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Premier League Vorschau 1/5 | Manchester City, West Ham, Newcastle, Brighton

4. August 2019 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Nach einer der spannendsten Spielzeiten, die die Fußballinsel je erlebte, startet die Premier League am Freitag, den 9. August mit dem Spiel zwischen dem FC Liverpool und Norwich City in die Saison 2019/2020. In unserer fünfteiligen Vorschau analysieren wir alle 20 Teams.

Teil 1: Manchester City, West Ham United, Newcastle United, Brighton and Hove Albion

Manchester City

(Letzte Saison: Meister)

Transfers auf den letzten Metern?

Manchester City gelang in der vergangenen Saison die Verteidigung des Premier-League-Titels. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem FC Liverpool, das sich über die gesamte Saison erstreckte, setzten sich die „Skyblues“ letztendlich durch und konnten den sechsten Englischen Meistertitel der Vereinsgeschichte einfahren. Des Weiteren konnte man den Carabao Cup sowie den FA Cup gewinnen, in der Champions League hingegen musste man sich im Viertelfinale den Tottenham Hotspur geschlagen geben.

Die Schlagzeilen um Manchester City wurden in diesem Sommer von der Personalie Leroy Sané (23) bestimmt, der beim FC Bayern hoch im Kurs steht. Ein Wechsel von Leroy Sane ist durchaus realistisch, möglicherweise wird Pep Guardiola noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv und einen Ersatz verpflichten. Auch auf der Position des rechten Verteidigers soll eventuell noch nachgebessert werden, zuletzt wurden die Verhandlungen mit Joao Cancelo (25) wieder aufgenommen.

Ein verletzungsfreier De Bruyne als Quasi-Neuzugang

Ein Schlüsselspieler in dieser Saison dürfte Kevin de Bruyne (28) sein. Der Belgier stand in der abgelaufenen Saison nur in der Hälfte der Ligaspiele auf dem Platz und absolvierte nur vier Partien über 90 Minuten. Aufgrund mehrerer Verletzungen war der Spielmacher wohl zu keinem Zeitpunkt bei 100 Prozent und kann in dieser Saison als Quasi-Neuzugang gezählt werden, sofern er gesund bleibt. Während der Asien-Tour der „Cityzens“ glänzte er mit seiner starken Übersicht sowie seiner enormen Präsenz und wirkte topfit. Sollte er die kommende Spielzeit ohne größere Blessuren absolvieren, wird er das ohnehin schon stark besetzte Mittelfeld der Mannschaft von Pep Guardiola enorm bereichern.

(Photo by Gareth Copley/Getty Images)

Außerdem wird Neuzugang Rodri (23) das Mittelfeld des amtierenden Meisters verstärken und ein Konkurrent für Fernandinho (34) sein, der in der vergangenen Saison keinen adäquaten Ersatz für seine Position vor der Viererkette hatte. Ebenfalls eine Investition in die Breite war der Transfer von Angeliño (22), der von PSV Eindhoven auf die Insel wechselte. Der Linksverteidiger kam für nur 12 Millionen Euro, da City eine Rückkaufoption in den Vertrag des Spaniers einbauen ließ, die sie nun aktivierten. Das Trio der Neuzugänge komplettiert der amerikanische Torwart Zack Steffen (24), der für 8 Millionen Euro von Columbus Crew kam, jedoch mit sofortiger Wirkung an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen wurde.

Prognose

Manchester City hat die beiden Schwachstellen des Kaders erkannt und auf dem Transfermarkt entsprechend reagiert. Es wurden zwei Spieler verpflichtet, die perfekt in das Anforderungsprofil Pep Guardiolas passen und das Niveau des Kaders noch einmal anheben. Auch in der kommenden Saison werden die „Skyblues“ um die Meisterschaft mitspielen, ob es am Ende zum dritten Titel in Folge reicht, hängt jedoch auch von der Konkurrenz und möglichen Verletzungen ab. Ein weiterer Faktor könnte ein Sané-Verkauf und ein möglicher Ersatz sein. Wird Manchester City nicht noch einmal tätig, wenn der deutsche Nationalspieler den Verein verlässt, ist die Offensive in der Breite möglicherweise nicht ideal besetzt.

Im Fokus: Rodri Hernandez

Der 23-jährige wird im System von Pep Guardiola eine ähnliche Rolle einnehmen, wie sie Sergio Busquets (31) bei Barcelona innehatte. Beide Spieler ähneln sich aufgrund ihrer Spielweise, denn sie zeichnet eine enorme Pressingsresistenz und die Fähigkeit aus, wichtige offene Räume zu erkennen und sie aus dem Deckungsschatten des Gegners heraus zu besetzen. Mit Ball am Fuß unterscheidet sich Rodri (23) dennoch von Busquets, da er ungleich häufiger in Dribblings geht und damit Gegner auf sich zieht, um seinen Mitspielern Zeit zu verschaffen. In der kommenden Saison wird es spannend zu beobachten sein, wie er sich in den englischen Fußball einfindet, der physischer ist als in Spanien. Gelingt ihm das, wird er vor allem mittel- oder langfristig eine enorme Verstärkung für die „Skyblues“ darstellen.

Newcomer: Angeliño

Der 22-jährige Spanier ist seit 2013 im Kader von Manchester City, wurde in der Folge jedoch mehrmals ausgeliehen und zuletzt sogar an PSV Eindhoven verkauft. Eine Rückkaufoption ermöglichte es dem Englischen Meister, sich seine Dienste erneut zu sichern. Angeliño ist ein sehr offensiver Außenverteidiger, der über eine solide Grundschnelligkeit und eine starke Technik verfügt. Außerdem ist er ein passsicherer Spieler, der sich nahtlos in das Kombinationsspiel Guardiolas einfügen wird, was er in der Vorbereitung bereits unter Beweis stellte.

(Photo by Koji Watanabe/Getty Images)

Die Position des linken Verteidigers war in der vergangenen Saison in gewisser Weise das Sorgenkind von City, da Benjamin Mendy von Verletzungen geplagt war und mit Zinchenko und Delph kein adäquater Ersatz im Kader stand. Es ist durchaus denkbar, dass Angeliño (22) in der kommenden Saison in einigen Spielen von Beginn an auf dem Platz stehen wird.

Kilian Thullen

Newcastle United

(Letzte Saison: 13. Platz)

Steve Bruce tritt in große Fußstapfen

Die Saison 2018/2019 war für Newcastle United relativ ähnlich zu 2017/2018. Wieder schien der Kader recht schwach besetzt zu sein. Wieder kamen die „Magpies“ schwer aus den Startlöchern – den ersten Sieg gab es am elften Spieltag. Wieder lag es vor allem an Trainer Rafa Benitez, dass der Abstieg letztendlich relativ bequem abgewendet werden konnte.

(Photo by Ian MacNicol/Getty Images)

Der Schock bei den Fans war folglich groß, als die Vertragsverhandlungen mit dem Spanier diesen Sommer kein erfreuliches Ende nahmen. „Ich wäre gerne geblieben“, sagte Benitez der Presse. Doch die Differenzen zum umstrittenen Klubboss Mike Ashley waren offensichtlich nicht zu überwinden. Umso verwunderlicher waren die Transferaktivitäten des Klubs in diesem Fenster. Eben jener Ashley, der den spanischen Trainer jahrelang nur mit dem Nötigsten versorgte, öffnete plötzlich den Geldbeutel. Sei es um den Wert des Vereins zu steigern – der Geschäftsführer von „Sports Direct“ versucht seit geraumer Zeit den Klub zu verkaufen – oder um vielleicht doch sportlich mehr zu erreichen. Ganz egal, Newcastle war endlich mal wieder in der Lage hochkarätige Transfers zu tätigen.

Nachdem Newcastle erst im Winter seinen 14 Jahre alten Transferrekord (Michael Owen; 18 Millionen Euro) durch die Verpflichtung von Miguel Almirón (25; 24 Millionen Euro; Atlanta United) brach, wurde dieser Betrag wenigen Monate später sogar verdoppelt. Joelinton (22) kommt für 50 Millionen Euro von der TSG Hoffenheim und soll mit Allan Saint-Maximin (22; OGC Nizza, 18 Millionen Euro) die schwache Offensive gewaltig aufwerten. Das erste Ziel lautet, eine 23-Tore-Lücke zu schließen. Diese hinterlassen die einzigen Akteure der Vorsaison, die zweistellig trafen und damit für über 50% der Magpies-Ausbeute verantwortlich waren: West-Brom-Leihgabe Salomón Rondón (29), der Benitez nach China zu DL Yifang folgte, und Ayoze Pérez (25), für den Newcastle stolze 33 Millionen Euro von Leicester kassierte. Trotz einer Art „Durchbruchssaison“ bei Letzterem und des überlebenswichtigen Outputs des Duos, sollte Newcastle über diese Abgänge keine schaflosen Nächte verlieren.

Ganz anders sieht es bei Torhüter Martin Dubravka (30) aus. Der Slowake avancierte seit seiner Ankunft aus Prag im Januar 2018 auf Anhieb zum Leistungsträger und wird derzeit von Paris Saint-Germain umworben. Sollte Dubravka gehalten werden, wäre er eigentlich die perfekte Absicherung einer rustikalen, allerdings schlagfertigen Abwehr um Jamaal Lascelles und Fabian Schärr und eines interessanten Mittelfelds. Dieses ergänzt sich dank Physis, dem unterschätzten spielerischen Einfluss eines Jonjo Shelvey sowie der defensiven Intelligenz eines Sean Longstaff hervorragend zu den neuen, vielversprechenden Elementen in der Offensive. Das ist vier Tage vor Transferschluss zumindest die Hoffnung. Die Bemühungen Manchester Uniteds um jenen Longstaff scheinen allerdings erfolgreich abgewehrt worden zu sein.

(Photo by Ian MacNicol/Getty Images)

Die erste Elf der Magpies sieht dank der Investitionen auf dem Papier besser aus als im Vorjahr. Das wird auch bitter nötig sein, denn die Besetzung des Trainerstuhls sorgte am River Tyne nicht gerade für Begeisterung. Steve Bruce pendelte während seiner Karriere primär zwischen der ersten und zweiten Liga. Nun muss er in die großen Fußstapfen der einstigen Lebensversicherung Rafa Benitez treten. Die schwache Vorbereitung zeigt, dass das durchaus Zeit benötigen könnte. 

Prognose

Obwohl die Startelf Newcastles deutlich besser und ausbalancierter aussieht als im Vorjahr, könnte das Team Zeit brauchen, um sich einzuspielen. Paart man das mit der fragwürdigen Breite, dürften die Magpies also erneut auf die taktische Raffinesse und das geschickte Spielermanagement eines Trainers angewiesen sein. Mit Rafa Benitez wäre das wohl kein größeres Problem. Steve Bruce dagegen muss sich hierbei erstmal empfehlen. Das Ziel lautet daher erneut Klassenerhalt.

Im Fokus: Miguel Almiron

Die oben zitierte Transferoffensive – zumindest für Newcastles Verhältnisse – begann bereits letzten Winter mit Miguel Almiron. Obwohl der offensive Mittelfeldspieler in den ersten zehn Spielen auf der Insel keinen Scorerpunkt verbuchen konnte, war zu erkennen, wieso die Magpies den Mann aus Paraguay so sehr wollten. 

(Photo by Mark Runnacles/Getty Images)

Almiron verlieh dem seit Jahren viel zu statischen Offensivspiel mit hervorragender Technik, Tempodribblings, Spielwitz, Übersicht und Kreativität komplett neue Facetten.

Nach einer vollen Vorbereitung mit den neuen Kollegen und einem qualitativ hochwertigen Abnehmer in der Sturmzentrale mit dem spielstarken Joelinton, sollte der 25-jährige in seiner ersten kompletten Saison im St. James‘ Park zu einem absoluten Schlüsselspieler avancieren.

Newcomer: Matty Longstaff

In nur neun Premier-League-Einsätzen machte Sean Longstaff (21) 2018/2019 derart auf sich aufmerksam, dass sich Manchester United bis zuletzt um ihn bemühte. Klammheimlich fanden die Magpies während der Vorbereitung den nächsten Longstaff, der einen ähnlichen Sprung machen könnte.

Matty Longstaff (19), der jüngere Bruder von Sean, drängte sich während der Vorbereitung eindrucksvoll hervor, überzeugte in all seinen Einsätzen mit Laufstärke und cleveren, angriffslustigen Ausflügen aus dem zentralen Mittelfeld.

Es bleibt abzuwarten, ob Matty einen ähnlichen Senkrechtstart wie Sean hinlegen wird. Im Sommer wurde er jedenfalls ins kalte Wasser geworfen und überzeugte. Womöglich hat Bruce daher mehr von der ein oder anderen Einwechslung, statt Longstaff bei einem Zweitligisten Erfahrung sammeln zu lassen.

Chris McCarthy

West Ham United

(Letzte Saison 10. Platz)

Klares Ziel: Weiterentwicklung

West Ham United hat unter Trainer Manuel Pellegrini eine solide Saison gespielt, die Lust auf die Zukunft macht. Nach einem schwierigen Start und null Punkten aus den ersten vier Spielen fanden die „Hammers“ einen festeren Boden unter den Füßen, die Spieler begannen die Spielidee des Trainers zu verstehen und umzusetzen und die Ergebnisse stimmten häufiger. Besonders die verbesserte Heimform ist dabei positiv zu erwähnen, insgesamt konnten die Londoner durch neun Siege und vier Remis starke 31 Punkte im eigenen Stadion einfahren, die meisten seit dem Umzug ins London Stadium im Jahr 2016. 

Das ausgewiesene Ziel der „Hammers“ vor der Saison, einen Platz in der oberen Tabellenhälfte zu besetzen, wurde erreicht, wenn auch erst am letzten Spieltag. Angesichts der Hindernisse, mit denen Pellegrini und sein Team konfrontiert waren, ist das eine durchaus zufriedenstellende Leistung. Besonders die verletzungsbedingten Ausfälle einiger Schlüsselspieler oder solcher, die es werden sollten, machten West Ham zu schaffen.

(Photo by Alex Morton/Getty Images)

So verpasste Jack Wilshere (27), der vor der Saison ablösefrei von Arsenal als Hoffnungsträger für das zentrale Mittelfeld geholt wurde, aufgrund wiederholter Verletzungen am Knöchel 30 Spiele und stand insgesamt nur acht mal auf dem Feld, dabei nur die ersten drei Spiele der Saison über die vollen 90 Minuten. Ähnlich erging es Andriy Yarmolenko (29). Der ehemalige Dortmunder absolvierte sein letztes Pflichtspiel am 20.10.2018 und fehlte bis Saisonende verletzt.

Starke Zugänge als Grundlage für die Zukunft

Eine Reihe von Spielern konnten sich dagegen in der letzten Saison in den Vordergrund spielen, allen voran Lukasz Fabianski. Der 33-jährige Torwart wechselte für acht Millionen Euro von Absteiger Swansea City nach West Ham und hat in der letzten Spielzeit kein Ligaspiel verpasst, mit 148 Paraden hat er dabei die meisten abgewehrten Bälle aller Premier-League-Torwärte zu verzeichnen. Auch Felipe Anderson, vor der Saison für stolze 38 Millionen Euro von Lazio Rom geholt, konnte seine Qualität auf der linken Außenbahn auch in seiner ersten Premier-League-Saison bestätigen, unter anderem als zweitbester Scorer der Londoner mit neun Toren und vier Vorlagen in 36 Ligaspielen. 

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Offensiv-Unterstützung wird Anderson in der kommenden Saison durch zwei hochkarätige Neuzugänge erhalten, Rekordtransfer Sebastien Haller (25) und U21-Europameister Pablo Fornals (23). Während mit Haller ein kompletter Stürmer verpflichtet wurde, der seine Qualitäten bereits zur Genüge unter Beweis gestellt hat, kommt auch Fornals trotz seiner erst 23 Jahre schon auf über 120 La-Liga-Spiele. Der Spanier, der im offensiven Mittelfeld flexibel einsetzbar ist, bringt viele wichtige Elemente für das Offensivspiel mit. Fornals könnte sehr gut mit Anderson, Lanzini & co. harmonieren, ist ein kombinationsstarker Spieler, der im letzten Drittel permanent für Gefahr sorgen kann. Vor allem das Zusammenspiel mit Haller, der eine enorme Wucht mitbringt, gleichzeitig aber auch technisch über wirklich bemerkenswerte Fähigkeiten verfügt, wird spannend zu beobachten sein.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Insgesamt zeichnet sich ab, dass der Angriff das Kapital von West Ham sein wird, die Defensive ist dagegen durchaus noch ausbaufähig. Hier konzentriert sich vieles auf Issa Diop, der in der Innenverteidigung den Ton angibt und mit Manchester United in Verbindung gebracht wurde. Im Fokus steht außerdem Declan Rice (20). Das Eigengewächs war aus der Mannschaft von West Ham in der vergangenen Saison nicht mehr wegzudenken, spielte abgeklärt und unaufgeregt und ist ein Stabilisator im defensiven Mittelfeld.

Prognose

Mit Marko Arnautovic haben die „Hammers“ zwar ihren Top-Scorer der letzten Saison verloren, damit aber auch gleichzeitig einen stetigen Unruheherd abgegeben und, viel wichtiger, durch den Zugang von Sebastien Haller für mehr als nur einen adäquaten Ersatz gesorgt. Alle anderen Leistungsträger wurden bisher gehalten und insgesamt hat Pellegrini eine sehr spannende Offensive zur Verfügung. Schafft man es die defensiven Probleme zu kaschieren, dann ist eine Verbesserung der Platzierung sehr realistisch.

Im Fokus: Sebastien Haller

Sebastien Haller kann durchaus als absoluter Toptransfer gesehen werden. Der Franzose, der 2017 für nur rund sieben Millionen Euro den niederländischen Erstligisten FC Utrecht verließ und sich Eintracht Frankfurt anschloss, stand in der vergangenen äußerst erfolgreichen Saison der Eintracht immer ein wenig im Schatten von Starspieler Luka Jovic, war für die Hessen aber ein ungeheuer wichtiger Baustein in der Offensive.

In seinen 29 Bundesliga-Auftritten bewies der Offensivmann unter anderem durch 15 Tore und zehn Vorlagen eindrucksvoll, dass er nicht nur ein extrem torgefährlicher Spieler ist, sondern auch immer den Blick für den Mitspieler hat.

Haller hat durch seine 1,90m Körpergröße und seine starke Physis eine hohe Durchsetzungskraft und ist extrem kopfballgefährlich, gleichzeitig aber auch technisch versiert und mit hoher Spielintelligenz gesegnet. Kurzum: Er ist wie gemacht für die Premier League!

Newcomer: Grady Diangana

Mit dem Eigengewächs der „Irons“ steht Trainer Manuel Pellegrini eine weitere Option für die Offensive zur Verfügung. Schon in der letzten Saison konnte er als Joker in der Premier League auf sich aufmerksam machen und erste wichtige Erfahrungen sammeln. Der Linksfuß wird sicher auch in der kommenden Spielzeit einige Möglichkeiten bekommen sich zu beweisen, muss diese aber auch nutzen, um sich in der stark besetzten Offensive der „Hammers“ weitere Einsatzzeiten zu verdienen.

(Photo by Harriet Lander/Getty Images)

Diangana spielt gerne auf der Außenbahn, ist aber flexibel einsetzbar und mit seinem Tempo und seiner Unbekümmertheit eine gute Ergänzung. Dass der Klub auf ihn baut zeigt auch die Vertragsverlängerung, die im Januar erfolgt ist. Bis 2025 hat man den Spieler an den Verein binden können.

Jasper Glänzer

Brighton & Hove Albion

(Letzte Saison 17. Platz)

2, 1, Risiko?

In seinen insgesamt viereinhalb Jahren als Trainer von Brighton & Hove Albion führte Chris Hughton den kleinen Klub 2017 erstmals in die Premier League. Dort hielt er trotz limitierter Mittel sowohl in der ersten Saison, als auch im verflixten zweiten Jahr trotz steigender Konkurrenz die Klasse. Seis drum, im Mai 2019 entschieden sich die Seagulls dazu, Hughton zu entlassen. Die Stagnation, vor allem aber lediglich drei Siege in den letzten 23 Spielen, schienen den Verantwortlichen ein Warnsignal zu sein. Graham Potter, den Zweitligist Swansea nach nur einem Jahr mit einem Top-Gehalt von einem Verbleib überzeugen wollte, übernimmt in Brighton das Zepter.

(Photo by Marc Atkins/Getty Images)

Im Süden Englands wurde der Trainerwechsel heiß diskutiert. Mit Hughton riss Brighton zwar keine Bäume aus, doch immerhin stand der Klub gemessen an der Kaderqualität mehr oder weniger im Soll. Der Wechsel zu Potter, einem progressiven, ballbesitzorientierten und modernen Trainer, ist nicht ohne Risiko. In Östersund leistete der 44-Jährige zwar sieben Jahre gute Arbeit, Erfahrung in der Premier League hat er allerdings keine.

Verstärkt wird das Risiko durch die verhaltenen Transferaktivitäten diesen Sommer. Die schlechteste Offensive aller Nichtabsteiger wurde lediglich durch Flügelspieler Leandro Trossard (24; KRC Genk; 20 Millionen Euro) verstärkt und stellt weiterhin die Problemzone dar. Darüber hinaus wurde der inkonstante, dafür aber durchaus begabte Anthony Knockaert (27) unerklärlicherweise an Zweitligist Fulham verliehen. Die Hoffnung Brightons scheint darin zu liegen, dass Potter mehr aus den bisher enttäuschenden Top-Einkäufen der letzten Jahre herausholt. Rekordeinkauf Alireza Jahanbakhsh (25; Flügel/Sturm, 20 Millionen Euro), der kaum günstigere Jürgen Locadia (25; Sturm, 17 Millionen Euro) sowie Florin Andone (26) oder José Izquierdo (27, Flügel) müssen endlich konstant abliefern. Gemeinsam schossen sie 2018/2019 gerade einmal fünf Treffer. Brighton kann sich nicht erneut darauf verlassen, dass der Benjamin Button der Premier League, Glenn Murray (35), 13 Tore beisteuert. In der Vorbereitung deutete vor allem Locadia an, dass die Leistungskurve nach oben zeigt.

Nach oben zeigte in den letzten Jahren auch die Leistungskurve von Innenverteidiger Lewis Dunk (27), weshalb er in das Visier einiger höher platzierten Klubs gerückt ist. Der Verbleib des neuen Kapitäns ist vier Tage vor Transferschluss überlebenswichtig, allerdings nicht garantiert. Sollte der Engländer jedoch bleiben, hätten die Seagulls bis auf den langjährige Kapitän Bruno (38; Karierende), keine nennenswerten Abgänge zu verzeichnen.

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

Potter steht also nahezu der identische Kader wie Hughton zur Verfügung. Der große Unterschied ist nicht nur sein Stil, sondern die taktische Flexibilität. Von Letzterem hängt auch ab, wie signifikant die Rolle von Spielmacher Pascal Groß sein wird. Setzt Potter auf ein 3-4-3, wäre für den Deutschen wohl kein Platz. In einem 4-2-3-1 dagegen würde der Zehner vor einem defensiveren Duo, bestehend aus Yves Bissouma (22) und Davy Pröpper (27) oder Dale Stephens (29), gesetzt sein. 

Prognose

Manchmal merkt man erst wie wichtig etwas ist, wenn es weg ist. Aus Sicht der Seagulls ist zu hoffen, dass dies nicht auf Chris Hughton zutrifft. Der Kader steht nicht viel besser da als im Vorjahr und verliert nun die unspektakuläre, dafür aber erfahrene und beruhigende Konstanz des ehemaligen Aufstiegstrainers. Ein Risiko. Potter steht nicht nur vor der anspruchsvollen Aufgabe, den beliebten Trainer zu ersetzen, sondern dessen Pragmatismus aus den Köpfen der Spieler durch seinen progressiveren Stil auszutauschen. Es ist mit Startschwierigikeiten sowie hartem Abstiegskampf zu rechnen.

Im Fokus: Alireza Jahanbakhsh

Die Erwartungen waren hoch, als Brighton im Sommer 2018 Rekordneuzugang Alireza Jahanbakhsh (25; 20 Millionen Euro) präsentierte. Der torgefährliche WM-Held aus dem Iran sollte die statische Offensive der Seagulls beleben.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Gelangen ihm bei Ex-Klub AZ Alkmaar 2017/2018 noch 21 Tore und zwölf Vorlagen, war er in seiner Debutsaison in England nicht an einem einzigen Treffer direkt beteiligt. Dass Jahanbakhsh technisch limitiert ist, war bekannt. Die Hoffnung lag darin, dass sich sein gutes Raumverständnis und sein hervorragender Torinstinkt durchsetzen würden.

Dazu fehlte allerdings nicht nur die Unterstützung seiner Kollegen, vor allem aber die nötige Portion Selbstbewusstsein. Mit einem neuen Trainer und in einer offensiveren Ausrichtung könnte der Iraner den Ansprüchen, die mit seiner Ablöse kamen, endlich gerecht werden. Der kränkelnde Angriff würde es benötigen…

Newcomer: Steven Alzate

Letzte Saison musste eine Leihe bei Viertligist Swindon Town aufgrund eines Ermüdungsbruchs im Rücken abgebrochen werden. 2019/2020 könnte Steven Alzate sein Premier-League-Debüt feiern.

Der 20-Jährige spielte sich während der Vorbereitung in den Fokus von Graham Potter, der bereits bei Swansea bewies, dass er nicht abgeneigt ist, der Jugend eine Chance zu geben.

Nach starken Leistungen im zentralen Mittelfeld dürfte der auffällig ballsichere und technisch starke Engländer einem der ältesten Kader der Premier League eine aufregende, junge Komponente verleihen.

Chris McCarthy

(Photo by Koji Watanabe/Getty Images)


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