Spotlight | Borussia Dortmund wird Anfang Juli Mateu Morey offiziell als Neuzugang präsentieren. Der Transfer könnte sich eventuell als Coup herausstellen. Der Rechtsverteidiger ist ein hochveranlagtes Talent, aber es gilt auch noch Zweifel zu beseitigen.
Vertrag bei Barcelona nicht verlängert
Der 19-Jährige Spanier war eigentlich dafür prädestiniert eines Tages in Barcelona den Durchbruch im Profibereich zu schaffen, aber nun zieht es Morey zum BVB. Dort will er den nächsten Schritt machen und nach langer Leidenszeit seine ins Stocken geratene Karriere fortführen. 2015 wechselte er aus dem Jugendbereich des RCD Mallorca zu den Katalanen, wo er zunächst in der U18 zum Einsatz kam und später in die U19 aufrückte. Mit Spaniens U17 wurde er 2017 Europameister und ein Jahr später konnte er mit Barças U19 die UEFA Youth League gewinnen.
Darauf folgte die bis dahin wohl schwerste Zeit seiner Karriere: Zunächst erlitt er im August des vergangenen Jahres einen Meniskusriss, der ihn bis Ende März außer Gefecht setzte. Kaum war Morey wieder gesund, zog er sich einen Bänderanriss im Knie zu. Der Spanier hatte lange Zeit sich Gedanken über seine Zukunft zu machen und die Katalanen waren gewillt seinen Vertrag zu verlängern. Doch Morey entschloss sich dagegen. Für ihn gab es kaum Aussichten auf Einsätze bei den Profis. Barça-Coach Ernesto Valverde ist ohnehin nicht gerade dafür bekannt viele Jugendspieler hochzuziehen. Nach vier Jahren in Barcelona nimmt der Rechtsverteidiger nun Abschied.
Ein hochveranlagtes Talent
Letztendlich wird ein 19-Jähriger Rechtsverteidiger ohne Erfahrung im Profibereich und fast einjähriger Verletzungspause ablösefrei zum BVB wechseln. Mit dem Transfer kann Dortmund nichts falsch machen, aber Euphorie löst diese Verpflichtung auf dem ersten Blick auch nicht aus. Aber als Anhänger der Borussia darf man ruhig Vorfreude auf Morey entwickeln. Der Spieler ist ein hochveranlagtes Talent und wird, wenn er fit bleibt, definitiv seinen Weg im Profibereich gehen.
Sieht man ihn spielen, erkennt man sofort warum der FC Barcelona ihn verpflichtete und später mit ihm verlängern wollte. Morey ist ein extrem spielstarker Außenverteidiger, der über einen guten Antritt und ein starkes Dribbling verfügt. Auf engstem Raum findet er stets kluge Lösungen, um sich mit cleveren Kombinationen oder Bewegungen aus dem Pressing des Gegners zu befreien. Seine Geschwindigkeit in Verbindung mit seinem Gespür für die richtigen Räume könnten dem Spiel des BVB eine neue Note verleihen, die es so bis jetzt noch nicht gab.
Neuer Spielertyp für die rechte Seite
Er unterscheidet sich deutlich von Achraf Hakimi (20). Der Marokkaner lebt momentan noch sehr von seiner herausragenden Athletik, aber zeigt immer wieder taktische Schwächen und trifft noch zu oft die falschen Entscheidungen auf dem Platz. Natürlich wird er in diesen Aspekten auch noch Fortschritte erzielen, aber sein Spiel ist derzeit von einer gewissen Eindimensionalität geprägt. Bei Morey sieht es da anders aus. Sein Spielverständnis ist außergewöhnlich gut und gepaart mit seinen technischen Fähigkeiten ist er perfekt für Favres Kombinationsfußball gemacht. Dass sein linker Fuß auch zu gebrauchen ist, macht ihn noch schwieriger zu verteidigen und unberechenbarer. Gerne zieht der Spanier auch mal nach innen und sucht dort entweder Anspielmöglichkeiten oder den Abschluss, der auch ordentlich ist. Den einen Weg ihn zu verteidigen gibt es nicht. So einen Außenverteidiger hat Dortmund derzeit nicht im Kader.
Müsste man ihn mit einem Spieler aus dem Dortmunder Kader vergleichen, würde er am ehesten Raphael Guerreiro (25) ähneln, der jedoch kaum als Außenverteidiger eingesetzt wurde. Beide sind sehr offensiv eingestellt und profitieren von ihrer Spielintelligenz. Sie haben allerdings auch eine gewisse defensive Schwäche. Moreys Defensivspiel zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er Situationen antizipiert und dann schnell reagiert. In Zweikämpfen zeigt er sich bissig, aber körperlich muss er definitiv noch zulegen, um in der Bundesliga nicht regelmäßig abgekocht zu werden. Doch das nötige Maß an Robustheit wird er schon noch entwickeln. Dass er dort noch Nachholbedarf hat, ist vollkommen normal für sein Alter.
Ein Jahr Anlaufzeit
In Dortmund wird man wohl kaum erwarten, dass Morey von Anfang an eine Option für die Startelf ist, aber er könnte die Zukunft der Borussen sein. BVB-Legende Lukasz Piszczek (34) beendet nach der kommenden Saison seine Karriere und Achraf Hakimi (20) wird aller Voraussicht nach nicht fest zu verpflichten sein. Morey ist der einzige Rechtsverteidiger, der zum jetzigen Zeitpunkt ganz sicher in der Saison 2020/21 im Kader der Borussen sein wird (Jeremy Toljan wird keine Option sein und Felix Passlack vermutlich auch nicht). Er wird wahrscheinlich langsam an den Profifußball herangeführt werden, erste Erfahrungen sammeln und behutsam aufgebaut.
Ein Jahr keine Spielpraxis zu haben, ist mehr als suboptimal und man muss abwarten wie sein Körper auf die Belastungen reagieren wird. Die Verantwortlichen in Dortmund werden sicherlich die nötige Geduld aufbringen können, um dem 19-Jährigen einen angenehmen Start in Deutschland zu ermöglichen. Erste Einsätze wird er wahrscheinlich noch bei den Amateuren bekommen.
Fazit
Mateu Morey ist ein sehr spannender Spieler, der vor seinen Verletzungen ein Versprechen für die Zukunft war. Jetzt wird sich herausstellen, welche Auswirkungen diese auf seine bis dahin tolle Entwicklung hatten. Bei den Konditionen hat Borussia Dortmund nichts zu verlieren und sehr viel zu gewinnen. Morey hat das Potenzial ein extrem guter Spieler zu werden und passt perfekt zu Favres Fußball.
Damian Ozako
(Photo by Robert Hradil/Getty Images)