Der FC Schalke 04 hat in den vergangenen Wochen einen beeindruckenden Saisonstart hingelegt: Sieben Ligaspiele, 15 Punkte und nur vier Gegentore – eine Bilanz, von der man in den letzten Jahren nur träumen konnte. 2024/25 hatten die Knappen zu diesem Zeitpunkt erst sieben Zähler auf ihrem Konto stehen. Wofür man tabellarisch jetzt nur sieben Spieltage gebraucht hat, hat der Verein in der vergangenen Saison mehr als doppelt so lange benötigt.
Es läuft momentan also vielversprechend für die Schalker. Die Ernennung von Miron Muslic zum Cheftrainer trägt Früchte, während auch viele Spieler aufblühen. Zurecht ist die Stimmung im und rund um den Verein daher bestens. Ist dieser S04 etwa ein Aufstiegskandidat? Eine Einordnung von 90PLUS.
Was dafür spricht, dass Schalke oben mitmischen könnte
„Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Meisterschaften.“ Geht es nach dieser alten Weisheit des Fußballs, so ist Schalke in seiner aktuellen Verfassung definitiv als Aufstiegskandidat anzusehen – auch wenn die Ambition des Titelgewinns aufgrund der Leistungen in den vergangenen beiden Saisons natürlich maßlos überzogen ist. Trotzdem steht fest, dass die Knappen momentan die beste Defensive der 2. Bundesliga stellen. In den ersten sieben Spielen musste Loris Karius nur viermal hinter sich greifen. Die defensive Stabilität ist das Fundament des guten Saisonstarts und wird auch in Zukunft ein großer Erfolgsfaktor bleiben.
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Dass hinten fast nichts anbrennt, ist vor allem auf die individuelle Qualität der Verteidigung zurückzuführen. Die Dreierkette bestehend aus Hasan Kurucay, Nikola Katic und Timo Becker funktioniert, als würde sie schon weitaus länger als zwei Monate zusammenspielen. Zur Erinnerung: Die drei Stammspieler der Abwehr wechselten allesamt im Sommer nach Gelsenkirchen. Und wenn dann doch einmal ein Ball durchrutscht, ist Loris Karius meist zur Stelle. Zudem zeigen auch weitere Akteure wie Soufiane El-Faouzi, Ron Schallenberg oder Vitalie Becker immer wieder ihre Klasse. Mit diesem Kader ist ein Aufstieg grundsätzlich denkbar.

Cheftrainer Miron Muslic trägt ebenfalls maßgeblich dazu bei, dass auf Schalke wieder Feuer entfacht wurde. Die Spielidee des 43-Jährigen ist zugegeben simpel, aber auf jeden Fall ausreichend. In der 2. Bundesliga braucht es keinen Zauberfußball, um am Ende der Saison den Aufstieg zu feiern. Vielmehr kommt es auf Tugenden wie körperliche Robustheit, Mentalität und Kampfgeist an. Muslic fordert und fördert jene konsequent, sodass lustlose Auftritte – die in den vergangenen Spielzeiten regelmäßig üblich waren – ausbleiben. Der Coach passt außerdem charakterlich wie angegossen zum S04. Ein Aufstieg mit ihm an der Seitenlinie? In jeder Hinsicht vorstellbar.
Das hängt auch damit zusammen, dass die Mannschaft unter seiner Leitung in den ersten Zügen der Saison 2025/26 schon eine klare Entwicklung hingelegt hat. Wirkte insbesondere das Spiel nach vorne anfangs noch ideenlos, zeigte das Team zuletzt immer bessere Ansätze. Anders als in den letzten Jahren macht der gesamte Verein zudem einen geordneten Eindruck. Im Klubumfeld geht es auch medial ruhig zu. Selbst die Entlassung von Kaderplaner Ben Manga hat keine großen Wellen geschlagen. Dieses professionelle Arbeiten ist eine Grundvoraussetzung für Entwicklung und einen möglichen Aufstieg.
Warum Schalke keine Rolle im Aufstiegsrennen spielen könnte
Vieles sieht momentan also vielversprechend aus auf Schalke. Dennoch sollte man die Euphorie nicht überkochen lassen – denn es gibt auch solche Aspekte, die gegen ein Mitmischen des S04 im Aufstiegsrennen sprechen. Dahingehend ist in erster Linie die Offensive und ihre Effizienz zu nennen. So sammelte man im letzten Spiel gegen Greuther Fürth insgesamt 24 Torschüsse, erzielte aber nur einen Treffer. Statistiken des Portals Sofascore zeigen darüber hinaus, dass sich die Schalker pro Partie im Schnitt zwar 2,3 Großchancen erspielen, gleichzeitig aber auch 1,9 davon vergeben. Aktuell lässt man also rund 82% der Hochkaräter aus.

Die Knappen machen es daher in den allermeisten Fällen wortwörtlich knapp. Vier der fünf gewonnenen Ligaspiele endeten lediglich mit einer Differenz von einem Tor zugunsten des S04. Zwar kann sich die Mannschaft das mit ihrer guten Defensive erlauben, riskant ist diese Torflaute in gewisser Weise aber trotzdem. Ein Aufstiegskandidat sollte sich dadurch auszeichnen, mehr Spiele deutlich und vor allem ungefährdet zu gewinnen. In dieser Hinsicht muss Schalke sich definitiv noch verbessern, wenn man um den Sprung in die Bundesliga mitspielen möchte.
Ein Blick auf die bisher besiegten Gegner sollte ebenfalls nicht fehlen, wenn man den Saisonstart der Königsblauen einordnen möchte: Durchschnittlich stehen die Teams, die in den ersten sieben Spieltagen gegen die Muslic-Elf verloren haben, im Moment auf dem 15. Tabellenplatz. Es handelt sich also um Mannschaften, die allesamt einen eher bescheidenen Saisonbeginn hingelegt haben – Hertha BSC, Bochum und Magdeburg, um mal ein paar Beispiele zu nennen. Ohne die Leistung des S04 schmälern zu wollen, ist festzuhalten, dass die wirklichen Härtetests noch bevorstehen. In den nächsten Wochen trifft Schalke unter anderem auf Hannover, Darmstadt und Elversberg.
Wird Schalke zum Aufstiegskandidaten oder nicht?
Momentan deutet vieles darauf hin, dass Schalke 04 in der laufenden Saison im Aufstiegsrennen der 2. Bundesliga mitmischen wird. Der Verein macht anders als in den vergangenen Jahren einen gesunden Eindruck. Miron Muslic kommt als Cheftrainer womöglich so gut an wie nur wenige vor ihm. Die Mannschaft setzt seine Spielidee konsequent um, bringt auch individuell reichlich Klasse mit sich und befindet sich in einer klar ersichtlichen Entwicklung. All diese Aspekte bilden eine vielversprechende Basis, die Schalke in der Theorie auf jeden Fall zu einem Aufstiegskandidaten machen.
Es wird also darauf ankommen, diesem begonnenen Weg auch im weiteren Verlauf der Saison zu folgen. Schalke muss sich in einigen Bereichen noch verbessern, um wirklich zum ernstzunehmenden Aufstiegskandidaten zu werden. Rückschläge, die es bislang zugegeben nur selten gab, müssen künftig professionell abgearbeitet werden. Gelingt das, so wird man die Knappen auch in den nächsten Monaten zurecht zu den potenziellen Aufsteigern zählen. Die Mannschaft selbst sollte sich mit Begriffen wie „Aufstieg“, „Bundesliga“ und Co. allerdings noch nicht auseinandersetzen. Das wäre höchstwahrscheinlich kontraproduktiv.

