Champions League | „Hätte nicht damit gerechnet, dass wir ins Finale kommen können“ – Die Stimmen zu Real Madrids Titelgewinn gegen Liverpool

29. Mai 2022 | News | BY Victor Catalina

News | Real Madrid ist Champions-League-Sieger! Im Finale setzte sich die Mannschaft von Carlo Ancelotti 1:0 gegen Liverpool FC durch. Die Stimmen zum Spiel.

Courtois‘ Glanzleistung trägt Real Madrid zum 14. Champions-League-Titel!

Den Beginn dieses Endspiels machte Liverpool. Nach einer Anfangsviertelstunde, in der sich beide Mannschaften abtasteten und die daher ereignisbefreit verlief, kamen die Reds zu ersten Chancen. Die beste hatte Sadio Mané, der sich links am Strafraum Platz verschaffte. Seinen scharfen Schuss aufs kurze Eck lenkte Thibaut Courtois herausragend an den linken Pfosten.

 



 

Erst nach einer halben Stunde gelang es Real Madrid, sich etwas aus der Umklammerung zu lösen, wenngleich ernsthafte Torchancen Mangelware blieben. Zwei Minuten vor der Pause jedoch tauchte Karim Benzema nach einem Chipball frei vor Alisson auf und schlug noch einen Haken. In der Mitte war jedoch noch niemand mitgelaufen. Alisson sowie Ibrahima Konaté bekamen die Situation allerdings nicht bereinigt, sodass Fede Valverde nachsetzen konnte. Von Fabinho prallte die Kugel erneut zu Benzema, der diesmal trocken ins halbleere Tor einschob. Getümmel, Jubel, aber die Fahne war oben. Es wurde kompliziert für Clément Turpin und seine Videoassistenten Jérôme Brisard sowie Massimiliano Irrati. Lag ein Foul vor? Das war nicht der Fall. Aber es gab eine Abseitsposition, dadurch, dass Fabinho den Ball unbewusst spielte und Benzema als letzter Mann hinter Alisson stand. So ging es mit dem 0:0 in die Pause.

In der zweiten Hälfte zeigte sich Real aktiver. Kurz vor der Stundenmarke holten sie sich die Führung. Fede Valverde bekam über rechts einmal zuviel Platz und Liverpool auf den Gegenstoß keinen Zugriff. Der Uruguayer spielte – bewusst oder nicht – an den zweiten Pfosten zu Vinícius, der trocken einschob. In der Folge erhöhte Liverpool die Schlagzahl, Jürgen Klopp brachte noch Diogo Jota sowie Roberto Firmino. Ein ums andere Mal war allerdings Thibaut Courtois zur Stelle. Real Madrid brachte den knappen Vorsprung über die Zeit und holt seinen 14. Champions-League-Titel! Die Stimmen zum Finale!

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„…dann weißt du, dass irgendwas sch…e gelaufen ist“ – Klopp lobt Saison trotz Finalniederlage

„Wir hatten die deutliche Mehrheit an Torschüssen zumindest“, so Jürgen Klopp bei DAZN. „Aber nur drei, vier richtig gute.“ In der ersten Halbzeit habe man zu viel „um die Formation herumgespielt und zu wenig in der Formation“. Natürlich habe Klopp auch Verständnis, dass seine Innenverteidiger ob Real Madrids Konterstärke nicht richtig herausgerückt sind und die Mittelfeldspieler zu tief standen. Wann immer es Liverpool in der Formation gespielt habe, sei man auch gefährlich geworden – und schließlich an Thibaut Courtois gescheitert.“Wenn der Torwart Man of the Match ist, dann weißt du, dass irgendwas scheiße gelaufen ist“, so Klopp.

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Photo by Shaun Botterill/Getty Images

So schließt Liverpool die Saison mit zwei Titeln ab, dem Carabao Cup sowie dem FA Cup. Meisterschaft und Champions League wurden knappstmöglich vergeben. Die Stimmung in der Kabine sei dementsprechend gewesen. „Ich sehe schon, dass wir eine geile Saison gespielt haben. Bei den Jungs dauert es noch einen Moment. In zwei Wettbewerben haben wir es jetzt ganz knapp nicht geschafft, mit dem kleinsten Abstand, der geht. Gegen City hätten wir wegen dem Torverhältnis noch zwei machen können, dann wäre es noch knapper gewesen. Aber ansonsten ist uns natürlich nichts vorzuwerfen. Was soll der Mist? Dass wir in allen vier Wettbewerben so weit kommen, macht ein Finale heute ein bisschen schwerer.“

Es war ein Finale, das schon mit einer Schrecksekunde für Liverpool begann. Thiago drohte erst auszufallen, dann konnte er doch noch spielen. Klopp klärte nach dem Spiel auf: „Thiago hatte „nur“ Schmerzen, aber in einem Bereich, wo man es nicht so richtig ignorieren kann. Wir haben einen spanischen Kollegen einfliegen lassen und der hat gesagt: das kriegen wir hin! Hat ihm eine reingespritzt, Schmerzmittel, alles gut. Nur das Problem ist: dann war der Fuß taub. Ich habe zu ihm gesagt: Du hast mit taubem Fuß immer noch 80 Prozent mehr Ballgefühl als ich. Dann haben wir gedacht, das wird jetzt nix und Naby (Keïta) warmgemacht. Das hat alles ewig gedauert, dann war der Fuß nicht mehr taub. So einfach. Das war dann am Ende absolut in Ordnung. Meine jüngere Variante, also, die jüngere Variante von Jürgen Klopp, hätte womöglich anders reagiert. Aber mittlerweile kann ich sowas auch aussitzen.“

Kroos und Alaba ohne Worte, Ancelotti lobt die Intelligenz

Als Toni Kroos im Interview bei Laura Wontorra angekommen war, machte er noch einen leicht angesäuerten Eindruck, trotz seines fünften Champions-League-Sieges. Zuvor war er nur bedingt d’accord mit den Fragen des ZDF-Kollegen Nils Kaben, der sich zentral darauf bezog, ob Liverpools Druckphasen Real Madrid überrascht hätten. „Du hattest jetzt 90 Minuten Zeit, dir vernünftige Fragen zu überlegen, ehrlich. Und jetzt stellst Du mir zwei solche Scheiß-Fragen!“, raunte er ins Mikrofon, das noch bruchstückhaft „Ganz schlimm, ganz schlimm, wirklich!“ und „Du stellst erst drei negative Fragen, da weißt Du doch schon, dass Du aus Deutschland kommst“ einfing.

Danach aber frohlockte Kroos bei DAZN: „Ich bin ganz ehrlich, ich habe vor der Saison nicht damit gerechnet, dass wir ins Champions-League-Finale kommen können, geschweige denn gewinnen.“ Vor Jahresfrist schied Real Madrid, gebeutelt von über 60 Verletzungen, im Halbfinale sang- und klanglos gegen den späteren Titelgewinner Chelsea aus (1:1, 0:2). Dieser Erfolg sei schwer in Worte zu fassen. „Fünfmal das Ding zu gewinnen, ist unfassbar, ist unfassbar, wirklich.“

Als Kroos gerade darüber sinnierte, wie schön es doch sei, die ganze Familie, alle Kinder, im Stadion zu haben, kam David Alaba dazu und verpasste ihm ein paar Küsschen. Für ihn war der Erfolg genauso „schwierig in Worte zu fassen“. Zwei Champions-League-Titel binnen drei Saisons, das kannte weder der eine, noch der andere aus Münchener Zeiten.

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Photo by PAUL ELLIS/AFP via Getty Images

Carlo Ancelotti habe sich nach dem Spiel bei den Spielern bedankt, dass er sowas nochmal erleben dürfe, verriet Kroos. „Den Dank können wir nur zurückgeben. Ich glaube, es gibt keinen Trainer, der so nah an den Spielern, so nah an der Mannschaft ist. Und wie wichtig das ist, das haben wir gesehen.“

„Ich glaube, wir haben die verschiedenen Situationen des Spiels intelligent gelöst“, meinte Ancelotti selbst. „Als wir in der ersten Halbzeit leiden mussten, haben wir unsere Spielidee nicht verloren. In der zweiten Halbzeit hatten wir besser Kontrolle über das Spiel. Am Ende haben wir es verdient zu gewinnen. Wir wollten ihnen nicht die Möglichkeit geben, hinter unsere Abwehr zu kommen und ich glaube, das haben wir gut gemacht.“

Dass Real Madrid immer den Glauben habe, nochmal zurückzuschlagen, liege laut Ancelotti nicht nur an der individuellen Klasse, sondern auch daran, dass besonders die Topspieler ein Team und bescheiden seien. Wie DAZN-Experte Sami Khedira. „Er hat mir geholfen, die erste Champions League in Lissabon zu gewinnen. Ich habe ihn aufgestellt, nachdem er sechs Monate raus war. In solchen Spielen ist die individuelle Klasse sehr wichtig, aber nicht alles. Du musst dein Herz aufs Feld bringen und auch Intelligenz.“

Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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