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90PLUS-Jahresawards 2020 | Kategorie 5: Trainer des Jahres

25. Dezember 2020 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Das Fußballjahr 2020 neigt sich dem Ende zu, traditionell werden kurz vor dem Jahreswechsel die 90PLUS-Awards zum vergangenen Jahr verliehen. Auch in der Kategorie Trainer des Jahres haben wir drei Kandidaten für euch: Hansi Flick, Gian Piero Gasperini und Jürgen Klopp.

  • Hansi Flick: Alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt
  • Gian Piero Gasperini: Die wilde Fahrt mit Atalanta geht weiter
  • Jürgen Klopp: Der Meistertitel ist zurück in Liverpool

Der Trainer ist oftmals eine der wichtigsten Figuren in einem Fußballklub. Erfolge werden mit dem Trainer gleichgesetzt, bei Misserfolgen ist er häufig derjenige, der als erstes in der Kritik steht. 2020 gab es wieder zahlreiche beeindruckende Entwicklungen, die eng mit dem jeweiligen Trainer verbunden waren. Doch welche Leistung hat euch am meisten beeindruckt? Wir stellen die Nominierten vor!

Der Top-Transfer des Jahres! (Kategorie 1)

Das Gerücht des Jahres! (Kategorie 2)

Kategorie 3: Das Tor des Jahres!

Kategorie 4: Der Spieler des Jahres

Hansi Flick (FC Bayern)

Vor der Saison 2019/20 hat der FC Bayern wohl die wichtigste Personalentscheidung der jüngeren Vergangenheit getroffen, als mit Hansi Flick (55) ein neuer Co-Trainer verpflichtet wurde. Er sollte dabei helfen, die Schwachstellen des Rekordmeisters unter Niko Kovac (49) zu beheben. Doch die Mannschaft funktionierte unter der Leitung des Kroaten nicht wie gewünscht. Nach einem 1:5 in Frankfurt wurde Kovac entlassen und Flick übernahm als Interimstrainer. Während die Medien spekulierten, welcher Toptrainer die Münchener übernehmen könnte, legte Flick in Ruhe das Fundament für das zweite Triple der Vereinsgeschichte. 

In der Bundesliga wurde der obligatorische Meistertitel eingefahren, aber auf eine derart dominante und berauschende Art und Weise, dass die Fans des Rekordmeister so begeistert wie schon lange nicht mehr waren. Der neue Coach, bei dem sich schnell herausstellte, dass er eine langfristige Lösung ist, befreite die Mannschaft von jeglichen Sorgen und ließ sie entfesselten, wilden Offensivfußball spielen. Spieler wie Thomas Müller und Jerome Boateng, zuvor schon teilweise abgeschrieben, brachte er wieder in die Spur und Robert Lewandowski formte er zum wohl besten Spieler des Jahres. Sein Führungsstil brachte dem Klub Erfolg, aber, eben auch wieder Spaß am Fußball. Dies spiegelte sich auch in der Champions League wieder, in der ein Topteam nach dem anderen auseinandergenommen wurde. Der FC Bayern München war Favorit und lieferte dementsprechend auch. Insbesondere das 8:2 gegen den FC Barcelona wird in die Geschichte gehen. 

Photo by Imago

Hansi Flick belebte den unter Kovac doch arg eingestaubten Verein und führte ihm zum Glanz vergangener Tage. Und das in dem wohl ungewöhnlichsten Fußballjahr überhaupt. Der Kader hat weiterhin Schwachstellen und ist teilweise doch sehr dünn besetzt und trotzdem funktioniert sein Offensivfußball glänzend. Selbst in der neuen Saison, in der fast alle Topteams Probleme haben, läuft es weiterhin mehr als erfolgreich. Hansi Flick ist ein Glücksfall für den FC Bayern München und ein Kandidat für den Trainer des Jahres. 

Damian Ozako

Jürgen Klopp (FC Liverpool)

„Ich bin zwar nicht der beste Trainer, aber ich habe den Preis gewonnen“, sagte Jürgen Klopp (53) nach seiner Auszeichnung zum FIFA-Welttrainer des Jahres. Sicherlich lassen sich genügend Argumente dafür finden, warum es, wie auch Klopp selbst forderte, Bayern-Trainer Hansi Flick hätte werden sollen. Unverdient ist die Auszeichnung aufgrund des herausragenden Jahres 2020 für den FC Liverpool hingegen auch nicht.

Womöglich hat die öffentliche Verwunderung auch damit zu tun, dass der große Triumph des FC Liverpool bereits ein paar Monate zurückliegt und von den Geschehnissen einer Pandemie überlagert wurde. Die Reds haben in der Saison 2019/20 die englische Meisterschaft gewonnen. Ein Erfolg, der aufgrund der unglaublichen Sehnsucht des gesamten Umfelds womöglich noch schwerer wiegt als ein Champions-League-Sieg. Die letzte Meisterschaft Liverpools lag exakt 30 Jahre zurück, seitdem war Liverpool immer wieder nahe, teilweise schmerzhaft nahe dran. Doch erst unter Jürgen Klopp konnte der Pokal wieder in die Höhe gestreckt werden.

Es war das Resultat einer fast schon beispiellosen Saison, die mit 99 Punkten und damit 18 Zählern Abstand zum Tabellenzweiten beendet wurde. Auch wenn nicht jedes Spiel in der Premier League dominiert wurde, stand die Meisterschaft bereits früh in der Spielzeit fest. Es verhielt sich ähnlich dazu, einen der zahllosen Werbe-Auftritte Klopps (vielleicht das einzige Makel an 2020) ignorieren zu wollen: Es führte eigentlich kein Weg dran vorbei. Mit nur drei Niederlagen in der Liga blieb Liverpools Weste ähnlich weiß wie Klopps strahlendes Lächeln.

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

Dieser historische Erfolg wäre ohne die herausragende Arbeit Klopps nicht möglich gewesen. Erneut hat er alles und mehr aus seinen Spielern herausgeholt. Darüber hinaus hat Klopp seine eigene Idee vom Fußball weiterentwickelt und erkannt, in Partien auch mal vom Gas gehen zu müssen, um kontrollierter zu agieren. Diese neue Ruhe in Liverpools Spiel war ausschlaggebend dafür, die Saison auf solch einem konstant hohen Niveau durchspielen zu können. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Trainer, der gefühlt schon alles gewonnen hat, noch so lernfähig bleibt.

Aktuell muss auch Klopp mit den Folgen einer Corona-bedingt verkürzten Vorbereitung umgehen und auch hier scheint er sich anpassen zu können: Nach anfänglichen Wacklern steht Liverpool einmal mehr an der Ligaspitze. Liverpool und Klopp – es bleibt eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, die 2020 vielleicht sogar ihren Höhepunkt erreicht hat.

Marc Schwitzky

Gian Piero Gasperini (Atalanta BC)

Atalanta BC wird, zumindest in Deutschland, weiterhin als Überraschungsmannschaft wahrgenommen. Dabei leistet der kleine Klub aus der Lombardei seit mehreren Jahren grandiose Arbeit. Seitdem Gian Piero Gasperini (62) Atalanta 2016 übernommen hat, wurde aus einem Abstiegskandidaten kontinuierlich eines der spannendsten Teams Italiens, wenn nicht sogar Europas geformt. Der Verein leistete grandiose Arbeit im Jugendbereich und Scouting. Ambitionierte junge Spieler und sehr clevere Transfers führen dann unter der Regie von Gasperini zu konstantem Erfolg. 

Insbesondere im letzten Jahr lief es hervorragend für Atalanta: In der Serie A wirbelte La Dea ihre Gegner regelmäßig durcheinander. 7:1 gegen Udinese, 7:0 beim FC Turin, 7:2 in Lecce, 5:0 gegen Milan und viele weitere Kantersiege konnten die Bergamasci feiern. Sagenhafte 98 Tore erzielte die Gasperini-Elf in 38 Spielen. Am Ende brachte es ihr einen verdienten dritten Platz ein. Zwischenzeitlich konnte man getrost behaupten, dass Atalanta das beste Team Italiens war. 

Auch in der Champions League wussten die Lombarden zu überzeugen. In den ersten drei Gruppenspielen wurde noch Lehrgeld gezahlt, danach stürmte die Mannschaft ins Achtelfinale. Gasperini setzte dabei stets auf sein offensives 3-4-2-1-System, erdrückte die Gegner mit hohem Pressing und überzeugte mit läuferischer Stärke. Valencia konnte einem schon fast leidtun, angesichts der offensiven Wucht, die Atalanta auf den Platz brachte (4:1 und 4:3 für die Italiener). Im Viertelfinale spielten die Mannen von Gasperini erneut stark auf, fingen sich gegen Paris Saint-Germain allerdings in der Nachspielzeit zwei Treffer und schieden aus. Ein bitterer Abend, aber Atalanta bewies, dass sie selbst mit den größten Teams mithalten können und diese mit ihrer intensiven Herangehensweise leiden lassen können. Das ist dank Gasperini der Fall, der seine Mannschaft kontinuierlich stark entwickelte. Ein Ende der Reise ist nicht erkennbar. In Bergamo entsteht unter Gasperini etwas Langfristiges.

Damian Ozako

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