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La Liga Vorschau 3/5 | FC Barcelona, Celta Vigo, Leganes, Real Sociedad

14. August 2019 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Genau wie die Bundesliga startet auch die höchste spanische Spielklasse an diesem Wochenende in die neue Saison. In unserer fünfteiligen Vorschau stellen wir alle Mannschaften aus La Liga vor!

Teil 1: Real Madrid, Granada, FC Getafe, FC Villarreal

Teil 2: FC Valencia, UD Levante, CA Osasuna, Athletic Bilbao

Teil 3: FC Barcelona, Celta Vigo, Leganes, Real Sociedad

FC Barcelona

(Letzte Saison: Meister)

Souveräner Meister

Der FC Barcelona ist seiner Favoritenrolle in La Liga absolut gerecht geworden. Die Mannschaft um Lionel Messi (32) konnte die Meisterschaft bereits frühzeitig sichern und durfte die begehrte Trophäe damit zum achten Mal innerhalb der letzten elf Jahre in die Höhe stemmen.

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Die Katalanen holten insgesamt 87 Punkte, hatten zum Saisonende ein Torverhältnis von 90:36 und verloren insgesamt lediglich drei Partien. Allerdings zeigte man sich mit neun Unentschieden auch oftmals nicht konsequent genug, immer wieder schlichen sich Unachtsamkeiten in der Defensive ein, die zu oft bestraft wurden. Eben jene Fehler gab es auch in den entscheidenden Spielen der Champions League und in der Copa del Rey. Somit musste sich Barca in dieser Spielzeit mit nur einem Titel zufrieden geben, darf auf diesen Vorsprung in der Liga aber allemal stolz sein.

Erneuter Anlauf in Richtung Triple

Die Zielsetzung der Katalanen hat sich im Vergleich zur Vorsaison nicht geändert. Mann will und muss im internationalen Wettbewerb einfach eine bessere Rolle spielen. Zwar erreichte man wieder einmal das Halbfinale der Champions League, aber wie im Vorjahr schied man trotz deutlichem Hinspielsieg letztlich aus. Mit neuen Kräften an Bord soll dieses Szenario kein drittes Mal in Folge eintreten, die Mannschaft von Ernesto Valverde (55) hat den Henkelpott fest im Visier.

(Photo by JOSEP LAGO/AFP/Getty Images)

Doch auch in der Liga soll nicht geschlafen werden. Man erwartet mit Atletico und Real eine schlagkräftige Konkurrenz, die beide ebenfalls den Platz an der Sonne erreichen möchten. Somit darf sich Barca von Beginn an keine groben Schnitzer erlauben und sollte sich keinerlei Blöße geben. Die verstärkte Offensive und der generell breitere Kader soll die Stammkräfte entlasten, ohne das Qualität verloren geht. Die getätigten Transfers waren allesamt sinnvoll wie nötig und heben Barcelona auf dem Blatt Papier nochmals um ein Level an.

Mit Antoine Griezmann (28) wurde ein absoluter Hochkaräter verpflichtet, die Klasse des Franzosen ist unbestritten und man erhofft sich von ihm noch mehr Torgefahr und Kreativität. Frenkie de Jong (22) soll das Mittelfeld verstärken. Mit seinem feinen Fuß, seiner Spielintelligenz und seinem Antizipationsvermögen kann er Barca per sofort helfen und dürfte direkt als Stammkraft fungieren. Neto (29) bekommt nun den Platz hinter ter Stegen (27) und wird zur Stelle sein, wenn er gebraucht wird. Mit Junior Firpo (22) angelte man sich zudem einen talentierten Linksverteidiger, der die Rolle als Alba-Backup einnehmen wird. Gerade diese Position war zuletzt schlecht besetzt, nun kann man Alba mehr Pausen genehmigen, die ihm auf jeden Fall gut tun werden.

Auf der Seite der Abgangsseite stehen mit Malcom (22), Cillessen (30), Gomes (25) und Denis Suarez (25) Spieler, die nicht zur zu den Stammkräften gehörten. Diese Verluste sind also zu verschmerzen.

Im Fokus: Lionel Messi

Natürlich wird Lionel Messi wieder einmal die Hauptrolle im Kader des FC Barcelona spielen. Der Argentinier zeigte sich in seiner Saisoneröffnungs-Rede sehr wortgewandt, ehrgeizig und angriffslustig. Diesen Worten will er nun erneut Taten folgen lassen, im Visier des mehrfachen Weltfußballers sind die Trophäen La Liga, Copa del Rey und Champions League. Mit entlastender Verstärkung, neuer individueller Klasse und seinem grenzenlosen Genius soll Messi seine Mannschaft anführen und die höchstmögliche Anzahl an Titeln einfahren.

Messi selbst scheint sich diesem Druck bewusst, doch davon lässt sich der Dribbelkünstler keinesfalls beeindrucken. Trotz aktueller Verletzung ist ein Start zu Saisonbeginn kaum gefährdet, bis dahin wird Messi wohl dennoch in Watte gepackt. Mit seiner Spielfreude wird er zum ersten Spieltag zurück erwartet, um die Zielsetzungen endgültig ins Visier zu nehmen.

Newcomer: Carles Alena

Carles Alena konnte bereits in der vergangenen Saison auf 17 Einsätze in La Liga kommen, zudem durfte er bereits in drei Partien Champions League- Luft schnuppern. Für den Spanier eine prima Gelegenheit sich zu präsentieren und sich weiter zu verbessern. Auch in dieser Saison ist ihm – trotz vermehrter Konkurrenz – einiges zuzutrauen, Alena steht vor dem Durchbruch.

(Photo by Aitor Alcalde/Getty Images)

Der 21-jährige ist endlich wieder ein La Masia-Talent, welches der Sprung in die erste Elf der Katalanen gelingen soll und durchaus auch kann. Der Spanier präsentiert sich als vielseitig, kann sowohl im zentralen Mittelfeld, als auch auf den Flügelpositionen eingesetzt werden, besitzt eine gute Übersicht und konnte mit seiner ausgeprägten Technik überzeugen.

Die Konkurrenz für Alena wurde in diesem Sommer noch einmal stärker, doch die Vielseitigkeit Alenas spricht für viele Einsatzminuten – wenn auch als Joker. Doch die hohe Anzahl an Pflichtspielen des FC Barcelonas kommt Alena entgegen. Es wird auch in diesem Jahr viel rotiert werden und genau hier gilt es für Alena sich weiter zu empfehlen und die Blicke auf sich zu ziehen.

Prognose

Auch in dieser Spielzeit zählt der FC Barcelona in allen Wettbewerben zum großen Favoritenkreis. Die Mannschaft hat sich qualitativ wie quantitativ noch einmal verstärkt und ist gewillt das Triple anzuvisieren. Mit starker Offensive, einem kreativen Mittelfeld und breiterer Defensive erhofft man sich eine ruhige und erfolgreiche Saison.

Dies ist auf dem Papier auch mehr als realistisch, denn die großen Konkurrenten aus Madrid machen derzeit einen größeren Umbruch durch. Wenn Trainer Ernesto Valverde die neu gewonnene Qualität nutzt und das Spiel des FC Barcelona auch in Sachen Variabilität weiterentwickelt, steht einer erfolgreichen Saison mit dem Titel in La Liga nicht viel im Weg.

Steffen Gronwald

Celta Vigo

(Letzte Saison: 17. Platz)

Endspurt sichert Klassenerhalt

Celta Vigo hatte in der vergangenen Spielzeit große Probleme und es sah lange so aus als würde der Verein in die zweite Liga absteigen. Nach ordentlichem Start folgte eine ernüchternde Phase: Zwischen dem vierten und zwölften Spieltag konnte Vigo nur eine Ligapartie gewinnen. Der Klub feuerte darauf Trainer Antonio Mohamed. Miguel Cardoso übernahm, aber führte die Mannschaft aus dem Nordwesten Spaniens nicht aus der Krise.

Ganz im Gegenteil: nach zwei Siegen in den ersten drei Spielen folgte der endgültige Absturz. Nach einem 0:1 in Eibar befand sich der Klub mitten im Abstiegskampf. Die Verantwortlichen zogen erneut die Reißleine und installierten mit Fran Escribá den dritten Coach der Saison. Ende März holte Vigo nach einem frühen 0:2 noch einen 3:2-Sieg gegen Villarreal. Der Startschuss für einen Endspurt, der noch so einige Highlights zu bieten hatte (z.B. ein 3:1-Sieg gegen Barça). Letztendlich konnte Celta Vigo mit 41 Punkten auf dem 17. Tabellenrang abschließen. Vier Punkte lag man vor dem ersten Abstiegsplatz.

Abhängigkeit von Aspas

Auffällig war, dass die Mannschaft zu abhängig von Vereinslegende Iago Aspas (32) war. Er hatte Anfang des Jahres mit Wadenproblemen zu kämpfen und verpasste etliche Spiele. In diesen zehn Spielen holte Celta Vigo gerade mal vier Punkte und erzielte nur sieben Tore. Der 32-Jährige war es auch, der das Team quasi im Alleingang in der Liga hielt. In den letzten zehn Saisonspielen erzielte er zehn Tore und bereitete vier weitere Treffer vor. Will man einen wirklich einen Schritt nach vorne machen und nicht mehr gegen Abstieg spielen, muss die Mannschaft auch in seiner Abstinenz bessere Leistungen zeigen. 

Der Kader wurde zwar nicht komplett neu zusammengestellt, aber es gab einige gezielte Verstärkungen, die vielversprechend sind. Vom KCR Genk kam Innenverteidiger Joseph Aidoo (23), der zusammen mit  für mehr Stabilität sorgen soll. Den scheidenden Maximiliano Gómez (22, Valencia) ersetzte man mit dem Rückkehrer Santi Mina (23), der in Vigo geboren und bei Celta ausgebildet wurde. Zusammen mit Iago Aspas wird er voraussichtlich in einem 4-4-2, das Fran Escribá bevorzugt spielen lässt, als Teil der Doppelspitze auflaufen. Doch der Stürmer ist nicht der einzige, der zurückkehrt: Denis Suárez, der in der Jugend ebenfalls für Vigo auflief, wurde vom FC Barcelona verpflichtet.

(Photo by Octavio Passos/Getty Images)

Er kann mit seiner Vielseitigkeit und Kreativität für die entscheidende Prise Überraschung im Offensivspiel sorgen. Bleibt abzuwarten, ob Trainer Escribá wirklich Fortschritte erzielen kann, denn das Team war auch unter ihm nicht immer allzu stabil und gut ausbalanciert. Die ersten Wochen werden zeigen, ob er den Verein wieder in eine ruhigere Phase führen kann. 

Im Fokus: Iago Aspas

Es gibt viele interessante Akteure im Kader der Spanier, aber der sportliche und auch emotionale Anker dieser Mannschaft ist nun mal Iago Aspas. Seine Tränen nach dem 3:2-Sieg gegen Villarreal, zu dem er nach Verletzungspause zwei Tore beisteuerte, haben erneut bewiesen wie sehr ihm der Verein am Herzen hängt. Man hofft zwar nicht mehr so abhängig von ihm zu sein, aber er wird weiterhin ein entscheidender Faktor bleiben. 

Newcomer: Jorge Sáenz 

Der 22-Jährige Innenverteidiger wechselte nach einer starken Saison in der zweiten spanischen Liga von Teneriffa zu Valencia, die den Spanier wiederum für zwei Jahre an Vigo ausgeliehen haben. Sáenz hat physische Stärken und ist auch bei Standards gefährlich. Defensiv muss man gucken, ob er für La Liga bereit ist. Celta Vigo hat schon fast traditionell eine erneut schlechte Defensive gehabt und muss dringend daran arbeiten weniger Gegentore zuzulassen. In der vergangenen Saison waren es 62. Sáenz soll nun zusammen mit Aidoo für Besserung sorgen. 

Prognose

Mit diesem Kader sollte Celta Vigo eigentlich nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Dies war allerdings auch letztes Jahr der Fall. Der Klub hat sich gezielt und klug verbessert. Wenn Fran Escribá es schafft die Euphorie der letzten Wochen der vergangenen Saison mit in die neue Spielzeit zu nehmen und gar nicht erst Zweifel aufkommen zu lassen, sollte am Ende ein Platz im gesicherten Mittelfeld für Celta Vigo wahrscheinlich sein. 

Damian Ozako

CD Leganes

(Letzte Saison: 13. Platz)

Konstanz ist das Zauberwort

Seit vier Jahren spielt CD Leganés im spanischen Oberhaus La Liga. Vier Jahre, eine lange Zeit im schnelllebigen Fußball-Alltag. So lange, dass man bei Leganés durchaus von Konstanz sprechen kann. Der Klub hat sich etabliert, in der abgelaufenen Spielzeit war der Abstiegskampf nur zu Beginn ein Thema.

Zehn Punkte aus den ersten zwölf Spielen ließen Böses erahnen und Gutes folgen. Leganés spielte unter Trainer Mauricio Pellegrino eine gute Rückrunde und sicherte sich vorzeitig den Klassenerhalt. Rang 13 war am Ende der Lohn.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Auch in dieser Saison soll das Thema Abstiegsangst so schnell wie möglich ad acta gelegt werden. Mit Nabil El Zhar (32, Al Ahli) und Guido Carillo (28, FC Southampton) hat der Klub zwei wichtige Stützen verloren, mit Jonathan Silva (25, vorher Sporting), Juan Muñoz (23, Alcorcón), Roberto Rosales (28, FC Málaga), Álex Martin (21, Real Madrid B) und Fede Varela (22, FC Porto B) ordentlich Verstärkung erhalten.

Zudem verpflichteten die „Pepineros“ Martin Braithwaite (28) vom FC Middlesbrough fest. Der Stürmer hatte das Jahr zuvor per Leihe bei Leganés verbracht.

In der kommenden Saison wird es für Pellegrino und seine Mannen vor allem darum gehen, eine derartige Schwächephase wie im Herbst 2018 zu verhindern, um dem Abstiegskampf frühestmöglich zu entkommen. Die Chancen dafür stehen alles andere als schlecht. In der Vorbereitung ging keine Partie verloren. Eine Serie, die Leganés gerne ausbauen würde.

Im Fokus: Youssef En-Nesyri

Fällt der Name Youssef En-Nesyri, muss man bei Leganés von einem echten Glücksgriff sprechen. Rund ein Jahr ist es her, dass der Marokkaner vom FC Málaga zu den „Pepineros“ gewechselt ist. Der offensiv flexibel einsetzbare En-Nesyri stieg nach anfänglichen Anpassungsproblemen schnell zum Stammspieler auf und avancierte mit elf Treffern in 34 Spielen umgehend zum Topscorer seines Klubs.

(Photo by Khaled DESOUKI / AFP) 

Kein Wunder also, dass der Offensivspieler innerhalb von nur einem Jahr seinen Marktwert vervielfachen konnte. Vor allem seine Rückrunde beeindruckte, wodurch der 22-Jährige einen maßgeblichen Anteil am souveränen Klassenerhalt von Leganés hatte.

Auch in der kommenden Saison soll er die Offensive tragen. Mit seinem guten Abschluss, einem herausragenden Kopfballspiel und seiner Dribbelstärke ist er der Zielspieler in Pellegrinos System, vor allem jetzt, da Carillo weg ist.

Newcomer: Fede Varela

Fede Varela ist (noch) ein unbeschriebenes Blatt. Einige Einsätze in der zweiten Mannschaft des FC Porto, dazu die Jugend von Celta Vigo durchlaufen, ehe es über die Schweiz (FC Stade Nyonnais) und Portugal (Portimonense FC) nun zu Leganés ging.

Der 22-Jährige gilt als Perspektivspieler und als Entlastung für die Real-Leihgabe Óscar Rodríguez im offensiven Mittelfeld. Doch Varela kann nahezu jede Position im Mittelfeld übernehmen und bietet Pellegrino so mehr Variabilität. Besonders auffällig ist seine gute Schusstechnik, die er jedoch noch zu selten einzusetzen weiß. Hinzu kommt seine Fähigkeit, den entscheidenden letzten Pass zu spielen. Ein Attribut, das bei Leganés dringend benötigt wird.

Prognose

CD Leganés ist in La Liga angekommen. Auch in dieser Saison ist das Primärziel der Klassenerhalt. Sollte der Klub eine Schwächephase wie die aus der abgelaufenen Saison vermeiden können, dürfte auch die kommende Spielzeit eine sorgenlose sein.

Nico Scheck

Real Sociedad

(Letzte Saison: 9. Platz)

Positiver Trend sichtbar

Mit dem neunten Platz im Vorjahr, erreichte Real Sociedad genau die Platzierung, die sie in den letzten neun Jahren, seit dem Aufstieg 2010, durchschnittlich erreicht haben. Außerdem erreichte „La Real“ in der Saison 2017/18 nur den elften Rang, sodass sogar ein positiver Trend zu verzeichnen ist. Trotzdem dürfte bei den Basken niemand mit Platz 9 zufrieden sein.

Das hat vor allem zwei Gründe: 1. Die Konkurrenz hat nahezu vollständig geschwächelt, sodass der Kampf um Europa teilweise ein echtes Schneckenrennen war. Sociedad fehlten am Ende drei Punkte zu Platz 7. Die Qualifikation für die Europa League war somit zum Greifen nahe. Außerdem war die Konstanz ein Problem. Die Mannschaft zeigte zwei vollkommen unterschiedliche Gesichter, mal ein sehr gutes, wie z.B. beim 2:0-Sieg im Bernabeu, aber auch oft ein sehr schlechtes, wie z.B. bei der 5:2-Klatsche beim FC Sevilla. Unterm Strich blieb auf jeden Fall der Eindruck zurück, dass mit dieser Mannschaft einfach mehr drin gewesen wäre.

(Photo by Harriet Lander/Getty Images)

Diesen Eindruck teilten auch die Verantwortlichen von „La Real“ weshalb man gleich zwei Trainerwechsel vornahm. Zunächst übernahm Asier Garitano (mittlerweile bei Alaves) vor dem Saisonstart von Imanol Alguacil, der zuvor interimsweise von Eusebio übernommen hatte. Am zweiten Weihnachtstag musste Garitano, auf Platz 15 stehend, dann aber auch schon wieder gehen, woraufhin Alguacil abermals übernahm. Dieses Mal aber mit dem Unterschied, dass er fest angestellt ist und einen Vertrag bis 2021 unterschrieben hat.

Nicht die ganz große Revolution

Allzu große Veränderungen an der Mannschaft wurden unterdessen aber nicht vorgenommen. Vielmehr liegt der Fokus mittlerweile darauf junge Talente weiter zu entwickeln. Das sind entweder Top-Talente aus dem eigenen Nachwuchs, wie Robin Le Normand (22, Innenverteidiger), Aihen Muñoz (21, Linksverteidiger), Ander Guevara (22, zentrales Mittelfeld) und Ander Barrenextea (17, Linksaußen), die alle aus der eigenen zweiten Mannschaft hochgezogen wurden, oder Spieler, die man von anderen Teams dazu gewinnen konnte. Hier sind vor allem Modibo Sagnan (20, Innenverteidiger, RC Lens, 4,5 Millionen Euro Ablöse), Alexander Isak (19, Stürmer, Borussia Dortmund, 6,5 Mio. €) oder auch Martin Ödegaard (20, Rechtsaußen, Real Madrid, Leihe) zu nennen.

Mit Portu wurde unterdessen nur ein wirklich gestandener Profi dazu geholt. Der 27-jährige offensive Mittelfeldspieler kam für 10 Millionen Euro Ablöse vom Absteiger Girona. Auf der Abgangsseite stehen mit Hector Moreno (31, Al Gharafa, 5 Mio. €) und Juanmi (26, Real Betis, 8 Mio. €) unterdessen auch nur zwei etwas prominentere Namen. Dazu kommen zwar noch die beiden Leihspieler Theo Hernandez und Sandro Ramirez, die nicht fest verpflichtet wurden, doch so wirklich traurig ist man wohl bei keinem aus diesem Quartett, dass er gegangen ist.

Insgesamt kommt Real Sociedad also wesentlich jünger und frischer daher und ist deshalb auch eines der interessantesten Teams für die kommende Saison, auch wenn es Torhüter Rulli (27) nach Montpellier zog. Mit Innenverteidiger Diego Llorente (26), Rechtsverteidiger Joseba Zaldua (27), dem Mittelfeldtrio Zubeldia (22) -Mikel Merino (23) – Illarramendi (29) und den beiden Top-Angreifern Mikel Oyarzabal (22) und Willian Jose (27), ergänzt um die tollen jungen Spieler, macht richtig Lust.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Die Qualifikation für die Europa League ist damit mehr als nur ein frommer Wunsch, wenn Trainer Aguacil das Potenzial auch auf den Platz bringen kann. Auch die Frage, wie die Mannschaft mit Rückschlägen umgeht und ob sie genügend Halt und Reife besitzt, um damit fertig zu werden, ist noch offen. Real Sociedad geht also auch ein gewisses Risiko ein, doch das könnte es definitiv wert sein!

Im Fokus: Igor Zubeldia

Igor Zubeldia ist 22 Jahre alt, defensiver Mittelfeldspieler und ist vor kurzem mit der spanischen Nationalmannschaft U21-Europameister geworden. Abgesehen davon ist er seit zwei Jahren Stammspieler bei Real Sociedad San Sebastian, wo er sämtliche Jugendmannschaft durchlief und den Sprung in die erste Mannschaft schaffte.

Er spielt als tiefer „Sechser“, hinter zwei „Achtern“, in Alguacils 4-3-3-System und ist damit in der Verbindung zwischen Verteidigung und Mittelfeld. Und auch seine Fähigkeiten sind eine ziemlich gute Verbindung der jeweiligen Anforderungen. In der defensive besticht er durch eine gute Physis, ein starkes Zweikampfverhalten und die Fähigkeiten ein Spiel zu lesen und somit auch viele Bälle abzufangen, während er in der Offensive mit viel Dynamik (er kann auch durchaus Bälle durchs Mittelfeld „schleppen“), einem guten Passspiel (vor allem gute Verlagerungen) und Übersicht zu überzeugen weiß.

Mit diesem Profil ist er elementar wichtig für das Spiel seiner Mannschaft, gerade was die Balance anbetrifft, und ist daher unser Player to watch, auch wenn sich hier natürlich auch insbesondere Mikel Oyarzabal angeboten hatte.

Newcomer: Ander Barrenextea

Ander Barrenextea ist gerade mal 17 Jahre alt und das nächste absolute Top-Talent aus der Nachwuchsabteilung La Reals. In der abgelaufenen Spielzeit brachte er es, obwohl er eigentlich noch zur Jugendmannschaft gehörte, bereits auf acht Drittliga-Spiele (ein Tor, für die zweite Mannschaft) und neun La Liga Einsätze (ein Tor). Sein erstes La Liga Tor gelang ihm unterdessen beim 3:1-Heimsieg über Real Madrid (er erzielte das Tor zum Endstand).

Doch nicht nur das, er war auch der erste Spieler, der im 21. Jahrhundert geboren wurde, der in La Liga zum Einsatz kam und er ist „La Reals“ erster Jugendspieler seit Antoine Griezmann, der in der ersten Mannschaft eingesetzt wurde, ohne dass er zuvor für die B-Mannschaft spielte. Barrenextea kommt vornehmlich auf der linken offensiven Außenbahn zum Einsatz und ist eher ein inverser Flügelspieler. Er zieht gerne mit seinem etwas stärkeren rechten Fuß ins Zentrum, um selbst Richtung Tor zu ziehen, doch er kann auch, aufgrund seines ebenfalls sehr guten linken Fußes, problemlos außen vorbeiziehen, um eine Flanke zu schlagen.

Seine größte Stärke ist dabei mit Sicherheit das Dribbling und seine extrem enge Ballführung. Dazu ist er aber auch erstaunlich durchsetzungsstark und auch sein Schuss kann sich definitiv sehen lassen. Für die kommende Saison ist der Youngster fest in der ersten Mannschaft eingeplant und hat auch sehr gute Chancen zu vielen Einsätzen zu kommen.

Prognose

Real Sociedad verfügt über ein extrem spannendes Team mit einem ungeheuren Potenzial. Der Ansatz mit vielen jungen Spielern zu spielen birgt zwar gewisse Risiken, doch eigentlich ist das Grundgerüst das Mannschaft stabil genug, um auch mal heikle Phasen überstehen zu können. Eine andere Frage wird sein, ob Trainer Alguacil als Cheftrainer ebenfalls den nötigen Rückhalt bekommt, wenn es mal eine Schwächeperiode geben sollte. Viel wird an der Stabilität und der Ruhe im Verein hängen, je mehr Sicherheit die Mannschaft bekommt, desto besser. Sollte das gegeben sein, ist das Erreichen eines Europa League Platzes im Bereich des Möglichen, eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahr erscheint dagegen unwahrscheinlicher zu sein. Platz 5-9.

Christoph Albers

(Photo by David Ramos/Getty Images)


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