Der glücklose Nick Woltemade lief in Badeschlappen durch die Katakomben der Alten Försterei und ließ den Kopf hängen. Sebastian Hoeneß presste die Lippen zusammen und haderte mit dem überraschenden Dämpfer zum Bundesliga-Start. „Für uns ist es ein bitterer und gebrauchter Nachmittag“, sagte Trainer Hoeneß nach dem 1:2 (0:2) des VfB Stuttgart bei Union Berlin: „Es fühlt sich nicht gut an, mit null Punkten in die Saison zu gehen.“
91 Tage nach dem Gewinn des DFB-Pokals hatte der VfB bei der Rückkehr in die Hauptstadt zwar durchaus gute Ansätze gezeigt. Die Statistiken zu 68 Prozent Ballbesitz, mehr als dreimal so vielen gespielten Pässen und mehr als doppelt so vielen Torschüssen nutzten jedoch wenig, wenn Stuttgart beim entscheidenden Wert zurücklag: Lediglich Neuzugang Tiago Tomás (86.) traf für den VfB – trotz geballter Offensivkraft auf dem Rasen.
Stuttgart am Ende nicht effizient genug
Hoeneß hatte das Stürmer-Trio Woltemade, Ermedin Demirovic und Deniz Undav gemeinsam auf Torejagd geschickt. Keiner von ihnen sorgte nachhaltig für Gefahr, auch nicht Woltemade, dessen vermeintlicher Ausgleich in der Nachspielzeit (90.+6) wegen einer Abseitsstellung nicht zählte. Es war der einzige Torschuss des Nationalstürmers, der nach der Sommer-Saga um einen möglichen Wechsel zum FC Bayern ungenügend ins Spiel eingebunden war. „Die Chancen hatten am Ende nicht die Stürmer, sondern eher die anderen Spieler“, sagte Hoeneß.
Julian Chabot (12.) scheiterte am starken Union-Torhüter Frederik Rönnow, Kapitän Atakan Karazor am Pfosten (44.), später traf Undav per Kopf die Latte (49.). Eine durchwachsene erste Halbzeit, in der Unions Bundesliga-Debütant Ilyas Ansah (18., 45.+4) doppelt traf, und die situativ unaufmerksame Defensive kosteten Stuttgart letztlich Punkte.
„Das tut weh“, sagte Karazor, „ich habe das Gefühl, dass wir zu einfach diese Dinger kassieren, und wir müssen so viel tun, um ein Tor zu erzielen.“ Daran sei zu arbeiten. Hoeneß wurde in seiner Analyse spezifischer. „Es hat ein bisschen die Dynamik und Zielstrebigkeit im Spiel gefehlt“, sagte der Coach: „Es geht darum, dass wir Konsequenz in unser Spiel bringen, insbesondere in der Box.“
Die Möglichkeit zu einer schnellen Wiedergutmachung besteht. Der Titelverteidiger tritt schon am Dienstag in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Zweitligist Eintracht Braunschweig (20.45 Uhr/ARD und Sky) an. „Ich bin ein Freund davon, nach solchen Spielen direkt wieder spielen zu können“, sagte Hoeneß und gab die Richtung vor: „Es kann für uns nur darum gehen, weiterzukommen. Wir werden regenerieren, noch ein, zwei Impulse setzen und dann vorbereitet in das Spiel gehen.“