Champions League | Gruppe E mit dem FC Bayern, FC Barcelona, SL Benfica und Dynamo Kiev

11. September 2021 | Vorschau | BY Victor Catalina

Vorschau | Drei große Namen finden sich in Gruppe E der Champions League wieder. Insgesamt 13 Europapokaltitel vereinen der FC Bayern, der FC Barcelona sowie Benfica unter sich. Dynamo Kiev will überraschen.

  • FC Bayern München: Favorit mit Fragezeichen
  • FC Barcelona: Baustelle in Blaugrana – das Jahr 1 nach Messi
  • SL Benfica: Underdog mit Überraschungspotential

Gruppe B: Spielplan

14.09.2021, 21:00
FC Barcelona vs. FC Bayern
Dynamo Kiev vs. SL Benfica

29.09.2021, 21:00
SL Benfica vs. FC Barcelona
FC Bayern vs. Dynamo Kiev

20.10.2021, 18:45
FC Barcelona vs. Dynamo Kiev

20.10.2021, 21:00
SL Benfica vs. FC Bayern

02.11.2021, 21:00
Dynamo Kiev vs. FC Barcelona
FC Bayern vs. SL Benfica

23.11.2021, 18:45
Dynamo Kiev vs. FC Bayern

23.11.2021, 21:00
FC Barcelona vs. SL Benfica

08.12.2021, 21:00
FC Bayern vs. FC Barcelona
SL Benfica vs. Dynamo Kiev

FC Bayern München: Titelkandidat mit Fragezeichen

Als Daniele Orsato (45) das Viertelfinalrückspiel zwischen Paris Saint-Germain und dem FC Bayern München am 13. April dieses Jahres beendete, glich der Spielstand exakt dem des Vorjahresendspiels, das er ebenfalls leitete: 0:1. Doch diesmal durften die Franzosen jubeln. Verloren, aber dennoch gewonnen. Dank des 3:2-Auswärtssiegs in der Allianz Arena zog die Mannschaft von Mauricio Pochettino (49) zum zweiten Mal in Folge ins Halbfinale ein.

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Kurz nach Schlusspfiff jubelte Neymar (29) mit Leandro Paredes (27). Zwischen ihnen stand Joshua Kimmich (26) und schaute, als wollte er sagen „Jubelt ihr nur ruhig, aber das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen. Wir werden zurückkommen.“

Letztendlich war es eine Mischung aus Verletzungspech zur Unzeit sowie Unzulänglichkeiten in der Chancenverwertung und der eigenen Defensive, die den FC Bayern das Halbfinalticket kosteten. Auch der Mangel an offensiven Alternativen wurde am Ende als Kritikpunkt für das Ausscheiden angeführt. Auf der Bank fanden sich neben Ersatztorhüter Alexander Nübel (24/inzwischen AS Monaco) lediglich Tanguy Nianzou (19), Bouna Sarr (29), Josip Stanišić (21), Javi Martínez (33/Qatar SC) sowie Jamal Musiala (18) und Jugendspieler Maximilian Zaiser (22/Hoffenheim II) wieder. Auf der Gegenseite kamen beispielsweise Marco Verratti (28), „Rafinha“ Alcântara (28) oder Pablo Sarabia (29/Sporting CP) gar nicht erst zum Einsatz.

Schneller, dynamischer, variabler – der FC Bayern liefert auch unter Nagelsmann

Viel hat sich personell nicht getan. Lediglich Sven Ulreich (32), Omar Richards (23), Dayot Upamecano (22) und Marcel Sabitzer (27) wurden neu verpflichtet. Trotzdem hat man das Gefühl, dass sich eine Menge getan hat. Serge Gnabry (26) und Leroy Sané (25) finden nach einer durchwachsenen Saison 2020/21 mit jedem Spiel mehr zu sich, jetzt wo Sané wieder links und Gnabry wieder rechts spielen darf. Das wurde nicht zuletzt in der abgelaufenen Länderspielpause ersichtlich. Thomas Müller (31) und Robert Lewandowski (33) liefern wie gewohnt. Letzterer steht – wie schon letzte Saison – bei fünf Toren nach drei Spieltagen und jagt damit seinen eigenen Rekord. Auch etwaige Bedenken, dass Julian Nagelsmann die Mannschaft aufgrund seiner erst 34 Jahre nicht erreichen würde, scheinen sich in Luft auzulösen.

Die Münchener präsentieren in dieser Spielzeit einen noch schnelleren, noch dynamischeren Fußball als in der Vorsaison, strahlen über die Flügel wie durch das Zentrum gleichermaßen Gefahr aus und versuchen, sich vor allem im letzten Drittel mit möglichst wenig Ballkontakten durchzukombinieren. Auch die variablen wie überraschenden Laufwege ohne Ball und die Konterabsicherung müssen herausgehoben werden. Im Supercup gegen Borussia Dortmund (3:1) kam Erling Haaland (21) so kaum zu nennenswerten Szenen. Weil das in den bisherigen Partien in Mönchengladbach (1:1) sowie gegen den 1. FC Köln (3:2) und Hertha BSC (5:0) unterm Strich gut funktionierte, steht der FC Bayern in der Bundesliga auf Platz 3, zwei Punkte hinter Tabellenführer Wolfsburg und ein Tor hinter Bayer Leverkusen.

Knackpunkt Kaderbreite: FC Bayern auch auf hohem Niveau konkurrenzfähig?

Der FC Bayern hat eine äußerst schlagkräftige erste Elf. Aber, so auch der Konsens in München, die Champions League gewann man im vergangenen Jahr nicht zuletzt aufgrund der Klasse, die man von der Bank bringen konnte. Dort haben sich in den vergangenen Monaten die Alternativen rar gemacht. David Alaba (28/Real Madrid), Jérôme Boateng (32/Olympique Lyon), Thiago (30/Liverpool FC), Ivan Perišić (32/Inter), Philippe Coutinho (29/FC Barcelona) und Javi Martínez verließen den Verein in den vergangenen Transferperioden. Drei Stammspieler, die im Finale gegen PSG allesamt in der Startelf standen, zwei wertvolle Rotationsspieler sowie ein allseits zuverlässiger wie zweikampfstarker Sechser.

 

 

Dafür konnte man den Kader etwas verjüngen. Genau damit gehen meistens allerdings viele Frangezeichen, Wenns und Abers einher. Lucas Hernández (25) soll die neu formierte Defensive führen und ist daher gänzlich als Innenverteidiger eingeplant. Der Backup von Alphonso Davies (20) heißt nun Omar Richards. Dieser durfte sich bislang lediglich beim 12:0 über den Bremer SV beweisen, ist also ein unbeschriebenes Blatt, im Positiven wie Negativen. Selbiges trifft größtenteils auch auf Tanguy Nianzou (19) zu, wenngleich der Franzose schon in der Vorsaison einige vielversprechende Ansätze zeigte. Für Dayot Upamecano (22) gilt es nun den nächsten Schritt zu machen und an Hernández‘ Seite zu wachsen. Niklas Süle (26) zeigte in den vergangenen Partien eine klare Aufwärtstendenz, profitiert wesentlich davon, dass er mit Nagelsmann und Co-Trainer Xaver Zembrod (55) zwei seiner Förderer aus Hoffenheimer Zeiten im Verein hat.

Alternativen und viel Ungewissheit im Mittelfeld

Mit Marcel Sabitzer kommt in erster Linie Zuverlässigkeit und Variabilität. Der Österreicher kann so gut wie alle Positionen in Mittelfeld und Angriff einnehmen, ist zudem mit dem Spiel von Julian Nagelsmann vertraut und verkörpert genau die Siegermentalität, nach der beim Rekordmeister gefahndet wird. Dahinter lässt das Mittelfeld aber wenig Ausfälle zu. Corentin Tolisso (27) stand eigentlich schon auf der Verkaufsliste, wird uplötzlich doch noch zur Alternative. Marc Roca (24) hat ein schwieriges erstes Jahr hinter sich und muss beweisen, inwieweit er der Mannschaft weiterhelfen kann. Jamal Musiala ist ein Rohdiamant, der für seine erst 18 Jahre schon außergewöhnlich viel richtig macht, in einigen Situationen allerdings noch zu exklusive Ideen hat.

Ganz vorne sowie ganz hinten hat der FC Bayern den fußballerischen Goldstandard im Team, sowie ein wunderbar harmonierendes Mittelfeld. Wenn die Mannschaft ihr aktuelles Level halten kann und von größeren Verletzungen verschont bleibt, zählen die Münchener definitiv zum Kreis der Titelfavoriten.

FC Barcelona: Baustelle Blaugrana – Jahr 1 nach Messi

Vor nicht allzu langer Zeit erschien das, was sich am 5. August dieses Jahres in Barcelona ereignete, so wahrscheinlich, wie Greuther Fürth in der Champions League oder Jürgen Klopp als Trainer des FC Schalke 04. Die Katalanen gaben bekannt, dass Lionel Messi (34) in Zukunft nicht mehr für sie auflaufen wird. Wenn man den Worten von Präsident Joan Laporta (59) Glauben schenken darf, bestand schon eine grundsätzliche Einigung zwischen Spieler und Verein, man habe sich bereits die Hand gegeben. Doch in letzter Konsequenz ließen die Gehaltsregularien, die La Liga dem Klub vorgab, eine Unterzeichnung des neuen Vertrags platzen.

Ein schwerer Schlag für das katalanische Selbstbewusstsein und -verständnis. Messi im eigenen Team zu haben, verleiht automatisch ein Gefühl der Unbezwingbarkeit. Viermal gewann er mit Barcelona die Champions League, zuletzt 2015. Danach allerdings war das mit der Unbezwingbarkeit so eine Sache. 0:4 in Paris und 0:3 in Turin 2016/17. 0:3 in Rom 2017/18, 0:4 in Anfield 2018/19. Und gefühlt all diese Niederlagen kumulierten sich in einem 2:8 gegen den FC Bayern 2019/20. Ach ja: Letzte Saison bewies der Verein erfolgreich, auch im Camp Nou filetiert werden zu können: 0:3 gegen Juventus und 1:4 im Achtelfinalhinspiel gegen Messis aktuellen Arbeitgeber PSG. Die ersten Champions-League-Heimniederlagen seit einem 0:3 gegen den FC Bayern im Mai 2013.

Piqué, De Jong, Depay – Die Grundpfeiler des „neuen FC Barcelona“

Mehr denn je wurde die „Messidependencia“ deutlich, so deutlich, dass nicht einmal mehr Messis Genius die Mannschaft zu inspirieren vermochte. Messis Abgang bietet der Mannschaft nun eine Chance, sich neu zu erfinden. Es ist allerdings nicht so, als müsste der Klub nun gänzlich ohne Leistungsträger auskommen.

An Gerard Piqué (34) und Sergio Busquets (33) führt auch nach fast anderthalb Jahrzehnten kein Weg vorbei. Dazu verfügt Barcelona in Marc-André ter Stegen (29) über einen Torhüter, der sowohl auf der Linie, als auch fußballerisch stark ist. Mit Frenkie De Jong (24) und Pedri (18) stehen zwei Mittelfeldjuwele im Kader.

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Und vorne soll Memphis Depay (27) die Rolle des Gamechangers einnehmen. Der Niederländer kam auf ausdrücklichen Wunsch Ronald Koemans aus Lyon. Schon bei der Nationalmannschaft machte Koeman ihn zum Schlüsselspieler. Das soll er nun auch in Barcelona werden. An Depays Seite wirbeln Toptalent Ansu Fati (18), der die Trikotnummer 10 von Messi übernahm, sowie Sergio Agüero (33). Nach überaus erfolgreichen Jahren bei Manchester City wollte er gegen Ende seiner Karriere nochmal mit Kumpel Messi zusammenspielen. Daraus wurde bekanntlich nichts. Nun muss Agüero eben solo liefern.

Luuk De Jong für Griezmann – ein erst auf den zweiten Blick sinnvoller Deal

Solo, das heißt auch ohne Antoine Griezmann (30). Der Franzose ließ sich last Minute zurück zu Atlético Madrid verleihen. Im Gegenzug kam der Ex-Gladbacher Luuk De Jong (31). Ein Geschäft, das auf den ersten Blick Fragen aufwirft, sich aber im Nachhinein noch als Gewinn erweisen könnte.

Unter dem ungeliebten Ex-Präsidenten Josep Maria Bartomeu (58) lebte der FC Barcelona nach dem 222-Millionen-Transfer von Neymar (29) teilweise weit über den eigenen Verhältnissen, leistete sich in schöner Regelmäßigkeit Transfers im dreistelligen Millionenbereich in Tateinheit mit horrenden Gehältern. Die Folgen dieser Politik muss Laporta nun ausbaden. Also Leistungsträger wie Messi oder Griezmann ziehen lassen, um die Payroll zu entlasten. Auch die Kapitäne um Gerard Piqué, Sergio Busquets, Sergi Roberto (29) und Jordi Alba (32) verzichteten auf einen Teil ihrer Gehälter. Im Gegenzug verpflichtete Barcelona mit Luuk De Jong einen Stürmer, dessen Hauptattribut in der illustren Geschichte der Katalanen nur selten zu finden ist: Kopfballstärke. Zlatan Ibrahimović (39) dürfte der letzte sein, auf den das in Gänze zutrifft. Denn auch das wurde bei jedem Debakel der letzten Jahre überdeutlich: Wenn die Mannschaft unter Druck stand und es darum ging, Tore zu erwzingen, kämpfte Barcelona zu oft mit stumpfer Klinge.

Baumeister Koeman kann Barcelona in die Zukunft führen – braucht aber Zeit

Was also darf man von diesem neuen FC Barcelona erwarten? Wenngleich es das katalanische Selbstverständnis anders hergibt, erstmal nicht zu viel. Lionel Messi war in diesem Klub omnipräsent. Es wird eine gewisse Zeit brauchen, bis seine Rollen als Kapitän, Spielgestalter, Knipser und Publikumsliebling neu verteilt sind. Der Saisonbeginn in La Liga lässt erstmal hoffen: Nach drei Partien gegen Real Sociedad (4:2), Athletic Bilbao (1:1) sowie Getafe (2:1) steht Barcelona mit sieben Punkten auf Platz 4, hinter Real Madrid, Sevilla und Valencia, die zwar auch sieben Zähler, aber – in Ermangelung von direkten Duellen – ein besseres Torverhältnis aufweisen können.

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Dass Ronald Koeman (58) Mannschaften auf Hochglanz polieren kann, bewies er mit der Elftal hinlänglich. Die Frage ist, ob er auch die Zeit dafür bekommt. Vereinzelt wurde schon der Name Xavi (41) gehandelt, im Moment Trainer bei al-Sadd. Allerdings ist fraglich, inwieweit der Klub die Kapazitäten für eine Abfindung hat. Sollte die Saison nicht in einem allzu großen Desaster enden, dürfte Koeman bleiben.

Diese Entscheidung wird nicht zuletzt auch vom Abschneiden in der Champions League abhängen. Seit 2015 gelang dem Verein nur 2019 noch der Halbfinaleinzug. In dieser Spielzeit gehören andere zum Favoritenkreis. Der FC Barcelona hat – auch ohne Lionel Messi – eine fraglos hochtalentierte und -spannende Mannschaft. Aber es wird dauern, bis diese auch auf allerhöchstem Niveau wieder konkurrenzfähig ist.

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SL Benfica: Underdog mit Überraschungspotential

Es war einmal eine hochtalentierte Mannschaft aus Lissabon mit einem Kronjuwel namens Eusébio. 1961 und 1962 durchbrachen sie das Monopol Real Madrids, was damals nicht weniger als eine riesige Sensation war. Nach dem Finale 1962 suchte Béla Guttmann, der Erfolgstrainer, die Loge der Vereinsoberen auf, um sich eine Gehaltserhöhung und einige wohl bereits zugesagte Prämien abzuholen. Doch der Vorstand hatte andere Pläne und ließ den Ungarn leer ausgehen. Daraufhin zog dieser zornig von dannen, prophezeite dem Verein aber vorher „in Europa 100 Jahre keine Titel mehr zu gewinnen.“
Der Fluch funktionierte, Benfica verlor bis zum heutigen Tag jedes europäische Endspiel, sogar manches Jugendfinale.

So bleibt nur die Erinnerung an längst verblasste Zeiten und ein wehmütiger Blick auf den Kalender: Noch 41 Jahre. Auch der aktuelle Trainer, Jorge Jesus (67) ist schon Opfer des Guttmann-Fluchs geworden – und das gleich zweimal. Im Europa-League-Finale 2013 riss eine Kopfball-Bogenlampe von Branislav Ivanović (37) in der 93. Minute Benfica aus allen Verlängerungsträumen. Ein Jahr später unterlag man im Elfmeterschießen Unai Emery (49) und dem FC Sevilla.

Julian Weigl: Schlüsselspieler – und goldener Torschütze

Nach einer weiteren Saison im europäischen Unterhaus, als man in einer hochunterhaltsamen Sechzehntelfinalbegegnung mit Arsenal knapp den Kürzeren zog (1:1 (H), 2:3 (A)), ist Benfica nun wieder zurück in der Champions League, musste dafür aber den Umweg über die Qualifikation nehmen. Sowohl Spartak Moskau, um Ex-Trainer Rui Vítoria (51) (2:0, 2:0), als auch Roger Schmidt (54) und seine PSV Eindhoven (2:1, 0:0) wurden aus dem Weg geräumt.

Technisch feiner Fußball steht genauso in der DNA des portugiesischen Rekordmeisters, wie das regelmäßige Herausbringen und Verpflichten von jungen Spielern. Wie zum Beispiel Julian Weigl (26). Im Januar 2020 wechselte er von Borussia Dortmund nach Lissabon und musste dort vor allem eines: Beißen. Nachdem er es geschafft hatte und bei Trainer Bruno Lage (45/inzwischen bei den Wolves) gesetzt war, entschied sich dieser nach der verspielten Meisterschaft 2019/20 zurückzutreten. Sein Nachfolger wurde der gestrenge und bisweilen impulsive Jorge Jesus. Und für Weigl ging das Spiel wieder von vorne los.

Jesus lobt Weigl: „Er versteht nun meine Vorstellungen besser“

Anfangs musste er sich noch mit Gabriel Pires (27) um den Stammplatz streiten. Inzwischen sagt Jesus über ihn: „Er versteht nun meine Vorstellungen besser, wie ein Spieler auf seiner Position agieren und sich positionieren sollte. Alle sehen, dass er heute ein Spieler ist, der sich in Bezug auf seine Aggressivität im Spiel mit und ohne Ball weiterentwickelt hat. Und das wiederum hat dem Team Stabilität verliehen.“

Champions League

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Mehr als das: In den vergangenen Partien wurde Weigl auch zunehmend offensiv auffällig. Die Begegnung mit der PSV entschied er höchstselbst, als er in der 42. Minute des Hinspiels zum zwischenzeitlichen 2:0 traf. Dieses Tor beförderte nicht nur Benfica in die Champions League, sondern auch die Primeira Liga auf Platz 5 der UEFA-Fünfjahreswertung, da die AS Monaco um Ex-Frankfurt und -Bayern-Trainer Niko Kovač (49) gegen Donezk knapp den Kürzeren zog (0:1, 2:2 n.V.) und neben Benfica auch Sporting und Porto qualifiziert sind.

Benfica muss da sein, wenn die Großen stolpern

Mit dem FC Bayern und dem FC Barcelona in einer Gruppe gilt Benfica nicht zwingend als Favorit. Jedoch haben sie das Potential, das Zünglein an der Waage zu sein, falls einer der beiden großen Favoriten straucheln sollte. Offensiv haben sie es oft genug nachgewiesen. Und in den Playoffs ließen sie die PSV an der eigenen Defensive abprallen, wenngleich Benfica nach einer gelb-roten Karte für Lucas Veríssimo (26) eine Stunde lang in Unterzahl auskommen musste.

Dynamo Kiev: Gekommen, um den Gürtel enger zu schnallen

Der FC Barcelona hat schon so einige Male in den vergangenen Jahren den Frack vollbekommen. Gegen den FC Bayern (2013), Paris Saint-Germain (2017) und auch den FC Liverpool (2019) verlor man jeweils 0:4. Doch nur einem Team ist dieses Ergebnis auch im Camp Nou gelungen: Dynamo Kiev. Am 5. November 1997 fügte das Team von Valeriy Lobanovskiy den Katalanen ihre höchste Champions-League-Heimniederlage zu. Mann des Abends: Ein erst 21-jähriger, hochtalentierter Stürmer namens Andriy Shevchenko. Noch vor der Pause erzielte er einen Dreierpack. Zehn Minuten vor Schluss legte Sergiy Rebrov zum Endstand nach.

Nun hat Dynamo das Los unter anderem wieder den FC Barcelona beschert. Doch die Voraussetzungen sind komplett unterschiedliche. Für den Verein geht es weniger darum, sportlich zu überraschen, sondern hauptsächlich die klammen Kassen mit einem wohltuenden europäischen Geldregen zu füllen. „Man muss den Gürtel enger schnallen, damit Dynamo Kiev nicht von der Fußball-Landkarte verschwindet“, so Präsident Ihor Surkis (62). 63 Prozent des Vereins kontrolliert er, zusammen mit Offshore-Dynamo-Kiev, einem Firmenkonstrukt mit Sitz auf Zypern. So will der Verein Abgaben in der Ukraine entgehen und gleichzeitig in der eigenen Liga konkurrenzfähig bleiben.

Mircea Lucescu: Die Kunst, aus wenig alles zu machen

Der zweite Faktor dafür ist Trainer Mircea Lucescu (76). Der Rumäne war bereits von 2004 bis 2016 für Shakhtar Donezk tätig, mit denen er unter anderem achtmal Meister wurde und 2009 im Finale gegen Werder Bremen den UEFA Cup gewann. Zur Saison 2020/21 sollte er eigentlich den FC Sion übernehmen. Doch die COVID-19-Pandemie wusste das zu verhindern. So blieb Lucescu und ist nun nach englischem Modell Trainer und Manager in Personalunion.

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Und er macht dort weiter, wo er letzte Saison aufgehört hat: Nach sechs Spieltagen in der ukrainischen Premier League steht Dynamo mit fünf Siegen, einem Unentschieden und 20:2 Toren an der Tabellenspitze, zwei Zähler vor Oleksandria und drei vor Lucescus ehemaligem Arbeitgeber Shakhtar. Und das obwohl der Verein im Sommer gerade einmal 7,8 Millionen an Transfers ausgegeben hat.

Für Dynamo Kiev wird es in dieser Gruppe hauptsächlich darum gehen, Erfahrungen zu sammeln. Zu stark ist die Konkurrenz mit dem FC Bayern, dem FC Barcelona und Benfica. Vergangene Saison rettete sich Dynamo Kiev in einer Gruppe mit Juventus, Barcelona und Ferencváros zwar noch auf Platz 3. Das allerdings wäre angesichts der aktuellen Umstände schon ein riesiger Erfolg.

Prognose:

Der FC Bayern ist in dieser Champions-League-Gruppe der Favorit. Bei den Münchenern stimmte bislang alles: Sie überzeugten in der Bundesliga, gewannen zweistellig im Pokal und sind hervorragend aufeinander abgestimmt. Dazu hat man – wenngleich nicht viel – aber trotzdem mehr Kaderbreite, als in der Vorsaison. Und Julian Nagelsmann steht nicht erst seit Kurzem im Verdacht, auch aus jüngeren, bisher unbekannten Spielern ernsthafte Alternativen formen zu können. Es bleibt zu sehen, inwiefern der FC Barcelona ihnen Paroli bieten kann. Die Bilanz zwischen beiden Mannschaften ist ein mittelschweres Desaster aus Sicht der Katalanen: 11 Spiele, zwei Siegen und zwei Unentschieden stehen sieben – teils heftige – Niederlagen gegenüber. Hinter den beiden großen Namen werden sich Benfica und Dynamo Kiev um Platz 3 in der Gruppe duellieren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es die Portugiesen sein werden, die sich letztendlich das Ticket für die Europa-League sichern. Alles in allem eine Gruppe, die durchaus viel Unterhaltung, Spielwitz und Tore verspricht.

 

 

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Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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