Bremen vs BVB: Spiel 1 für Terzic nach Favre-Aus

15. Dezember 2020 | Vorschauen | BY Marc Schwitzky

Vorschau | Die Partie zwischen Werder Bremen und Borussia Dortmund kann als Krisengipfel des 12. Bundesliga-Spieltags angesehen werden. Heimteam Bremen wartet seit über zwei Monaten auf einen Ligasieg und rutscht gerade wieder in den Abstiegskampf. Beim BVB wurde nach der 1:5-Niederlage gegen Stuttgart reagiert und Trainer Lucien Favre beurlaubt.

Anpfiff der Partie ist am Dienstag, 20.30 Uhr, Live bei Sky.

  • Terzic-Debüt als Cheftrainer
  • Gastgeber Bremen zuletzt mit drei Niederlagen
  • BVB seit drei Bundesliga-Spielen sieglos

Werder Bremen: Zurück im Abstiegskampf

Aufgrund der Beurlaubung von Lucien Favre (63) und dem Cheftrainerdebüt von Edin Terzic (38) sind im Duell zwischen Werder Bremen und Borussia Dortmund nahezu alle Augen auf den BVB gerichtet. Allerdings lohnt sich auch der Fokus auf die sportliche Situation Bremens, denn nach einem ordentlichen Saisonstart befinden sich die Werderaner wieder dort, wo sie nach der vergangenen Spielzeit keinesfalls wieder landen wollten: Der Abstiegskampf.

Grund dafür sind die Ergebnisse der letzten Wochen, wenn nicht sogar Monate. Denn: Werder hat seit dem dritten Spieltag kein Ligaspiel mehr gewonnen, der letzte Dreier (1:0 gegen Bielefeld) wurde am 3. Oktober eingefahren. Danach spielte der SVW ganze fünf Mal hintereinander 1:1. Es hätte zunächst als Zeichen der neuen Stabilität der Norddeutschen gewertet werden können, nach zuletzt drei Niederlagen infolge steht am Ende jedoch nur eine Sieglosserie von insgesamt acht Spielen. Mit elf Punkten nach elf Spielen ist Bremen auf den 13. Tabellenrang abgerutscht, Platz 16 ist nur noch vier Zähler entfernt. In der restlichen Hinrunde warten zudem Gegner wie u.a. Union Berlin, Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach – und am Dienstag eben der BVB. Es muss also wohl ein deutlich düsteres Bild von Werder Bremen gemalt werden als zunächst angenommen.

Foto: IMAGO

„Es gibt ein sehr breites Mittelfeld. Wir wissen seit Saisonbeginn, dass wir wachsam sein müssen und es solche Phasen wie jetzt geben kann. Für mich ist wichtig, dass wir die Leistung stabilisieren“, sagte Trainer Florian Kohfeldt (38) zur Tabellensituation. Stabil wirkte seine Mannschaft zuletzt nicht. Die defensive Sicherheit der ersten Wochen ist nach neun Gegentoren in den letzten drei Spielen dahin, darüber hinaus macht vor allem aber das Spiel mit dem Ball Sorgen. Bremen kreiert nach Bielefeld, Augsburg und Köln die viertwenigsten Chancen pro Spiel. Hier muss sich Trainer Kohfeldt etwas einfallen lassen, allerdings wirft der Trainerwechsel bei Gegner Dortmund vieles kurzfristig durcheinander. „Es tut mir natürlich Leid für ihn (Favre, Anm. d. Red.). Der Wechsel auf der Trainerposition hat aber auch Auswirkungen auf unsere Spielvorbereitung, weil er auch immer Dinge beim Gegner verändert. Das besprechen wir mit der Mannschaft.“

Personell wird sich bei den Werderanern hingegen nichts ändern. „Alle Spieler haben die Partie in Leipzig gut überstanden und stehen auch am Dienstag gegen Dortmund zur Verfügung“, berichtete Kohfeldt. Es wird eine gut besetzte Mannschaft brauchen, um die Dortmunder, die Wut im Bauch haben, aufhalten zu können.

Borussia Dortmund: Mit Terzic zurück in die Erfolgsspur

Nach dem 11. Spieltag hat es einen kleinen Neustart bei Borussia Dortmund gegeben. Lucien Favre wurde nach zweieinhalb Jahren als Cheftrainer beurlaubt, der bisherige Co-Trainer Edin Terzic wird den Schweizer vorerst bis Sommer beerben. Es ist die Konsequenz aus zuletzt enttäuschenden Wochen beim BVB. Drei der letzten fünf Ligaspiele sind verloren gegangen, zuletzt setzte es eine deftige 1:5-Niederlage gegen Aufsteiger Stuttgart. „Wir stehen aktuell nicht auf einem Champions-League-Platz.

Foto: IMAGO

„Es sind rein sportliche Gründe, die uns zu diesem Wechsel gebracht haben. Lucien hat über zwei Jahre sehr gute Arbeit geleistet, weswegen uns die Entscheidung nicht einfach gefallen ist“, erklärte BVB-Sportdirektor Michael Zorc (58). Mit Terzic soll es nun gelingen, die Saison wieder in positive Bahnen zu lenken. Der 38-Jährige ist ein Dortmunder Junge, BVB-Fan und er steht für offensiven Fußball. Gegen Bremen gehe nun vor allem darum, eine Reaktion für das 1:5-Debakel gegen den VfB Stuttgart zu zeigen. „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass das nicht Borussia Dortmund war”, so Terzic auf seiner ersten Pressekonferenz als Cheftrainer. Um den Umschwung zu schaffen, wolle er nicht alles über den Haufen werfen. „Es war so viel Gutes in den letzten zweieinhalb Jahre, am schnellsten geht es, den Mindset zu justieren und an eigene Stärken zu erinnern.“

Hierfür muss Terzic vorne wie hinten ansetzen. In den letzten drei Ligaspielen wurden jeweils nur ein Tor geschossen, der BVB tat sich mit Ballbesitz unheimlich schwer. Auch im Verhalten gegen den Ball muss nachjustiert werden, 13 ihrer 15 Gegentore kassierte die Borussia in den letzten fünf Partien. „Wir müssen uns an das Maximum herantasten, Glauben in Qualität und Potential haben und nicht davon befreit sein, hart zu arbeiten und zu kämpfen“, erklärte Terzic im Vorfeld der letzten drei Pflichtspiele des Jahres. Gegen Werder Bremen muss dafür der Anfang gemacht werden.

Prognose

Das erste Spiel nach einem Trainerwechsel ist stets ein besonderes, oftmals schlägt sich dieser Trainereffekt positiv auf die jeweilige Mannschaft nieder. Borussia Dortmund wäre aufgrund der individuellen Qualität auch ohne das Favre-Aus Favorit gewesen, eben auch weil Werder Bremen selbst mit sich zu kämpfen hat. Mit Terzic kommt wahrscheinlich ein Umschwung in der Mentalität des zuvor so phlegmatischen BVB daher. Da sich Gastgeber Werder seit einigen Wochen nicht gut präsentiert, sollten die drei Punkte an Dortmund gehen.

Mögliche Aufstellungen:

Werder Bremen: Pavlenka – Friedl, Toprak, Groß – Augustinsson, Möhwald, Eggestein, Gebre Selassie – Bittencourt, Schmid – Sargent

Borussia Dortmund: Bürki – Hummels, Akanji, Can – Guerreiro, Witsel, Dahoud (Bellingham), Morey (Passlack) – Sancho, Reyna – Reus

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(Photo by Joern Pollex/Bongarts/Getty Images)

Marc Schwitzky

Erst entfachte Marcelinho die Liebe zum Spiel, dann lieferte Jürgen Klopp die taktische Offenbarung nach. Freund des intensiven schnellen Spiels und der Talentförderung. Bundesliga-Experte und Wortspielakrobat. Seit 2020 im 90PLUS-Team.


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