7 Award – Premier League | Bei nun 22 Punkten Vorsprung auf Manchester City ist die Meisterschaft für Liverpool quasi besiegelt. Zu berichten gibt es allerdings deutlich mehr…
„Immer gegen die Spurs“ – Award: Manchester City
Langsam aber sicher kann man Tottenham als Manchester Citys Angstgegner bezeichnen. In einer ohnehin schon glücklosen Saison für den Noch-Meister ging gegen die Spurs noch mehr schief als sonst.
Es fing bereits im Viertelfinale der Champions League 2018/2019 an. Trotz klarer spielerischer Dominanz stand es am Ende nur 4:3 aus Sicht der Skyblues – nach dem 0:1 im Hinspiel zu wenig. Zu allem Überfluss wurde der vermeintliche Treffer zum Halbfinale in der Nachspielzeit aufgrund einer hauchdünnen Abseitsposition aberkannt.
In der Liga verlief es 2019/2020 ähnlich bitter. In der Hinrunde spielte Manchester City die Londoner regelrecht an die Wand. 181:20 Pässe im Angriffsdrittel,30:3 Schüsse, 3,0 expected Goals (xG) zu 0,22. Am Ende stand es „nur“ 2:2 (auch hier wurde ein vermeintlicher Siegtreffer in der Nachspielzeit aberkannt, dieses Mal wegen eines umstrittenen Handspiels).
Am Sonntag setzte sich der Trend fort. Für die Mannschaft von Pep Guardiola ging alles schief, was nur schief gehen kann. ManCity bestimmte das Spiel, erhielt in der 40. Minute per Elfmeter die Chance zur verdienten Führung. Gündogan trat an und vergab, von hier an ging es Berg ab:
- Hugo Lloris stand bei seiner Parade klar vor seiner Linie – der Strafstoß hätte wiederholt werden müssen
- Beim anschließenden Nachschussversuch brachte Lloris Raheem Sterling zu Fall. Für viele ein Elfmeter, der Videoassistent interpretierte die Situation anders.
- Ach ja, City-Verteidiger Oleksandr Zinchenko erhielt wegen Meckern die Gelbe Karte.
Letzteres würde sich als folgenschwer entpuppen, denn in der 60. Minute würde Zinchenko für ein taktisches Foul mit der zweiten Gelben vom Platz fliegen.
Und so kam es wie es kommen musste, Tottenham erzielte mit den ersten zwei Versuchen überhaupt zwei Tore und gewann das Spiel (63, Bergwijn; 71. Son). Die Zahlen: 0,42:3,23 xG, 3:18 Schüsse und 2:0 Tore.
Immer gegen die Spurs…
„Unbesungener Held“ – Award: Jordan Henderson
Mohamed Salah, Sadio Mané, Virgil Van Dijk, Roberto Firmino, ja sogar die Außenverteidiger, es gibt viele Spieler, die in dieser Saison beim FC Liverpool die Schlagzeilen dominieren. Über einen Spieler wird dabei kaum geredet, dabei ist er für die rekordverdächtige Spielzeit der Reds sicherlich mindestens genauso wichtig: Jordan Henderson.
Aufgrund seiner unspektakulären Spielweise wird der Ruhepool der Mannschaft gerne übersehen oder gar unterschätzt. Dabei spielt der 29-Jährige eine seiner besten Saisons. Alleine der Heimsieg gegen Southampton zeigte, wie wichtig er für die Klopp-Elf ist.
Nach einer nervösen ersten Halbzeit, in der die Saints den Reds einiges abverlangten, begann Henderson das Spiel des Tabellenführers zu beruhigen. In seiner gewohnt gelassenen Art, diktierte der Kapitän dabei mit wohl überlegten Pässen das Tempo, dirigierte seine Mitspieler und schaltete sich zudem in der Offensive ein. Mit seinem lässigen 2:0 und der Vorlage zum 3:0 durch Salah entschied er das Spiel (4:0).
Bei nun 22 Punkten Vorsprung auf Manchester City ist die erste Meisterschaft des FC Liverpool seit 30 Jahren wohl nur eine Frage der Zeit. Und spätestens dann, wenn er als Captain die Trophäe tatsächlich in die Luft stemmt, wird auch Jordan Henderson verdientermaßen im Rampenlicht stehen.

„Aus der Puste“ – Award: Leicester City
49 Punkte nach 25 Spielen, zwölf Zähler Vorsprung auf Platz fünf. Egal was noch passiert, die erste volle Saison unter Brendan Rodgers ist für Leicester City schon jetzt ein voller Erfolg und das liegt vor allem an dem schlüssigen Konzept, der überzeugenden Spielweise und der hervorragenden Entwicklung der jungen Mannschaft.
Nichtsdestotrotz scheint dem kleinen aber feinen Kader der Foxes allmählich die Puste auszugehen. Anders sind die zunehmenden Konzentrationsaussetzer und die Abnahme der beachtlichen Konstanz nicht zu erklären. Beim 2:2 gegen den FC Chelsea verspielte Leicester bereits zum dritten Mal in den letzten vier Spielen eine Führung – und damit insgesamt acht Punkte.
Nach der Partie sagte Rodgers: „Wir haben ihnen quasi zwei Tore geschenkt, was uns enttäuscht. Gegen eine Top-Mannschaft ist das wohl ein gutes Resultat, aber wir hätten das Spiel gewinnen müssen (…). Es war eine lange Phase seit Dezember.“
Die Mini-Winterpause der Premier League – das nächste Spiel findet erst am 14. Februar statt – kommt daher wie gerufen. „Wir werden weggehen, zurückkehren und wieder konstant sein“, kündigte Rodgers an.

„Ein Neuzugang genügt nicht“ – Award: Bruno Fernandes
Eines der größten Probleme von Manchester United unter Ole Gunnar Solskjaer ist das einfallslose, statische und leblose Offensivspiel. Um so größer waren die Hoffnungen der Fans, als die Red Devils kurz vor Transferschluss den portugiesischen Spielmacher Bruno Fernandes als Neuzugang vorstellten.
Zuhause gegen die Wolverhampton Wanderers stand der 55-Millionen-Mann auch direkt in der Startelf. Trotz eines ordentlichen Debüts, bei dem der 25-Jährige viel Verantwortungsgefühl, Eigeninitiative und Schussfreudigkeit ausstrahlte, konnte auch er die Probleme Uniteds nicht im Alleingang beheben.
Es blieb bei einem 0:0, das dritte torlose Spiel in Folge für den Rekordmeister. Solskjaer muss den Mangel einer offensiven Identität an der Wurzel anpacken, ein oder mehrere Neuzugänge werden das Problem nicht lösen.
„Unentschieden-Meister“ – Award: Arsenal
Es war ein frustrierendes Spiel für den FC Arsenal gegen Burnley. Die Gunners wirken nach dem Trainerwechsel und durch die deutlich intensiveren Vorgaben Mikel Artetas ausgelaugt und brachten daher nicht viel zustande – die Mini-Winterpause kommt gerade recht.
Der Gegner tat sein Übriges, frustrierte die Londoner vor allem durch viel Einsatz, rohe Physis und Disziplin. Am Ende kam daher ein 0:0 der weniger attraktiven Sorte heraus.
Solche Spiele gibt es nunmal, in der verkorksten Saison des FC Arsenal allerdings zu häufig, genauer gesagt 13 – Premier-League-Rekord nach 25 Spieltagen.

„Spätzünder“ – Award: Crystal Palace
Wenn uns die Saison von Crystal Palace eines gelehrt hat, dann, dass man zu den Spielen der Londoner nicht pünktlich im Stadion oder vor dem Fernseher sitzen muss.
Beim Heimspiel gegen Sheffield United hatten die Eagles bereits zum 20. Mal in dieser Saison keinen eigenen Treffer erzielt – Ligahöchstwert.
Dieses Mal konnte die schlechteste Offensive der Liga trotz einer soliden Leistung auch nach dem Wiederanpfiff keinen Treffer erzielen. Am Ende blieb es nicht mal bei einem Punkt. Ein kurioses Eigentor von Palace-Keeper Vicente Guaita schenkte den Gästen einen Dreier.
„Das ist Fußball“ – Award: Everton & Watford
Am letzten Spieltag war die Enttäuschung beim FC Everton groß. Wie aus dem Nichts hatten die Toffees innerhalb der Nachspielzeit eine hoch verdiente 2:0-Führung gegen Newcastle verspielt und mussten sich mit einem Punkt begnügen.
11 Tage später war es die Mannschaft von Carlo Ancelotti, die das Spiel spät und überaus glücklich zu ihren Gunsten drehte. Everton überkam einen verdienten 0:2-Rückstand gegen Watford durch zwei Tore von Abwehrspieler Yeri Mina und erzielte trotz Unterzahl in der Nachspielzeit sogar den Siegtreffer durch Theo Walcott.
„Das ist Fußball“, sagte der italienische Trainer nach dem Spiel und ergänzte: „Er ist unvorhersehbar. Ehrlich gesagt hatten wir nicht mal den Ausgleich verdient, aber nach dem, was letzte Woche passiert ist, hatten wir den Sieg verdient“
Watford dagegen kassierte nach dem 1:1 gegen Aston Villa zum zweiten Mal in Serie einen entscheidenden Treffer in der Nachspielzeit. Sechs wichtige und eigentlich verdiente Punkte im Abstiegskampf, die ihnen noch teuer zu stehen kommen könnten. Auch das ist Fußball…
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Chris McCarthy
(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

