Champions League: Perfekte Bayern, La Liga enttäuscht fast komplett – Tops und Flops der Gruppenphase

3. November 2022 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Die Gruppenphase der UEFA Champions League wurde in dieser Saison im Schnelldurchlauf vollzogen und ist nun vorüber. Es gab viele packende Spiele, einige positive Überraschungen und wiederum andere Teams, die enttäuscht haben. 

Vier Mannschaften aus der Bundesliga haben den Sprung in das Achtelfinale der Königsklasse geschafft. Alleine das ist schon eine Nachricht wert. Fünf Teams traten an, lediglich Bayer 04 Leverkusen musste mit Platz drei Vorlieb nehmen. Am Montag erwarten die verbleibenden Teams gespannt ihre Gegner, denn dann wird die K.O.-Runde, die ab dem Februar 2023 ausgetragen wird, ausgelost. Nun ist es aber an der Zeit, sich mit den Tops und Flops der Gruppenphase zu beschäftigen.

Top: Brügge und Benfica mischen die Champions League auf

Sowohl der Club Brugge als auch SL Benfica galten nach der Auslosung der Gruppenphase nicht als die heißesten Kandidaten auf das Weiterkommen in ihrer Gruppe. Die Belgier wurden dem FC Porto, Bayer 04 Leverkusen und Atletico Madrid zugelost. Eine absolute Todesgruppe war das nun nicht, aber die Kontrahenten brachten viel internationale Erfahrung und individuelle Klasse mit. Benfica traf auf Maccabi Haifa, Juventus und Paris Saint-Germain. Roger Schmidt (55), Trainer der Portugiesen, ist für sein gesundes Selbstvertrauen bekannt, aber selbst bei ihm galt Rang drei als erstrebenswertes und realistisches Ziel.



Doch es kam anders, beide qualifizierten sich für das Achtelfinale, Benfica sogar als Gruppensieger. Die Belgier aus Brügge begannen direkt mit einem Sieg gegen Bayer Leverkusen, wischten danach mit dem FC Porto im Estadio do Drago den Boden (4:0). Als am dritten Spieltag auch noch Atletico geschlagen wurde (2:0), hatten die Belgier das Weiterkommen schon fast sicher. In der Rückrunde gab es zwar nur noch zwei Punkte, der Achtelfinaleinzug einer jungen, dynamischen und offensiv ausgerichteten Mannschaft war aber kaum in Gefahr. Als Zweitplatzierter warten jetzt unter anderem der FC Bayern, Real Madrid oder Manchester City als mögliche Gegner. 

Was Benfica aktuell spielt, mag vielleicht noch etwas beeindruckender sein. In der Liga läuft dieses Team bereits allen Konkurrenten davon, aber dass eine solche Konstanz auch in Europa auf den Platz gebracht werden konnte, überrascht dann doch. 16 Tore aus sechs Spielen, Punktverluste nur bei den beiden Remis gegen PSG (jeweils 1:1), Gruppensieger aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore, sechs Tore insgesamt gegen Juventus: Es besteht kein Zweifel daran, dass Benfica eine absolut fantastische Gruppenphase hinter sich hat.

Und das mit den Grundprinzipien, die seit jeher zum Spiel von Trainer Schmidt gehören. Dabei handelt es sich um aggressives Pressing, überfallartige Angriffe und viel Selbstvertrauen und Kombinationssicherheit im Spiel nach vorne. Das sind übrigens die Zutaten, die ein Team benötigt, um auch in der K.O.-Runde zu bestehen. 

Top: Die spannende Frankfurt-Gruppe

Die Gruppenphase in der Champions League lebt natürlich von ihrer Spannung. Umso enttäuschender ist es, wenn in einer Mehrzahl der Gruppen schon fast alles entschieden ist, ehe der letzte Spieltag ansteht. Eine Konstellation war dieses Mal aber ganz besonders, nämlich die in der Gruppe von Eintracht Frankfurt. Die Hessen konnten beispielsweise Erster oder Letzter werden, abhängig war das vom eigenen Spiel bei Sporting CP und vom Resultat zwischen Marseille und Tottenham. Die Hessen nahmen am letzten Spieltag, auch durch den Rückstand bei den Portugiesen, nahezu alles mit und standen auf jedem Platz in der Endtabelle mindestens einmal.

Champions League

(Photo by Gualter Fatia/Getty Images)

Zur Halbzeit waren die Köpfe bei den Hessen noch etwas gesenkt, aber Frankfurt zeichnet im Europapokal eine ganz besondere Leidenschaft aus, die in vielen Spielen abgerufen werden kann. Dank der Treffer von Daichi Kamada (26) und Randal Kolo Muani (23) drehten die Adler das Spiel in Lissabon und gewannen nach einer hektischen Schlussphase dieses Spiel. Bis kurz vor Schluss konnten die Hessen sogar auf den Gruppensieg hoffen, denn Tottenham hatte große Probleme in Marseille. Olympique ließ kurz vor dem Ende das 2:1 liegen, was das Aus der Spurs bedeutet hätte. Es kam also, wie es kommen musste: Konter Tottenham, 2:1, Gruppensieg. Den Frankfurtern war das am Ende egal, spannend war dieses Finale allemal.

Top: Die perfekte Gruppenphase des FC Bayern

Der FC Bayern München ging in dieser Saison in die Champions League und hatte einen Revanchegedanken im Hinterkopf – mit dem gesamten Wettbewerb. 2021/22 schied der Rekordmeister mit Trainer Julian Nagelsmann (35) schon im Viertelfinale aus, auch noch gegen einen individuell unterlegenen Gegner wie den FC Villarreal. Da kam dem Rekordmeister die Auslosung mit Gegnern wie dem FC Barcelona und Inter gerade gelegen: Große Namen, die geschlagen werden müssen, um das Achtelfinale zu erreichen. Und das tat der FC Bayern auch. Schon zum Auftakt gab es, angeführt von einem in der Gruppenphase bei seinen Auftritten überragenden Leroy Sané (26), ein 2:0 bei den Italienern. Es folgte ein Sieg gegen den FC Barcelona mit dem gleichen Ergebnis. 

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Die Hürde Pilsen wurde absolut problemlos (5:0, 4:2) genommen und vor dem Rückspiel gegen den FC Barcelona im Camp Nou war die Nagelsmann-Elf schon im Achtelfinale. Der 3:0-Sieg gegen die Katalanen festigte dann auch den Gruppensieg. Inter war schließlich am letzten Spieltag zu Gast in München, auch hier gab es wieder einen Sieg zu bejubeln, wie im Hinspiel mit 2:0. Das bedeutet, dass der FC Bayern als erstes Team überhaupt dreimal die „perfekte“ Gruppenphase spielte. Ein einziger Wermutstropfen waren dabei vielleicht die zwei Gegentore, die es gegen Pilsen gab. Aber das wird zu verkraften sein.

Top: Porto-Torhüter Diogo Costa

In einer Gruppenphase gibt es natürlich auch Einzelspieler, die sich hervortun. Und natürlich könnten hier wieder einmal die besten Angreifer dieses Wettbewerbs genannt werden. Klar, sieben Tore von Kylian Mbappe (23) und Mohamed Salah (30) sind beeindruckend, fünf Tore von Mehdi Taremi (30), Erling Haaland (22) und Robert Lewandowski (34) nicht weniger. Eine beeindruckende Leistung liefert aber auch ein Torhüter ab: Diogo Costa (23). Auf ihn konnte sich das Team permanent verlassen, er war ein essenzieller Bestandteil des Defensivverbundes und spielte in drei der sechs Gruppenspiele zu null. 

Porto Champions League

(Photo by MIGUEL RIOPA/AFP via Getty Images)

Der portugiesische Torhüter wird längst von Topklubs wie Manchester United beobachtet und könnte auch beim FC Bayern in der Nach-Neuer-Ära eine Rolle spielen. Warum, das zeigte er mit einem modernen Torwartspiel, guter Technik und vor allem vielen Paraden. Er wirkt schon früh wie ein kompletter Torhüter mit gutem Aufbau, einer guten Strafraumbeherrschung und schnellen Reflexen. 23 Paraden in der Gruppenphase konnte er hinlegen, 186 von 257 Zuspielen kamen an, was ein absolut zufriedenstellender Wert ist. Und: Diogo Costa parierte gleich drei Strafstöße in den sechs Gruppenspielen!

Flop: Das Auftreten der Spanier – abgesehen von Real Madrid

In den letzten Jahren konnten spanische Teams in den europäischen Wettbewerben viele Titel einheimsen. Auch in der Vorsaison gab es wieder einmal einen Erfolg, diesmal für Real Madrid in der Champions League. Vier spanische Mannschaften traten in der Gruppenphase der Champions League an, aber drei davon enttäuschten. Über den FC Barcelona wurde bereits geschrieben, er hatte das Pech, in der Bayerngruppe antreten zu müssen. Nach diversen Verstärkungen im Sommer und Wetten auf eine glorreiche Zukunft, die schon schnell mit Titeln eingeläutet werden muss, um finanziell nicht wieder in größere Probleme zu rutschen, folgte ein erneutes Debakel. 

Wieder Platz drei, wieder Europa League. Barça kalkulierte aber mit der K.O.-Runde, genauer mit dem Viertelfinale und wird in seinen Budgetplanungen zurückgeworfen. Die Leistungen waren außerdem auch nur in Ansätzen gut. Der FC Sevilla übertrug indes seine katastrophalen Leistungen aus der heimischen Liga, die auch schon zu einem Trainerwechsel führten, in den Europapokal. In einer Gruppe mit Manchester City, Borussia Dortmund und dem FC Kopenhagen blieb nur der Gang in die Europa League und das war am Ende auch völlig verdient. 

Noch schlimmer erwischte es Atletico Madrid. Die Colchoneros waren wie bereits erwähnt in einer Gruppe mit Porto, Brügge und Leverkusen, galten als der Favorit auf den Gruppensieg. Doch langsam, aber sicher scheint sich die Simeone-Magie aufzulösen. Der letzte Platz ist ein Schlag in das Gesicht und wird die Debatte um potenzielle Veränderungen – nicht nur im Kader – sicher anheizen. Bleibt noch Real Madrid. Der Titelverteidiger gewann seine Gruppe, verlor nur ein Spiel. Business as usual. 

Flop: Juventus Turin scheidet aus der Champions League aus

Schon die letzten Jahre waren für Juventus Turin kein Vergnügen in der Champions League. Nicht selten mussten sich die Bianconeri schon früh geschlagen geben, oft auch gegen Mannschaften, die individuell schwächer einzuschätzen waren als man selbst. Und auch in der heimischen Liga gab es Probleme. In dieser Saison sollte alles anders werden, es wurde aber nur noch schlimmer. Als Maccabi Haifa am letzten Spieltag den Ausgleich im Parallelspiel gegen Benfica erzielte, stand die Vecchia Signora sogar vor dem kompletten Aus. Dass es in der Champions League nicht weitergehen würde, war schon vor dem letzten Spiel klar. Zwei Niederlagen gegen Benfica, ebenso viele gegen PSG: Selten war das Ausscheiden eines großen Namens in der Gruppenphase verdienter.

Nicht einmal gegen Maccabi Haifa zeigte Juventus gute Leistungen, verlor in Israel verdient. Am Ende reichte es immerhin für den dritten Platz, aber ehrlicherweise wird diese Mannschaft mit ihren Füllen an Problemen, die fußballerischer und finanzieller Natur sind, auch im anderen europäischen Wettbewerb nicht weit kommen. Von Status eines Topklubs sind die Italiener aktuell jedenfalls sehr weit entfernt und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.

(Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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