Eintracht Frankfurt ist derzeit so etwas wie die Schießbude im europäischen Fußball. Zweimal kassierte man in der Champions League schon fünf Gegentore, darunter am Mittwoch auch im Spiel gegen den FC Liverpool.
Hinzu kommt, dass die Hessen auch noch die schlechteste Abwehr in der Bundesliga haben. Drei Gegentore gegen Bayern, vier zuhause gegen Union, vier gegen Borussia Mönchengladbach nach einer 6:0-Führung: Die Dinge laufen nicht wie geplant. Für Frankfurt ist das durchaus problematisch, denn die zweifellos gute Offensive kann nicht alles kaschieren.
Gründe für die Defensivprobleme gibt es einige. Kaua Santos strahlte nach seiner Rückkehr von einem Kreuzbandriss keine klare Sicherheit aus, Nationalspieler Robin Koch läuft seiner Form hinterher, andere Spieler sind überspielt oder haben einfach mit den typischen Formschwankungen in jungen Jahren zu tun.
All das spielt eine Rolle. Aber alldem hätte man auch entgegenwirken können. Hat man aber nicht. Der Transfersommer der Hessen war ein ambitionierter und in Teilen guter, aber insgesamt kein idealer. Das zeigt sich spätestens jetzt, das haben Experten aber schon im Sommer so kommen sehen.
Kein Tuta-Ersatz: Frankfurts großes Problem
Markus Krösche gilt als einer der besten Manager der Bundesliga, als einer der härtesten Verhandlungsgegner europaweit. Bei Verkäufen bekommt er oft seinen Willen, zumindest annähernd zu 100 %. Und er zeigt immer wieder ein gutes Gespür für Neuverpflichtungen. Dass auch er nicht frei von Fehleinschätzungen ist, steht außer Frage. Im Sommer den nach Katar abgewanderten Tuta nicht zu ersetzen, war ein Fehler. Das wird man in Frankfurt mittlerweile sicher auch so oder so ähnlich analysiert haben.
Denn Tuta war ein wichtiger Stabilisator. Niemand, der so extravagant verteidigte, wie es Arthur Theate manchmal macht, niemand, der ein Lautsprecher war wie es Robin Koch ist. Aber der Brasilianer war ein Spieler, der immer ein gewisses Level auf den Platz brachte und auf den man sich verlassen konnte.

Kein Wunder also, dass die Hessen schon jetzt mit einem neuen Spieler für das Abwehrzentrum in Verbindung gebracht werden. Es könnte sich schon im Winter etwas tun. Damit würde ein Fehler aus dem Sommer korrigiert werden.
Es hätte ein 6er kommen müssen
Zudem müssen die Hessen konstatieren: Wenn man schon keinen Innenverteidiger holte, dann hätte man dem defensiven Mittelfeld noch einen weiteren Impuls geben können oder gar müssen. Diese Kritik muss sich Krösche gefallen lassen, zumal es eine Kritik auf einem insgesamt hohen Niveau ist, das der Manager abliefert. Diesen Sommer sorgte er aber – nicht per Alleingang, das ist klar – für eine gewisse Unwucht im Kader.
Die Hessen waren zu Beginn der Saison zeitweise sogar fast dazu gezwungen, mit einem sehr offensiv ausgerichteten Mittelfeldzentrum zu agieren. Die Balance ging dadurch ein wenig verloren, Lücken konnten nicht geschlossen werden und auch jetzt, wo der Kader weitgehend komplett zur Verfügung steht, sind die strukturellen Probleme noch vorhanden. Und das, weil die Negativspirale von vorher einfach nicht mehr aufzuhalten ist oder war.
Es ist noch ein wenig Zeit, um den Transferwinter vorzubereiten. Markus Krösche weiß jedenfalls, dass es nun auch auf ihn ankommt, dass auch er gefordert ist.

