WM 2022 | Vorschau Gruppe E: Spanien, Deutschland, Japan und Costa Rica

18. November 2022 | WM-Spotlight | BY Joel Horz

Am 20. November beginnt die WM 2022 in Katar. Am 23. November startet dann auch die deutsche Nationalmannschaft ins Turnier, welche in der Gruppe E antritt. Die Gruppengegner heißen Spanien, Japan und Costa Rica. Wir stimmen euch auf diese Gruppe ein.

Der Spielplan der Gruppe E

Deutschland vs. Japan (23. November, 14 Uhr)
Spanien vs. Costa Rica (23. November, 17 Uhr)

Japan vs. Costa Rica (27. November, 11 Uhr)
Spanien vs. Deutschland (27. November, 20 Uhr)

Costa Rica vs. Deutschland (01. Dezember, 20 Uhr)
Japan vs. Spanien (02. Dezember, 20 Uhr)

Alle Kader der Gruppe E in der Übersicht



Spanien: Kann Spanien der Favoritenrolle gerecht werden?

Die spanische Nationalmannschaft ist Anwärter auf den Gruppensieg in Gruppe E und gehört zudem zum erweiterten Kreis der Favoriten auf den WM-Titel. „Ich habe eine tolle Mannschaft zusammen“, sagte Trainer Luis Enrique (52) und führt aus: „Wir werden die gleiche Philosophie wie in den letzten Jahren verfolgen.“ Enrique ist seit 2018, mit einer kurzen Auszeit von März 2019 bis November 2019, als spanischer Nationaltrainer im Amt. Die Auswahl des WM-Kaders erfolgte nach der angesprochenen „Philosophie“ der spanischen Nationalelf. Bekanntlich ist Spanien eine sehr ballbesitzstarke Mannschaft, daher setzt Enrique vor allem im Mittelfeld auf kluge, erfahrene und ballsichere Spieler wie Sergio Busquets und Rodri, aber auch auf die jüngeren Spieler Gavi und Pedri.

Bei der Qualifikation zur bevorstehenden Weltmeisterschaft hatten die Spanier keinerlei Probleme und erreichten am Ende mit nur einer Niederlage souverän den ersten Platz vor Schweden und Griechenland. Damit tritt die La Furia Roja bei der zwölften Weltmeisterschaft in Folge an. Die letzten beiden WMs liefen jedoch alles andere als erfolgreich. Während man 2014 in Brasilien als amtierender Weltmeister nicht einmal die Gruppenphase überstand, erreichte man 2018 in Russland zwar die Turnierendrunde, schied im Achtelfinale jedoch gegen den Gastgeber aus.

WM 2022: Warum und wie wir berichten 

Spanien fehlt eine echte Tormaschine

Die Spanier spielen unter Luis Enrique ein 4-3-3 System, mit einem defensiven und zwei etwas offensiveren zentralen Mittelfeldspielern. Für die defensive Position empfahlen sich in der Vergangenheit vor allem Busquets vom FC Barcelona und Rodri von Manchester City, zwei Spieler die ein wichtiges Verbindungsstück zwischen Abwehr und Mittelfeld herstellen und das Team führen sollen. Ergänzt werden diese Spielmacher aus einer Mischung von erfahrenen, jüngeren und kreativen Mittelfeldspielern wie Koke oder Dani Olmo. Die Mischung der unterschiedlichen Spielertypen im Mittelfeld werden Enrique eine gewisse Variabilität verschaffen und dürfte ihm die Möglichkeit geben, das Mittelfeld je nach Spielstand umzubauen und erforderte Qualitäten von der Bank aus zu bringen.

Auch in der Offensive zeichnet sich der Kader durch eine Mischung aus älteren und jüngeren Spielern aus. So steht beispielsweise der 30-Jährige Pablo Sarabia von PSG neben Ferran Torres im Aufgebot, gleichzeitig nominierte Enrique die Youngsters Ansu Fati, Yeremy Pino und Nico Williams. Für das Sturmzentrum steht allerdings nur eine echte ‚Nummer Neun‘ zur Verfügung. Der spanische Nationaltrainer scheint einzig und allein auf Alvaro Morata von Atletico Madrid zu setzen. Der 30-Jährige erzielte zwar in 57 Spielen 27 Länderspieltore, ließ aber auch bei den letzten Turnieren einiges an Torchancen liegen. Neben Morata kann auch Marco Asensio die Stürmerposition bekleiden. Einen echten Torjäger aus der Kategorie Fernando Torres oder David Villa haben die Spanier in Katar jedoch nicht.

Es wird spannend zu beobachten sein, wie die spanische Nationalmannschaft die Führungsstärke eines fehlenden Sergio Ramos ersetzen möchte. Enrique verzichtet auf den 36-jährigen Innenverteidiger und setzt aller Voraussicht nach auf Pau Torres. Eine schwäche in der Verteidigung könnten jedoch die eher altmodischen Außenverteidiger werden. Alba, Caravajal oder Azpilicueta sind noch von der alten Schule, kennen die spanische Spielphilosophie jedoch bestens und sind sehr erfahren.

Player to Watch: Ferran Torres

Flügelspieler Ferran Torres vom FC Barcelona könnte der entscheidende Spieler für die Furia Roja werden. Der 22-Jährige zeigte sich während der Nations League (6 Tore) und der WM-Qualifikation (4 Tore) treffsicher und ist derzeit einer der besten Angreifer der Spanier. Da ihnen nur ein echter Neuner zur Verfügung steht, könnte Torres den Platz auf der Außenbahn nutzen und immer wieder Gegenspieler auf sich ziehen. Seine schnellen Tempodribblings könnten dabei zu eigenen Abschlüssen führen, aber auch zu Lücken und Gelegenheiten für seine Mitspieler führen. Beim FC Barcelona lief es für den jungen Spieler zuletzt eher schleppend, er fand nicht wirklich zu seinem Spiel (nur zwei Tore in 13 La-Liga-Einsätzen). Bei der WM könnte sich das Blatt für ihn jedoch wenden.

Deutschland: Wiedergutmachung für die WM 2018

Die deutsche Nationalmannschaft ist der größte Konkurrent der Spanier um den Gruppensieg. Generell ist Deutschland eine der erfolgreichsten Nationen der WM-Historie und sicherte sich den Titel bereits vier Mal (1954, 1974, 1990, 2014). Nur die brasilianische Nationalmannschaft gewann häufiger (5). Nach dem Gruppen-Aus als amtierender Weltmeister bei der WM 2018 in Russland, ist die DFB-Elf auf Wiedergutmachung aus. Erstmals seit der WM 2006 tritt Deutschland nicht mit Trainer Joachim Löw bei einem Turnier an. Der neue Mann an der Seitenlinie heißt Hansi Flick. Der Triple-Trainer vom FC Bayern München hat seit seiner Übernahme einiges am Kader verändern müssen, aber auch wollen.

Alle Gruppenvorschauen der WM 2022

Die deutsche Nationalmannschaft brauchte einen Neustart und den bekam sie. Die Qualifikation zur WM war ein kleiner Teaser für das, was die Mannschaft tatsächlich leisten kann. So zumindest die Hoffnung. Zwar hießen die Gegner Nordmazedonien, Rumänien oder Armenien, dennoch zeigte die Mannschaft stabile und überzeugende Auftritte. Am Ende gewann man die Gruppe klar und deutlich mit neun Siegen aus zehn Spielen und einem Torverhältnis von 36:4. Das Länderspieljahr 2022 läuft bis hierhin jedoch eher mäßig. Aus insgesamt neun Spielen gab es lediglich drei Siege, darunter ein wenig überzeugender 1:0-Sieg gegen den Oman, fünf Unentschieden und eine Niederlage (0:1 vs. Ungarn).

Aufgrund von einigen verletzungsbedingten Ausfällen ist der finale WM-Kader, im Vergleich zur WM-Quali und der Nations League, zwar im Kern gleichgeblieben, dennoch gibt es gleich mehrere Spieler die neu mit dabei sind. So feiern Niclas Füllkrug und Youssoufa Moukoko ihre allererste Nominierung in den A-Kader der deutschen Nationalelf. Unter den verletzten Spielern befinden sich unter anderem die beiden Stürmer Timo Werner und Lukas Nmecha, sowie WM-Pechvogel Marco Reus.

DFB-Elf: Fragezeichen im Sturm

„Dieser Kader gibt uns sehr viele Optionen“, äußerte sich Flick bei der finalen Kadernominierung und deutete an: „[Es] kann schon das eine oder andere passieren, was im Vorfeld nicht ganz so vorhersehbar war.“ Dabei meint Flick jedoch nicht das Spielsystem, sondern viel mehr die Besetzung der unterschiedlichen Positionen seines 4-2-3-1-Systems, welches Flick bereits beim FC Bayern bevorzugte.

Der deutsche Kader ist gespickt mit erfahrenen Turnierspielern und Führungsfiguren. Im Tor wird sicherlich Manuel Neuer stehen, während es in der Defensive zu zwei Überraschungen gekommen ist. Flick verzichtete auf BVB-Verteidiger Mats Hummels und setzt auf eine jüngere Defensive mit Lukas Klostermann und Southampton-Neuzugang Armel Bella-Kotchap. Bei den etatmäßigen Außenverteidigern hat es neben David Raum auch Christian Günter vom SC Freiburg ins Team geschafft. Ein richtiger Rechtsverteidiger ist nicht mit an Bord. Diese Position können jedoch gleich mehrere Spieler bekleiden, wie beispielsweise Thilo Kehrer, Joshua Kimmich oder auch Gladbachs Jonas Hofmann.

Im zentralen Mittelfeld kann Flick auf Ilkay Gündogan, Joshua Kimmich und Leon Goretzka setzen. Dazu kommen die offensiveren Jamal Musiala, Julian Brandt und WM-Held Mario Götze – erstmals seit fünf Jahren wieder im Kader –  sowie im Angriff Bayerns Top-Duo Leroy Sane und Serge Gnabry. Viel Qualität, im Spielaufbau und der Chancenkreation. Doch was ist mit dem Sturm? Hier bedarf es nach den Verletzungen von Nmecha und Werner einer kreativen Lösung. Neben Kai Havertz stehen die Debütanten Füllkrug (derzeit erfolgreichster deutscher Torschütze) und Moukoko zur Wahl. Verschiedene Stürmertypen für verschiedene Gegner und Spielsituationen.

Player to Watch: Jamal Musiala

Jamal Musiala könnte ein absoluter Gamechanger für die DFB-Elf werden. Mit seinen 19 Jahren bestritt der gebürtige Stuttgarter bereits 17 Länderspiele. Beim FC Bayern München entwickelt sich der Youngster derzeit zum absoluten Leistungsträger und steht nach 22 Pflichtspielen bei 22 Torbeteiligungen (12 Tore, 10 Vorlagen). Musiala strotzt nur so vor Spielwitz und ist technisch hoch veranlagt. Hinzu kommt die Vielseitigkeit des 19-Jährigen, denn er fühlt sich zwar im offensiven Mittelfeld am wohlsten, kann jedoch auch auf der etwas defensiveren Position dahinter eingesetzt werden und sogar über den Flügel kommen.

Die EM 2021 kam für Musiala wahrscheinlich noch zu früh, auch wenn er bei den Plänen von Ex-Bundestrainer Joachim Löw keine wirkliche Rolle spielte. Dennoch wartet eine ganze Nation darauf, seine Qualitäten endlich bei einem großen Turnier aufblitzen zu sehen. Hinzu kommt die Vielseitigkeit des 19-Jährigen, denn er fühlt sich zwar im offensiven Mittelfeld am wohlsten, kann jedoch auch auf der etwas defensiveren Position dahinter eingesetzt werden und sogar über den Flügel kommen.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Japan: Der WM-Dauergast setzt sich für WM 2022 große Ziele

Zum siebten Mal in Folge und zum siebten Mal insgesamt nimmt die japanische Nationalmannschaft an einer Fußball Weltmeisterschaft teil. Die Bilanz bisher: Dreimal das Aus nach der Gruppenphase und dreimal im Achtelfinale. Bei der letzten WM 2018 scheiterte man sehr unglücklich am ersten Viertelfinal-Einzug der Historie: Eine unglückliche 2:3-Last-Minute-Pleite nach 2:0-Führung gegen Belgien. Die Japaner gehen als Außenseiter in die Gruppe E. Trainer Hajime Moriyasu stört dies aber nicht, ganz im Gegenteil: „Ich freue mich auf Deutschland und Spanien, die Erfahrung darin haben, das Turnier zu gewinnen.“

Moriyasu ist seit August 2018 als Trainer der Samurai Blue als Nationaltrainer im Amt, zuvor assistierte er als Co-Trainer bei der WM im gleichen Jahr. Die Qualifikation für die WM in Katar gelang den Japanern ohne Probleme. Bei der Quali im asiatischen Raum musste man sich allerdings Saudi-Arabien geschlagen geben und erreichte nur den zweiten Platz. Dennoch schloss man die Gruppe mit sieben Siegen in zehn Spielen mit einem Torverhältnis von 12:4 ab. Vor der WM befindet sich die Mannschaft in Top-Form. Seit Oktober 2021 verlor die Nationalmannschaft Japans nur zwei Spiele (0:1 vs. Brasilien, 0:3 vs. Tunesien).

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Verfolger der Bundesliga werden auf einige bekannte Gesichter stoßen, darunter unter anderem: Wataru Endo (VfB Stuttgart), Takamu Asano (VfL Bochum), Ko Itakura (Borussia Mönchengladbach) und der wertvollste Spieler des Japan Kaders, Daichi Kamada (Eintracht Frankfurt). Wie Offensivspieler Asano vom VfL Bochum bekannt gab, möchte die Mannschaft gemeinsam Geschichte schreiben und trotz der harten Gruppe so weit kommen wie noch nie zuvor: „Unser Ziel ist es, diesmal das Viertelfinale zu erreichen. Das haben wir noch nie bei einer WM geschafft. Wir wollen unsere Geschichte schreiben. Unsere Gruppe ist stark, ja. Aber wir sind auch besser geworden. Deswegen freuen wir uns und schauen, wie weit wir kommen.“

Japan mit viel Qualität in der Offensive

In der Vorbereitung auf das Turnier setzte Trainer Moriyasu auf viel Rotation und veränderte das Spielsystem in den letzten Monaten von einem 4-3-3-System auf ein 4-2-3-1. Daichi Kamada nimmt im neuen Spielsystem eine zentrale Rolle ein. Er agiert als Spielmacher in der Schaltzentrale. Generell treten die Japaner sehr diszipliniert und fleißig auf. Sie zeichnen sich unter anderem durch direkte und schnelle Pässe in die Spitze aus, nach Ballgewinn geht es schnell nach vorne. Sowohl in der Mittelfeldzentrale als auch auf den offensiven Flügeln ist die japanische Nationalelf gut aufgestellt. Neben Kamada stehen beispielsweise auch der erfahrene Gaku Shibaski, Ao Tanaka und Wataru Endo für die defensiveren Positionen im Mittelfeld zur Verfügung.

Auch die Abwehr der Japaner weist eine gewisse Qualität auf. Auf der Torhüter-Position gibt es nicht viel zu diskutieren. Der gebürtige US-Amerikaner Daniel Schmidt wird versuchen den Kasten sauber zu halten. Mit seinen 1,97 Meter bringt er neben einer guten Strafraumbeherrschung bei Standards, auch die nötige Spannweite mit. Neben Ko Itakura von Borussia Mönchengladbach, spielen Hiroki Ito und die beiden erfahrenen Innenverteidiger Shogo Taniguchi (31) und Maya Yoshida (34) eine zentrale Rolle in den Plänen des Nationaltrainers. Für die Außenverteidiger-Position stehen unter anderem Arsenal-Spieler Takehiro Tomiyasu und der 36-Jährige Yuto Nagatomo zur Verfügung. Nagatomo ist mit bereits 137 Länderspielen der Spieler mit den zweitmeisten Einsätzen in der Historie der japanischen Nationalmannschaft.

Der Angriff ist das Prunkstück der schnell umschaltenden Japaner. Das Spielsystem erfordert schnelle Spieler auf den Außenbahnen und die haben sie. Mit Junya Ito, Kaoru Mitoma, oder Takumi Minamino von der AS Monaco stehen drei erfahrene Außenspieler im Kader, die aber auch das nötige Tempo mitbringen. Noch mehr Tempo bringen allerdings die jüngeren Spieler mit sich. Vor allem Ritsu Doan vom SC Freiburg und Takefuso Kubo, welcher beim FC Barcelona ausgebildet wurde, sind mit ihren Tempodribblings brandgefährlich und können bei der gegnerischen Abwehr für Probleme sorgen. Welcher Stürmer den Vorzug bei der WM 2022 erhalten wird, ist noch offen. Ayase Ueda und Shuto Machino stehen als nominelle Stürmer im Kader.

Player to Watch: Daichi Kamada

Wie bereits erwähnt, ist Daichi Kamada nicht nur auf dem Papier der wertvollste japanische Spieler, er nimmt auch im Spielsystem eine der wichtigsten Rollen ein und soll das Offensivspiel der Japaner ankurbeln. Der 26-Jährige erzielte in seinen bisherigen 21 Länderspielen sechs Tore und befindet sich derzeit bei Eintracht Frankfurt in Top-Form. In der Bundesliga steht er bei elf Scorerpunkten (7 Tore, 4 Vorlagen) nach 13 Spielen und traf zudem dreimal in der Champions League. Die Leistungen des SGE-Stars könnten ausschlaggebend dafür sein, dass Japan über die Außenseiterrolle hinauswächst und sich die Teilnahme an der K.O.-Phase sichert.

Costa Rica: Erneute Überraschung bei der WM 2022?

Costa Rica qualifizierte sich als 32.- und somit letztes Team für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Insgesamt ist die Nationalmannschaft der Zentralamerikaner zum sechsten Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei und nach 2014 und 2018 treten die Los Ticos bereits zum dritten Mal in Serie bei einer WM an. Das beste Ergebnis war das Erreichen des Viertelfinales in Brasilien 2014. Damals scheiterte man tragisch im Elfmeterschießen gegen die Niederlande, sonst hätte Costa Rica im Halbfinale gestanden. In der Gruppe E mit Spanien, Deutschland und Japan muss allerdings einiges zusammenkommen, damit die Mannschaft von Trainer Luis Fernando Suarez überhaupt eine Chance auf die Endrunde haben kann. „Ich hoffe, dass wir gegen ein so starkes Team [,wie es die Deutschen sind,] bestehen können“, sagte Suarez im Vorlauf zur Gruppenphase, zeigt sich jedoch optimistisch und selbstbewusst: „[…] bei uns stimmt alles, wir ziehen an einem Strang.“

Der 62-Jährige Kolumbianer ist seit 2021 Trainer der Nationalmannschaft Costa Ricas und erst der fünfte Trainer überhaupt, der an seiner dritten Weltmeisterschaft mit der dritten Nation teilnimmt. Suarez nahm bereits mit Ecuador an der WM 2006 und mit Honduras 2014 teil. Die Qualifikation mit Costa Rica war jedoch alles andere als einfach und drohte zu scheitern. Letztendlich konnte sich die Mannschaft von Suarez im Playoff-Finale gegen Neuseeland mit 1:0 durchsetzen und sicherte sich das letzte Ticket für die Gruppenphase. Die Nationalelf befindet sich momentan im Umbruch und scheint auf dem Papier ein leichter Gegner zu sein. Im finalen WM-Kader befinden sich gleich elf Spieler, die 30 Jahre oder älter sind.

Defensive Spielweise und variables Spielsystem

Als Außenseiter ist Costa Rica dennoch nicht zu unterschätzen. Im Länderspieljahr 2022 musste das Team nur eine einzige Niederlage hinnehmen (0.2 vs. Panama) und konnte gegen Mexiko (0:0) und Südkorea (2:2) bestehen. Möglich wird das durch eine kompakte, engagierte Defensivleistung und variable Spielsysteme. So können die Los Ticos beispielsweise diverse Systeme mit einer Viererkette spielen, oder auch auf eine Fünferkette umstellen.

Der Kader besitzt dazu die nötige Tiefe und Erfahrung, allerdings fehlen jüngere und spritzigere Spieler. Diese versucht Suarez jedoch langsam an die Nationalmannschaft heranzuführen und so den Umbruch einzuleiten. Zwei Beispiele: Die Offensivspielern Jewison Benette (18) und Anthony Contreras (22), die im Laufe der Quali integriert wurden. Am Ende zahlte sich die Entscheidung aus, denn sie fügten dem Team das gewisse Etwas hinzu. Dementsprechend stehen beide auch im finalen WM-Aufgebot. Ebenfalls dabei sind gleich fünf Spieler, die bereits an der WM 2014 und 2018 teilgenommen haben. Dabei handelt es sich um die Veteranen Joel Campbell, Oscar Duarte, Celso Borges (mit 153 Länderspielen Costa Ricas Rekordnationalspieler), Yetsin Tejeda, Kapitän Bryan Ruiz und Star-Keeper Keylor Navas. Letzterer ist der wertvollste Spieler der Mannschaft und obwohl er in der laufenden Saison noch kein einziges Spiel für PSG bestritten hat, wird er bei der anstehenden WM wieder zwischen den Pfosten stehen.

In der Defensive strotzt der Kader nur so von Erfahrung, nur drei Defensivspieler sind jünger als 30 Jahre. Vor allem Innenverteidiger Oscar Duarte und Linksverteidiger Bryan Oviedo sind wichtige Bausteine in der Hintermannschaft. In der Offensive sollen neben den Youngstern Benette und Contreras vor allem Joel Campbell, Brandon Aguilera und Bryan Ruiz für Gefahr sorgen. Die Offensivstärke der Los Ticos ist allerdings ausbaufähig. In 15 WM-Quali-Spielen traf Costa Rica lediglich 14 Mal.

Player to Watch: Keylor Navas

Natürlich werden alle Augen auf Keeper Keylor Navas gerichtet sein. Der 35-Jährige zeigte seine ganze Klasse bei den letzten zwei Weltmeisterschaften, denn dort gelang ihm der Sprung in den europäischen Spitzenfußball. In seiner Heimat wird er schon längst als bester amerikanischer Torhüter aller Zeiten betitelt. Trainer Suarez lobte seine Qualitäten auch außerhalb des Fußballplatzes: „Er teilt sich ein Zimmer mit einem anderen Spieler, unterhält sich mit den Neuen, lernt sie kennen. Und hilft ihnen mit seiner Erfahrung.“ Am Aussagekräftigsten ist jedoch eine Ansprache des Torwarts vor einem entscheidenden Qualifikationsspiel gegen die USA: „Ich fühle mich sehr wohl hier bei euch. […] Ich sehe, dass ihr bereit seid, alles zu geben. Dass ihr jeden Tag etwas lernen wollt. So müssen wir weitermachen! Wenn wir siegen und die Besten sein wollen, dann dürfen wir nie die Lust, nie die Begeisterung verlieren. […] Ich bin stolz auf jeden Einzelnen von euch!“ Danach ging die Mannschaft auf den Platz und bezwang die USA mit 2:0.

(Photo by Joe Allison/Getty Images)

Prognose zur Gruppe E

Die Gruppe E ist in Expertenkreisen auch als ‚Todesgruppe‘ bekannt, denn es könnte bereits ein Mitfavorit auf den WM-Titel in der Vorrunde ausscheiden. Aller Voraussicht nach werden Spanien und Deutschland den ersten Platz unter sich ausmachen, doch es ist Vorsicht geboten. Bei einem Ausrutscher gegen Außenseiter Japan könnte das Erreichen der Endrunde in Gefahr geraten. Gerade deshalb wird das Auftaktspiel zwischen Deutschland und Japan richtungsweisend für den Ausgang dieser Gruppe sein. Tritt Japan weiterhin so fleißig, diszipliniert und engagiert auf, wie sie es in den letzten Monaten der Fall war, könnten sie die Favoriten mit ihrem schnellen Umschaltspiel vor große Probleme stellen. Costa Rica wird aufgrund der Altersstruktur und dem derzeitigen Umbruch zwar ebenfalls engagiert und motiviert auftreten, allerdings nicht die nötige Qualität besitzen, um die drei anderen Nationen zwingend ärgern zu können.

(Photo by Jörg Halisch/Getty Images)

Joel Horz

Durch seine Adern fließt anstatt rot, schwarz und gelbes Blut. Der junge Mario Götze von 2010 entfachte in ihm die Leidenschaft für offensiven und technisch starken Fußball. Joel interessiert sich vor allem für Statistiken des Fußballs.


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