehr auf seiner Seite, damit würde auch ein Unentschieden reichen um das Weiterkommen zu sichern. Zudem dürfte es für Paris sehr schwer werden, wenn den Borussen mehr als ein Tor gelingt. Bei der vorhandenen Qualität im letzten Drittel kein unwahrscheinliches Szenario. PSG muss liefern.

PSG – Personalprobleme und ein leeres Stadion

Dieses Liefern wird den Hauptstädtern allerdings durch viele Begleitumstände wohl erschwert. Zuerst müssen hier natürlich die beiden Gelbgesperrten genannt werden. Mit Thomas Meunier und besonders Marco Verratti fehlen Thomas Tuchel gleich zwei wichtige Spieler, weil sie sich in Dortmund den gelben Karton abholten. Gerade die Sperre des Italieners dürfte schwer wiegen. Einen vergleichbaren Spielertyp sucht man im Kader des reichen Klubs vergeblich. Sein Ausfall wird definitiv Einfluss auf die Ausrichtungs PSGs haben.

Doch nicht nur Sperren treffen das Team. Abwehrchef und Kapitän Thiago Silva fällt verletzt aus. Zudem scheint der Einsatz von Edinson Cavani fraglich. Kylian Mbappé litt gestern noch an Halsschmerzen und wurde sogar auf Corona getestet – der Test fiel negativ aus , Mbappé konnte heute wieder trainieren und wird für das Spiel gegen Dortmund im Kader stehen.

Thomas Tuchel wurde nach dem Hinspiel für seine Herangehensweise hart kritisiert und könnte zu einer offensiveren Ausrichtung zurückkehren. In der heimischen Liga, in der man überaus erfolgreich auftritt, setzte der deutsche Trainer häufig auf vier Angreifer in einem 4-2-2-2-System.

(Photo by Kenzo TRIBOUILLARD / AFP)

Doch ob dies gegen die Borussia Erfolg versprechen würde? Schon in Hinspiel war einer der Gründe für die Niederlage die mangelnde Rückwartsbewegung der Offensiven. Mit Angel Di Maria, Neymar und Mbappé beteiligten sich drei Spieler kaum an der Defensivarbeit und überließen gerade das Mittelfeldzentrum dem Gegner. So konnte der BVB das Spiel über weite Strecken kontrollieren. Sollte nun auch noch Mauro Icardi das Trio zum Quartett machen, hätte man einen weiteren Spieler auf dem Feld, der nicht für hingebungsvolle Arbeit nach hinten bekannt ist. Tuchel wird ganz genau abwägen müssen, ob man sich diesen Luxus leisten sollte.

Zum Schluss könnten auch weiche Faktoren Einfluss auf das Duell haben. Der Trainer und sein Team sollen nicht im besten Verhältnis zueinander stehen. Dies kann in entscheidenden Spielen durchaus zum Stolperstein werden. Auch die Geschichte PSGs in KO-Spielen ist eventuell in den Hinterköpfen der Mannschaft. Der Druck dürfte nach dem verlorenen Hinspiel zudem auf die Franzosen so hoch sein, wie auf kein anderes Team im Moment. Und dann kommt eben noch das leere Stadion dazu. Nachdem die Dortmunder ihrer Mannschaft eine erstaunliche Kulisse boten, muss PSG nun auf ihren Heimsupport verzichten. Für PSG spricht in diesem Spiel vor allem die individuelle Qualität. Diese kann immer reichen, doch ob sie es wirklich tut bleibt abzuwarten.

BVB – Endlich stabil

Die Qualität des BVB-Kaders ist hoch. Das stand für viele schon zu Beginn der Saison fest. Deshalb mutete die durchwachsene Hinrunde wohl auch zuweilen sehr enttäuschend an. Und im Winter wurde man noch einmal aktiv, verstärkte den Kader. Emre Can ersetzte Weigl, Erling Braut Haaland kam für Paco Alcacer. Und nun scheint der BVB tatsächlich die Qualität zu haben, die man den Borussen schon ein halbes Jahr vorher zuschrieb. Can, eigentlich als Option für die Dreierkette gekauft, überzeugt neben Axel Witsel auf der Doppelsechs und bringt den Schwarzgelben endlich die so sehnlichst gewünschte Stabilität. Haaland fügte sich nahtlos als weitere Waffe im breitgefächerten Offensivarsenal ein.

Die Umstellung auf ein 3-4-3-System im vergangenen November ist nun wirklich erfolgreich. Denn der BVB überzeugte nicht nur im Hinspiel gegen Paris, sondern sammelt auch in der Liga fleißig Punkte, konnte am vergangenen Wochenende Leipzig hinter sich lassen und steht auf Platz 2 der Liga. Gerade im Spitzenspiel gegen Gladbach zeigte man neugewonnene Qualität, ließ sich auf das sehr körperliche Spiel des Gegners ein und unterlag nicht. Dass Jadon Sancho sich weiterhin in absurd guter Form befindet, dürfte natürlich auch nicht schaden. Der junge Engländer ist der wichtigste Spieler des BVB.

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Denn die Doppelsechs aus Witsel und Can sorgt zwar für Stabilität, fordert aber auch Opfer. So zeigte Julian Brandt gerade in zentraler Position seine Klasse und war das Verbindungsstück zwischen den beiden Mannschaftsteilen. Dieses Verbindungsstück fehlt nun, Brandt als Teil der Dreier-Angriffsreihe wirkt verloren. Man ist noch mehr auf die genialen Momente Sanchos angewiesen um Chancen zu kreieren. Zusätzlich muss man sich auf die beiden Außenspieler Achraf Hakimi und Raphael Guerreiero verlassen. Hakimi mit seinem Tempo, Guerreiro mit seiner Kreativität, verfügen jeweils über Waffen, die Lücken in die Verteidigung des Gegners reißen können.

Die letzten Spiele dürften der Borussia eine breite Brust verliehen haben. Und zum ersten Mals seit langer Zeit wirken die Dortmunder nicht so, als könnten sie jederzeit wieder in sich zusammen fallen. Auch in Paris wird man eine engagierte Partie bieten. Sollte man lange die Null halten können, ist die Chance groß vom Druck auf die Franzosen zu profitieren. Mit Haaland, Hakimi, Sancho usw. verfügen die Schwarzgelben über herausragende Konterspieler. Ein bis zwei gut gesetzte Nadelstiche könnten in der französischen Hauptstadt schon die Entscheidung bringen. Eines ist auf jeden Fall klar: Verstecken muss und wird man sich nicht.

Prognose

Paris wird alles daran setzen den BVB einzuschnüren. Wenn die Dortmunder den Druck überstehen und zu Kontermöglichkeiten kommen, wird der deutsche Vertreter in die nächste Runde einziehen.

Mögliche Aufstellungen

Paris: Navas, Kehrer, Marquinhos, Kimpembe, Bernat, Gueye, Paredes, Di Maria, Mbappe, Neymar, Icardi

Dortmund: Bürki, Piszczek, Hummels, Zagadou, Hakimi, Witsel, Can, Guerreiro, Sancho, Haaland, Hazard

Mehr News und Storys rund um den internationalen Fußball

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


Ähnliche Artikel