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Nachspielzeit: Liebesdrama um Dimitri Payet und West Ham

12. Januar 2017 | Spotlight | BY Chris McCarthy

Dimitri Payet war einer der Top-Transfers der Saison 2015/2016! Es war die Liebe auf den ersten Blick: Trotz bärenstarker Hinrunde und Interesse aus Europa, verlängerte der Franzose im Februar 2016 seinen Vertrag bis 2021 und blieb den Hammers treu – vorerst…bis zur EM 2016, bis zu dem Event, bei dem sich der Nationalspieler in etwas größeres verliebte: Ruhm.

Die einst so große Liebe befindet sich seit Monaten im Trennungsprozess, ein Prozess der nun in einer Schlammschlacht endet.

Doch der Reihe nach…

 

Blind vor Liebe

Dimitri Payet (29) schlug auf Anhieb im Upton Park ein! Die Fans der Hammers hatten endlich wieder einen echten Star in ihren Reihen und auch die Premier League erfreute sich vor allen an den Weltklasse Freistößen des 15 Millionen Euro Mannes aus Marseille.

Folglich zeigte sich der Londoner Verein dankbar und belohnte sein neues Aushängeschild nach nur sechs Monaten mit einer Vertragsverlängerung bis 2021 samt heftigen Gehaltserhöhung. Die Freude war bei den Anhängern natürlich groß. Die Gerüchte um andere Vereine schienen Payet nicht zu interessieren.

Klub und Spieler hatten sich scheinbar gesucht und gefunden….

 

„Der Flirt mit der Elite“

Die herausragende Debüt-Saison bei West Ham und eine starke Europameisterschaft mit 3 Toren und 2 Assists ließ die Gerüchteküche im Sommer brodeln. Plötzlich wurde der Linksfuß von den Medien mit Klubs wie Real Madrid in Verbindung gebracht. Payet war zwar in London der Held, bei einem zugegebenermaßen kleinerem Verein, doch flirtete plötzlich mit der europäischen Elite.

Würde Dimitri Payet West Ham also nach nur einem  Jahr verlassen? Immerhin hätte er mit 29 Jahren nicht mehr all zu viele Chancen, sich auf der großen europäischen Bühne präsentieren zu können. Aussagen in der Sun, der Franzose würde zu 100% bleiben und den Verein lieben, wurden von seinem Berater umgehend wiederlegt.

Schnell wurde allen klar: Payet ist unglücklich und möchte wechseln. Aus einem Flirt wurde die Sehnsucht nach etwas besserem.

 

Zwar wollte West Ham seinen unruhig gewordenen Star weiterhin halten, gleichzeitig ließ man ihm jedoch irgendwie eine Hintertür offen:

Vorstand David Gold: „Wir würden uns Angebote unter 50 Millionen Pfund nicht einmal anhören und selbst dann müssen wir unsere besten Spieler halten. Also ziehen wir einfach keine Gebote für Dimitri in Betracht“ [BBC]

Sollte ein Elite-Klub wirklich konkretes Interesse haben und logischerweise einen Betrag über 50 Millionen Pfund auf den Tisch legen, hätte man wohl mit sich reden lassen. Eine ordentliche Hausnummer, definitiv zu hoch, aber immer noch eine Preisangabe, die Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Doch die Elite rief nicht an….

„Der Flirt mit der Ex“

Der Freistoßspezialist war also gezwungen zu bleiben. Schon früh zeichnete sich ab, dass die Hammers den starke siebten Platz aus dem Vorjahr wohl eher nicht wiederholen würden. Nach dem Aus in der Europa-League-Qualifikation dümpelte man in der Abstiegsregion herum.

Payet konnte nach wie vor, hauptsächlich durch Standards, auf dem Papier überzeugen (2 Tore & 7 Assists), doch er war nicht mehr ganz der gleiche. Sein Unmut über seine Lage und generelle Unzufriedenheit war förmlich zu spüren.

Im November konnte sich West Ham schon auf einen unruhigen Winter einstellen:

Payet: „West Ham im Winter verlassen? Ich stelle mir andere Fragen, aber ich schließe nichts aus.“ [Telefoot]

Kaum war das Winter-Transferfenster geöffnet, folgten erste Meldungen aus Frankreich, Olympique Marseille wolle seinen „verlorenen Sohn“ zurück holen. Marseille soll laut L’Equipe bereit sein, für den bald 30-Jährigen Mittelfeldspieler, der von 2013 bis 2015 im Stade Vélodrome spielte, bis zu 40 Millionen Euro auszugeben.

Eine Summe die etwas hoch schien, doch die Berichte über Payet und „OM“ rissen nicht ab. Artikel über Heimweh und familiäre Gründe kursierten im Netz. Die französische Medienlandschaft pochte auf die große Wiedervereinigung.

(Photo credit should read DAMIEN MEYER/AFP/Getty Images)

Der Telegraph berichtet heute, dass West Ham ein Gebot von knapp 23 Millionen Euro (+ ca. 3 Millionen Euro per Klausel) aus Marseille abgelehnt hat.

Warum plötzlich wieder Marseille? Nicht gerade einer dieser Elite-Vereine, die im Sommer noch so verlockend waren. Vielleicht hatte Payet schlichtweg das Gefühl, sein aktueller Arbeitgeber hätte ihm die Chance auf die Elite verwährt!

Die Konsequenz: Weg, einfach weg, weg zur alten Liebe.

 

„Schluss machen“

Verzweifelnd versuchten die Verantwortlichen der Hammers Payet davon zu überzeugen, die Saison in London zu beenden. Man versprach sogar einen Wechsel im Sommer – ohne Erfolg.

Heute morgen bestätigte Slaven Bilic (48) letztendlich öffentlich, dass Dimitri Payet den Verein verlassen möchte:

Gleichzeitig versucht der kroatische Trainer Stärke zu demonstrieren: Payet wird nach Rücksprache mit dem Vorstand trotzdem nicht verkauft!

Laut Telegraph teilte der Freißstoßspeizialist den Verantwortlichen bereits am Dienstag mit, dass er „nie wieder für West Ham gegen einen Ball treten werde.“ 

Nach dem Statement von Bilic heute folgte eine „Rückenverletzung“, die sich der wechselwillige Romantiker nun plötzlich zugezogen haben möchte. Payet nimmt daher nicht am Training teil und wurde für das kommende Spiel aus dem Kader gestrichen – nicht zum ersten Mal in seiner Karriere.

West Ham will, stand heute, standfest bleiben und schließt einen Verkauf im Winter weiterhin aus. Sollte jedoch ein etwas höheres Gebot eintreffen, sind wir der Meinung, dass man es akzeptieren wird. Zu groß ist das Risiko, dass eine ohnehin schon verkorkste Saison durch zusätzliche Unruhen im ganz tiefen Abstiegskampf endet. Aktuell ist diese Zone nämlich nur sieben Punkte entfernt.

UPDATE (13.01.2017): Eine Abschied im Winter rückt näher

(Photo by Dan Mullan/Getty Images)

 

Liebeskummer bei West Ham

Slaven Bilic zeigte sich über das Verhalten seines Schützlings, den er bei seiner Ankunft als „West Ham’s potentiellen Messi oder Ronaldo“ bezeichnete, sichtlich enttäuscht.

Keine Frage, ohne seinen Star-Spieler hätte der Verein wohl nie den siebten Platz erreicht. Gleichzeitig war wohl Payet der große Nutznießer des Transfers. Schon sehr früh wurde er mit einer Gehaltserhöhung belohnt und wurde schließlich zum PFA Spieler des Jahres nominiert. Außerdem rückte er wieder in den Fokus von Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps und avancierte zum gefeierten Leistungsträger der Équipe Tricolore.

Bilic:

„Diese Mannschaft, die Belegschaft, wir haben ihm alles gegeben, wir waren immer für ihn da. Ich fühle mich im Stich gelassen. Ich bin wütend“

Der Ex-Nationalspieler Kroatiens hat recht. Dimitri Payet verhält sich respektlos, undankbar und egoistisch. West Ham hat enorm viel für den Franzosen getan. Die Gehaltserhöhung nach einem halben Jahr beispielsweise, hätten viele Klubs nicht mitgemacht. Zudem verhalf der Arbeiterverein dem Techniker zu einem Comeback in der Nationalmannschaft und zur weltweiten Anerkennung. Payet hat sich bei der Vertragsverlängerung vor 11 Monaten bewusst für weitere fünf Jahre an den Klub gebunden und sich ein paar Monate später von einem aufregenden Flirt den Kopf verdrehen lassen. Das ist in beiden Fällen seine eigene Schuld und das Resultat seiner Gier.

Die Hammers hätten eine saubere Trennung verdient…

 

Chris

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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