Warum das neue Format der Europa League nur Gewinner hat

13. September 2021 | Weiteres | BY Lukas Heigl

Spotlight ǀ Neben der Champions League und der Europa League gibt es seit dieser Saison einen dritten europäischen Vereinswettbewerb, die European Conference League. Die Einführung dieses neuen Wettbewerbs sieht auf den ersten Blick vor allem nach Geldgier aus, hat jedoch auch einige gute Seiten. Eine dieser guten Seiten ist das veränderte Format der Europa League. 

  • Weniger Teilnehmer bedeuten attraktivere Gruppen
  • Freilos für Gruppensieger sorgt für Spannung bis zum Ende
  • Die Gefahr, dass Gruppenzweite einen leichteren Weg haben entfällt

Das neue Format der Europa League

Die Europa League war in den vergangenen Jahren ein extrem aufgeblähter Wettbewerb. 48 Mannschaften starteten in die Gruppenphase. Ab dieser Saison wurde die Anzahl der teilnehmenden Mannschaften auf 32 reduziert. Zu den 16 Vereinen, die sich für die K.O.-Phase qualifizieren, gesellen sich wie in der Vergangenheit acht Teams aus der Champions League, die ihr jeweiligen Gruppen auf Platz drei abgeschlossen haben.

Um nun von den 24 qualifizierten Vereinen auf die geometrische Folge von zwei zu kommen, hat die UEFA für die Gruppensieger ein Freilos im Sechzehntelfinale eingebaut. In dieser Runde spielen die Gruppenzweiten der Europa League jeweils gegen einen Gruppendritten der Champions League. Erst im Achtelfinale müssen die Gruppensieger wieder ran. Das gleiche System wird auch in der European Conference League angewendet. Statt der Gruppendritten der Champions League nehmen hier ab dem Sechzehntelfinale die Gruppendritten der Europa League teil.

Vorteil für die Mannschaften

Gruppensieger sparen sich eine Runde

Der offensichtlichste Vorteil für die Mannschaften liegt darin, dass man als Gruppensieger eine Runde weniger spielen muss. Somit ist der Weg zum Titel etwas einfacher, man spart Kräfte und kann langfristiger planen. Vor allem für die Engländer, die im Dezember und Januar ein Mammut-Programm in den heimischen Wettbewerben abzuliefern haben, ist es äußerst reizvoll, zwei Wochen länger von den Strapazen der internationalen Spiele verschont zu bleiben.

Als Sieger immer den leichteren Weg als als Gruppenzweiter

Vorteilhaft ist auch, dass der Gruppensieger nicht mehr Gefahr läuft, im Sechzehntelfinale einen schwereren Gegner zu erwischen als als Gruppenzweiter. Vor allem dadurch, dass in der Vergangenheit die Hälfte der Absteiger aus der Champions League in der ersten K.O.-Runde gegen einen Gruppensieger spielte, kam es regelmäßig vor, dass man trotz Gruppensieges den vermeintlich schwereren Gegner zugelost bekam. Diese Gefahr entfällt nun.

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Vorteil für die Fans

Spannung bis zum Schluss

Für die Fans hat der neue Modus den Vorteil, dass es für jede Mannschaft bis zum Gruppenphasenende um etwas geht. In der Vergangenheit waren Teams oft bereits nach vier Gruppenspielen für die KO-Runde qualifiziert und nahmen die letzten Gruppenspiele kaum noch ernst. Das wird in Zukunft so nicht mehr möglich sein, wer Gruppensieger werden will, muss bis zum Ende gute Leistungen bringen.

Stars bereits in der Gruppenphase

Ein weiterer Vorteil dürfte sein, dass vor allem die Engländer, die in den vergangenen Jahren in der Gruppenphase regelmäßig mit besseren U23-Mannschaften an den Start brachten, nun wohl deutlich mehr Stars in diesem frühen Stadium des Wettbewerbs einsetzen werden. Denn wie bereits angesprochen dürfte den Teams aus der Premier League sehr daran gelegen sein, in der stressigen Saisonphase die Belastung durch internationale Spiele gering zu halten. Wenn man, um das zu erreichen, in der Gruppenphase vermehrt Stammspieler einsetzen muss, werden sie das wohl tun.

Qualitativ hochwertigere Gruppen

Dadurch, dass nur noch 32 Mannschaften in der Gruppenphase starten, wurde die Gruppenzahl von zwölf auf acht reduziert. Das in Kombination damit, dass hauptsächlich Mannschaften aus schwächeren Ligen in die Conference League kommen, hat Folgen für die Gruppenqualität.

Treffen in der Gruppenphase aufeinander: Tielemans und Mertens

Photo: Imago

Waren früher nahezu alle starken Mannschaften in den Lostöpfen 1 und 2, waren dieses Jahr die spanischen Vertreter Real Sociedad San Sebastian oder Betis Sevilla in Lostopf 3. Ebenso auch Olympique Marseille oder West Ham United. Selbst in Topf 4 befinden sich noch namhafte Vereine, wie beispielsweise Galatasaray Istanbul und die österreichischen Vertreter Sturm Graz und Rapid Wien. Dies sorgt für deutlich attraktivere Gruppen.

Fazit

Das neue System hat also nahezu ausschließlich Vorteile. Die einzigen, die dadurch benachteiligt sind, sind logischerweise die Mannschaften, die nun nicht mehr teilnahmeberechtigt sind. Doch für diese Vereine hat man mit der European Conference League einen guter Ausgleich geschaffen. Fraglich ist dennoch, wie langlebig der neue Modus sein wird. Spätestens mit der Reform der Champions League wird das Konzept erneut verändert werden, da die Königsklasse dann nicht mehr in acht Gruppen gespielt wird.

 

Auch scheint es nicht unwahrscheinlich, dass in den Jahren bis zur Reform beispielsweise die Gruppenvierten der Champions League in die European Conference League rutschen. Es bleibt also nur zu hoffen, dass dieses in der Theorie sehr gute System in der Praxis so gut bei Fans und Mannschaften ankommt, dass es auch nach 2024 weiter beibehalten wird.

Photo: Imago

Lukas Heigl

Liebhaber des britischen Fußballs: Von Brighton über Reading und Wimbledon bis nach Inverness. Ist mehr für Spiele der dritten englischen Liga als für den Classico zu begeistern. Durch das Kommentatoren-Duo Galler/Menuge auch am französischen Fußball interessiert


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