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2. Bundesliga | Ulm, Regensburg & Münster: Aufsteiger mit der Mission Klassenerhalt

30. Juli 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Drei der fünf neuen Gesichter in der 2. Bundesliga sind Aufsteiger. Der SSV Ulm, Jahn Regensburg und Preußen Münster wollen sich in der Saison 2024/25 möglichst gut präsentieren. Die Mission für alle lautet Klassenerhalt. 

2. Bundesliga: Die Aufsteiger haben eine gemeinsame Mission

Drei Mannschaften sind aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Der SSV Ulm hat es als Meister geschafft, krönte sich für eine souveräne Saison und will sich nun wie zu besten Zeiten in einer der beiden höchsten Ligen im deutschen Profifußball etablieren. Preußen Münster hatte am Ende zwar zehn Punkte Rückstand auf die Ulmer, der Freude über den direkten Aufstieg tat das aber keinen Abbruch. Jahn Regensburg musste den Umweg über die Relegation gehen, ist aber ebenfalls zurück in Liga zwei. 



Der Schritt ist ein großer, im Sommer standen bei allen drei Klubs Veränderungen an. Der Kader musste an das neue Niveau angepasst, die Spielphilosophie überdacht werden. Das ist für Aufsteiger immer eine besondere Herausforderung, denn im Aufstiegsjahr wurden viele Spiele dominiert, weil die eigene individuelle Klasse in vielen Fällen höher war als die des Gegners. Jetzt verändern sich die Vorzeichen komplett. Deswegen haben alle drei eine gemeinsame Mission, nämlich den Abstieg zu vermeiden. Doch unter welchen Voraussetzungen gehen die Teams in die Saison?

SSV Ulm: Weit mehr als nur Nostalgie

Der ein oder andere Fußballfan wird sich noch erinnern, an die Saison 1999/2000. Damals nämlich spielte der SSV Ulm in der Bundesliga, hätte sogar beinahe den Klassenerhalt geschafft. Auf diesen kurzen Höhenflug folgte allerdings ein Tief nach dem anderen. Abstiege, fehlende Kompetenz, finanzielle Probleme, Insolvenz. Inzwischen sind die schlimmsten Probleme überwunden, Ulm ist zurück in der 2. Bundesliga, finanziell einigermaßen stabil aufgestellt. Allerdings auch aufgrund der Mithilfe von Investoren. Erst kürzlich sicherte sich ein US-Investor 15 Prozent der Anteile. 

Große Sprünge auf dem Transfermarkt sind dadurch aber nicht möglich. Bisher wurde der Kader punktuell verstärkt, viel Geld wurde nicht ausgegeben. Die Neuzugänge kamen aus Duisburg, Dresden, von der 2. Mannschaft des FC Schalke 04 oder waren Leihgaben vom FC Bayern (Krattenmacher) oder dem VfB Stuttgart (Ulrich). Das Modell beim SSV Ulm bleibt unverändert: Junge Spieler sollen die Chance haben, sich zu entwickeln. Und das in einem ruhigen Umfeld bei einem Team, das einen klaren Plan hat.

Ulm 2. Bundesliga

(Photo by Leonhard Simon/Getty Images for DFB)

Dieser klare Plan ist vorhanden, vorgegeben von Trainer Thomas Wörle. Seit dem Sommer 2021 ist er bei Ulm im Amt und hat das Team stetig verbessert. Besonders beeindruckend war der Durchmarsch von der Regionalliga in Liga drei. Offensiv möchte er spielen, aktiv sein, dem Gegner möglichst wenig Luft zum Atmen geben. All das sehr gerne in einer Dreierkette, genauer mit einem 3-4-3-System, immer gemäß der Stärken der eigenen Mannschaft ausgerichtet. Ulm spielt modern, schnell, direkt. Verkörpert eigentlich all das, was eine Mannschaft benötigt, um nach dem Aufstieg eine gute Rolle zu spielen. 

Soviel zur Theorie. Wichtig wird sein, dass es dem SSV Ulm gelingt, schnell in der höherklassigen Liga anzukommen und sich an das Tempo und vor allem die Körperlichkeit zu gewöhnen. Nur dann kann es gelingen, sich von der Abstiegszone fernzuhalten. Eine gute Basis dafür ist auf jeden Fall vorhanden.

Preußen Münster nach dem „Durchmarsch Deluxe“

Durchmarsch? Das kann nicht nur der SSV Ulm! Auch Preußen Münster hat es geschafft, sich nach dem Aufstieg in die 3. Liga direkt wieder im oberen Bereich zu etablieren und am Ende sogar gemeinsam mit Ulm aufzusteigen. Der 1906 gegründete Verein, der sogar Gründungsmitglied der Bundesliga war, hatte in den letzten Jahren einige Höhen und Tiefen zu durchlaufen, der Neuanfang ab 2020, nach einer Dekade im Profifußball, wurde gewissenhaft durchgeführt. Und er trug Früchte.

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Mit neuen Strukturen, einem Plan, hinter dem jeder Verantwortliche steht und der nötigen Geduld hat sich Preußen Münster wieder stabilisiert. Sascha Hildmann, der Trainer des Teams, hatte daran einen wichtigen Anteil. Und auch hier lassen sich Parallelen zu Ulm erkennen, denn die Kontinuität auf der Trainerposition sorgte für sukzessive Anpassungen des Spielsystems und damit auch für eine permanente Weiterentwicklung. Seit 4 1/2 Jahren ist Hildmann nun im Amt, jeder weiß genau, was der Trainer verlangt. 

Der Kader wurde im Sommer schon ordentlich auf Vordermann gebracht, die Verantwortlichen machten ihre Hausaufgaben früh. Jorrit Hendrix, früher für Feyenoord und Spartak Moskau aktiv, ist dabei sicher der bekannteste Name, kam aus Sydney zum Aufsteiger. Weitere Anpassungen unter anderem: Joshua Mees (Kiel), Johannes Schenk (FC Bayern), Etienne Amenyido (St. Pauli) oder Charalambos Makridis (Osnabrück). 

Vor dem Start der neuen Saison ist klar: Das Grundgerüst steht. Sollte sich noch eine Möglichkeit ergeben, wird Preußen Münster sicher noch handeln, aber dahingehend gibt es keine Pflicht. Wenn es jetzt noch gelingt, die hildmannsche Philosophie aus der 3. Liga in die 2. Bundesliga zu übertragen, haben die Westfalen gute Chancen, den Traum vom Klassenerhalt auch zu verwirklichen.

Jahn Regensburg: Über Umwege wieder zurück

Der SSV Jahn Regensburg hat schon einige Jahre in der 2. Bundesliga auf dem Buckel. Nur ein Jahr nach dem Abstieg 2023 und einem damit verbundenen Totalumbruch gelang im Sommer der Aufstieg, allerdings über einen Umweg. Die Relegation musste her, denkbar knapp (2:2, 2:1) konnte der SV Wehen aus Wiesbaden in die Schranken gewiesen werden. Es war ein extrem emotionaler Aufstieg für den Jahn, gewidmet wurde er dem im Saisonverlauf verstorbenen Teamkollegen Agyemang Diawusie. 

Regensburg 2. Bundesliga

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Nachdem der Kader vor der Saison 23/24 einmal komplett auf links gedreht und nach den Wünschen von Trainer Joe Enochs zusammengestellt wurde, waren im Sommer Verstärkungen angesagt, die das Niveau anheben und idealerweise schon Erfahrung in der 2. Bundesliga gesammelt haben. Dahingehend wurde geliefert: Sebastian Ernst kam von Hannover 96, Kai Pröger aus Rostock, Julian Pollersbeck aus Magdeburg oder Christian Kühlwetter aus Heidenheim. Die individuelle Klasse ist gestiegen, die Struktur im Kader wurde beibehalten. 

Allerdings: Der Jahn hatte von allen drei Aufsteigern die größten Probleme mit der Konstanz. Gerade im Endspurt der Saison flatterten nicht selten die Nerven, viele Spiele wurden aus der Hand gegeben. Die Saisonvorbereitung war für die Enochs-Elf also besonders wichtig, um diese Themen in Angriff zu nehmen und sich zu stabilisieren. Denn die 2. Bundesliga verzeiht keine Fehler, schnell steckt man im Abstiegskampf und kommt nur schwer wieder heraus. Ein solches Szenario soll verhindert werden, individuell gehört Regensburg – wie auch die anderen beiden Aufsteiger – aber eher zu den schwächeren Teams der Liga.

(Photo by Leonhard Simon/Getty Images for DFB)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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