Spotlight

Bayer 04 | Offensivpower und Balanceprobleme: Leverkusens Chancen in der Europa League

5. August 2020 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Bayer 04 Leverkusen ist als eines von noch drei Bundesliga-Teams in der Europa League vertreten. Während der VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt ihre Achtelfinal-Hinspiele verloren, steht die Werkself vor dem Einzug in das Viertelfinale. Doch wie weit kann es gehen?

  • Kai Havertz spielt die Europa League mit Leverkusen zu Ende
  • Bekommt Peter Bosz die Defensive in den Griff?
  • Inter, Sevilla, Man. United: Die Konkurrenz schläft nicht

Bayer Leverkusen 2019/2020: Gut, aber nicht sehr gut

Insgesamt verlief die Saison 2019/20 für Bayer 04 Leverkusen gut. Die spielerische Weiterentwicklung der Mannschaft war vor allem in weiten Teilen der Rückrunde sichtbar, Platz fünf in der Bundesliga bedeutete aber das Verpassen der Champions League (sofern die Europa League nicht gewonnen wird). Im DFB-Pokal verlor Bayer das Finale gegen den FC Bayern, hatte dabei einige Chancen, nutzte diese aber nicht.

Und das zieht sich bei Bayer Leverkusen durch die gesamte Amtszeit von Peter Bosz (56). Häufig spielt die Werkself sehr gut, schnell und engagiert. In einigen Spielen jedoch sorgt eine fehlende Balance auf dem Platz dafür, dass man zu viele Chancen vergibt und darüber hinaus auch noch ausgekontert wird oder zu viele Fehler in der Defensive macht. All dies wird nicht abzustellen sein. Wird die Balance auf dem Platz aber verbessert und gelingt es, mit den eigenen Kräften besser zu haushalten, steigen allerdings die Chancen auf einen Turniersieg.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Die Probleme sind bekannt, nach Lösungen wird gesucht. In einigen Spielen wählte Bayer in dieser Saison einen pragmatischeren, kontrollierten Ansatz, der auch fruchtete. Doch das funktionierte nicht immer, besonders das Pokalfinale warf in einigen Phasen neue Fragen auf. Beim Finalturnier in der Europa League wird sich nun zeigen, wie weit Bayer Leverkusen bereits ist.

Havertz, Tempo & Aggressivität: Hier ist Leverkusen titelreif

Die beste Nachricht für Bayer 04 Leverkusen gab es schon, bevor die Europa League in ihre Restsaison startete. Kai Havertz (21), der vom FC Chelsea umworben wird, wird in den restlichen Spielen noch für die Werkself auflaufen. Das machten die Verantwortlichen unmissverständlich klar. Nach einem 3:1 im Hinspiel bei den Rangers, wird es nun im Rückspiel nicht mehr unbedingt auf den Offensivspieler ankommen. In den restlichen Spielen könnte er aber für die entsprechenden Aktionen sorgen, die der Werkself in engen Duellen zum Sieg verhelfen. 22 Torbeteiligungen im Kalenderjahr 2020 sprechen eine deutliche Sprache.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Doch es ist nicht nur die individuelle Qualität eines Kai Havertz, die Leverkusen sehr gut dastehen lässt. Insbesondere für ein Finalturnier, in dem es in jedem Spiel um alles geht, ist Bayer 04 gut gerüstet. Die Offensive ist neben Havertz qualitativ hochwertig besetzt. Karim Bellarabi (30) ist ein sehr dynamischer und zielstrebiger Spieler. Moussa Diaby (21) ist schnell, wendig und dribbelstark und Leon Bailey (22) kann als Joker noch einmal für Schwung sorgen.

Das Tempo und die Dynamik der Werkself sind beeindruckend, im breit gefächerten Mittelfeld ist man überragend besetzt. Julian Baumgartlinger (32), Charles Aránguiz (31), Nadiem Amiri (23), Kerem Demirbay (27) und Exequiel Palacios (21) wurden noch gar nicht genannt, die Möglichkeiten für Peter Bosz sind enorm. Dieses Mittelfeld ist in der Lage, andere Mittelfeldrehen in diesem Wettbewerb zu kontrollieren.

Überdies ist das aggressive Pressing von Bayer 04 ein wichtiges Element. Gelingt es, dies kontrolliert und effizient einzusetzen, dann bekommt jeder Gegner Probleme. Nur wenige Mannschaften in der Europa League verfügen über das Personal, um derart hoch anzulaufen, wie die Werkself. Wichtig ist aber, dass sich Leverkusen Ruhepausen gönnt, in denen das Spiel kontrolliert und der Ball in den eigenen Reihen laufen gelassen wird. Denn auch 15-20 sehr gute Minuten können Leverkusen reichen, um ein Spiel zu gewinnen.

Inter, ManUnited und Sevilla: Die großen Konkurrenten

Die Werkself ist aber bei weitem nicht die einzige Mannschaft, die große Ambitionen besitzt. Der FC Sevilla beispielsweise, seit Anfang Februar ohne Niederlage, will die überragende Rückrunde krönen und sich den Titel in der Europa League sichern. Inter Mailand will indes, aller Unruhe rund um Trainer Antonio Conte (51) zum Trotz, ebenfalls für Furore sorgen – und halt als Zweitplatzierter der Serie A auch alle Chancen, dies zu tun.

Manchester
(Photo by Michael Steele/Getty Images)

Manchester United spielte in den letzten Wochen ebenfalls sehr guten Fußball, verfügt mit dem Offensivtrio Mason Greenwood (18), Anthony Martial (24) und Marcus Rashford (22) über viel Offensivpower und einen spielstarken Dirigenten in Bruno Fernandes (25). Das Viertelfinalticket ist schon gebucht.

Auch die Roma, die von einem Sieg der Europa League und der damit verbundenen Qualifikation für die Champions League träumt, ist nicht abzuschreiben und die Wolverhampton Wanderers aus der Premier League sind ein mindestens sehr unangenehmer Gegner. Die Leistungsdichte im Wettbewerb ist also enorm hoch.

Fazit: Bayer 04 Leverkusen ein Kandidat, kein Topfavorit

Die Qualität der anderen Klubs ist ebenfalls hoch und insbesondere Manchester United, der FC Sevilla und Inter haben weniger offene Fragen zu klären als es bei der Werkself der Fall ist. Der Turnierbaum der Europa League sorgt zudem für Spannung. Erledigt Bayer Leverkusen die Pflichtaufgabe gegen die Rangers nach dem 3:1-Hinspielsieg, heißt der Gegner entweder Inter oder Getafe. Besonders das Duell mit Inter wäre hochspannend.

Bayer Leverkusen ist also nicht der absolute Topfavorit auf den Titel in der Europa League. Die Werkself ist aber in der Lage, jeden Gegner zu schlagen und zudem könnte die Tatsache, dass das Turnier in bekanntem Umfeld ausgetragen wird, zusätzlich für einen Vorteil im Nuancenbereich sorgen. In guter Form und mit Lösungen für die aktuell auftretenden Probleme ist mit der Bosz-Elf zu rechnen.

Mehr News und Storys rund um den internationalen Fußball

 (Photo by Ina Fassbender/Pool via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


Ähnliche Artikel