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La Liga | Das Wichtigste zum spannenden Endspurt nach dem Re-Start

9. Juni 2020 | Spotlight | BY Christoph Albers

Im Fokus | Am Donnerstag nimmt die spanische La Liga wieder den Spielbetrieb auf. Es bahnt sich ein heißer Endspurt an, nicht nur aufgrund des Titelkampfes zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid.

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Zum Auftakt der La Liga steht mit dem „Derbi sevillano“ bzw. „El Gran Derbi“, dem Duell zwischen dem FC Sevilla und Real Betis, ein echtes Schmankerl auf dem Programm (11.06., 22:00, DAZN). Und am darauf folgenden Tag geht es gleich weiter mit dem nächsten Highlight, dem „Derbi valenciano“ bzw. „Derby del Turia“, dem Duell zwischen dem FC Valencia und UD Levante (12.06., 22:00). Die spanische Liga geht also direkt in die Vollen.

Doch auch abgesehen von einzelnen Spielen, hat das spanische Oberhaus an den letzten elf Spieltagen noch eine ganze Menge zu bieten: Den spannenden Kampf um die Meisterschaft zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona, der Kampf um die übrigen zwei Champions-LeaguePlätze, um die fünf Teams hart kämpfen werden, und natürlich auch einen dramatischen Abstiegskampf, in dem u.a. Celta Vigo und Espanyol Barcelona stecken. Es wird also spannend und mit Sicherheit auch dramatisch.

Barcelona vs. Real Madrid: Der Kampf um die Meisterschaft

Realistisch gesehen, kämpfen nur noch der FC Barcelona und Real Madrid wirklich um die Meisterschaft. Der drittplatzierte FC Sevilla hat schon neun Punkte Rückstand und keiner der Verfolger macht ernsthafte Anstalten, diesen Rückstand dramatisch zu verkürzen. Daher konzentrieren wir uns in dieser Frage auf dieses ewig-junge Duell.

Die Ausgangslage ist folgende: Der FC Barcelona ist derzeit Tabellenführer und hat zwei Punkte Vorsprung auf die „Königlichen“, die aber das direkte Duell (0:0, 2:0) gewinnen konnten und damit bei Punktgleichheit im Vorteil wären. Beide Teams spielen eine, für ihre Verhältnisse, bescheidene Saison und waren vor der Unterbrechung nicht gerade in Top-Form. Real Madrid verlor vier seiner letzten sieben Pflichtspiele und konnte in dieser Zeit nur zweimal gewinnen. Die Katalanen verloren dagegen das Duell gegen Real Madrid, schieden in der Copa gegen Athletic Club aus und kamen auch in der Champions League nicht über ein Remis in Neapel hinaus.

Suarez-Rückkehr & Chaos bei Barcelona

In diesem Sinne kam die Unterbrechung für beide Teams gewissermaßen ganz gelegen. Der FC Barcelona profitiert in erster Linie davon, dass Stamm-Stürmer Luis Suarez wieder einsatzfähig ist und Neu-Trainer Quique Setien (seit dem 13. Januar im Amt) ein wenig mehr Zeit für die Arbeit auf dem Trainingsplatz bekam. Wobei erwähnt werden sollte, dass die Mannschaft natürlich wenig Gelegenheit hatte, um sich einzuspielen.

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Davon abgesehen herrschte während der Unterbrechung das reinste Chaos rund um den Verein. Dabei ging es insbesondere um Streitigkeiten in der Führungsetage und die äußerst kritische finanzielle Lage des Klubs. Die öffentlich Auseinandersetzung um Themen wie den Gehaltsverlust und Einsparungsmaßnahmen (z.B. Entlassungen in der Scouting-Abteilung) taten ihr Übriges. Der Verein kommt also schwer angeschlagen aus der Unterbrechung, was allerdings nicht zwangsläufig für die Mannschaft gelten muss.

Real Madrid im Castilla-Stadion

Bei Real Madrid ging es währenddessen (die meiste Zeit) ungleich ruhiger zu. Transfergerüchte bestimmten die Medienberichte rund um den Verein und auch ansonsten gab es, verglichen mit dem großen Rivalen, wenig Skandalöses zu berichten. Die wohl größte Nachricht ist dabei, dass die Mannschaft ihre verbliebenen Heimspiele nicht im Estadio Santiago Bernabeu, sondern im Estadio Alfredo di Stefano auf dem Trainingsgelände austrägt. Grund dafür sind, neben den fehlenden Zuschauern, die derzeit stattfindenden Umbaumaßnahmen im Santiago Bernabeu. Ob das ein echter Nachteil ist, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt natürlich nicht seriös beantworten.

Sportlich gesehen ist bei Real vor allem die Frage, in welcher Verfassung sich Eden Hazard befindet, der schon die gesamte Saison mit Verletzungen zu kämpfen hat. Ansonsten kann Trainer Zinedine Zidane nahezu aus den Vollen schöpfen. Auf die „Königlichen“ warten allerdings auch noch einige „knackige“ Aufgaben. Die Heimspiele gegen den FC Valencia, den FC Getafe und den FC Villarreal könnten ebenso zu einer großen Herausforderung werden, wie die Gastspiele im Baskenland gegen Athletic Club und Real Sociedad.

(Photo by JOSE JORDAN/AFP via Getty Images)

Der FC Barcelona bekommt es allerdings u.a. noch mit dem FC Sevilla (A), Athletic Club (H), Atletico Madrid (H) und dem FC Villarreal (A) zu tun. Das Restprogramm beider Teams ist demnach relativ vergleichbar schwer, sodass eine Prognose, wer denn am Ende die Nase vorn hat, relativ schwer zu treffen ist. Es dürfte also spannend werden!

Der Kampf um Europa

Im Kampf um die Champions-League-Plätze dürfen sich unterdessen gleich fünf Teams ernsthafte Chance ausrechnen: FC Sevilla (47 Punkte), Real Sociedad (46), FC Getafe (46), Atletico Madrid (45) und FC Valencia (42). Neben den beiden Tickets für die Königsklasse sind natürlich auch noch zwei feste Europa-League-Plätze zu vergeben. Ein Team könnte (je nach Regelung hinsichtlich der Copa del Rey) leer ausgehen. Villarreal (38 Punkte), Granada (38) und Athletic Club (37) besitzen allerhöchstens noch Außenseiterchancen auf die Europa League.

Atletico dürfte, zumindest nominell, die stärkste dieser Mannschaften sein. Die „Colchoneros“ haben in dieser Saison aber mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Vor der Pause konnten sie nun zwei ihrer letzten acht Ligaspiele gewinnen, was vor allem deshalb erstaunlich ist, weil sie nach zu erwartenden Punkten (xP) kaum schlechter als Barça und Real abschneiden würden. Die Unterbrechung könnte insofern hilfreich gewesen sein, um einen „Reset“ vorzunehmen. Darüber hinaus haben sie den großen Vorteil, dass sie an den letzten beiden Spieltagen noch gegen San Sebastian und Getafe spielen, zwei Teams, die sie noch überholen müssen, um sich für die Königsklasse zu qualifizieren.

Direkte Duelle dieser Teams gibt es allerdings noch zuhauf. Der FC Sevilla trifft an den letzten beiden Spieltagen auf Real Sociedad und Valencia. Real Sociedad spielt an den letzten beiden Spieltagen gegen Sevilla sowie Atletico und trifft zudem noch auf Getafe. Getafe trifft noch auf Real Sociedad und Atletico. Es dürfte also bis zum Schluss brisant bleiben.

(Photo by PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP via Getty Images)

Der Abstiegskampf

Der richtige Abstiegskampf beginnt, Stand jetzt, ab Rang 15. Die Teams davor sind zwar noch keineswegs frei von Sorgen, doch sie haben zumindest allesamt minimum sieben Punkte Vorsprung vor dem ersten Abstiegsplatz.

Espanyol Barcelona ist derzeit mit nur 20 Punkten Tabellenschlusslicht. Die Katalanen standen lediglich am vierten Spieltag (Platz 17) nicht auf einem Abstiegsplatz und sind bereits seit zwölf Spieltagen ununterbrochen Letzter. Was Espanyol aber Hoffnung machen könnte, ist die Tatsache, dass sie in der Rückrundentabelle derzeit immerhin auf Platz 15 stehen, doch auch damit haben sie maximal zwei Punkte auf die Konkurrenz gutgemacht. Zu wenig für den Klassenerhalt. Da sie an den letzten Spieltagen noch gegen fünf der besten sieben Teams der Liga spielen, fällt es schwer, daran zu glauben, dass sie die sechs Punkte zum rettenden Ufer noch aufholen können.

Schwache Offensivreihen als Hauptproblem

Die weiteren Abstiegsplätze werden durch Leganes (23 Punkte) und Mallorca (25) besetzt. Leganes hat insbesondere in der Offensive große Probleme, die nur 21 erzielten Toren werden von keinem Team unterboten. In der Rückrunde gelangen in acht Spielen zudem nur fünf Tore, was sicherlich auch daher rührt, dass der Hinrunden-Toptorjäger Martin Braithwaite nach Ablauf des Januar-Transferfensters zum FC Barcelona wechselte.

Und auch für Mallorca sieht es nicht besonders gut aus. Die Mannschaft von Trainer Vicente Moreno erzielte bisher die zweitwenigsten Tore (22) und kassierte die zweitmeisten Gegentore (44) – die Bilanz eines Absteigers. Die sieben Punkte aus den letzten vier Spielen vor der Unterbrechung waren aber zumindest ein echter Hoffnungsschimmer. Für sie kam diese unfreiwillige Pause dementsprechend ungelegen.

Dem 17. der Tabelle, Celta Vigo, dürfte es ähnlich gehen. Die Galizien verloren nur eines der letzten neun Ligaspiele und fanden sich damit auf einem guten achten Platz in der Rückrundentabelle wieder. Für sie wird vor allem wichtig sein, dass Top-Stürmer und Talisman Iago Aspas bis zum Saisonende fit bleibt, dann haben sie gute Chancen auf den Klassenerhalt. Das Spiel gegen Espanyol Barcelona am letzten Spieltag könnte ein weiterer Trumpf sein.

(Photo by MIGUEL RIOPA/AFP via Getty Images)

Direkte Duelle als Schlüssel zum Klassenerhalt?

Die übrigen beiden Abstiegskandidaten sind Eibar und Valladolid, die in der Rückrundentabelle Platz 18 und 19 einnehmen. Noch haben sie vier (Valladolid) bzw. drei (Eibar) Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze, doch das kann sich auch schnell ändern. Zum Re-Start muss Valladolid nämlich zum Vorletzten Leganes (13.06., 19:30) und könnte, bei einer Niederlage, tiefer denn je in den Abstiegskampf rutschen. Für Valladolid spricht allerdings, dass sie aus den sieben direkten Duellen gegen die Teams unter ihnen starke 17 Punkte holen konnten (fünf Siege, zwei Remis). Echte Big Points. Und Valladolid spielt auch noch gegen Celta Vigo und Eibar.

Für Eibar lief es in den direkten Duellen bisher ungleich schlechter. Sie unterlagen in beiden Duellen gegen Mallorca und dem Spiel gegen Espanyol. An drei der letzten vier Spieltage treffen sie allerdings noch auf die übrigen Kellerkinder, Leganes, Valladolid und Espanyol. In diesen Spielen sind sie dann womöglich sogar dazu verdammt, zu Punkten. Schließlich spielen die Basken ansonsten vor allem gegen Teams von oben, u.a. Real Madrid, Athletic Club, Getafe, Valencia, Sevilla und Villarreal. Eibar hat also noch alles in der eigenen Hand, doch es könnte verdammt eng werden. Will der kleine Verein also in seine siebte La-Liga-Saison in Folge gehen, muss er sich im Vergleich zu den Wochen vor der Unterbrechung deutlich steigern, schließlich gingen vier der letzten fünf Ligaspiele verloren.

Spannung bis zum Schluss

Der Abstiegskampf könnte, betrachtet man die diversen Statistiken, zu einem echten „Schneckenrennen“ werden. Diese sechs Teams haben alle ihre Probleme, doch sie haben auch noch Chancen, vor allem in den direkten Duellen. Für Espanyol dürfte es schwer werden, während Valladolid gute Karten hat, dem ärgsten Abstiegskampf weitestgehend zu entkommen. Für Eibar dürfte es wohl auf einen guten Endspurt ankommen, während Vigo zumindest den Anschein macht, als wären sie das stabilste dieser Teams. Aber auch in dieser Tabellenregion ist es enorm schwer eine gute Prognose zu treffen.

(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

Alles in allem erwarten uns also noch elf extrem spannende Spieltage im spanischen Oberhaus, unten wie oben. Es dürfte interessant zu sehen sein, ob sich die Phänomene, die man in der Bundesliga sehen konnte, auch in Spanien zeigen. Wir von 90PLUS halten euch auf jeden Fall, wie gewohnt, auf dem Laufenden!

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(Photo by GABRIEL BOUYS/AFP via Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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