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Serie A Vorschau 4/5 | SSC Neapel, Sampdoria, Sassuolo, Bologna

21. August 2019 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Mit der Serie A startet am kommenden Wochenende auch die letzte europäische Topliga in die neue Saison. Vorab werfen wir einen Blick auf alle 20 Mannschaften in Italiens Eliteklasse und beleuchten jeden Team umfassend!

Teil 1: Milan, Atalanta, Fiorentina, Lecce

Teil 2: Juventus, Genoa, Torino, Hellas

Teil 3: Lazio, Inter, Brescia, SPAL

Teil 4: Napoli, Sampdoria, Sassuolo, Bologna

SSC Neapel

(Letzte Saison: 2. Platz)

Wieder einmal Vizemeister

Wenn man den Anhängern der „Partenopei“ vor zehn Jahren gesagt hätte, dass man in der nächsten Dekade nie schlechter als auf dem sechsten Rang landen und zudem vier Mal die Vizemeisterschaft erringen wird, dann hätten das die wenigsten für möglich gehalten. Der Verein hatte zu jenem Zeitpunkt die härtesten Jahre seiner Vereinsgeschichte hinter sich und musste sich in den frühen 2000er-Jahren aus der Drittklassigkeit samt Neugründung zurückkämpfen. Doch mittlerweile verhält es sich so, wie mit den meisten Dingen, wenn erst einmal etwas erreicht wurde: Man will immer mehr. Napoli sehnt sich nach der ersten Meisterschaft seit 1990.

Und in der Saison 2017/18 sah es diesbezüglich lange Zeit verheißungsvoll aus. In der Rückrunde gewannen die „Azzurri“ das Spitzenspiel bei Juventus und gingen mit einem Vorsprung in den Schlussspurt. Doch die „Alte Dame“ fing Napoli doch noch ab und man musste sich abermals nur mit dem zweiten Platz begnügen. Im Anschluss erfuhr der Klub eine Zäsur, als Erfolgscoach Maurizio Sarri (60) und „Herzstück“ Jorginho (27) im Doppelpack zu Chelsea in die Premier League wechselten. Mit Carlo Ancelotti (60) übernahm ein im Vergleich zu seinem Vorgänger völlig anderer Trainer den Job an der Seitenlinie. Es herrschte berechtigte Skepsis, wie sich jene Liaison auswirken sollte.

(Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)

Doch unter dem „Mister“ behielt die Società Sportiva Calcio den Status als zweitbestes Team des Landes inne. Napoli wurde in der abgelaufenen Spielzeit mit zehn Punkten Vorsprung vor dem Dritten Atalanta Vizemeister. Fast genauso beträchtlich fiel jedoch auch der Rückstand (elf Zähler) auf den Meister aus Turin aus. Zu gut für den Rest, aber nicht gut genug für ganz oben? Gegen dieses Mantra kämpft der Verein in der kommenden Runde nun einmal mehr an.

(Photo by GERARD JULIEN/AFP/Getty Images)

Der Kader erfuhr für dieses Unterfangen lediglich einige Optimierungen. Der (bisherige) Königstransfer ist die Verpflichtung von Verteidiger Kostas Manolas (28), welcher für 36 Millionen Euro Ablöse von der AS Roma kam. Im Gegenzug wechselte Mittelfeldspieler Amadou Diawara (21) für rund 21 Millionen Euro in die italienische Hauptstadt. Mit Abwehrchef Kalidou Koulibaly (28) dürfte der Grieche eine qualitativ hochwertige Innenverteidigung bilden, welche sich auch im europäischen Vergleich nicht zu verstecken braucht.

Weitere Ergänzungen geplant

Daneben wurden das letztjährige Torhüter-Trio, welches komplett auf Leihbasis für die „Partenopei“ tätig war, fest verpflichtet: Stammkeeper Alex Meret (22, Udinese, 22 Millionen Euro), Orestis Karnezis (33, Udinese, 2,5 Millionen Euro) und David Ospina (30, Arsenal, 3,5 Millionen Euro). Weiter kam mit Eljif Elmas (19) ein äußerst talentierter Mittelfeldspieler für 12 Millionen Euro von Fenerbahce. Von Empoli wurde außerdem mit Rechtsverteidiger Giovanni Di Lorenzo (24) eine weiterer rechter Verteidiger für 8 Millionen Euro unter Vertrag genommen. Dem Vernehmen nach arbeitet der Verein noch intensiv an dem Transfer von Wunschspieler Hirving Lozano (24, PSV Eindhoven), der in Kürze den Medizincheck in Neapel absolvieren soll. Auch Namen wie James Rodriguez (28) und Mauro Icardi (26) oder Fernando Llorente (34) schwirren durch die Medien.

Schafft man es Lozano und sogar noch einen Stürmer zu verpflichten, dann würde das bereits sehr ordentliche Transferfenster Napolis zu einem herausragenden werden. Denn auf der Abgangsseite musste man im Gegensatz zum Vorjahr keine schmerzlichen Verluste hinnehmen. So verließ Raul Albiol (33) nach sechs Jahren das Team und schloss sich für 5 Millionen Euro dem FC Villarreal an. Marko Rog (24) ging als Leihspieler für eine Gebühr von 2 Millionen Euro für ein Jahr nach Cagliari. Ansonsten wurden zahlreiche Spieler abgegeben, welche im Vorjahr sowieso schon auf Leihbasis für andere Vereine tätig waren. Hier ist insbesondere der Transfer von Stürmer Carlos Vinicius (24) für 17 Millionen Euro Ablöse zu Benfica zu nennen.

Im Fokus: Fabian Ruiz

Der letztjährige Sommer-Neuzugang von Real Betis sollte sich als ein absoluter Volltreffer herausstellen. Der spanische Nationalspieler kostete 30 Millionen Euro und sollte jeden Cent dieses Betrages rechtfertigen. Ruiz wurde in insgesamt 40 Pflichtspielen eingesetzt und erzielte dabei sieben Treffer und bereitete drei weitere Tore vor. Der 23-Jährige kann im Mittelfeld mehrere Positionen bekleiden, im Gegensatz zu seiner Zeit bei Betis wurde der technisch starke und passsichere Regisseur etwas offensiver eingesetzt. Auch wegen seiner Entwicklung hatte Napoli im Januar etwas weniger Bauchschmerzen, als man dem langjährige Kapitän Marek Hamsik (32) grünes Licht für einen lukrativen Wechsel in die Chinese Super League gab.

(Photo by Alessandro Sabattini/Getty Images

Der Höhenflug des Mittelfeldspielers ging auch nach Ende der vergangenen Spielzeit weiter: Ruiz traf im Finale der U21-Europameisterschaft gegen Deutschland, ebnete damit den Weg zum Titel und wurde darüber hinaus noch zum besten Spieler des Turniers gewählt. Gestärkt durch diese Erfahrungen dürfte Ruiz sich in der anstehenden Saison noch einmal weiter entwickeln, was ebenso für sein Standing im Team gilt. Ruiz hat das Potenzial zum absoluten Topspieler zu avancieren.

Newcomer: Gianluca Gaetano

Gaetano wurde im vergangenen Jahr mit einem Profi-Vertrag bis 2023 ausgestattet und durfte gegen Ende der Saison 2018/19 bereits zwei Mal für wenigen Minuten in der Serie A ran. In diesem Jahr könnte der italienische U19-Nationalspieler ein ständiges Mitglied im ersten Team werden. Der offensive Mittelfeldspieler überzeugte die Verantwortlichen mit 17 Toren in der Primavera 1 sowie fünf Treffern in der Europa League. Als Belohnung für diese Leistungen kam der Youngster in der Vorbereitung regelmäßig zum Einsatz.

(Photo by RHONA WISE/AFP/Getty Images)

Zurzeit sieht es nicht aus, als würde Gaetano noch verliehen werden, wie sein Berater Giulio Dini gegenüber „TMW“ verriet. Laut dem Agenten seien die Erfahrungen mit Ancelotti bisher positiv, der 19-Jährige spüre das Vertrauen des Trainers. Zudem gehören eher Daniele Verdi und Adam Ounas zu den Wechselkandidaten in der Offensive. Wahrscheinlich wird Gaetano im ersten Team nicht derart offensiv eingesetzt, wie das noch in der Primavera der Fall war. Auf diese Art könnte der herausragende Techniker seine Fähigkeiten am Ball sowie seine Kreativität womöglich noch effektiver einbringen.

Prognose

Weiter „the best of the rest“ oder endlich der ganz große Wurf? Der Sommer verlief für den Vizemeister jedenfalls bisher äußerst solide und könnte bis zum Deadline Day in Italien (durch Lozano und/oder James) eventuell sogar noch überragend werden. Allerdings scheint es selbst dann kaum möglich zu sein, den Dauermeister aus Turin zu stoppen – zu groß ist noch immer der Qualitätsunterschied (im Normalfall). Jedoch dürfte Napoli den Status als auf den ersten Blick zweitbeste Mannschaft des Landes weiter inne und sogar noch eher zementiert haben.

Marius Merck

Sampdoria Genua

(Letzte Saison: 9. Platz)

Saison mit einzelnen Highlights

In der vergangenen Saison belegte die Mannschaft aus Ligurien Platz 9 mit 53 Punkten. 15 Siege sowie 15 Niederlagen und 8 Remis zeigten die fehlende Konstanz von Sampdoria oder aber einfach, dass die Mannschaft nicht mehr Qualität besitzt um mehr als nur das obere Mittelfeld der Tabelle zu erreichen. Sampdoria schaffte es einen ansehnlichen Ballbesitzfußball zu spielen. Trainer Marco Giampaolo, der am Saisonende zum AC Mailand wechselte, holte viel aus der Mannschaft heraus und schaffte es die Spieler gemessen an ihren Fähigkeiten sehr gut einzusetzen.

Wichtig waren vor allem die Balleroberungen im Angriffsdrittel. Sampdoria zeichnete sich häufig durch ein wirksames Pressing aus, setzte den Gegner situativ unter Druck und versuchte schnell nach vorne zu spielen. Nun weht in Genua aber ein anderer Wind, denn zum Saisonbeginn übernahm Eusebio Di Francesco das neue Amt des Trainers.

(Photo by Octavio Passos/Getty Images)

Di Francesco führte die Roma vorletzte Spielzeit sogar in das Halbfinale der Champions League, hatte aber in der Vorsaison auch aufgrund der nicht idealen Transferplanung von Sportdirektor Monchi mit Problemen zu kämpfen. Im März trennten sich die Wege beider Parteien, di Francesco legte eine kurze Pause ein und startet nun mit neuem Elan.

Neue Impulse und Quagliarella

Besonders spannend wird zu sehen sein ob der erfahrene Fabio Quagliarella (36) seine hervorragenden Leistungen aus der Vorsaison wird bestätigen können. Mit di Francesco werden nun neue Impulse im Spiel nach vorne gesetzt, die Mannschaft muss sich erst einmal an den neuen Cheftrainer gewöhnen.

Sampdoria musste auf dem Transfermarkt gleich zwei wichtige Abgänge verkraften. Dennis Praet (25) wechselte für 21 Millionen Euro zu Leicester City in die Premier League, Innenverteidiger Joachim Andersen (23) zog es für drei Millionen Euro mehr zu Olympique Lyon. Die Einnahmen wurden aber genutzt um selbst tätig zu werden. Neben kleineren Ergänzungen wie Mehdi Leris (21, Chievo), Julian Chabot (21, Groningen) oder Jeison Murillo (27, Valencia) wurden zwei große Transfers getätigt. Mittelfeldspieler Jankto (23) kam für 14,5 Millionen Euro von Udinese Calcio, Torhüter Audero (22) wurde für 20 Millionen Euro fest von Juventus Turin verpflichtet. 

Die Testspielergebnisse waren insgesamt durchwachsen, sind aber nicht einhundertprozentig aussagekräftig. Real Vicenza wurde mit 3:0, Pro Patria mit 4:0 geschlagen, es folgte eine 1:0-Niederlage gegen die AS Monaco. Defensiv leistete man sich noch einige Unachtsamkeiten, die Andersen-Lücke muss nun schnell geschlossen werden, damit die Mannschaft aus einer stabilen Ordnung heraus nach vorne spielen kann. Dem Kader fehlt es insgesamt jedenfalls an nicht viel, möglicherweise könnte noch ein dribbelstarker Offensivmann hinzugeholt werden.

Im Fokus: Fabio Quagliarella

Im hohen Alter von 36 Jahren schaffte es Quagliarella seine Torquote noch auf ein neues Level zu hieven. Der kaltschnäuzige Mittelstürmer passte in der Vorsaison perfekt ins System von Trainer Giampaolo undes wird nun spannend zu sehen sein, ob ihm die neuen taktischen Vorgaben ähnlich gut liegen.

 (Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

Der eiskalte Strafraumknipser schafft es nicht nur Bälle abzustauben und einfach nur richtig zu stehen, Fabio Quagliarella ist auch der Mann für die magischen Momente. In der Vorsaison demonstrierte er dies durch einige sensationelle Treffer, die er mit höchster Körperspannung aus teilweise unmöglichen Positionen erzielte. Mit 36 Jahren ist er so gut wie selten zuvor und weiß perfekt wie er mit seinem Körper umzugehen hat. Hält er seine Form wird er unabhängig von der Ausrichtung auch unter dem neuen Trainer das machen, was er am besten kann: Tore schießen.

Newcomer: Fabio Depaoli

Der junge Italiener kommt aus der Jugend von Chievo Verona und arbeitete sich sukzessive nach oben. Der 22-jährige Rechtsverteidiger spielte zuletzt auf einem ordentlichen Niveau und das auch noch recht konstant. Depaoli sucht gerne den Weg nach vorne, ist engagiert, aber punktuell auch wirkungslos und defensiv ungestüm. Eine etwas zu harte Spielweise darf ihm ruhig nachgesagt werden, denn schließlich kam er in seinen bisher absolvierten 58 Partien in der Serie A auch auf 15 gelbe und 3 gelb-rote Karten. In Sachen Physis und Robustheit bringt Depaoli schon einiges mit, an gewissen Dingen, wie der Genauigkeit im Offensivspiel, muss noch gefeilt werden.

Prognose

Schafft es Eusebio Di Francesco eine ähnlich kompakte Mannschaft zu formen wie er es in den Jahren bei Sassuolo und der Roma getan hat, ist der Mannschaft aus der Hafenstadt Genua in der jetzigen Saison vielleicht sogar ein Angriff auf die vorderen Plätze in der oberen Tabellenhälfte zuzutrauen. Die Konkurrenz ist allerdings sehr stark, zudem müssen die Lücken, die durch die Abgänge von Praet und Andersen entstanden sind, geschlossen werden. Zwischen Platz 6 und 11 ist alles denkbar.

Rene Steinhuber

US Sassuolo

(Letzte Saison: 11. Platz)

Den Ambitionen nicht gerecht geworden

Mit insgesamt 16 Unentschieden stand Sassuolo Calcio der Fiorentina in Sachen Remis nur wenig nach. Mit dem Abstieg hatte man zwar relativ früh wenig zu tun, jedoch konnte Trainer Roberto de Zerbi trotz attraktivem Fußball tabellarisch nicht überzeugen. Am Ende der Spielzeit sprang lediglich Platz elf heraus, welcher angesichts eines potenziellen EL-Kaders eindeutig zu wenig war. Größtes Problem dabei war die Defensivarbeit. Mit 60 Gegentreffern stellte die Truppe aus der Emilia Romagna die fünftschlechteste Defensive. Drei der vier anderen Teams stiegen am Ende übrigens ab.

Eine weitere große Vakanz bildete gleichermaßen die Position des Mittelstürmers. Denn Kevin-Prince Boateng (32) wurde zum FC Barcelona verliehen und Neuzugang Khouma Babacar (26, AC Florenz) konnte mit lediglich sieben erzielten Treffern die Erwartungshaltung bei weitem nicht erfüllen. Daher wusste man im Lager der „Neroverdi“ an welchen Stellschrauben gedreht werden muss.

Bringt Caputo die nötige Effizienz?

Infolge dessen könnte sich die Verpflichtung von Francesco Caputo von Absteiger FC Empoli als Königstransfer herausstellen. Denn der 31-jährige Routinier bewies nicht nur mit dem Gewinn der Serie-B-Torjägerkrone 2016/17, dass er ein eiskalter Vollblutsstürmer ist, sondern demonstrierte ebenso in Italiens höchster Spielklasse letzte Saison mit 16 Saisontoren seine Erstligatauglichkeit.

(Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

Im Mittelfeld verpflichtete der Tabellenelfte der Vorsaison das 19-jährige Ausnahmetalent Hamed Traore. Dieser wurde von der halben Liga gejagt, unter anderem auch vom italienischen Rekordmeister Juventus, und könnte somit ein entscheidender Mann für die Zukunft werden. Denn der Ivorer spielte als Achter eine herausragende Saison für den FC Empoli und passt perfekt in den Angriffsfußball De Zerbis.

Wie wird die Sensi-Lücke geschlossen?

Der Abgang von „Regista“ Stefano Sensi zu Inter Mailand wurde bisher noch nicht positionsgetreu ersetzt. Es bleibt abzuwarten, ob De Zerbi in Zukunft auf den in die Jahre gekommenen Kapitän Francesco Magnanelli (34) vor der Abwehr setzt, oder auf Manuel Locatelli (21), der zwar talentiert ist, aber noch immer mit einigen Aussetzern zu kämpfen hat.

Ebenso wenig wurde der Abgang von Innenverteidiger Merih Demiral zur „alten Dame“ Juventus aufgefangen. Weder der von Frosinone gekommene Edoardo Goldaniga (25), noch das von Inter verpflichtete Abwehr-Talent Andrew Gavillon (21) besitzen die Klasse den Türken sofort zu ersetzen.

Gavillon verfügt zwar zweifellos über eine beeindruckende Physis, Schnelligkeit und Kopfballstärke, jedoch erscheint er technisch stark limitiert und im Aufbauspiel nur wenig präzise. Die Abwehr bleibt also weiterhin ein Problem, welches es noch zu beheben gilt.

Obiang als Führungskraft?

Den Abgang von Außenverteidiger Pol Lirola zur Fiorentina konnte man mit der Leihe von Jeremy Toljan (25) von Borussia Dortmund adäquat ersetzen. Zudem besitzt Sassuolo mit Claude Adjapong (21) einen weiteres vielversprechendes Talent in den eigenen Reihen, welches jederzeit durchstarten könnte.

Mit Pedro Obiang von West Ham United wurde ein weiterer „Box-to-Box-Player“ für das Mittelfeld geholt. Obiang kennt die Serie A noch aus alten Sampdoria-Tagen und sollte mit seinen 27 Jahren bereit sein eine Führungsrolle in der jungen Mannschaft zu übernehmen. Zudem verfügt der Coach nun mit Alfred Duncan und Obiang über zwei physisch starke Allrounder, wenn es darauf ankommt.

Im Fokus: Manuel Locatelli

(Photo by Claudio Villa/Getty Images)

Wie schon eben angedeutet steht der ehemalige Milan-Profi auf dem Prüfstand. Denn der Abgang Stefano Sensis zu Inter Mailand hat eine große Lücke hinterlassen in die Locatelli reinwachsen soll. Bei Ex-Club Milan zeigte der 21-jährige Italiener immer wieder tolle Ansätze, jedoch auch kapitale Konzentrationsaussetzer, welche ihm letzte Saison auch im grün-schwarzen Trikot widerfuhren, wenngleich sie nicht direkt in Gegentoren mündeten.

Für den defensiven Mittelfeldspieler scheint nun eine entscheidende Spielzeit anzustehen, die aufzeigen wird, ob der „Youngster“ mental gesehen den nächsten Schritt macht. Denn fußballerisch besitzt Locatelli alles, was einen wahren „Regista“ auszeichnet. Nun liegt es an ihm, das ganze Paket konstant auf dem Platz umzusetzen.

Newcomer: Jeremie Boga

Linksaußen Jeremie Boga könnte diese Saison vor seinem Durchbruch in Italiens Beletage stehen. Der ehemalige Chelsea-Akteur spielte zwar bereits letzte Saison überwiegend stark, jedoch fehlte ihm bis zum Saisonendspurt schlichtweg die Effizienz. Im letzten Saisondrittel platzte jedoch endlich der Knoten beim 22-Jährigen und es gelangen im vier Scorerpunkte für Sassuolo. Boga zeichnet vor allem sein Tempodribbling aus.

Dank seiner Physis und Explosivität erinnert er zeitweise an Wolverhamptons Adama Traore, da er ähnlich wie der Spanier in Eins-gegen-Eins-Duellen kaum aufzuhalten scheint und jederzeit in der Lage ist drei bis vier Gegner auf einmal zu düpieren. Mit seiner neu gewonnen Effizienz scheint der Ivorer nun vor einer vielversprechenden Spielzeit zu stehen.

Prognose

Auch diese Saison besitzt US Sassuolo ein Team, welches eine Menge Potenzial mitbringt. Schafft es Sportdirektor Giovanni Rossi (53) noch einen starken Innenverteidiger an Land zu ziehen und Trainer De Zerbi seiner Truppe die nötige defensive Balance einzuflößen, dann könnten die „Neroverdi“ im Kampf um die internationalen Plätze mitwirken. Denn mit Mittelstürmer Francesco Caputo (31) dürfte nun die nötige Effizienz vorne vorhanden sein, den attraktiven Kombinationsfußball auch in Tore umzumünzen. Für Trainer De Zerbi wird sich ähnlich wie bei Locatelli entscheiden, ob er den positiven Erwartungen der Experten gerecht wird. Eine weitere mittelmäßige Saison würde Besitzer Giorgio Squinzi vermutlich nicht mehr akzeptieren.

Sascha Baharian

FC Bologna

(Letzte Saison: 10. Platz)

Durchschnitt in allen Belangen

Der FC Bologna verlebte eine ruhige Saison 2018/19 und platzierte sich am Ende auf Rang 10 im gesicherten Mittelfeld der Serie A. Ein Sprung nach vorne war angesichts von neun Punkten Rückstand  auf den Neuntplatzierten Sampdoria nicht machbar, somit musste sich Bologna mit dem Titel der „punktstärksten“ Mannschaft des Mittelfelds begnügen.

44 Punkte konnte der FC Bologna einfahren, 11 Siegen standen 16 Niederlagen gegenüber. Der 1909 gegründete Klub schaffte es nicht eine Serie zu starten um sich doch weiter oben zu etablieren und will dies nun in der kommenden Saison besser machen. Mit Trainer Sinisa Mihajlovic, der den Cheftrainerposten im Januar übernahm, war immerhin eine Steigerung errkennbar. Mihajlovic stabilisierte den FC Bologna, gilt aber nun auch nicht als ein Trainer, der für langfristige Entwicklungen auf hohem Niveau steht. 

(Photo by Paolo Bruno/Getty Images)

Nun liegt es an ihm das Gegenteil in der Saison 2019/20 zu beweisen. Und der ganze Klub vertritt hohe Ambititonen, wie der Transfersommer beweist. Auf der Abgangsseite gab es viel Bewegung, so wurde beispielsweise Adam Nagy (24) zu Bristol City verkauft, Filip Helander (26) zog es zu den Rangers, Alex Ferrari (25) wechselte zu Sampdoria und Erick Pulgar (25) schloss sich für 10 Millionen Euro der Fiorentina an. Insgesamt wurden knapp 30 Millionen Euro eingenommen, nun war also Geld vorhanden um die nötigen Investitionen zu tätigen.

Die Hausaufgaben wurden erledigt

Und das war auch bitter nötig. Mit Innenverteidiger Danilo (35, Udine), Linksaußen Jassi Lappalainen (20, Helsinki), Verteidiger Mattia Bani (25, Chievo) und Mittelfeldspieler Jerdy Schouten (22, Excelsior) wurde der Kader aufgefüllt. Doch jetzt wird es erst richtig  interessant. Nicola Sansone (27) und Roberto Soriano (28) wurden für zusammen 15 Millionen Euro aus Villarreal fest verpflichtet, Stefano Denswil (26, Brügge, 6 Mio. €) soll zudem die Defensive verstärken.

Das war aber noch immer nicht alles! Die feste Verpflichtung von Riccardo Orsolini (22, Juventus), dazu Innenverteidiger Takehiro Tomiyasu (20, St. Truiden, 9 Mio. €) und Andreas Skov Olsen (19, Nordsjaelland) untermauern, dass sich der FC Bologna derzeit eine hochspannende Mannschaft zusammenstellt, die über enorm viel Potenzial in allen Mannschaftsteilen verfügt. 

29 Spieler stehen Sinisa Mihajlovic zur Verfügung, das Durchschnittsalter beim FC Bologna beträgt 26,3 Jahre. Die Mannschaft ist sehr homogen zusammengestellt, der flexible Neuzugang Tomiyasu spielte in der Coppa Italia beispielsweise auf der rechten Abwehrseite, wo auch Ibrahima Mbaye spielen könnte. Das Mittelfeld ist sehr laufstark, mit Soriano bleibt der Faktor Dynamik erhalten und die offensiven Außenbahnen sind auch durch die Neuzugänge das absolute Prunkstück der Mannschaft.  Mihajlovic muss nur noch die einzelnen Komponenten zusammenfügen.

Im Fokus: Roberto Soriano

(Photo by Mario Carlini / Iguana Press/Getty Images)

Mit 28 Jahren stellt Roberto Soriano so etwas wie den Ruhepol im Mittelfeld des FC Bologna dar. In der Rückrunde der Vorsaison spielte er bereits auf Leihbasis für den Klub in der Serie A, nun wurde Soriano fest verpflichtet. Und das aus gutem Grund. Denn im Mittelfeld fehlt es dem FC Bologna etwas an Kreativität. Ein Kreativspiele ist Soriano, der in der Jugend für Darmstadt und den FC Bayern spielte, zwar nicht, aber dennoch befindet er sich fußballerisch auf einem guten Niveau und beherrscht es außerdem das Offensivspiel mit seiner Dynamik anzutreiben. Kurzum: Er ist ein ganz wichtiger Akteur im System Mihajlovics.

Newcomer: Andreas Skov Olsen

Der 19-jährige Andreas Skov Olsen war eine der Entdeckungen in der vergangenen Saison in Dänemark. Der Außenbahnspieler stammt aus der Jugend von Nordsjaelland und schaffte dort seinen Durchbruch, war in der Vorsaison an sehr starken 32 Toren direkt beteiligt. Zur Belohnung durfte Skov Olsen mit der dänischen U21-Nationalmannschaft an der Europameisterschaft teilnehmen. 

Skov Olsen ist ein technisch versierter, sehr geradliniger Offensivspieler. Er sucht gerne den Abschluss, kann mit seinen 1,87m Körpergröße auch entscheidende Kopfballduelle gewinnen und ist ein Allrounder mit einem sehr guten Gesamtpaket. Im Kombinationsspiel muss er sich noch verbessern, auch in der Entscheidungsfindung hat er noch Nachholbedarf. Aber mit 19 Jahren darf man diesen durchaus haben. 

Prognose

Der FC Bologna hat sich nach einer allenfalls ordentlichen letzten Saison gut verstärkt. Die Probleme wurden weitgehend behoben, die Mannschaft verfügt über viel fußballerisches Potenzial und könnte taktisch variabel auftreten. Doch gute Vorzeichen alleine reichen natürlich nicht aus. Die Möglichkeiten sind da um 2-3 Plätze  nach oben zu schauen, Mihajlovic muss sie nur noch auf den Platz bringen. Und das ist häufig die komplizierteste Aufgabe. 

Manuel Behlert

(Photo by Michael Reaves/Getty Images)


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