Marc-André ter Stegen war zurück in seinem Element. Reaktionsschnell riss der Fußball-Nationaltorwart in der 79. Minute die Arme in die Höhe und parierte den strammen Schuss des gegnerischen Stürmers, den Nachschuss vergrub er sicher unter seinem Körper. Wenig war ter Stegen beim mühsamen 2:0 (0:0) des FC Barcelona beim Drittligisten CD Guadalajara im spanischen Pokal gefordert worden. Doch als es beim Underdog in der Schlussphase auf dem Weg ins Achtelfinale darauf ankam, war auf den Deutschen wie zu besten Zeiten Verlass.
Ter Stegen konnte zufrieden sein. Seine Pflicht hatte er bei seinem lang ersehnten Comeback im Tor der Katalanen nach siebenmonatiger Pause erfüllt. Ein halbes Jahr vor der WM war der 33-Jährige endlich wieder zu etwas Spielpraxis gekommen und dabei ohne Gegentor geblieben. Es war sein erster Einsatz seit dem 18. Mai. Damals hatte der DFB-Keeper beim 2:3 in der Liga gegen den FC Villarreal zwischen den Pfosten gestanden, ehe er sich einer erneuten OP am Rücken unterziehen musste.
Alles normal für ter Stegen
Viel Lob erhielt ter Stegen für die abgeklärte Leistung am Dienstagabend von der spanischen Presse. Die Zeitung Mundo Deportivo nannte ter Stegens Vorstellung „aufmerksam“, das Blatt Sport kommentierte: „Er hatte zwar nicht viel zu tun, zeigte aber, dass er nach wie vor ein technisch versierter Torwart ist, der gerne Risiken eingeht und stets versucht, den Ball von hinten herauszuspielen.“ Marca befand, dass ter Stegen die Erwartungen „mehr als erfüllt“ habe.
Das sah Trainer Hansi Flick durchaus ähnlich. „Für mich ist Marc der Kapitän. Es war eine gute Gelegenheit für ihn, er hat dem Verein viel gegeben“, sagte Flick. An ter Stegens grundsätzlich schwieriger Situation ändert die Bewährungsprobe aber nichts. Eine dauerhafte Rückkehr zwischen die Pfosten ist nicht zu erwarten: „Wir haben mit dem Trainerstab gesprochen und entschieden, dass er spielt. Nur für dieses Spiel.“
Seinen Platz als Stammtorwart hat ter Stegen an Joan García verloren. Der Spanier war bei der Pflichtaufgabe geschont worden. Als nominelle Nummer zwei gilt eigentlich der routinierte Pole Wojciech Szczesny. Das Blatt Sport erkannte ein „Torwart-Dilemma“, das Flick mutmaßlich den Schlaf raube.
Zu einer Lösung könnte es schon im Januar kommen. Hinter ter Stegens Zukunft in Barcelona stehen ungeachtet des Comebacks Fragezeichen. Dem Keeper wurde bereits mitgeteilt, dass der Klub ihn gerne verkaufen würde. Weil Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Blick auf die WM Spielpraxis verlangt, wurde in den vergangenen Monaten immer wieder über einen Winterwechsel ter Stegens spekuliert. Sein Vertrag bei Barca läuft bis 2028.
„Es ist seine Entscheidung, ob er bleibt oder geht“, hatte Flick am Montag gesagt und ter Stegen zugleich einen „fantastischen“ Torhüter und Menschen genannt: „Ich respektiere ihn sehr, ich habe mit ihm darüber gesprochen, er ist auch eine Bereicherung für die Mannschaft. Er entscheidet, nicht ich.“