Urs Fischer strich sich immer wieder mit der Hand grübelnd übers Kinn. Dem neuen Trainer des FSV Mainz 05 war anzumerken, dass er die Eindrücke seiner durchwachsenen Premiere erst noch einordnen muss. Doch dafür bleibt kaum Zeit, schon am Sonntag wartet die größtmögliche Aufgabe auf das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga – es geht zu Bayern München.
„Natürlich habe ich mich schon ein bisschen mit den Bayern beschäftigt“, verriet der Schweizer nach dem 1:1 (1:1) in der Conference League bei Lech Posen mit Blick voraus auf die Partie beim Spitzenreiter (17.30 Uhr/DAZN): „Logisch, ich habe mir das ein oder andere schon angeschaut.“
Mainz mit großer Aufgabe gegen Bayern
Kaum waren die Rheinhessen am Freitag zurück von ihrer Polen-Reise, startete die Vorbereitung auf das Bayern-Spiel. Und obwohl es beim Einstand Fischers als Nachfolger von Bo Henriksen nicht zum Dreier gereicht hatte und der einzige Saisonsieg in der Bundesliga schon fast drei Monate zurückliegt, ist der Glaube an die Sensation da.
„Wir haben allen Widrigkeiten getrotzt. Der Punkt ist immens wichtig für die Moral der Mannschaft. Diese Widerstandsfähigkeit brauchen wir auch im Abstiegskampf“, sagte der starke Torhüter Daniel Batz nach dem Remis beim polnischen Meister bei RTL+: „Ich wünsche mir mal einen Sieg. Vielleicht fangen wir schon am Sonntag damit an.“
Erst einmal galt es aber, den massiven Schiri-Ärger im Europacup zu verdauen. Auch wegen einer mehr als fragwürdigen Strafstoßentscheidung des rumänischen Referees Andrei Chivulete kam der FSV am vorletzten Spieltag der Ligaphase mit zehn Mann nicht über ein Remis hinaus. „Die Entscheidung nach VAR-Check ist ein Rätsel“, wettere Sportdirektor Niko Bungert.
Mikael Ishak war per „geschenktem“ Foulelfmeter (41.) für Posen erfolgreich. Der Mainzer Nikolas Veratschnig sah wegen Foulspiels die Gelb-Rote Karte (66.). Joker Sota Kawasaki (28.) traf für die Rheinhessen, die im Europacup weitaus besser als in der heimischen Liga unterwegs sind. Drei Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage stehen zu Buche.
Am letzten Spieltag haben die Mainzer kommenden Donnerstag gegen den türkischen Erstligisten Samsunspor die Chance auf die Qualifikation für das Achtelfinale ohne den Umweg über die Play-offs. Bei einem Sieg ist der FSV sicher unter den besten Acht.
Nach seinen ersten Eindrücken glaubt Fischer daran. „Es war ein positiver Anfang, mit dem kann ich sehr gut leben“, sagte der Ex-Coach von Union Berlin, der nach zwei Jahren Auszeit keine Anlaufzeit benötigte: „Du leidest mit, als als ob nie weg gewesen wärst.“ Genau diese Leidensfähigkeit braucht Fischer wahrscheinlich auch am Sonntag.

