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„Der FC Bayern triumphiert“ – Das Panel zur Champions League

4. August 2020 | Spotlight | BY Hendrik Wiese

Spotlight | An diesem Freitag kehrt die UEFA Champions League nach mehreren Monaten zurück. Der neue Modus, die lange Pause und die unterschiedlichen Voraussetzungen im Vorfeld sorgen für Spannung!

  • Mit acht Teams wird die Endrunde der Champions League in Lissabon stattfinden
  • Statt Hin- und Rückspiel gibt es pro Runde nur eine Partie
  • Für unsere Experten hat der FC Bayern gute Chancen auf den Titel

Wir haben Jan Platte von DAZN (@JP_panplatte), Sebastian Fischer von der Süddeutschen Zeitung (@sebifischer) und unseren Redakteur Manuel Behlert (@talentfrei92) befragt, inwiefern der Modus und der Rhythmus Einfluss auf das Geschehen einnehmen kann, welcher Superstar seine Mannschaft tragen könnte und welche Mannschaft in Lissabon die Champions League gewinnen wird.

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Champions League: Fehlender Rhythmus – gut oder schlecht?

90PLUS: Am 7. August ist die Champions League wieder zurück. Während die Bundesliga seit knapp einem Monat bereits beendet ist, rollte der Ball in den anderen Ligen (abgesehen von Frankreich) weiter. Ist das ein Nachteil für Mannschaften wie den FC Bayern oder RB Leipzig oder denkt ihr, dass die großen Belastungen der letzten Wochen für die anderen Teams eher zum Problem werden?

Jan Platte: Im Rhythmus oder ausgeruht sein – was ist besser? Da gehen die Meinungen auseinander. Aber ich glaube, dass es eher ein Vorteil ist, dass sich die Bayern und die Leipziger in Ruhe auf den Re-Start der Champions League vorbereiten konnten.

Sebastian Fischer: Die lange Pause ist wohl eher ein Nachteil, nicht nur weil der Spielrhythmus verloren gegangen ist, sondern auch, weil – Beispiel Leipzig – die Mannschaft einen neuen Stil finden muss. Ohne Timo Werner (24), der wegen seines Wechsels nach London auf die Teilnahme verzichtet, ist der Leipziger Fußball ein ganz anderer.

Manuel Behlert: Das ist nicht leicht zu beantworten, denn der Rhythmus ist für eine Mannschaft zweifelsohne sehr wichtig. Wenn ich aber nach England schaue und sehe, wie sich beispielsweise bei Bayern-Gegner Chelsea nun die Verletzungen häufen, halte ich die längere Pause zumindest in Sachen Belastungssteuerung für einen positiven Faktor. Welche Auswirkungen das auf die Form haben wird, wird sich erst noch zeigen.

Pulisic
(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

„Die Tagesform und eine spezielle taktische Variante werden größeren Einfluss haben“

90PLUS: Für acht der verbliebenen zwölf Mannschaften steht noch das Viertelfinal-Rückspiel an. Anschließend läuft das Turnier im K.O.-Modus ab. 90 Minuten entscheiden über das Weiterkommen. Was macht diesen Modus so besonders und welche Mannschaft kann davon möglicherweise besonders profitieren?

SF: Wenn, dann profitieren eher die Außenseiter. Die Spiele haben ohne Rückspiel noch mehr Pokal-Charakter als sonst, mehr als üblich könnten eine defensiv stabile Leistung, Standardstärke und etwas Spielglück zum Weiterkommen reichen.

MB: Der Reiz liegt vor allem darin, dass die Tagesform und eine spezielle taktische Variante einen größeren Einfluss haben werden. Über 180 Minuten setzt sich eine höhere individuelle Qualität häufiger durch, weil sie irgendwann doch ihre Wirkung entfaltet. Für Mannschaften wie Lyon, Atalanta oder auch Leipzig könnte dieses Format nun einen Vorteil darstellen, die Chance auf Überraschungen steigt definitiv.

JP: Der K.O.-Modus in Lissabon ist reizvoll, denn wir alle wissen: In einem Spiel kann alles passieren. Die Tagesform wird noch entscheidender. Besonders profitieren könnte Atletico Madrid. Ein paar Mal auf Remis spielen, jeweils übers Elferschießen zum Erfolg kommen – das traue ich der Truppe von Diego Simeone durchaus zu.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

„Wenn Atalanta wieder in Topform kommen kann, dann ist dieser Mannschaft alles zuzutrauen“

90PLUS: Eine beeindruckende Geschichte schreibt in dieser Saison Atalanta BC. Nicht wenige trauen den Bergamasci sogar den Titel in der Champions League zu. Können die offensivstarken Italiener den großen Wurf tatsächlich schaffen oder wird das Team von Gian Piero Gasperini aufgrund mangelnder Erfahrung ausgebremst?

MB: In den letzten Wochen der Serie A zeigten sich auch bei dieser Offensivmaschine einige Verschleißerscheinungen. Die kurze Pause wird nun von elementarer Bedeutung sein. Wenn Atalanta wieder in Topform kommen kann, dann ist dieser Mannschaft alles zuzutrauen. Ich habe den Eindruck, dass man in Frankreich und bei PSG möglicherweise nicht weiß, was auf einen zukommt. Und das kann in einer bösen Überraschung enden.

JP: Ich freue mich sehr auf das Viertelfinale zwischen Atalanta und PSG. Wer glaubt, dass die Franzosen locker weiterkommen, hat in letzter Zeit zu wenig Bergamo geguckt. Besonders beeindruckt hat mich Atalantas Auftritt bei Juventus. Mit teilweise 70 % Ballbesitz und vielen guten Offensiv-/Defensiv-Aktionen, wurde der amtierende Meister phasenweise an die Wand gespielt. Es würde mich nicht wundern, wenn das sehr eingespielte Team von Gasperini Paris rauswirft und dann ist der Bergamasci alles zuzutrauen.

SF: Als ich zuletzt (noch vor dem Re-Start in Italien) für die SZ mit Robin Gosens (26) sprach, klang er überzeugt davon, dass eine Überraschung möglich ist. Dann spielte Bergamo (nach dem Re-Start) tatsächlich famos, ließ zuletzt aber etwas nach. Einen Erfolg gegen Paris traue ich dem Team schon zu. Mehr als mangelnde Erfahrung könnte Atalanta das mutmaßliche Fehlen von Stürmer Josip Ilicic ausbremsen.

Photo by Emilio Andreoli/Getty Images)

„Vielleicht wird Papu Gomez der Mann, über den alle reden“

90PLUS: In den großen Spielen kommen meist die Qualitäten der besten Spieler der Welt zum Vorschein. Mit Robert Lewandowski, Lionel Messi, Neymar, Cristiano Ronaldo und Kevin de Bruyne sind zahlreiche Weltklassespieler vertreten. Wem traut ihr eine Schlüsselrolle zu, welcher Spieler könnte dem Turnier seinen Stempel aufdrücken?

JP: Ich traue es all den aufgezählten Weltklassespielern zu, das Turnier in Lissabon besonders zu prägen. Aber vielleicht wird ja auch Atalantas Papu Gomez (32) der Mann, über den am Ende alle reden.

SF: Joshua Kimmich (25) – hätte ich auf jeden Fall gesagt, wenn er auf der Sechs spielen könnte. Auf der Rechtsverteiderposition bin ich mir nicht mehr ganz sicher. Deshalb: Vielleicht ja Robert Lewandowski (31), er war jedenfalls wahrscheinlich selten so ausgeruht in einer Champions-League-Ko-Phase – und in dem Fall ist das vielleicht dann doch ein Vorteil.

MB: Die Antwort ist wenig überraschend, aber: Natürlich Lionel Messi (33). Vor allem, weil der FC Barcelona keine gute Saison spielt. Messi könnte der X-Faktor werden und eine höchstens überdurchschnittliche Mannschaft durch das Turnier tragen. In engen Spielen kann er den Unterschied ausmachen. Aber natürlich sind auch Lewandowski, Ronaldo & co. essenzielle Faktoren für ihre Teams. Es kann ein Turnier der großen Protagonisten werden.

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Champions League: FC Bayern der Favorit?

90PLUS: Zum Abschluss, kurz und knackig: Was denkt ihr, wer wird die Champions League gewinnen?

SF: „Wenn ich tippen würde, dann würde ich den FC Bayern nennen – aber ich tippe nicht, das geht immer schief.“

MB: „Eine Prognose ist in dieser aktuellen Situation natürlich besonders schwer. Wenn ich mich festlegen müsste: Der FC Bayern oder Manchester City.“

JP: „Der FC Bayern triumphiert (nach einem Finalsieg gegen Bergamo).“

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Hendrik Wiese

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Hendrik Wiese

Aufgewachsen mit dem Spielstil von Bastian Schweinsteiger bevorzugt Hendrik spielerische Dominanz und technisch ansehnlichen Fußball. Seit Dezember 2019 ist er für 90PLUS unterwegs, bevorzugt im deutschen Oberhaus.


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