Inter | Alessandro Bastoni im Porträt – der nächste große Verteidiger?

4. Juli 2020 | Global News | BY Manuel Behlert

Spotlight | Als bekannt gegeben wurde, dass sich Inter im Sommer 2019 mit Diego Godin von Atletico Madrid verstärken wird, war für viele klar, dass der Uruguayer mit Stefan de Vrij und Milan Skriniar eine herausragende Dreierkette bilden wird. Doch ein 21-Jähriger Namens Alessandro Bastoni hatte andere Pläne

Inter-Juwel Bastoni: Aus der Lombardei in die große Fußballwelt

Alessandro Bastoni wurde in Casalmaggiore, einer kleinen Stadt in der Lombardei, geboren. Früh schloss er sich der Jugendabteilung von Atalanta BC an, durchlief dort sämtliche Juniorenteams. Schon früh deutete sich das Potenzial des Verteidigers an, das blieb auch dem Verband nicht verborgen. Bereits in der U15-Nationalmannschaft Italiens machte er sich einen Namen, weitere Berufungen sollten folgen. U16, U17, U18, U19 – Bastoni nahm sämtliche Stufen auf der Karriereleiter in der Squadra Azzurra mit.

Doch damit noch nicht genug. Im Sommer 2017 – Bastoni war zu diesem Zeitpunkt lediglich 18 Jahre alt und noch kein großer Name in Italien – verpflichtete Inter Mailand den talentierten Verteidiger. Für schlappe 31 Millionen Euro. Zunächst blieb er aber Leihweise in Bergamo, seiner gewohnten Umgebung. Dieses Geschäftsmodell ist bei den Topklubs der Serie A nicht ungewöhnlich, trägt häufig Früchte. So auch bei Alessandro Bastoni.

(Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)

Bei Atalanta wurde er vom genialen Gian Piero Gasperini (62) gefordert und gefördert, aber auch nur sehr langsam an die erste Elf herangeführt. Wenige Kurzeinsätze und einige Spiele in der Primavera sorgten schließlich dafür, dass man bei Inter den Entschluss traf, Bastoni zu einem anderen Klub zu verleihen. Von der Lombardei ging es in die Emilia-Romagna, zu Parma. Nach einer Meniskusverletzung, die Bastoni zu Saisonbeginn außer Gefecht setzte, blühte der Verteidiger beim Aufsteiger auf, absolvierte 24 Ligaspiele, erzielte sein erstes Tor in der Serie A und gefiel den Verantwortlichen von Inter samt Trainer Antonio Conte (50).

Bastoni: Der nächste große Verteidiger aus Italien?

Italien hat bereits viele große Defensivspieler hervorgebracht. Alessandro Bastoni mit 21 Jahren schon mit den Legenden der Squadra Azzurra wie Paolo Maldini (52) vergleichen zu wollen, wäre verfrüht. Dennoch muss nach einem Großteil der ersten Saison Bastonis im Inter-Trikot konstatiert werden, dass der Verteidiger über herausragende Anlagen verfügt. Zu Saisonbeginn wurde Bastoni noch herangeführt, lernte das System Conte, während der erfahrene Godin seine Sache gut machte.

(Photo by Miguel MEDINA / AFP)

Ab Ende September allerdings sammelte der Youngster immer mehr Spielminuten, ist in diesem Bereich mittlerweile fast gleichauf mit Godin, verdrängte diesen sukzessive aus der Startelf. Nach seiner Saison in Parma ging Bastoni unter Antonio Conte den nächsten Schritt. An der Seite von Topverteidigern wächst der 21-jährige immer mehr selbst zu einem Topspieler heran. Sein sehr gutes Stellungsspiel, sein häufig perfektes Timing im Zweikampf und der Instinkt, wann es notwendig ist, zu grätschen und wann nicht: All dies zeichnet den jungen Verteidiger aus. 

Überdies gibt Alessandro Bastoni keinen Ball verloren, er ist ein sehr hartnäckiger Gegenspieler, der auch im Luftzweikampf mit seinen 1,90 Metern über enorme Qualitäten verfügt. Es sind aber nicht nur diese Fähigkeiten, die ihn auszeichnen.

Andribbeln, Übersicht, Vision: Inter-Verteidiger Bastoni als Aufbauspieler

Der Linksfuß, der in der Dreierkette auch auf der linken Seite aufläuft, ist nämlich auch ein sehr guter Aufbauspieler. Hier hat er schon in Parma einen Schritt nach vorne gemacht, bei Inter profitiert er von der Conte-Schule.

Die Nerazzurri legen viel Wert auf den Spielaufbau, verfügen über klare Strukturen. Im 3-5-2-System ist es wichtig, dass die Mittelfeldspieler wie Barella, Brozovic oder Sensi in den Räumen zwischen den gegnerischen Linien angespielt werden müssen. Ein Verteidiger muss in der Spieleröffnung folglich also nicht nur Kurzpässe spielen, sondern einen Flachpass auch über weitere Strecken scharf und präzise platzieren können.

 (Photo by TIZIANA FABI/AFP via Getty Images)

Und genau das kann Alessandro Bastoni. Der 21-jährige spielt gerne präzise, lange Bälle, schafft es damit sehr gut, von der linken Defensivseite den rechten Wingback ins Spiel zu bringen. Die Streuung, die Bastoni in diesen Bällen hat, wird immer geringer. Das zeigt, dass der U21-Nationalspieler hart arbeitet und versucht, sich permanent zu verbessern. Zudem ist die Risikoabwägung bereits sehr gut. Bastoni hat ein Gespür dafür, wann es sinnvoll sein kann, einen Mitspieler in einer Drucksituation anzuspielen und wann nicht.

Typisch für seine Spielweise ist zudem das Andribbeln. Trotz seiner Größe und Schlaksigkeit bringt Bastoni eine enorme Dynamik mit. Häufig nimmt er aus der Defensive heraus Fahrt auf und treibt den Ball nach vorne. Aus der Dynamik heraus ist er dennoch in der Lage, den Kopf oben und die Übersicht zu behalten. Dieses Mittel nutzt Bastoni oft, wenn sich keine Möglichkeit ergibt, das Mittelfeld per Flach- oder den Wingback per Diagonalpass zu spielen.

Bastoni bei Inter: Stabilisieren, dann Führungsspieler

Vor der Saison mutmaßten viele, dass Alessandro Bastoni zunächst eine Saison lang von den großen Spielern in der Inter-Defensive lernen würde. Doch schnell stellte sich heraus, dass der 21-jährige in der Lage ist, sofort im Konzert der Großen mitzuspielen. Das bedeutet, dass die nächsten Schritte in der Entwicklung nun bereits angegangen werden können.

Zunächst einmal muss Bastoni seine Leistungen stabilisieren, physisch noch ein wenig nachlegen, ohne dabei die Athletik zu verlieren. Weiterführend wäre dann der letzte Schritt, dass der junge Innenverteidiger zum Führungsspieler heranreift. Immer wieder gibt es Gerüchte um einen Abgang in der Inter-Defensive. Vor allem Milan Skriniar (25) scheint heiß begehrt zu sein. In ein oder zwei Jahren, falls das nicht nur ein Thema in den Medien ist, sondern der Fall tatsächlich eintritt, will Alessandro Bastoni bereit sein. Und das ist ihm, wenn seine Entwicklung in dieser Form weitergeht, auch zuzutrauen.

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Von Manuel Behlert

 (Photo by Emilio Andreoli/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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