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Bundesliga | Vier Titelanwärter, vier Rückrundenstarts

3. Februar 2020 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Die Bundesliga ist aktuell so spannend wie selten zuvor in den letzten Jahren. Mit dem FC Bayern, RB Leipzig, Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach stehen gleich vier Mannschaften sehr eng beieinander an der Spitze der Tabelle.

Doch wie kamen diese Mannschaften aus der Winterpause, was hat sich geändert? Und welche Erkenntnisse konnte man für die kommenden Wochen gewinnen?

Der Tabellenführer: FC Bayern

Es ist mal wieder soweit, der FC Bayern München steht an der Spitze in der Bundesliga. Und dort will der Rekordmeister, der einen Rückstand aufgeholt hat, im Idealfall auch bis zum letzten Spieltag bleiben. Die Gründe für den Höhenflug sind schnell gefunden. Unter dem neuen Trainer Hansi Flick stimmt es in der Mannschaft, die Balance ist da, die Spielfreude zurück. Eine Siegesserie, die vor der Winterpause begann und nach der Winterpause weiterging, wurde nun durch den Sprung auf Platz 1 gekrönt.

Zwar ist noch nicht alles Gold, was glänzt, aber der Weg ist definitiv der richtige. Gegen Hertha BSC spielte man geduldig und machte zum richtigen Zeitpunkt die Tore, gegen Schalke zeigte der FC Bayern eine sehr gute Leistung, zumindest über weite Strecken. Und im Spiel gegen Mainz 05 hatte der Rekordmeister nach 30 Minuten bereits einen solch großen Vorsprung, dass das Spiel entschieden war. Zudem entspannt sich die Personallage, Thiago Alcantara ist in sehr guter Form, Müller findet zu eben jener zurück und Robert Lewandowski macht einfach weiter mit dem Toreschießen.

Doch die großen Aufgaben, so ehrlich muss man in der Bewertung auch sein, kommen noch. Vor allem am Wochenende gegen RB Leipzig, wenn der FC Bayern den ersten Verfolger empfängt. Dann wird man erstmals unter Flick von der Spitzenposition in ein Spiel gehen. Und das gegen einen Gegner, der dem Rekordmeister Probleme bereiten will und auch kann. Kurzum: Der Trend ist positiv, aber die ganz großen Herausforderungen werden erst noch kommen. Generell wirkt die Mannschaft aber sehr stabil und zeigt auf und neben dem Platz, dass man eine breite Brust hat.

Der Verfolger: RB Leipzig

Mit derzeit 41 Punkten liegt RB Leipzig nur einen Zähler hinter dem Tabellenführer aus München. Eine gute Ausgangslage ist das vor dem direkten Duell definitiv, sie hätte aber auch besser sein können. Denn mit nur einem Punkt aus den letzten beiden Partien ist RB Leipzig weit vom Optimum entfernt. Julian Nagelsmann gibt den Meistertitel zwar nicht als Ziel aus, ein Wort mitreden will er mit seiner Mannschaft aber allemal. Und dafür muss sich RB in der Allianz-Arena steigern.

Gegen Union Berlin lief es sehr ordentlich für die Sachsen, gegen Frankfurt fehlte offensiv die Spritzigkeit. Frankfurt isolierte die Offensivspieler, gab Werner wenig Räume und legte so die Angriffsmechanismen von RB lahm. Dieses Problem zeigte sich auch in der ersten Halbzeit gegen Gladbach. Die Borussia deckte zudem große Probleme in der Defensive auf, die natürlich auch mit dem Ausfall von Orban und Konate zu tun haben. Die zweite Halbzeit im Spitzenspiel war von RB Leipzig zwar dominant geführt, aber häufig wollte man auch zu sehr mit dem Kopf durch die Wand.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Natürlich gab es auch positive Ansätze. Das Tempo nach vorne ist weiter hoch, Nkunku befindet sich in fantastischer Form, gegen Gladbach funktionierten die Anpassungen von Nagelsmann und Dani Olmo zeigte sofort, dass er einen guten Einfluss haben kann. Die Probleme, die offenkundig vorhanden sind, müssen nun aber schnellstmöglich behoben werden, damit RB weiter im Titelkampf bleibt.

Die Tormaschine: Borussia Dortmund

Der BVB, der vor der Saison ungewohnt offen von Titeln sprach und in der Hinrunde bereits eine kleinere Schwächepahse durchlebte, hat sich in der Winterpause mit Emre Can und Erling Håland verstärkt. Dass die Dortmunder in der Lage sind, an guten Tagen auch einmal 4, 5 oder gar 6 Tore zu erzielen, ist nicht neu. Mit dem Norweger Håland steigt aber die Gefahr für die Gegner, dass dies häufiger passiert. In drei Rückrundenspielen traf der 19-jährige bereits siebenmal. Dortmund gewann alle Spiele – und erzielte immer fünf Tore.

Dass das nicht ewig so weitergehen wird, ist klar. Dass diese Spiele und vor allem die offensiven Leistungen natürlich enorm positive Auswirkungen auf das Selbstvertrauen der Mannschaft haben, ist auch logisch. Negativ zu bewerten war bisher lediglich die Defensive im Spiel gegen Augsburg, aber schon in den beiden Spielen danach zeigte sich diese deutlich stabiler. Der Schlüssel zum Erfolg wird aber dennoch die Balance sein, denn gerade in den Spielen, in denen Dortmund eben nicht für ein Schützenfest sorgt, sind Nuancen entscheidend.

 (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Bremen, Leverkusen, Frankfurt, PSG, Bremen, Freiburg. Das sind die Gegner des BVB im Februar. Diese bunte Mischung aus harten Brocken und zumindest unangenehmen Gegnern sorgt für einen wirklich spannenden Monat, der richtungsweisend sein könnte. Dortmund hat dem Kader jedenfalls in der Winterpause neue Elemente hinzugefügt und die Basis geschaffen. Nun muss Lucien Favre versuchen, die Mannschaft auf konstant hohem Niveau durch die Rückrunde zu begleiten. Ein positiver Faktor: Das Spiel gegen den FC Bayern findet in Dortmund statt.

Irgendwie auch dabei: Borussia Mönchengladbach

Eigentlich redet alles über den FC Bayern, RB Leipzig und Borussia Dortmund. Doch auch Borussia Mönchengladbach ist mittendrin. Und die „Fohlen“ schlugen in der Hinrunde den FC Bayern, gewannen nun beinahe in Leipzig. Natürlich war das Spiel gegen Schalke zum Rückrundenstart ernüchternd, aber die Reaktion im Anschluss konnte sich sehen lassen. Gladbach hat, wie Dortmund, 39 Punkte auf dem Konto und stellt die beste Defensive der Liga. Zudem hat Marco Rose die Mannschaft im Verlauf der Saison kontinuierlich weiterentwickeln können.

Und nicht nur das, auch die Anpassungen im Spielverlauf sind immer wieder sehr gut. Auch der Plan gegen RB Leipzig am Wochenende ging vollends auf, bis Sommer Schick das 1:2 schenkte und Plea des Feldes verwiesen wurde. Was spricht für Gladbach? Auf den ersten Blick recht wenig, denn individuell sind die anderen drei Kandidaten besser besetzt. Aber bis zum Spiel gegen Dortmund Anfang März stehen mit Köln, Düsseldorf, Hoffenheim und Augsburg vier Spiele auf dem Programm, die durchaus als lösbare Aufgaben gelten sollten.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Ist die Borussia weiterhin voll dabei, wenn es zuhause gegen den BVB geht, dann kann ein Sieg für weiteren Schub sorgen. Zudem spielt Gladbach nicht international, ist aus dem Pokal ausgeschieden und kann sich auf die Bundesliga konzentrieren. Dieser Faktor ist nicht zu unterschätzen, insbesondere, wenn man über einen taktisch sehr versierten Trainer verfügt, der von Spieltag zu Spieltag eine Woche Zeit hat, um sich entsprechende Taktiken zurechtlegen zu können. Auch wenn die anderen Mannschaften im Kampf um den Titel mehr Argumente auf ihrer Seite zu haben scheinen, ein Wort mitreden wollen und können die Fohlen definitiv.

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(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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