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Europareise | Skandale, ein „königlicher Irrtum“ und ein Zwerg mit Siegesserie

2. November 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Der Oktober ist vorüber und in den europäischen Ligen kann nun endlich ein erstes Zwischenfazit gezogen werden. Oftmals geht alles seinen gewohnten Gang, aber es gibt auch Topteams, die überraschend schwach unterwegs sind. Wir liefern im 2. Teil unserer 90PLUS-Europareise einen Überblick über die wichtigsten Geschehnisse des europäischen Fußballs im abgelaufenen Monat. 

 

Belgien und Spanien: Korruptions- und Manipulationsskandale

Anfang Oktober überschlugen sich die Ereignisse, die Schlagzeilen aus Belgien waren verheerend. Der einflussreichste Spielerberater Belgiens, Mogi Bayat, wurde festgenommen. Doch nicht nur das, bei zahlreichen Klubs, darunter bei Standard Lüttich und dem RSC Anderlecht standen Untersuchungen an, viele Funktionäre wurden verhört, darunter auch Brügge-Coach Ivan Leko. Es ging im Geldwäsche, Korruption und Manipulation, auch Schiedsrichter wurden verhört. Die Ermittlungen dauern bis heute an, über mögliche Ergebnisse und Konsequenzen ist noch nichts genaues bekannt. Der belgische Justizminister kündigte jedenfalls eine umfassende Aufklärung an und teilte mit, dass er Korruption und Manipulation mit entsprechenden Maßnahmen bekämpfen will.

Ende Oktober tauchten schließlich beunruhigende Meldungen aus dem spanischen Verband auf. Dort wurde Vizepräsident Andreu Subies im Rahmen der Ermittlungen bezüglich einer Veruntreuung von Geldern verhaftet. Subies, der erst seit 6 Monaten im Amt ist, war mitverantwortlich für die finanziellen Angelegenheiten im Verband. Auch hier stehen Ermittlungsergebnisse noch aus.

 

Ligue 1: Mbappe verzückt die Zuschauer

(Photo by FRANCK FIFE / AFP

7. Oktober 2018, Spitzenspiel in der französischen Ligue 1 zwischen Paris Saint Germain und Olympique Lyon. Nach einem frühen Tor von Neymar führt PSG mit 1:0, ehe zunächst Presnel Kimpembe bei den Gastgebern, später Lucas Tousart bei den Gäste des Feldes verwiesen wird. PSG dominierte, machte den Sack aber nicht zu und OL deutete immer mal wieder an, dass sie gefährlich nach vorne spielen können. Nach einer guten Stunde hatte Kylian Mbappe aber genug von diesem engen Spielstand – und drehte richtig auf. In den Minuten 61, 66, 69 und 74 erzielte der junge Franzose einen Viererpack binnen einer Viertelstunde und zeigte, warum der Hauptstadtklub so viel Geld für ihn in die Hand genommen hat. Das Spiel endete 5:0 und PSG baute seinen Vorsprung auf den „Konkurrenten“ aus Lyon deutlich aus.

 

Nations League: Die „Siegesserie“ des Fußballzwergs

Zugegeben, nicht jeder hat so richtig verstanden, was es mit der UEFA Nations League auf sich hat. Zum Beispiel Timo Werner, der in einem Interview nicht zu 100 % erklären konnte, wie der Modus sich den genau darstellt. Wie dem auch sei, gerade für die „kleineren“ Fußballnationen ist die Nations League ein Gewinn. So auch für Gibraltar. Wer hätte es für möglich gehalten, dass der kleine Staat einmal zwei Pflichtspiele in Folge gewinnen wird? Vermutlich fast niemand. Doch genau das ist im Oktober geschehen. Am 13. Oktober gewann Gibraltar mit 1:0 in Armenien und nur wenige Tage später schlug man vor heimischer Kulisse Liechtenstein mit 2:1. Die Feierlichkeiten waren entsprechend groß, die Spieler Gibraltars feierten die Siege wie einen Titelgewinn. Ob der 3. Sieg in Folge auch noch gelingt? Am 16. November gegen Armenien wird sich dies zeigen.

 

Bundesliga: Historischer Fünferpack

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Der Viererpack von Kylian Mbappe gegen Olympique Lyon war ganz nett. Doch die Steigerung dessen schaffte SGE-Angreifer Luka Jovic in einem denkwürdigen Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. Der junge Angreifer, der bisher in seiner Zeit in Frankfurt schon einen guten Eindruck hinterließ, erlebte einen Abend, den er nie mehr vergessen wird. Gegen eine defensiv phasenweise überforderte und bemitleidenswerte Fortuna erzielte Jovic einen Fünferpack! Und vor allem sein erster Treffer, eine Art akrobatischer Seitfallzieher, war absolut sehenswert. Dem 20-jährigen, für den die Eintracht eine Kaufoption besitzt, die man auch ziehen wird, gelang an diesem Abend noch nicht einmal alles. Wenn er ein wenig mehr Glück oder einen Funken mehr Präzision im Abschluss an den Tag gelegt hätte, wäre vielleicht noch ein sechster Treffer möglich gewesen. Ein unvergesslicher Abend war es aber auch so allemal.

 

Türkei: VAR? Nicht erreichbar!

Der Videobeweis wurde in diesem Jahr auch in der Türkei eingeführt. Und auch dort funktioniert nicht alles reibungslos, wie zwei erschreckende Beispiele aus dem Oktober zeigen. In der Partie zwischen Bursaspor und Ankaragücü bittet Schiedsrichter Yankaya um die Unterstützung durch den VAR, doch die Videoschiedsrichter sind nicht an ihrem Platz. Die Kommunikation schlägt entsprechend fehl. Nur wenige Tage später fällt im Spiel zwischen Fenerbahce und Basaksehir die Verbindung zu den Videoschiedsrichtern aus. Basaksehir erzielte ein vollkommen reguläres Tor, das wegen Abseits zurückgepfiffen wurde. Als der Schiedsrichter Rücksprache halten wollte, geschah: nichts. Das Tor wurde im Endeffekt nicht gegeben.

 

La Liga: Die „Königlichen“ reagieren auf die Krise

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft 2018 wurde bekannt, dass Julen Lopetegui der neue Trainer von Real Madrid wird und damit die Nachfolge von Zinedine Zidane übernimmt, der den Klub dreimal in Folge zum Titel in der UEFA Champions League führte. Lopetegui wurde umgehend als spanischer Nationaltrainer entlassen – und steht nun, wenige Monate später, auch ohne Vereinstrainerjob da. Der neue Trainer, der Abgang von Ronaldo, die Nachwehen der WM – all das war zu viel für Real Madrid und der Klub schlitterte zu Saisonbeginn in eine handfeste Krise. Es gab eine Niederlage in Moskau, Probleme in der Liga und zu allem Überfluss eine 1:5-Klatsche im Clasico – und dabei spielte nicht einmal Lionel Messi. Die Gesamtsituation war derart schlecht, dass die „Königlichen“ die Reißleine zogen und Lopetegui von seinen Aufgaben entbunden haben.

 

 

 

Und sonst so: Der Hamburger SV und der VfB Stuttgart haben ihren Trainer gewechselt. Surprise, surprise! Im Wembley-Stadium wurde am 28. Oktober ein NFL-Spiel ausgetragen und nur einen Tag später spielte Tottenham auf dem gleichen Rasen gegen Manchester City. Gute Idee? Eher nicht. Wisst ihr noch, als der englische Referee Clattenburg nach Saudi-Arabien „wechselte“ um den Schiedsrichtern dort zu helfen? Für schlappe 325.000 Pfund pro Jahr, versteht sich! Diese Zeit ist nun offiziell vorbei. Clattenburg könnte durch Pierluigi Collina ersetzt werden, heißt es.  In der ersten Halbzeit des Spiels im Carabao-Cup zwischen Chelsea und Derby County erzielten die Gäste an der Stamford Bridge gleich 4 (!) Tore. Blöd nur: 2 davon in das falsche Tor. Chelsea führte mit 3:2. So auch der Endstand. — Auch im Oktober hielt sich die PSV aus Eindhoven in der niederländischen Eredivisie schadlos. Die Bilanz insgesamt: 10 Spiele, 10 Siege, 38 Tore, 5 Punkte Vorsprung. Passt. 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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