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Serie A Vorschau (4/4) | Juventus, Roma, Torino, SPAL, Parma

18. August 2018 | Vorschau | BY Marius Merck

Am kommenden Samstag startet wieder der Spielbetrieb in Italien. Die Serie A, in den 1990er Jahren die attraktivste Liga der Welt, erlebt nach etwas dürftigen Jahren gerade eine kleine Renaissance – in sportlicher wie auch in finanzieller Hinsicht: So stand Dauermeister Juventus Turin seit 2015 zwei Mal im Finale der Champions League, in diesem Sommer fand der amtierende Weltfußballer Cristiano Ronaldo den Weg nach Italien. Doch auch neben der „Alten Dame“ gibt es genug interessante Klubs, auf die es sich zu blicken lohnt. Im vierten und letzten Teil unserer Serie A-Vorschau nehmen wir Juventus, Roma, Torino, SPAL und Parma unter die Lupe.

Hier findet ihr die anderen Teile:

1/4) Napoli, Fiorentina, Sampdoria, Bologna, Empoli

2/4) Milan, Atalanta, Cagliari, Genua, Chievo

3/4) Inter, Lazio, Sassuolo, Udinese, Frosinone

Anmerkung: Momentan ist noch das Transferfenster ist der Serie A geöffnet, weswegen es zu weiteren Veränderungen in den Kadern kommen kann. Die Teams entsprechen dem Stand vom 18. August 2018 um 18:00.

In der Saison 2018/19 ist die Serie A erneut auf DAZN zu sehen (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

 

Juventus Turin

Platzierung 2017/18: 1. Platz; 95 Punkte; 86:24 Tore

Neuzugänge: Cristiano Ronaldo (33/Real Madrid/117 Mio EUR); Joao Cancelo (24/Valencia/40 Mio EUR); Douglas Costa (27/Bayern/40 Mio EUR); Leonardo Bonucci (31/Milan/35 Mio EUR); Mattia Perin (25/Genua/12 Mio EUR); Andrea Favilli (21/Ascoli/7,5 Mio EUR); Giangiacomo Magnani (22/Perugia/5 Mio EUR); Emre Can (24/Liverpool/ablösefrei); Luca Clemenza (20/Ascoli/Leihende); Moise Kean (18/Hellas/Leihende); Leonardo Spinnazzola (25/Atalanta/Leihende)

Abgänge: Gianluigi Buffon (40/PSG/ablösefrei); Claudio Marchisio (32/unbekannt); Mattia Caldara (24/Milan/35 Mio EUR); Rolando Mandragora (21/Udinese/20 Mio EUR); Gonzalo Higuain (30/Milan/18 Mio EUR Leihgebühr); Tomas Rincon (30/Torino/6 Mio EUR); Andrea Favilli (21/Genua/5 Mio EUR Leihgebühr); Giangiacomo Magnani (22/Sassuolo/5 Mio EUR); Andres Tello (21/Benevento/3 Mio EUR); Marko Pjaca (23/Fiorentina/2 Mio EUR Leihgebühr); Nicola Leali (25/Perugia/2 Mio EUR); Emil Audero (21/Sampdoria/1 Mio Leihgebühr); Alberto Brignoli (26/Palermo/1 Mio EUR); Alberto Cerri (22/Cagliari/1 Mio EUR Leihgebühr); Joel Untersee (24/Empoli/500.000 Euro); Stephan Lichtsteiner (34/Arsenal/ablösefrei); Stefano Sturaro (25/Sporting/Leihe); Kwadwo Asamoah (29/Inter/ablösefrei); Dario Del Fabro (23/Cremonese/Leihe); Luca Marrone (28/Hellas/Leihe); Benedikt Höwedes (30/Schalke/Leihende)

(Photo by Marco Luzzani/Getty Images)

Ausblick: Selbst als die Gerüchte in der Mitte des Juli rasant Fahrt aufnahmen, wollten die meisten Beobachter noch nicht wirklich daran glauben. Doch als mehr und mehr Einzelheiten publik wurden (wie beispielsweise ein zwei Tage zuvor geleaktes Werbe-Video), setzte die Gewissheit ein: Juventus Turin hatte mit Cristiano Ronaldo tatsächlich den amtierenden Weltfußballer verpflichtet! Für den 33-Jährigen bezahlte die „Alte Dame“ 117 Millionen Euro und stattete den Portugiesen gleich mit einem Vierjahresvertrag aus. Der Transfer steht sinnbildlich für das große Ziel, welches nach sieben nationalen Meisterschaften in Folge über dem Klub schwebt: Der Gewinn der Champions League. Juve stand in den letzten drei Jahren zwei Mal im Finale des Wettbewerbs, mit einem Großteil des jetzigen Teams auch im vergangenen Jahr. Doch erlegte 2017 ausgerechnet Ronaldo mit einem Doppelpack die Träume der „Bianconeri“. Der vierfache Champions League-Gewinner soll die letzten fehlenden Prozent zu dem ultimativen Triumph zu beseitigen.

Hätte Gianluigi Buffon geahnt, welchen Mitspieler er in der kommenden Spielzeit haben würde, hätte er sich sicher zwei Mal überlegt, ob er nicht doch eine weitere Saison bei Juve dran hängt. Doch der 40-Jährige verabschiedete sich in Richtung Paris, was nach 17 Jahren „Gigi“ zwischen den Pfosten eine Zäsur für den Verein bedeutet. Als Nachfolger wurde der italienische Nationaltorwart Mattia Perin verpflichtet, welcher mit Wojciech Szczesny um die Nummer 1 bei der „Alten Dame“ konkurriert. Der vormalige Buffon-Ersatz dürfte aufgrund seiner tadellosen Leistungen in der Vergangenheit zunächst einen Vorsprung haben. Perin besitzt aber durchaus die Qualitäten den Polen zu verdrängen, zumal sich Juve seit jeher mit dem Torwart der Squadra Azzurra schmückt (z. B. Dino Zoff, Angelo Peruzzi oder eben Buffon).

Womöglich hätte sich Buffon sogar noch eher geärgert, wenn er ebenso gewusst hätte, dass auch „sein“ verlorener Vordermann nach einjähriger Abwesenheit wieder im Verein ist. Leonardo Bonucci kehrte nach einem (durchwachsenen) Jahr bei Milan zurück zum italienischen Rekordmeister zurück. In die entgegengesetzte Richtung gingen dafür Gonzalo Higuain und Mattia Caldara. Higuain kam erst vor zwei Jahren für etwas mehr als 90 Millionen Euro, jedoch vermochte der Argentinier wenn überhaupt die Erwartungen nur national zu erfüllen. Mit Caldara gab man einen vielversprechenden, jungen Verteidiger ab, für die momentane Zielsetzung war aber die Rückkehr von Bonucci der richtige Schritt. Der Abgang von Stephan Lichtsteiner wird durch Joao Cancelo aufgefangen, welcher zwar einen ordentlichen Betrag kostete, aber in der letzten Saison als Leihspieler bei Inter überzeugte. Daneben verpflichtete Juventus noch den zuvor ausgeliehen Douglas Costa vom FC Bayern fest. Auch im Werben um den ablösefreien Emre Can machte „Alte Dame“das Rennen und landete dadurch ein wahres Schnäppchen.

Kurz vor dem Ende der Periode verließ mit Claudio Marchisio völlig überraschend eine weitere Klubikone den Verein. Das schmälert aber nicht die Aussichten auf die kommende Saison: Alles andere als die achte Meisterschaft in Folge wäre eine riesige Überraschung. Eine solche Enttäuschung könnte höchstens durch den Gewinn der Champions League aufgefangen werden. Für beide Zielsetzungen scheint die „Alte Dame“ aber mehr als gerüstet zu sein.

 

AS Rom

Platzierung 2017/18: 3. Platz; 77 Punkte; 61:28 Tore

Neuzugänge: Steven Nzonzi (29/Sevilla/26,65 Mio EUR); Javier Pastore (29/PSG/24,7 Mio EUR); Justin Kluivert (19/Ajax/17,25 Mio EUR); Gregoire Defrel (27/Sassuolo/15 Mio EUR); Davide Santon (27/Inter/9,5 Mio EUR); Patrik Schick (22/Sampdoria/9 Mio EUR); Robin Olsen (28/Kopenhagen/8,5 Mio EUR); Ante Coric (21/D. Zagreb/6 Mio EUR); William Bianda (18/Lens/6 Mio EUR); Bryan Cristante (23/Atalanta/5 Mio EUR Leihgebühr); Nicolo Zaniolo (18/Inter/4,5 Mio EUR); Antonio Mirante (34/Bologna/4 Mio EUR); Daniele Fuzato (21/Palmeiras/500.000 EUR); Ivan Marcano (31/Porto/ablösefrei); Abdullahi Nura (20/Perugia/Leihende); Luca Pellegrini (19/eigene Jugend)

Abgänge: Alisson (25/Liverpool/62,5 Mio EUR); Rajda Nainggolan (30/Inter/38 Mio EUR); Lukasz Skorupski (27/Bologna/9 Mio EUR); Juan Iturbe (25/Tijuana/5 Mio EUR); Marco Tumminello (19/Atalanta/5 Mio EUR); Gregoire Defrel (27/Sampdoria/1,5 Mio EUR Leihgebühr); Bruno Peres (28/Sao Paulo/1,4 Mio EUR Leihgebühr); Ervin Zukanovic (31/Genua/1,2 Mio EUR); Jose Machin (21/Pescara/800.000 EUR); Arturo Calabresi (22/Bologna/200.000 Euro); Leandro Castan (31/Vasco da Gama/ablösefrei); Matteo Ricci (24/Spezia/ablösefrei); Daniele Verde (22/Valladolid/Leihe); Umar Sadiq (21/G. Rangers/Leihe); Ezequiel Ponce (21/AEK/Leihe); Gerson (21/Fiorentina/Leihe); Elio Capradossi (22/Spezia/Leihe); Bodgan Lobont (40/Karriereende); Jonathan Silva (24/Sporting/Leihende)

(Photo by Richard Rodriguez/Getty Images)

Ausblick: Auch wenn Juventus derzeit alles auf den Gewinn der Königsklasse ausrichtet, war ein anderes italienisches Team in der vergangenen Runde bereits näher an dem Triumph dran als der Rekordmeister: AS Rom. Der Klub aus der italienische Hauptstadt stieß bis Halbfinale vor, wo man sich am Ende denkbar knapp (2:5; 4:2) dem FC Liverpool geschlagen geben musste. Mit einer der größten Überraschungen der Champions League-Geschichte hatten sich die Römer bereits in der Runde zuvor verewigt: Nach einer 1:4 Pleite beim FC Barcelona drehte man das Gesamtergebnis durch einen 3:0 Sieg in einem entfesselnden Olympico doch noch. Im Gegensatz zur „Alten Dame“ würde die Roma aber wohl alles dafür geben, um endlich mal wieder einen Scudetto zu gewinnen. Der letzte der insgesamt drei Meistertitel stammt aus des Jahr 2001, seitdem gewann der Klub zwar neun (!) Vize-Meisterschaften, für den ganzen Wurf reichte es allerdings nicht mehr. In der letzten Saison sorgte vor allem die lange Teilnahme am europäischen Wettbewerb für den großen Abstand zu Juventus und Napoli, was ist in diesem Jahr für die Mannschaft von Trainer Eusebio Di Francesco möglich?

Zunächst gilt es den enormen Rückschlag im Tor zu verkraften. Aufgrund seiner überragenden Leistungen (vor in der Champions League) hatten viele Klubs den brasilianischen Nationaltorhüter Alisson auf dem Zettel. Am Ende war die Offerte aus Liverpool zu verlockend, bis zum Transfer von Kepa zu Chelsea war der Torhüter über einen Zeitraum von wenigen Wochen mit einer Ablöse von rund 62,5 Millionen Euro der teuerste Keeper aller Zeiten. Sein Ersatz machte vor allem mit einer starken Weltmeisterschaft auf sich aufmerksam: Robin Olsen kam für lediglich 8 Millionen Euro von Bröndby. Ob der schwedische Nationaltorwart Alisson tatsächlich ersetzen kann, bleibt fraglich; bis zur Endrunde in Russland spielte der 28-Jährige relativ unbemerkt in Dänemark, Griechenland und eben seinem Heimatland. Seine Klasse auf einem etwas höheren Niveau muss Olsen jedenfalls noch nachweisen. Einen weiteren Leistungsträger verlor die Roma im zentralen Mittelfeld: Rajda Nainggolan wechselte für 38 Millionen zu Inter. Der 30-Jährige war zwar über mehrere Jahre absolut gesetzt, jedoch gab es in diesem Zeitraum immer wieder beunruhigende Berichte über seinen Lebenswandel (ständiger Gast im Nachtleben, bekennender Raucher). Der gewiefte Sportdirektor Monchi könnte den Belgier noch „zum genau richtigen Zeitpunkt“ abgegeben haben, bevor sein sportliches Stern auch bedingt durch die anderen Begleiterscheinungen zu sinken beginnt. Mit dem frisch gebackenen Weltmeister Steven Nzonzi haben die Römer sowieso einen hervorragenden (und auch günstigeren) Ersatz an Land gezogen.

Daneben hat es Monchi geschafft den seit Jahren abwanderungswilligen Javier Pastore aus Paris zur Associazione Sportiva zu lotsen. Der begnadete Techniker fristete schon länger ein Reservistendasein in Frankreich und könnte in der Serie A, wo er einst in Palermo seinen Durchbruch schaffte, wieder zu alter Stärke finden. Die Roma buhlte auch intensiv um den begehrten Malcom von Girondins Bordeauy. Nach erzielter Einigung nahm man allerdings doch noch Abstand von dem Deal, als man merkte, dass der Brasilianer und seine Berater auch noch zu diesem Zeitpunkt auf einen Wechsel zum FC Barcelona spekulierten, was letztendlich auch eintreten sollte. Es stand damals ohnehin schon fest, dass mit Justin Kluivert bereits ein Flügelstürmer den Verein verstärken wird. Der Sohn des ehemaligen Weltklasse-Stürmers Patrick könnte mit dem im letzten Jahr fantastischen Cengiz Ünder eine der aufregendsten jungen Flügelzangen in ganz Europa in den nächsten Jahren bilden. Sturmführer Edin Dzeko dürfte sich jedenfalls über diese Verstärkung nicht beschwert haben. Weitere Neuzugänge wie Davide Santon oder Bryan Cristante stellen sinnvolle Kader-Ergänzungen dar, wobei gerade Letzterer in den Testspielen einen hervorragenden Eindruck hinterließ.

Monchi hat auch in diesem Sommer einmal mehr seine Hausaufgaben erledigt. Bis auf Alisson sind alle Abgänge für das Team zu verkraften, dafür hat man vor allem in der Breite noch einmal qualitativ nachgelegt. Es wird viel davon abhängen, ob Olsen dem große Erbe von Alisson gerecht werden kann. Wenn dies der Fall sein sollte, dann braucht sich die Roma personell nicht hinter den Mailänder Klubs zu verstecken, Vizemeister Neapel scheint man sogar nach diesem Sommer überholt zu haben. Die erneute Qualifikation für die Königsklasse sollte auch in dieser Runde gelingen.

 

FC Turin

Platzierung 2017/18: 9. Platz; 54 Punkte; 54:46 Tore

Neuzugänge: Roberto Soriano (27/Villarreal/1 Mio EUR Leihgebühr); Simone Zaza (27/Valencia/2 Mio EUR Leihgebühr); M´Baye Niang (23/AC Milan/12 Mio EUR); Soualiho Meite (24/Monaco/10 Mio EUR); Armando Izzo (26/Genua/8 Mio EUR); Tomas Rincon (30/Juventus/6 Mio EUR); Bremer (21/A. Mineiro/5,8 Mio EUR); Nicolas N´Koulou (28/Lyon/3,5 Mio EUR); Erick Feriga (19/Fiorentina/150.000 EUR); Antonio Rosati (35/Perugia/ablösefrei); Karlo Butic (19/eigene Jugend); Vitalie Damascan (19/Sheriff/Leihende); Sasa Lukic (21/Levante/Leihende); Mattia Aramu (23/Entella/Leihende); Vittorio Parigini (22/Benevento/Leihende); Arlind Ajeti (24/Crotone/Leihende), Ola Aina (21/Chelsea/Leihe), Koffi Djidji (25/Nantes/Leihe);

Abgänge: Antonio Barreca (23/Monaco/10 Mio EUR); Joel Obi (27/Chievo/2 Mio EUR); Alfred Gomis (24/SPAL/1,5 Mio EUR); Kevin Bonifazi (22/SPAL/Leihe); Mirko Valdifiori (32/SPAL/1 Mio EUR); Afriyie Acquah (26/Empoli/1 Mio EUR); Abou Diop (24/Sampdoria/ablösefrei); Cristian Molinaro (34/Frosinone/ablösefrei); Danilo Avelar (29/Corinthians/Leihe); Vanja Milinkovic-Savic (21/SPAL/Leihe); Andrea Zaccagno (21/Piacenza/Leihe); Samuel Gustafson (23/Hellas/Leihe); Lucas Boye (22/AEK/Leihe); Nicolas Burdisso (37/vereinslos)

(Photo by Jan Kruger/Getty Images)

Ausblick: Es gibt sicherlich angenehmere Situationen, als ständig im Schatten des großen Stadtrivalen zu stehen. Etwas unter dem Radar hat sich der FC Turin in den letzten Jahren zu einem äußerst soliden Serie A-Klub entwickelt. An die großen alten Zeiten, der Verein feierte vor allem in der 1940er Jahren fünf seiner insgesamt sieben Meisterschaften, konnte man logischerweise noch nicht anknüpfen, aber Torino befindet sich zurzeit auf einem guten Weg jene alte Konstanz wieder herzustellen. So beendete man von 1966 bis 1986 nur eine einzige Saison auf einem zweistelligen Platz. In den späten 1990er Jahren stürzte der Klub allerdings ab: In den letzten zwanzig Jahren stehen vier Abstiege in die Serie B zu Buche, die letzte Rückkehr ins Oberhaus gab es im Sommer 2012. Nach einem schweren ersten Jahr gelang der dauerhafte Sprung ins Mittelfeld. Die letzten beiden Saisons wurden mit mehr Siegen als Niederlagen auf dem zehnten beziehungsweise neunten Platz abgeschlossen. Was hat sich im Sommer getan?

Zunächst erfuhr die Defensive durch die Verpflichtungen von Armando Izzo und Nicolas N´Koulou eine deutliche Aufwertung. Für die Verpflichtung der beiden Verteidiger gab Torino mehr als 10 Millionen Euro aus. Wegen der notwendigen Operation von Lycano legte die Turiner am italienischen Deadline Day in diesem Bereich noch einmal nach und liehen Koffi Djidji von Nantes aus, daneben steht Trainer Walter Mazzarri noch das Talent Bremer zur Verfügung, für welchen fast 6 Millionen Euro nach Brasilien geflossen sind. Auch die beiden Außenpositionen in der Abwehrkette könnten von neuem Personal ausgefüllt werden: Für die rechte Seite kam Ola Aina per Leihe von Chelsea, während für links der zuletzt an Inter verliehene Cristian Ansaldi zurückgekehrt ist. Die Verteidigung hatte eine kleine Frischzellenkur auch nötig: Torhüter Salvatore Sirigu musst den Ball in den abgelaufenen Spielzeit 46 Mal aus dem eigene Kasten holen – ausbaufähig.

Auch in die Besetzung des Mittelfelds wurde ordentlich investiert. Der vom Stadtrivalen ausgeliehene ehemalige Hamburger Tomas Rincon wurde fest verpflichtet, dazu gesellt sich mit Soualiho Meite ein vielversprechender Spieler vom AS Monaco. Die beiden Neuzugänge bildeten in den Testspielen und der ersten Runde der Coppa Italia stets gemeinsam mit Daniele Baselli die aus drei Mann bestehende Zentrale. Am letzten Tag der Periode schlug Torino auch hier nochmal auf dem Transfermarkt zu und verpflichtet Roberto Soriano von Villarreal auf Leihbasis. Durch den Wechsel steht Mazzarri eine weitere Alternative auf den offensiven Flügeln zur Verfügung, wo der Übungsleiter gerne zwischen einer Doppelspitze und einem Dreiersturm variiert. Sollte die Variante mit einer offensiven Dreiereihe gewählt werden, konkurriert Soriano mit Adam Ljajic und Iago Falque. Letztgenannter bekam im Vorjahr häufig neben dem gesetzten Andrea Belotti den Vorzug, wenn sich der Coach für eine Doppelsitze entschied, wobei hier mit dem kurzfristig ausgeliehenen Simone Zaza nun eine weitere veritable Option zur Verfügung steht.

Dass Belotti auch heute noch für Torino aufläuft, war nach seiner Fabelsaison 2016/17 nicht zu erwarten. Zum damaligen Zeitpunkt wurde über Gebote im Bereich von fast 100 Millionen Euro spekuliert. Der italienische Nationalstürmer erzielte in eben jener Spielzeit 26 Treffer in der Serie A. Doch schon in der Folgespielzeit folgte der Absturz in sportlicher Hinsicht und damit auch auf dem Transfermarkt: Nur noch zehn Tore standen für den Kapitän der Mannschaft in der abgelaufenen Runde zu Buche. Der zuvor ausgeliehene M´Baye Niang war mit 12 Millionen Euro Ablöse der teuerste Transfer des Sommers, der vielseitige Angreifer kann bei Bedarf auch als Back-Up von Belotti eingesetzt werden. Insgesamt ist Torino vor dieser Runde deutlich besser aufgestellt, als im letzten Jahr. Bei einem günstigen Verlauf könnte die Truppe womöglich sogar an den Europa League-Plätzen schnuppern. Ansonsten wird der Prozess der Etablierung im oberen Mittelfeld höchstwahrscheinlich nahtlos so weitergehen.

 

SPAL 2013

Platzierung 2017/18: 17. Platz; 38 Punkte; 39:59 Tore

Neuzugänge: Jasmin Kurtic (29/Atalanta/4,8 Mio EUR); Alberto Paloschi (28/Atalanta/4 Mio EUR); Federico Viviani (26/Hellas/3,3 Mio EUR); Andrea Petagna (23/Atalanta/Leihe); Simone Missiroli (32/Sassuolo/2 Mio EUR); Bartosz Salamon (27/Cagliari/2 Mio EUR); Alfred Gomis (24/Torino/1,5 Mio EUR); Johan Djourou (31/Antalyaspor/ablösefrei); Kevin Bonifazi (22/Torino/Leihe); Mirko Valdifiori (32/Torino/1 Mio EUR); Gabriele Moncini (22/Cesena/ablösefrei); Lorenzo Dickman (21/Novara/Leihe); Mattia Valoti (24/Hellas/Leihe); Mohamed Fares (22/Hellas/Leihe); Vanja Milinkovic-Savic (21/Torino/Leihe)

Abgänge: Michal Castagnetti (28/Cremonese/1 Mio EUR); Gabriele Marchegiani (22/Gubbio/ablösefrei); Eros Schiavon (35/Vercelli/ablösefrei); Michele Cremonesi (30/Perugia/Leihe); Mattia Finotto (25/Citadella/Leihe); Bartosz Salamon (27/Frosinone/Leihe); Marco Borriello (36/vereinslos); Boukary Drame (32/vereinslos); Alberto Grassi (23/Napoli/Leihende); Federico Mattiello (23/Atalanta/Leihende); Alex Meret (21/Udinese/Leihende); Federico Bonnazzoli (21/Sampdoria/Leihende); Lorenco Simic (21/Sampdoria/Leihende)

(Photo by Mario Carlini / Iguana Press/Getty Images)

Ausblick: Der Klub aus der Stadt Ferrara in der Region Emilia-Romagna war lange von der Bildfläche verschwunden, nämlich 49 Jahre um genau zu sein. In den 1950er und 1960er Jahren war der Sportverein mit den Merkmalen „Geschicklichkeit und Arbeit“ (Societa Polisportiva Ars et Labor = SPAL) noch ständiges Mitglied in der Serie A. Nach dem Abstieg im Jahr 1968 setzte eine wahre sportliche Talfahrt ein, denn es ging ein Jahr später noch eine Etage weiter nach unten. Damit begann für SPAL eine weite Reise durch die Dritt- und Viertklassigkeit des italienischen Fußballs, welche durch dramatische Relegationsspiele und einem Entzug der Lizenz erschwert wurde. Erst in der Saison 2015/16 gelang dem Verein als bestes Team der dritten Liga wieder der Sprung in die Serie B. Wenn man schon mal auf dem Weg war, warum nicht dann auch gleich richtig: Die Mannschaft marschierte mit Erfolgstrainer Leonardo Semplici als Zweitligameister einfach direkt durch in die Serie A. Nach 49 Jahren Abwesenheit war man zurück in der höchsten italienischen Spielklasse. Dort wurde weiter an der Erfolgsstory geschrieben, als sich der Underdog zur Überraschung vieler Experten mit drei Vorsprung vor Crotone schlussendlich auf den 17. und damit letzten Nichtabstiegsplatz rettete. Übersteht SPAL auch das vielzitierte „schwere zweite Jahr“?

Für die Torhüter-Position wurde im Sommer Alfred Gomis fest verpflichtet. Der Nationaltorwart des Senegal war bereits im letzten Jahr von Torino an den damaligen Aufsteiger ausgeliehen und dank seiner 26 Einsätze einer der Garanten für den Erhalt der Klasse. Neben Gomis hat sich SPAL auf der gleichen Position erneut beim FC Turin bedient und Vanja Milinkovic-Savic, den jüngeren Bruder von Lazio-Star Sergej, ausgeliehen. Aus Turin kam am letzten Tag des Fenster mit Kevin Bonifazi noch ein zentraler Verteidiger per Leihe, genauso wie Lorenco Simic aus Bergamo. Die wohl bekannteste Verpflichtung in der Defensive ist allerdings der ehemalige Hamburger Johann Djourou, welcher der Mannschaft mit seiner Erfahrung sicherlich weiterhelfen kann. Für die rechte Abwehrseite kam zudem noch Lorenzo Dickmann aus Novara.

Im Mittelfeld wurde der letztjährige Leistungsträger Federico Viviani von Absteiger Hellas fest verpflichtet. Daneben schlug SPAL auch für diesen Bereich am Deadline Day zu und sicherte sich die Dienste des erfahrenen Ex-Nationalspielers Mirko Valdifiori, wofür man abermals mit Torino einig werden musste. Simone Missiroli kam ebenfalls kurz vor Ladenschluss aus Sassuolo. Für die Außenbahnen wurde mit Jasmin Kurtic mit einer Ablöse von 4,8 Millionen Euro der teuerste Neuzugang verpflichtet. Der 29-Jährige war bereits im Vorjahr Mitglied des Kaders, die Gegenseite dürfte wie in der letzten Saison mit Manuel Lazzari besetzt werden.

Im Angriff wurde mit 4 Millionen Euro für den erfahrenen Alberto Paloschi eine für Vereinsverhältnisse beträchtliche Summe ausgegeben. Der ehemalige Nationalspieler gehörte wie viele andere Verpflichtungen schon im Vorjahr als Leihspieler zu dem Kader, wo der Routinier mit sieben Treffern einen gewissen Anteil an der Rettung hatte. Paloschi wird um einen Platz in der meist gewählten Doppelspitze mit Kapitän Mirco Antenucci (mit elf Toren der Toptorjäger 2017/2018) und dem ausgeliehenen Andrea Petangna konkurrieren. Eine erneute Rettung wird den Verein wohl dennoch ein wahrer Kraftakt werden. Auch wenn qualitativ der Kader deutlich besser als im Vorjahr aufgestellt sein dürfte, hinkt in eben jenem Kriterium dem Rest der Liga weiterhin hinterher. Für SPAL sollte es ein ganz schwieriges Jahr werden.

 

Parma Calcio 1913

Platzierung 2017/18: 2. Platz; 72 Punkte; 57:37 Tore

Neuzugänge: Gervinho (31/Hebei Fortune/ablösefrei); Roberto Inglese (26/Napoli/3 Mio EUR Leihgebühr); Fabio Ceravolo (31/Benevento/2 Mio EUR); Jacopo Dezi (26/Napoli/2 Mio EUR); Alberto Grassi (23/Napoli/2 Mio EUR Leihgebühr); Jonathan Biabiany (30/Inter/1,5 Mio EUR); Leo Stulac (23/Venezia/1,3 Mio EUR); Riccardo Gagliolo (28/Carpi/1,2 Mio EUR); Massimo Gobbi (37/Chievo/ablösefrei); Cristian Galano (27/Bari/ablösefrei); Bruno Alves (36/Glasgow Rangers/ablösefrei); Luca Rigoni (33/Genua/ablösefrei); Alessandro Deiola (23/Cagliari/Leihe); Mattia Sprocati (25/Lazio/Leihe); Luigi Sepe (27/Napoli/Leihe); Amato Circetti (24/Napoli/Leihe); Federico Dimarco (20/Inter/Leihe); Alessandro Bastoni (19/Inter/Leihe); Giovani Pinto (26/Ascoli/Leihende); Luigi Scaglia (31; Foggia; Leihende)

Abgänge: Pasquale Mazzochi (22/Perugia/300.000 Euro); Yan Koliatko (19/Delta/ablösefrei); Alessandro Lucarelli (40/Karriereende); Roberto Insigne (24/Napoli/Leihende); Manuel Scavone (31/Lecce/Leihe); Cristian Galano (27/Foggia/Leihe)

(Photo by Emilio Andreoli/Getty Images)

Ausblick: Der Verein gehörte in den 1990er Jahren zu den absoluten Spitzenmannschaften in der Serie A. Auch wenn es nie ganz zum Gewinn des Scudetto gereicht hat (eine Vizemeisterschaft, zwei Mal Dritter), konnten unter Trainern wie Nevio Scala oder Carlo Ancelotti einige Erfolge in diesem Zeitraum gefeiert werden. So gewann der Klub, damals noch als AC Parma unterwegs, in diesem Zeitraum drei (!) internationale Titel: Zwei Mal den UEFA-Cup (1995, 1999) und ein Mal den Europapokal der Pokalsieger (1993). Zu dem Triumph im europäischen Supercup (1993) gesellen sich noch drei Siege in der Coppa Italia (1992, 1999, 2002). In dem Zeitraum von 1991 bis 2001 war die schlechteste Endplatzierung in der Liga der siebte Platz, auf welchem man in jener Epoche nur ein einziges Mal landete. Die Mannschaft bestand als zahlreichen Weltstars: So spielten in dieser Phase unter anderem Gianluigi Buffon, Fabio Cannavaro, Lilian Thuram, Juan-Sebastian Veron, Hernan Crespo oder Marcio Amoroso für „Gelb-Blauen“.

Doch nach der Jahrtausendwende begann der Stern des Klubs zu sinken. Diese Entwicklung setzte von allem mit der Insolvenz des Mutterkonzerns Parmalat im Jahr 2004 ein, der Verein konnte erst durch eine Gesetzesänderung aus der Konkursmasse herausgelöst werden und wurde im Anschluss in den FC Parma umbenannt. Jegliche Stabilität war dadurch dennoch langfristig abhanden gekommen, im Jahr 2008 folgte der (wohl unvermeidliche) Abstieg in die Serie B. Es gelang zwar der direkte Wiederaufstieg, aber die richtige Bombe sollte erst im März 2015 einschlagen: Der FC Parma wurde offiziell für insolvent erklärt, stand auf dem letzten Platz der Tabelle und bekam vom Verband auch noch sieben Punkte abgezogen. Teilweise war sogar eine Austragung der Heimspiele aus finanziellen Gründen nicht mehr möglich. Nach diesem finanziellen Fiasko wurde der Klub im Juni 2015 abermals neugründet: Als Parma Calcio 1913 trat man nun in der vierten Liga an. Nur drei Jahre später ist man nach drei Durchmärschen wieder im italienischen Oberhaus. Was ist für die Mannschaft von Trainer Roberto D´Aversa in dieser Saison möglich?

Der Kader erfuhr gerade in den letzten Tagen noch einmal eine beträchtliche Verbesserung: So kam Gervinho ablösefrei aus China zu dem Aufsteiger. Der Ivorer mag zwar etwas in die Jahre gekommen sein, dennoch er sollte dem Team durch seine Dribbelstärke im kreativen Bereich enorm weiterhelfen können. In eine ähnliche Kategorie fällt die Rückkehr des „verlorenen Sohnes“ Jonathan Biabiany, welcher bereits drei Jahre für Parma gespielt hat. Auch die Doppel-Leihe von Stürmer Roberto Inglese und Mittelfeldspieler Alberto Grassi aus Neapel ist als guter Deal einzuordnen, beide Spieler dürften zu Beginn bei D´Aversa gesetzt sein. In der Abwehr müssen die Leihgeschäfte der jungen Alessandro Bastoni und Federico Dimarco von Inter hervorgehoben werden. Doch der Defensivverbund wurde nicht nur durch Youngster verstärkt: So fand auch Serie A-„Urgestein“ Massimo Gobbi mit 37 Jahren den Weg nach Parma. Daneben wurde mit Bruno Alves weiterer erfahrener Abwehrspieler unter Vertrag genommen, der Portugiese ist sogar der neue Kapitän des Klubs.

Insgesamt hat der Aufsteiger auf dem Markt einen guten Mix aus Veteranen und jungen Spielern für sich gewinnen können. Gerade im Vergleich zu den anderen Aufsteigern bringen die Neuzugänge des Klubs auf den ersten Blick eine etwas größere Qualität mit. Für D´Aversa und die Truppe wird es dennoch primär gegen den Abstieg gehen, wenngleich die Möglichkeiten für den Klassenerhalt auf jeden Fall konkret geschaffen wurde.

(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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