DFB-Team vor der U21-EM: Ambitioniert, aber kein Topfavorit

21. März 2021 | Global News | BY Sarom Siebenhaar

Spotlight | Nach dem Titelgewinn von 2017 und der Finalteilnahme bei der letzten U21-Europameisterschaft 2019, wird das Erreichen des Endspiels dieses Jahr deutlich schwieriger. Der DFB-Nachwuchs zählt längst nicht mehr zum engeren Favoritenkreis. Ein Hinweis auf das Fehlen von adäquaten Talenten?

  • EM-Qualifikation mit Höhen und Tiefen
  • Nmecha und Co.: Die Leistungsträger der U21
  • Niederlande, Rumänien und Ungarn: Machbare Gruppe für die DFB-Elf

U21-Europameisterschaft 2019: Titelverteidigung verpasst

Die DFB-Auswahl hat bei der letzten U21-Europameisterschaft 2019 ein starkes Turnier gespielt, blieb bis zum Finale gegen Erzrivale Spanien ungeschlagen. Gegen eben jene Spanier musste man sich am Ende mit 1:2 geschlagen geben. „Wenn diese erste Enttäuschung vorbei ist, werden die Jungs merken, dass sie ganz viel mitnehmen können“, sagte damals Cheftrainer Stefan Kuntz (58) nach der Partie in der Mixed Zone und fügte hinzu: „Wir können hier mit ganz breiter Brust herausgehen, wenn ich sehe, was die Jungs für Entwicklungen gemacht haben. Hut ab, da kann man als Trainer nur stolz sein.“

Qualifikation für die U21-Europameisterschaft mit Höhen und Tiefen

Am Ende des Tages hat die Mannschaft von Stefan Kuntz eine, über weite Strecken, souveräne EM-Qualifikation absolviert. Mit der Konkurrenz aus Moldawien (4:1, 5:0), Wales (5:1, 2:1) und Bosnien (2:0, 1:0) machten die Youngster des DFB kurzen Prozess. Einzig die beiden Partien gegen die U21-Auswahl von Belgien trübten das Bild. Die Roten Teufel waren auf dem Papier der einzige ernst zu nehmende Gegner in der Qualifikation für die kommende U21-Europameisterschaft. Im Hinspiel musste sich der deutsche Nachwuchs knapp mit 2:3 geschlagen geben. Auch beim zweiten Aufeinandertreffen konnte man sich nicht durchsetzen, es setzte es eine herbe 1:4-Pleite. Die überraschenden Niederlagen der Belgier gegen Wales (0:1), Moldawien (0:1) und Bosnien (2:3) waren letztlich ausschlaggebend und Grund dafür, dass die deutsche U21-Auswahl zur U21-EM fährt und nicht Belgien.

Leistungsträger der U21

Im Laufe der Quali-Partien haben einige Spieler für etwas mehr Aufsehen gesorgt als andere. Dauerbrenner Lukas Nmecha (22) kam in jedem der acht Qualifikationsmatches zum Einsatz. Von der U16 bis zur U21 war der 22-Jährige noch für die englischen Auswahlen tätig, ehe er sich schließlich für den deutschen Nachwuchs entschied. Dort ist er seit seinem Debüt im März 2019 absoluter Leistungsträger, kommt entweder auf dem rechten Flügel oder im Sturmzentrum zum Einsatz. Mit sieben Toren in acht Partien war er der treffsicherste DFB-Akteur in der vergangenen EM-Qualifikation.

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Während der gebürtige Hamburger bei der U21 sein Talent schon oft unter Beweis stellen konnte, waren die Leistungen auf Vereinseben oft noch zu inkonstant. Bei seinen vielen Leihstationen, u.a. in der Bundesliga beim VfL Wolfsburg, konnte der Angreifer nicht vollends überzeugen. In dieser Saison scheint der Knoten aber geplatzt zu sein. Nmecha, bei Manchester City ausgebildet, ist aktuell an den RSC Anderlecht ausgeliehen und spielt dort eine gute Saison. In bislang 31 Partien netzte der 22-Jährige 16-mal und steigerte seinen Marktwert von 4,5 auf acht Millionen Euro.

Baku startet bei Wolfsburg durch

Neben Nmecha ist auch Ridle Baku (22) einer der Leistungsträger der deutschen U21-Nationalmannschaft. Diese Saison trägt für den Deutsch-Kongolesen wohl die Überschrift ‚Durchbruch‘. Sein Wechsel von seinem Jugendklub 1. FSV Mainz 05 zum VfL Wolfsburg im vergangenen Sommer scheint sich als der richtige Schritt herausgestellt zu haben. Mit den Wölfen spielt der ehemalige Mainzer eine starke Bundesligasaison. Das spiegelt auch der dritte Tabellenplatz wider. Aber auch die Zahlen Bakus sprechen für ihn und offenbaren seine Stärken.

Der 22-Jährige ist flexibel einsetzbar, wird aber, sowohl bei Wolfsburg als auch bei der U21, vor allem als Rechtsverteidiger aufgeboten. Auf dieser Position sammelte Baku in 25 Bundesligapartien neun Scorerpunkte (fünf Treffer, vier Assists). Unter anderem diese Beteiligung am Offensivspiel macht ihn so wertvoll. Für die U21 steuerte der schnelle Flügelspieler in sieben Einsätzen zwei Vorlagen bei. Seine guten Leistungen wurden im November 2020 mit der nachträglichen Nominierung für das Testspiel der deutschen A-Nationalmannschaft gegen Tschechien belohnt. Baku ist mit seinem Einsatz gegen Tschechien der Einzige im Kader von Kuntz, der bereits A-Nationalmannschafts-Luft geschnuppert hat. Mit einem Marktwert von 17 Millionen Euro ist Baku der mit Abstand wertvollster Profi im Team.

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U21-EM: Neue Hoffnungsträger für Stefan Kuntz

Der als das nächste Supertalent gefeierte Youssoufa Moukoko (16) ist neben Mateo Klimowicz (20), Anton Stach (22) und Malick Thiaw (19) einer von vier Neulingen im Aufgebot der deutschen U21-Nationalmannschaft. Mit seinen 16 Jahren und 121 Tagen ist Moukoko der jüngste Spieler bei der diesjährigen Auflage der U21-Europameisterschaft. Von den vier eben genannten Akteuren hat der schnelle Angreifer wohl die größte Chance, auf einen Turniereinsatz zu hoffen. Sein Profi-Debüt für Borussia Dortmund gab Moukoko im November letzten Jahres. Seitdem kam das junge Talent in dreizehn weiteren Partien zum Einsatz und steuerte drei Treffer bei.

In einem Instagram-Live-Video der Sportschau bestätigte Kuntz außerdem, dass jemand wie Moukoko die Ausnahme darstellt: „Wir müssen uns umschauen, die Talente sind nicht mehr so viel“, und fügte hinzu: „Wir müssen gucken, wie wir die Jungs jetzt im Einzelnen besser fördern können.“

Deutsche U21: Machbare Gruppe, aber kein Titelfavorit

Niederlande, Rumänien und Ungarn. So lauten die Gruppengegner der deutschen U21. Auf dem Papier eine machbare Aufgabe für die Mannschaft von Stefan Kuntz. Gemeinsam mit den Niederlanden ist man wohl Favorit in dieser Gruppe. Ein Blick auf den weiteren Turnierverlauf offenbart, dass eine Begegnung in der ersten K.O.-Runde mit Titelfavorit Frankreich im Rahmen des Möglichen ist.

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Dieses Jahr gelten vor allem Frankreich und Spanien als Titelfavoriten. Besonders der französische Nachwuchs hat auf dem Papier individuell einen der besten, wenn nicht sogar den besten, Kader der anstehenden U21-EM. „Wir haben uns einen Spaß gemacht und uns die Marktwerte der Spieler angesehen, auch wenn wir wissen, dass das alles mit sehr viel Bedacht angeschaut werden sollte“, sagte Kuntz zu der Thematik und fügte hinzu: „Jeder Franzose oder Engländer ist ja automatisch gleich im zweistelligen Millionenbereich. Da sind wir an Nummer neun aller Endrundenteams.“

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Anders als noch in den letzten Jahren zählt der DFB-Nachwuchs diesmal also nicht zu den heißesten Anwärtern auf den EM-Titel. Dessen ist sich auch Kuntz bewusst: „Wir sind kein Topfavorit wie in der Vergangenheit“, sagte der ehemalige Nationalspieler im Instagram-Live-Video der Sportschau. „Aber, ganz klar: Wir wollen Erster oder Zweiter (in der Gruppe, Anm. d. Red.) werden, damit wir das Final-Eight-Turnier im Juni erreichen!“

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Sarom Siebenhaar

Die Oranje-Connection entfachte seine Leidenschaft für den HSV. Durch zahlreiche Tiefen schmecken die vereinzelten Höhen umso süßer. Schätzt attraktiven Offensivfußball genauso wie kämpferische Höchstleistungen. Internationaler Top-Fußball findet sich nicht nur in den Big Five. Seit 2021 bei 90PLUS.


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