Hertha empfängt Union zum Berlin-Derby

22. Mai 2020 | Vorschau | BY Piet Bosse

Vorschau | Der 27. Spieltag in der Bundesliga startet am Freitagabend mit dem Berliner Derby. Die Hauptstadtklubs Hertha BSC und Union Berlin treffen zum zweiten Mal in der Bundesligageschichte aufeinander. Union gewann das erste Duell in der Hinrunde mit 1:0. Im Olympiastadion sind die Vorzeichen aber andere als noch im Hinspiel.

Anpfiff der Partie ist am Freitag, 20:30 Uhr, Live bei DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Hertha BSC – Traumstart für Labbadia?

Hertha BSC ist in dieser Spielzeit eher Hollywood BSC. Klinsmanns Engagement samt spektakulärem Abgang, insgesamt vier verschiedene eingesetzte Trainer, Jens Lehmann als neues Mitglied im Aufsichtsrat und die Corona-Affäre um das Kalou-Video und die, wie bei anderen Clubs auch, nicht eingehaltene Empfehlung der DFL zum coronasicheren Jubel. Dass die Berliner in der Corona-Pause Bruno Labbadia als neuen Trainer geholt haben, ist da schon fast untergegangen.

Dabei ist Labbadia, betrachtet man seine Vorgänger und deren Positionen bei Amtsantritt, die scheinbar beste Lösung. Ante Covic kam aus dem Nachwuchs ohne Profierfahrung, Jürgen Klinsmann sprang ein und war bei seiner vorher einzigen Bundesliga-Station in München gescheitert und Alexander Nouri, auch nur eine Interimslösung, hatte bei seiner letzten Station in Ingolstadt nicht ein einziges Spiel gewonnen. Für Labbadia ist Hertha schon die fünfte Station in der Bundesliga, im Vorjahr hatte er Wolfsburg in den Europapokal geführt.

Gestartet ist der 54-Jährige in der letzten Woche mit einem souveränen 3:0 Auswärtserfolg bei der TSG Hoffenheim. Die Hertha war vor allem im zweiten Durchgang sehr effektiv und Matheus Cunha zeigte, wie auch vor der Coronapause, dass er mit seiner Kreativität, Einsatzfreude und Technik das Niveau der gesamten Mannschaft heben kann. Überrascht hatte Labbadia mit der Startelfnominierung von Vedad Ibisevic. Der Bosnier stand erstmals in diesem Jahr in der Startelf und traf zum zwischenzeitlichen 2:0. Hertha spielte in Hoffenheim in einem 4-4-1-1, das auch als 4-2-3-1 gesehen werden kann. Cunha und Ibisevic haben im Zentrum vorne gut funktioniert und wurden auf den Außenbahnen von Lukebakio und Mittelstädt unterstützt.

Bis auf Karim Rekik, der wegen einer Knieverletzung fehlt und den suspendierten Salomon Kalou sind alle Hertha-Profis einsatzbereit. Labbadia setzt möglicherweise wieder auf Ibisevic und Cunha, gegen Hoffenheim war aber auffällig, dass der neue Hertha-Coach auf den vier offensivsten Positionen gewechselt hat. Eine Aufstellung ist deshalb schwer vorauszusagen, in großen Teilen dürfte Labbadia aber der Elf aus dem Hoffenheim-Spiel vertrauen.

(Photo by Thomas Kienzle AFP via Getty Images)

Union Berlin – alarmierende Bilanz

1:3, 1:3, 0:2. Die letzten Pflichtspielergebnisse von Union deuten auf eine schlechte Form hin, wettbewerbsübergreifend holte das Team von Trainer Urs Fischer aus den vergangenen vier Spielen nur einen Punkt. Andererseits ist man recht gut aus der Coronapause gekommen, beim schweren Heimspiel gegen den FC Bayern spielte man lange gut mit und gerade am Anfang mutig nach vorne. Die Bayern gingen erst durch einen Elfmeter gegen Ende der ersten Hälfte in Führung.

Die Spielweise spiegelte sich auch in der recht offensiven 3-4-3-Formation der Unioner wider. Union kreierte nur drei Torschüsse weniger als die Münchner. Der Aufsteiger wird wohl auch im Olympiastadion zunächst mutig aufspielen, in der Abwehr stehen die Berliner schon die gesamte Saison über phasenweise tief und verteidigen dicht beieinander mit vielen Spielern in der eigenen Hälfte.

Die beiden äußeren Mittelfeldspieler, meistens sind es Christopher Lenz und Kapitän Christopher Trimmel, sind gelernte Außenverteidiger, im Spiel gegen den Ball bildet sich so eine Fünferkette in der Abwehr. Auch das körperbetonte Spiel könnte den Ostberlinern zugutekommen. Hertha versucht Offensivaktionen spielerischer zu lösen und könnte gegen die Union-Abwehr Probleme bekommen.

(Photo by Hannibal Hanschke/Pool via Getty Images)

Innenverteidiger Keven Schlotterbeck fehlt gelbgesperrt, Akaki Gogia, Sheraldo Becker, Maurice Opfermann Acrones und Laurenz Dehl fehlen weiterhin verletzt. Personell dürfte Urs Fischer weitestgehend der selben Elf wie zuvor vertrauen, Ken Reichel könnte Schlotterbeck ersetzen.

Prognose

Hertha ist, trotz des fehlenden Heimvorteils, Favorit im Duell Tabellenelfter gegen Zwölfter. Eine höhere individuelle Qualität, die bessere Form und die Lust auf eine Revanche nach dem Union-Sieg im Hinspiel sprechen für Hertha. Dass die Profis sich bei Torerfolgen an die Jubel-Empfehlungen der DFL halten, ist bei dem hohen Druck und den daraus entstehenden Emotionen im Berliner Derby aber unwahrscheinlich.

Mögliche Aufstellungen:

Hertha BSC: Jarstein – Pekarik, Boyata, Torunariga, Plattenhardt – Lukebakio, Grujic, Skjelbred, Mittelstädt – Cunha – Ibisevic

Union Berlin: Gikiewicz – Subotic, Hübner, Reichel – Trimmel, Prömel, Andrich, Lenz – Ingvartsen, Ujah, Bülter

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(Photo by Thomas F. Starke/Bongarts/Getty Images)

Piet Bosse

Fasziniert von diesem einen langen Pass in die Spitze. Hat eine Schwäche für deutschen und französischen Fußball. Seit 2019 bei 90PLUS.


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