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Serie A Vorschau 2/5 | Juventus, Genoa, FC Turin, Hellas Verona

19. August 2019 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Mit der Serie A startet am kommenden Wochenende auch die letzte europäische Topliga in die neue Saison. Vorab werfen wir einen Blick auf alle 20 Mannschaften in Italiens Eliteklasse und beleuchten jedes Team umfassend!

Teil 1: AC Mailand, Atalanta, Fiorentina, Lecce

Teil 2: Juventus, FC Genoa, FC Turin, Hellas Verona

Juventus Turin

(Letzte Saison: Meister)

Und schon wieder Meister

Wenn man von Mai 2012 bis zum Mai 2018 durchgehend den Gewinn der italienischen Meisterschaft feiern konnte und daneben in diesem Zeitraum auch zwei mal im Finale der Champions League stand, dann fällt bei solchen Errungenschaften die Antwort bei der Frage nach möglichen Verbesserungen recht schwierig aus. Die Antwort von Juventus vor zwölf Monaten war hingegen recht eindeutig: Cristiano Ronaldo (34), fünffacher Weltfußballer. Neben „Mr. Champions League“ (insgesamt fünf Titel) kam auch der „verlorene Sohn“ Leonardo Bonucci (32) nach einem Jahr bei Milan, welches wahrscheinlich noch heute keiner der Beteiligten vernünftig erklären kann, zurück zur „Alten Dame“. Mit diesen beiden Hochkarätern sollte endlich der erste Titel in der Champions League seit 1996 folgen.

(Photo by Marco Luzzani/Getty Images)

Bis zum Januar erledigten die „Bianconeri“ sämtliche Pflichtaufgaben äußerst souverän: In der Serie A hatte man ungeschlagen schon zum Jahreswechsel einen meilenweiten Vorsprung auf Napoli, in der Champions League erreichte Juve als Gruppensieger ungefährdet die KO-Runde und auch in der Coppa Italia überwinterte der Rekordmeister problemlos. Dann gab es im Januar aber den ersten Dämpfer bei der „Mission Triple“: Nach einer 0:3 Pleite im Pokal bei Atalanta ging der erste Titel des anvisierten Trios flöten. Und auch in der Königsklasse schienen die großen Träume nach dem Hinspiel gegen Atletico Madrid ausgeträumt, doch Juventus drehte die 0:2 Hinspiel-Niederlage dank eines Hattricks von Ronaldo noch sensationell.

Die Aufholjagd verstärkte den Gedanken: In einem solchen Jahr sollten die „Bianconeri“ doch durch nichts zu stoppen sein. Wenige Wochen später wusste man aber, dass diese Annahme falsch war. Angeführt von einem überragenden Matthijs De Ligt (20) setzte sich der Underdog Ajax gegen Juventus im Viertelfinale der Champions League durch. Die Leistungen des „Golden Boy“ 2018 beeindruckten die Verantwortlichen um Pavel Nedved derart, dass der Niederländer in diesem Sommer für 85 Millionen Euro Ablöse unter Vertrag genommen wurde. Dabei setzte man sich in dem Werben um De Ligt gegen sämtliche europäische Schwergewichte durch. Durch ihn und andere Neuzugänge soll in diesem Jahr mehr rausspringen, als erneut „nur“ der Gewinn der Serie A.

Umstrukturierung 2.0

Zudem kann man durch diesen Transfer den sich sowieso andeutenden, aber auch langsam notwendigen Umbruch in der etablierten Defensive um Bonucci und Kapitän Giorgio Chiellini (35) einleiten. Mit Andrea Barzagli (38) hat außerdem ein ständiges Mitglied dieses Verbundes seine Karriere beendet. Für diesen Prozess kam neben De Ligt auch Merih Demiral (21) für rund 18 Millionen Euro aus Sassuolo. Der neue Architekt an der Seitenlinie ist dabei ausgerechnet ein alter Bekannter, welcher vor noch etwas mehr als einem Jahr Juventus an den Rande der Verzweiflung brachte: Ex-Napoli-Coach Maurizio Sarri (60). Der langjährige Erfolgstrainer Massimiliano Allegri (52) forderte dem Vernehmen nach einen größeren Umbruch im diesem Sommer, was bei dem Vorstand aber nur auf mäßigen Anklang gestoßen sein soll. So trennten sich die gemeinsamen Wege nach fünf Jahren und fünf Scudetti.

Neben den beiden neuen Verteidigern kann Sarri zudem auf zwei qualitativ hervorragende Alternativen im Mittelfeld zurückgreifen. So verpflichtete der italienische Rekordmeister, wie schon häufiger in der jüngeren Vergangenheit, ablösefrei (!) Adrian Rabiot (24, Paris Saint-Germain) und Aaron Ramsey (28, Arsenal). Daneben fand auch Sarris Lieblingsschüler Gonzalo Higuain (31) nach einem Jahr auf Leihbasis mit zwei dürftigen Aufenthalten bei Milan und Chelsea (natürlich unter Sarri) den Weg zurück nach Turin. Obwohl der Argentinier zu Beginn als Verkaufskandidat gehandelt wurde, sieht es nun nach einem Verbleib bei Juventus aus. Weiter gibt es noch einen zweiten Rückkehrer, welcher genauso lange wie Higuain abwesend war, wenn auch nicht auf Leihbasis: Gianluigi Buffon. Die Klubikone kommt nach einem Jahr in Paris zurück zu seinem Herzensverein, dürfte aber keine Chance haben, an Stammkeeper Wojciech Szczesny (29) vorbeizuziehen.

(Photo by JONATHAN NACKSTRAND/AFP/Getty Images)

Genauso viel wie auf der Zugangsseite hat sich auf der gegenüberliegenden Seite getan und wird sich laut der Aussage von Sarri noch weiter tun: Nach Angaben des Übungsleiters werden noch sechs Spieler die Mannschaft verlassen. Bei den bisherigen Abgängen musste man als neutraler Beobachter das ein oder andere Mal den Kopf schütteln. So war vor allem der Tausch von Joao Cancelo (25) gegen Danilo (28) und einen Geldbetrag von Manchester City kaum nachzuvollziehen. Noch weniger erscheint aber noch der Verkauf von Juwel Moise Kean (19) zu Everton für rund 27 Millionen Euro Ablöse Sinn zu ergeben. Der junge Stürmer überzeugte in der Rückrunde bei mehreren Einsätzen, ohne Not verkaufte Juventus eines der größten Offensiv-Talente auf dem Kontinent.

Weiter tauschte die „Alte Dame“ noch Leonardo Spinazzola (25) gegen die Dienste von Luca Pellegrini (20) von der AS Roma. Der junge Linksverteidiger gilt aber als einer der ominösen „sechs Spieler“ und wird dem Verein voraussichtlich noch auf Leihbasis (wohl in Richtung Cagliari) verlassen. Als weitere Verkaufskandidaten gelten unter anderem Mario Mandzukic (33), Blaise Matuidi (32), Daniele Rugani (25) oder Sami Khedira (32). Die Spitze des seltsamen Agierens auf dem Markt stellte jedoch bisher das wilde Anbieten von Paulo Dybala (25) dar. Für eine Verpflichtung von Romelu Lukaku bot Juventus den Argentinier Manchester United zur Verrechnung an, kurz darauf sollte man sich dann mit Tottenham geeinigt haben. Am Ende blieb Dybala – wohlwissend, dass sein Verein in liebend gerne vom Hof gejagt hätte.

Im Fokus: Paulo Dybala

Und gerade wegen dieses Verbleibs (mit einem faden Beigeschmack) ist Dybala auch unser Spieler im Fokus. Vor genau zwei Jahren tauschte der Angreifer seine prestigeträchtige Rückennummer 21 (Zinedine Zidane, Andrea Pirlo) gegen eine klubintern „noch“ größere Nummer: Dybala übernahm die Rückennummer 10 – und damit das Erbe Alessandro Del Pieros. Mit dieser neuen Bürde/Ehre spielte der Linksfuß in der Spielzeit 2017/18 die beste Saison seiner Karriere und erzielte alleine in der Serie A 22 Treffer. Der Sprung von der internationalen Klasse in die absolute Weltklasse schien geschafft zu sein …

… bis ein gewisser Portugiese seine Zelte im Allianz Stadium aufschlug. Von da an fand sich Dybala vornehmlich auf den Flügeln wieder und musste Ronaldo die Ausführung von fast allen Standards überlassen. Der vermeintliche neue Sturmführer hatte fortan höchstens eine Nebenrolle inne und fand sich in der Rückrunde gar häufiger auf der Bank wieder. Auf dem Flügel gingen auch viele seiner Stärken verloren, weshalb am Ende der Saison 2018/19 nur mickrige fünf Buden in der Serie A zu Buche standen.

(Photo by Emilio Andreoli/Getty Images)

Die letzten Wochen haben aufgezeigt, was vor noch wenigen Monaten undenkbar schien: Dybala ist ersetzbar geworden. Sein Arbeitgeber hätte sich in diesem Sommer liebend gerne von ihm getrennt, doch der Argentinier wollte unbedingt bleiben. Dieser Wunsch scheint mittlerweile erfüllt zu werden, doch der 25-Jährige muss jetzt dafür auch wieder abliefern.

Neben CR7 ist Dybala der wahrscheinlich talentierteste Spieler im Kader und auch in der Lage in großen Spielen einer der viel zitierten „Unterschiedsspieler“ zu sein – und einen solchen sollte eigentlich kein Spitzenverein quer durch Europa anbieten. Dybala hat es selbst in der Hand, ob sich das eben beschriebene Szenario im kommenden Sommer wiederholen wird.

Newcomer: Rodrigo Bentancur

Zugegeben: Es mag auf den ersten Blick durchaus seltsam anmuten, dass man einen Spieler hier einordnet, welcher in der vergangenen Saison 31 Partien in der Serie A absolviert hat. Doch unter Sarri hat Bentacur aufgrund seiner fantastischen spielerischen Fähigkeiten die große Gelegenheit, sich zu einem wirklichen Weltklassespieler zu entwickeln. Der berühmt-berüchtigte „Sarri-Ball“ könnte dem Uruguayer wie auf den Leib geschnitten sein.

(Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

Dabei könnte Bentacur einerseits in dem geplanten 3er-Mittelfeld die Rolle des tiefliegenden Sechsers einnehmen. Durch seine ausgeprägtes Spielverständnis sollte der Mittelfeldspieler durchaus in der Lage sein, ein Spiel zumindest ähnlich wie Jorginho zu Napoli-Zeiten zu diktieren. Darüber hinaus kann der vielseitige Bentacur ebenso eine der offensiveren Halbpositionen in der Dreierreihe bekleiden.

Sollten aus dem Mittelfeld noch weitere Spieler, wie die oben erwähnten Matuidi und Khedira, den Verein verlassen, dürfte und sollte der uruguayische Nationalspieler zu einem absolut unumstrittenen Stammspieler aufsteigen.

Prognose

Wenn ein einziger Verein die letzten acht Meisterschaften allesamt einheimst, dann fällt es in diesem Zusammenhang schwer, etwas anderes zu prognostizieren – vor allem, wenn sich der Kader in diesem Sommer qualitativ verbessert hat. Die teilweise fragwürdigen Aktivitäten der Verantwortlichen auf dem Markt haben dem Verein in dieser Transferperiode jedenfalls (noch!) keinen nachhaltigen Schaden zugefügt. Der Scudetto – wie auch die Coppa Italia – geht daher erneut einzig über Juventus.

Marius Merck

FC Genoa

(Letzte Saison: 17. Platz)

Kontinuität gesucht

Der FC Genua avancierte in den letzten Jahren zum absoluten Trainerkarussell der Liga. Nachdem Anfang der Saison Trainer Davide Ballardini nach nur fünf Spieltagen, trotz drei erlangten Siegen von Präsident Enrico Preciosi überraschend entlassen wurde, durfte sich dessen Vorgänger und Nachfolger Ivan Juric insgesamt 58 Tage an der Seitenlinie der „Grifone“ beweisen, ehe der 43-jährige Kroate nach einer langen Niederlagenserie wiederum von Ex-Nationaltrainer Cesare Prandelli abgelöst wurde.

Dieser taumelte mit den Liguriern anschließend fast in die Serie B und hielt nur aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs mit Absteiger Empoli knapp die Klasse. Am Ende der Saison durfte Prandelli dann ebenfalls seinen Hut nehmen und wurde durch Empoli-Coach Aurelio Andreazzoli ersetzt.

Neuer Trainer, neues Glück?

Zwar stieg der 65-jährige Taktikfuchs mit den Toskanern ab, jedoch spielte der Absteiger unter ihm einen enorm attraktiven Fußball. Zudem bewies der ehemalige Inter-Profi, dass er taktisch nach seiner ersten Amtszeit hinzugelernt hatte und sich seine Truppe im zweiten Anlauf auch gegen den Ball kompakter präsentierte.

Daher scheint die Personalie des Trainers in Genua besonders im Fokus zu stehen. Die Fans dürfen sich also nächste Saison im Stadio Luigi Ferraris auf attraktiven Angriffsfußball freuen. Personell hat sich ebenfalls viel bei den Liguriern getan.

(Photo by Bruna Prado/Getty Images)

Mit Innenverteidiger Cristian Zapata konnte man die wackelige Defensive im Zentrum stabilisieren. Denn der Kolumbianer bewies beim AC Mailand trotz seiner 32 Jahre, dass er immer noch ein zuverlässiger Abwehrspieler ist. Der Routinier wird zusammen mit Juve-Leihgabe Cristian Romero (21) in der nächsten Spielzeit ein vielversprechendes Abwehrduo bilden.

Pinamonti und Favilli für die Zukunft

Da Antonio Sanabria (23) den Abgang von Topstürmer Piatek (24), den es im Winter zum AC Mailand zog, nicht auffangen konnte, verpflichteten die Genuesen das Inter-Talent Andrea Piamonti (20), welches beim jüngsten U20-Turnier in Polen die „Azzurini“ mit fünf Treffern bis ins Halbfinale schoss.

18 Millionen Euro sind dem ältesten Club Italiens die Dienste des jungen Mittelstürmers wert, welcher letzte Saison an den FC Frosinone ausgeliehen war und für die „Kanarienvögel“ ebenfalls fünf Treffer in seiner Debüt-Saison beisteuern konnte. Ein weiteres spannendes Talent könnte der 22-jährige Mittelstürmer Andrea Favilli darstellen, welcher für sieben Millionen Euro von Juventus Turin verpflichtet wurde, jedoch in der Stürmerhierarchie erstmal hinter Pinamonti anstehen wird.

Schöne & Saponara für die Kreativität

Während die Defensive und der Angriff durchaus Format besitzen, fehlte es im Mittelfeld des Tabellensiebzehnten noch an der nötigen Kreativität um das ballbesitzorientierte Spiel von Trainer Andreazzoli adäquat aufziehen zu können. Daher sicherten sich Genua die Dienste von Ajax-Regisseur Lasse Schöne (33), der die Rolle als Taktgeber im Mittelfeld vor der Abwehr einnehmen wird.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Auf der Zehnerposition wurde mit Riccardo Saponara ein absoluter Kreativspieler vom AC Florenz ausgeliehen. Oftmals stoppten den mittlerweile 27-jährigen Italiener Verletzungen, weswegen er sein Potenzial nicht völlig ausschöpfen konnte. Doch sollte der ehemalige Milan-Akteur verletzungsfrei bleiben, dürfen sich die Fans auf einen unberechenbaren Mann hinter den Spitzen freuen, der an einem guten Tag in der Lage ist jeder Abwehr der Liga auszuhebeln.

Insgesamt hat man im Kader einige Baustellen behoben. Die linke Außenverteidigerposition ist mit Kapitän Domenico Crisicito (32) und Neuzugang Antonio Barreca (24, AS Monaco) exzellent besetzt worden. Die rechte Außenbahn könnte in der Tiefe eine Schwachstelle darstellen, insofern man nicht noch auf dem Transfermarkt tätig wird.

Im Fokus: Christian Kouame

Christian Kouamé wusste bereits letzte Saison immens zu überzeugen. Zusammen mit Krzysztof Piatek bildete die hängende Spitze ein kongeniales Duo, welches nur schwer zu stoppen war. Der 21-jährige Ivorer konnte bereits in seiner ersten Serie-A-Saison zehn Scorerpunkte sammeln und beeindruckte vor allem mit seiner Physis, Dribbel- und Kopfballstärke. Kouamé besitzt für sein junges Alter ein sehr vielversprechendes Potenzial, das diese Saison mit Andreazzolis Offensivausrichtung vollkommen ausgeschöpft werden könnte.

Newcomer: Andrea Favilli

Andrea Favilli gilt als ein sehr vielversprechender Akteur. Vor wenigen Jahren wurde der junge Mittelstürmer noch genauso hoch gehandelt wie Ex-Milan-Stürmer Patrick Cutrone. Doch dann riss sich Favilli im November 2017 in seiner zweiten Serie-B-Saison für Ascoli Calcio bei der 0:4-Niederlage gegen den FC Parma das Kreuzband und fiel den Rest der Spielzeit aus. Doch bis zu diesem Zeitpunkt gelangen ihm wettbewerbsübergreifend in 14 Einsätzen acht Tore, was Juventus Turin überzeugte ganze 7,5 Millionen Euro für das Ausnahmetalent auf den Tisch zu legen. Im Sommer 2018 verlieh der italienische Rekordmeister nach nur zwei Monaten den „Rookie“ inklusive Kaufoption von sieben Millionen Euro an den FC Genua.

(Photo by Paolo Rattini/Getty Images)

Diese wurde diesen Sommer von den Liguriern gezogen. Nach einem Jahr der Anpassung könnte nun die Stunde des U21-Nationalspieler Italiens schlagen. Denn Favilli besitzt als 1,91-Meter-Hüne nicht nur die notwendige Physis, sondern überraschenderweise auch die Agilität und Abschlussstärke um in der Serie A langfristig richtig durchstarten zu können.

Prognose

Alles in allem scheint der FC Genua in allen Mannschaftsteilen seinen Kader ungemein aufgewertet und mit Trainer Aurelio Andreazzoli einen enorm interessanten Übungsleiter verpflichtet zu haben. In der Vorbereitung deutete dessen Team mit den beiden Achtungserfolgen gegen Olympique Lyon und Girondins Bordeaux an, dass man dieses Jahr sehr wahrscheinlich nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird. Ein einstelliger Tabellenplatz im gesicherten Mittelfeld sollte daher für die „Grifone“ absolut im Bereich des Möglichen liegen.

Sascha Baharian

FC Turin

(Letzte Saison: 7. Platz)

Mazzarri mit den Fortschritten

Der FC Turin unter Trainer Walter Mazzarri, dem alten Taktikfuchs, galt in der Vorsaison sogar eine lange Zeit als möglicher Anwärter auf die Champions League, lediglich im Saisonendspurt ging ihnen ein wenig die Puste aus. Sie beendeten die Saison auf Platz 7 mit 63 Punkten, 6 Punkte hinter einem Platz, der zur Teilnahme an der Königsklasse berechtigt hätte und schafften es somit sogar einen neuen Punkterekord für den Klub aufzustellen.

(Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

Der Lohn ist die Teilnahme an der Qualifikation zur Europa League. Im Hinspiel ihrer ersten Qualifikationsrunde gewann Torino gegen Debrecen souverän mit 3:0, auch das Rückspiel konnte man mit 4:1 für sich entscheiden. Wichtig ist vor allem, dass die Defensive weiterhin stabil bleibt. Denn der Klub stellte in der abgelaufenen Saison die fünftbeste Abwehrreihe der Serie A. Gründe dafür sind die endgültige Verpflichtung von N`Koulou (29) und seines kongenialen Partners Izzo (27), beide Spieler passen sehr gut in die Klubphilosophie und bilden das Herzstück der 3er-Kette von Trainer Mazzarri.

Ein ausgewogener Kader

Der Kader des FC Turin ist insgesamt recht ausgewogen besetzt. Im Sommer herrschte lediglich eine recht große Fluktuation in Sachen Leihspieler. Zudem wurde der ein oder andere Spieler aus der eigenen Jugend hochgezogen, die Kaufoptionen von Simone Zaza (28, Valencia), Koffi Djidji (26, Nantes), Ola Aina (22, Chelsea) und Cristian Ansaldi (32, Inter) wurden gezogen. Mazzarri vertraut seiner eingespielten Mannschaft und hofft das Team fußballerisch weiterentwickeln zu können. Neue Impulse wie von Kevin Bonifazi, der sich in SPAL sehr gut entwickelte, sind dabei gern gesehen.

Mit dem erfahrenen Torhüter Sirigu (32), der seinen Kasten in der Vorsaison häufig sauber hielt, der bereits angesprochenen Defensivzentrale, Daniele Baselli (27) und Soualiho Meite (25) im zentralen Mittelfeld und Angreifer Andrea Belotti (25) ist eine sehr gute Basis vorhanden. Das Drumherum könnte allerdings noch nachgebessert werden, in der Breite wären 1-2 Neuverpflichtungen sicher sinnvoll, auch um das gute Mazzarri-System dreimal in einer Woche mit entsprechender Rotation in angemessener Qualität auszuüben.

Im Fokus: Andrea Belotti

Nach einer überragenden Saison 2016/17, in der er in 35 Spielen 26 Tore und 3 Assists zu verbuchen hatte, folgten zwei durchwachsene Jahre für den hochveranlagten Stürmer. Nun wird spannend zu sehen sein, ob es ihm gelingt sein Level noch einmal noch oben zu schrauben und so seiner Mannschaft die nötigen Treffer zu bescheren. Das Potenzial dafür hat Andrea Belotti, der der Kapitän der Mannschaft ist, allemal.

(Photo by Paolo Rattini/Getty Images)

Seine Qualitäten sind vielseitig, Belotti gilt als einer der besten Kopfballspieler der Serie A. Diese Eigenschaft, kombiniert mit seinem generell eiskalten Abschluss vor dem Tor und seinem unbändigen Willen hart für die Mannschaft zu arbeiten, machen Andrea Belotti unverzichtbar für das Spiel des FC Turin.

Newcomer: Kevin Bonifazi

Der 23-jährige italienische Innenverteidiger soll den dritten Platz neben den gesetzten Spielern wie Izzo und N’Koulou in der Dreierkette einnehmen. Mit dem 22 jährigen Brasilianer Bremer hat er noch einen weiteren interessanten Mann als Konkurrenten für diese Position, es wird spannend zu sehen sein wer sich am Ende behaupten kann.

Bonifazi war in der Vorsaison an SPAL Ferrara verliehen und zeigte dort sehr gute Ansätze, wirkte in seinem Spiel sehr reif. Dadurch hat er sich in die Notizbücher einiger großer Klubs in Italien spielen können, dennoch sollte nun erst einmal der nächste Schritt erfolgen – und zwar regelmäßige Spielzeit unter Walter Mazzarri zu erhalten.

Prognose

Nach der guten Saison 2018/19 konnte die Mannschaft aus Turin alle Leistungsträger halten. Die Basis ist also da und wenn noch die ein oder andere sinnvolle Ergänzung gelingt, dann kann die Mannschaft von Walter Mazzarri durchaus um die Europa League mitspielen. Die viel zitierte Breite im Kader wird aufgrund der Mehrfachbelastung aber ein Schlüssel dafür sein.

Rene Steinhuber

Hellas Verona

(Letzte Saison: Aufstieg)

Kräftezehrender Aufstieg

Hellas Verona ist zurück! Dem Meister von 1985 gelang nach dem Abstieg in der Vorsaison der direkte Wiederaufstieg in die Serie A. Doch der Weg dorthin war steinig. Mit 52 Punkten und einem komplett unspektakulären Torverhältnis von 49:46 landete Hellas nur auf Rang 5 in der Serie B. Doch glücklicherweise stehen nach der Saison die Play-Off-Spiele an.

In der Vorrunde dieser Play-Offs setzte sich Hellas Verona zunächst nach Verlängerung gegen Perugia durch. In den Halbfinalspielen folgte dann ein Erfolg gegen Pescara (0:0, 1:0), ehe es gegen AS Citadella um den Aufstieg in die Serie A ging.

Und diese Spiele waren hochdramatisch. Hellas verlor nämlich das Hinspiel auswärts mit 0:2, drehte diesen Rückstand durch einen 3:0-Heimsieg aber noch und feierte die Rückkehr in Italiens Eliteklasse.

(Photo by Paolo Rattini/Getty Images)

Fabio Grosso war über weite Strecken der Saison der Cheftrainer, musste aber kurz vor dem Ende der Spielzeit gehen und wurde interimsmäßig von Alfredo Aglietti ersetzt, der das große Ziel doch noch erreichte. Im Sommer folgte dann Ivan Juric (43), der zuvor gleich dreimal in Genoa an der Seitenlinie stand. Mit Juric soll nun das nächste Ziel angegangen werden: Der Klassenerhalt.

Eine sehr schwere Saison

Doch das wird schwer – und das zeigte sich bereits in der am Wochenende ausgetragenen Runde in der Coppa Italia. Mit 1:2 unterlag Hellas zuhause Cremonese aus der Serie B und startete direkt einmal mit einer Enttäuschung. Auch das Vorgehen auf dem Transfermarkt wirkt in sich nicht vollends schlüssig.

Zwar wurden einige interessante Spieler verpflichtet, der Kader ist mit 34 Spielern aber noch sehr aufgebläht und auf einigen Positionen entsprechend überbesetzt. Doch der Reihe nach. Mit Miguel Veloso (33, Genoa), Salvatore Bochetti (32, Spartak) und Darko Lazovic (28, Genoa) wurden drei adäquate Neuzugänge ablösefrei verpflichtet. Auch die Transfers von Luca Marrone (29, Juventus), Alberto Almici (26, Atalanta), Amir Rrahmani (25, Zagreb) und Pawel Dawidowicz (24, Benfica) sorgten für eine Verstärkung der individuellen Qualität.

Und trotzdem wird die Findungsphase – das zeigte bereits das Pokalspiel – noch etwas andauern. Das von Juric bevorzugte 3-5-2 oder 3-4-2-1 muss sich erst einmal einspielen, die Abläufe müssen sitzen. Bleiben in dieser Phase die Ergebnisse aus, dann wird es unruhig im großen Kader. Und genau hier liegt die große Gefahr. 

Im Fokus: Giampaolo Pazzini

Ja, Pazzini spielt noch immer in der Serie A! Mittlerweile ist der Mittelstürmer 35 Jahre alt, seit 2015 steht er bei Hellas unter Vertrag. Pazzini, der zwischenzeitlich für Inter, Milan und Sampdoria spielte, gehört noch immer zu den wichtigsten Akteuren im Team. Zwar ist er ob seines Alters kein Stammspieler mehr, sondern setzt eher Akzente von der Bank aus, aber der Kapitän von Hellas ist ein wichtiger Ansprechpartner für die jungen Spieler und weiß noch immer genau wie er sich im Offensivdrittel zu bewegen hat. Der Beweis: 13 Tore und 2 Vorlagen in nur rund 1600 Pflichtspielminuten der Vorsaison.

Newcomer: Andrea Danzi

Der 20-jährige Lokalmatador Andrea Danzi (in Verona geboren) ist ein echtes Eigengewächs und verlängerte im November 2018 seinen Vertrag bis 2022. In der vergangenen Saison wurde Danzi an die Profis herangeführt, absolvierte bereits 14 Pflichtspiele. In dieser Saison soll trotz neuer Konkurrenz, unter anderem durch Veloso, der nächste Schritt erfolgen. Danzi ist im defensiven Mittelfeld zuhause und ein sehr spielintelligenter und vorausschauender Spieler. Qualitäten, die man durchaus benötigt, wenn man eine gute Rolle in der Serie A spielen will. 

Prognose

Hellas Verona wird sich mit dem Abstiegskampf beschäftigen müssen. Individuell wurde solide nachgerüstet, doch die Gefahr, dass die Umstellungen auf fußballerischer Ebene zu viel Zeit in Anspruch nehmen, ist sehr präsent. Unruhe droht – erst recht nach dem Pokalspiel.

Manuel Behlert

(Photo by Zhizhao Wu/Getty Images)


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