Matteo Guendouzi bei Hertha BSC: Der Hochtalentierte will es allen zeigen

13. Oktober 2020 | Global News | BY Manuel Behlert

Viele Spieler wurden im vergangenen Transfersommer mit Hertha BSC in Verbindung gebracht. Große Namen und etablierte Spieler stand – zumindest angeblich – auf der Liste der „Alten Dame“. Mit Matteo Guendouzi vom FC Arsenal verpflichtete Hertha kurz vor dem Ende der Transferphase einen hochkarätigen Spieler.

  • Guendouzi will sich beweisen
  • Chance für alle drei Parteien
  • Qualitativ hochwertige Ergänzung für den Kader

Matteo Guendouzi: Talent auf Abwegen

Dass die Chance auf eine Verpflichtung von Matteo Guendouzi (21) überhaupt bestand, hing von mehreren Faktoren ab. Die internen Querelen rund um seine Person, Meinungsverschiedenheiten mit Trainer Mikel Arteta (38) und eine gewisse, von den Medien häufig berichtete Aufmüpfigkeit im Training sorgten dafür, dass der Spieler überhaupt auf dem Markt war.

Beim FC Arsenal fehlte der Franzose in den letzten Wochen und Monaten im Kader, zumindest kurz- oder mittelfristig spielt Guendouzi in den Planungen von Arteta keine Rolle. Das spielte Hertha BSC natürlich in die Karten. Ein Neuzugang für das Mittelfeld wurde gesucht, Guendouzi passte in das Anforderungsprofil. Und: Dadurch, dass die Verpflichtung von Jeff Reine-Adelaide (22) von Olympique Lyon doch noch platzte, stellt auch das Gehalt des Neuzugangs aus dem Norden Londons kein essenzielles Problem dar.

(Photo by OLI SCARFF/AFP via Getty Images)

Doch ist die Verpflichtung von Matteo Guendouzi unter den aktuellen Umständen und vor dem Hintergrund der Arroganz-Vorwürfe, mit denen sich der Spieler konfrontiert sieht, nicht vielleicht doch ein Risiko? Eher nein. Denn der 21-Jährige weiß sehr gut, was auf dem Spiel steht. 2021 findet die Europameisterschaft statt, zumindest Außenseiterchancen auf einen Platz im Kader rechnet sich Guendouzi aus. Dafür muss er aber spielen – und zwar regelmäßig.

Guendouzi will und muss sich beweisen

Guendouzi kann nun zeigen, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat. In den ersten Interviews gab sich der Franzose sehr zielstrebig und fokussiert, das soll nun auch auf dem Platz der Fall sein. Für Hertha BSC ist der Neuzugang vor allem dann ein Gewinn, wenn er sein zweifelsohne hohes Potenzial ausschöpft. Denn der Youngster ist ein sehr talentierter Mittelfeldspieler, dessen Spiel aus mehreren Facetten besteht. Vor allem seine Dynamik sticht hervor.

In seiner Zeit bei Arsenal wirkte Guendouzi zwar punktuell noch sehr unreif, teils übermotiviert und ging zu robust und manchmal wild in die Zweikämpfe, gleichzeitig zeigte er dadurch aber, dass er schon über die nötige Härte für die sehr intensive Premier League verfügt. Richtig eingesetzt übernimmt der Franzose wichtige Aufgaben im Mittelfeld. Er läuft Lücken zu, versucht den Ball nach der Eroberung schnell nach vorne zu treiben und bringt überdies die nötige Technik mit, um den Ball punktgenau auf den Mitspieler zu spielen.

Außerdem versteht es Guendouzi sehr gut, in Situationen, in denen es keine spielerische Lösung gibt, ein Foul zu ziehen. Physisch ist der 1,85m große Mittelfeldspieler sehr stark, wenn er seinen Körper einsetzt und den Ball abschirmt, ist er häufig nur durch ein Foul zu stoppen.

Guendouzi bringt ein neues Element in das Spiel

Seine umfangreichen Qualitäten sorgen dafür, dass Guendouzi in verschiedenen Spielsystem einsatzfähig ist. Das ist ein Vorteil, denn Bruno Labbadia (54) , Trainer von Hertha BSC, könnte in dieser Saison durchaus situativ anpassen, welche Formation gewählt wird. In einem Zweier-Zentrum ist der Neuzugang also ebenso einsetzbar wie in einem Dreier-Mittelfeld. Die Aufgabenverteilung muss stimmen, Guendouzi muss es erlaubt sein, viel Raum auf dem Feld auszufüllen.

Ein weiterer Pluspunkt für das Spiel von Hertha BSC könnten die langen Bälle sein. Zwar herrscht hier noch eine gewisse Streuung bei Guendouzi, bei Arsenal zeigte er aber regelmäßig, dass er auch in Bedrängnis in der Lage ist, startende Offensivspieler zu sehen und ihnen den Ball über 40-50 Meter punktgenau in den Fuß zu spielen. Mit Dodi Lukebakio (23) und Javairo Dilrosun (22) verfügt der Hauptstadtklub gleich über zwei Spieler, die davon profitieren könnten.

(Photo by Gareth Fuller/Pool via Getty Images)

Das Zusammenspiel mit dem neuen Stürmer Jhon Cordoba (27) kann auch sehr interessant werden. Cordoba ist – wie Guendouzi – ein physisch starker Spieler. Guendouzi könnte ihn einerseits mit langen Bällen einbinden, während andere Offensivkräfte nachrücken, oder aber bei einem seiner Vorstöße selbst davon profitieren, dass Cordoba einen Ball festmacht.

Guendouzi und Hertha: Potenzial zum Volltreffer

Insgesamt ist die Verpflichtung von Matteo Guendouzi als Erfolg für Hertha BSC zu bezeichnen. Ein talentierter Spieler rechnet sich in Berlin Chancen auf eine Weiterentwicklung aus, eine Lücke im Kader wurde vergleichsweise risikoarm geschlossen. Ob der Franzose die hohen Erwartungen erfüllen kann, wird vor allem davon abhängen, ob er im Kopf reif genug ist und aus den letzten Monaten etwas gelernt hat.

Befindet sich Guendouzi in einer guten Form und wird richtig in das Spiel eingebunden, besteht Potenzial zu einem absoluten Volltreffer. Der Franzose will in der Bundesliga überzeugen und hat vor allem perspektivisch große Ziele. Weitere Negativschlagzeilen sind deswegen zu vermeiden. Die Basis ist vorhanden, nun liegt es an ihm.

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(Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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