Bayer 04 Leverkusen überlässt in der Kaderplanung nichts dem Zufall. Ein Charakter-Test spielt bei der Werkself eine zentrale Rolle.
„Es geht darum, den Begriff ‚Mentalität‘ für uns greifbarer zu machen“, erklärte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes der Sport Bild. Dafür entwickelte der ehemalige Nationalspieler gemeinsam mit seinen Mitarbeitern und einem externen Psychologen eine Strategie, die bei Bayer 04 als „Big Five“ bekannt ist. Bei jedem Neuzugang soll sich unter fünf Gesichtspunkten ein Bild des Charakters gemacht haben.
Anhand der Merkmale intrinsische Motivation, Widerstandsfähigkeit, Fokus, Soziale Kompetenz und Durchsetzungsvermögen soll sich ein möglichst genaues Bild von den Qualitäten des Spielers gemacht werden, die über die fußballerischen Fähigkeiten hinausgehen.
Leverkusen schaut sich den Charakter der Spieler an: Das Gesamtbild entscheidet
Betrachtet man alle Aspekte zusammen, erhält man ein umfassendes Bild davon, ob ein Spieler zur Mannschaft passt, wie ehrgeizig er ist, ob er eine Führungsrolle übernehmen oder eher im Hintergrund bleiben wird, welche Persönlichkeitsmerkmale er in die Kabine einbringt und wie sich sein Selbstvertrauen auf seine erwartete Leistung und Entwicklung auswirkt. Bereits seit 2024 arbeitet Bayer 04 Leverkusen mit diesem Charakter-Test.
Die Auswertung erfolgt dabei nicht nach einem definierten Punktesystem, sondern nur als Gesamtbild. Überzeugt ein Spieler die Verantwortlichen fußballerisch komplett, wird ein Transfer nicht abgesagt, wenn der Akteur nicht in allen fünf Punkten die Erwartungen erfüllen kann.
Gerade im vergangenen Sommer waren die „Big Five“ besonders wichtig für Rolfes und co. Bei der Werkself gab es einen enormen personellen Umbruch. Mit Florian Wirtz, Jonathan Tah, Jeremie Frimpong, Lukas Hradecky, Granit Xhaka und Piero Hincapie verließen zahlreiche Double-Helden und Führungsspieler den Klub, die größtenteils durch junge, entwicklungsfähige Spieler wie Ernest Poku und Ibrahim Maza ersetzt wurden.

Nach einem Stotterstart samt Blitz-Trennung von Alonso-Nachfolger Erik ten Hag, ist Leverkusen mittlerweile wieder auf Kurs und belegt in der Bundesliga derzeit den vierten Platz. In der Champions League hat man noch alle Chance, sich für die Play-offs zu qualifizieren.

